Mir wäre nicht bekannt, dass man in Deutschland mit der Einführung von ETCS auf aktive Neitec setzt.corsa636 @ 14 May 2016, 10:34 hat geschrieben:Gibt es Überlegungen der Neigetechnik, bzw. dem Bogenschnellenfahren in D (oder allgemein) in Kombination mit ETCS ein "zweites" Leben einzuhauchen?
Aber man müsste erstmal flächendeckend mit ETCS ausrüsten - das düfte wohl noch Jahrzehnte dauern. Außerdem müssen durch die höhere vMax Vorsignalabstände, BÜ-Einschaltpunkte, Oberbau usw. angepasst werden.Mit ETCS hätte man einen sauberen - einheitlichen - Standard und keine zusätzlichen Kostne für die Streckenseitige-Neigetechnikaausrüstung.
Puh, kurzfristig und ETCS, das ist nun wirklich eine reichlich gewagte Aussage... Und mit der Streckenausrüstung ist es längst nicht getan, man braucht ja auch die entsprechenden Fahrzeuge, die mehr Geld kosten. Insbesondere elektrische Fahrzeuge sind eine recht komplizierte Konstruktion, denn der Stromabnehmer muss gegenüber dem Wagenkasten gerade geneigt werden. Durch die höhere Seitenbeschleunigung steigt natürlich auch die Beanspruchung der Schienen und des Oberbaus.So könnte man kurzfristig und kostengünstig die Reisezeiten reduzieren und damit die Schiene wieder attraktiver machen.
Bleiben wir doch realistisch: Die langsamsten Abschnitte sind Weichenstraßen an großen Bahnhöfen. Dort ist der Einsatz von Neitec nicht denkbar. Wirklich langsame Strecken sind in der Regel Nebenstrecken und dort ist es eher nicht der enge Bogenradius, an dem eine höhere vMax scheitert sondern technisch nicht gesicherte BÜ und die 80 km/h-Grenze aus der EBO. Neitec wäre außerdem viel zu teuer, wenn man um den Stundentakt mit 650 kämpfen muss. Auf Hauptstrecken gibt es dann doch eher weniger wirklich langsame Abschnitte - Geislinger Steige würde mir spontan einfallen - sodass der Fahrzeitgewinn hier am geringsten ist. Dennoch wäre ein Neitec-Einsatz hier am ehesten denkbar, da relevant für GV und FV und damit für ETCS-Ausrüstung.Vorallem ermöglicht die Neigetechnik beschleunigten Zugverkehr v.a. in langsamen Passagen - also dort wo es die größen Auswirkungen auf die Fahrzeit hat!!
Das dürfte ziemlich sicher nicht zutreffen. Selbst wenn manch ein Geschwindigkeitseinbruch geringer ausfällt - der Luftwiderstand steigt quadratisch mit der Geschwindigkeit. Das macht sich natürlich insbesondere im oberen Bereich (meinetwegen 130 konventionell - 160 mit Neitec) bemerkbar. Außerdem muss der Bogenwiderstand überwunden werden, der ebenfalls mit der Geschwindigkeit steigt.Ich denke auch, dass sich der Energieverbrauch - bedingt durch weniger Bremsen und beschleunigen - mit der Neigetechnik verringern lässt.
Ich persönlich bezweifle eher, dass aktive Neitec in Deutschland langfristig eine Zukunft hat. Sonst würde man wohl allmählich an einen Nachfolger vom 612er denken. Eigentlich ist es schade, denn zumindest auf den Strecken, die ohnehin für viel Geld ertüchtigt wurden, könnte man sie wirklich weiterhin nutzen. Das hätte man aber auch bei Ausschreibungen berücksichtigen müssen. Ein Beispiel ist Leipzig-Chemnitz, wo die Kreuzungsabschnitte auf die 612er ausgelegt wurden, weshalb das Fahrplankonzept ohne Neitec eher bescheiden ausfällt. Am ehesten glaube ich noch an passive Neitec mit elektrischen Zügen der SBB und CD auf Relationen Zürich-München und Nürnberg/München-Prag. Aber bis dahin wird noch viel Zeit vergehen und eine Prognose will ich da nicht wagen.
In anderen Ländern sehe ich größere Chancen, z.B. Norwegen, Schweden, Italien.