Galaxy @ 6 Mar 2017, 17:15 hat geschrieben:Das Reichweiten Problem wird es nicht ewig geben.
Doch, mit dem was wir so Akku nennen, wird das genau so sein. Auch der teure Tesla kommt nach zwei Jahren im Winter mit Heizbetrieb nur um die 200 km weit. In einem leistungshungrigen Fahrprofil vermutlich nicht einmal das. Weil der Verbrenner viel Energie sonstwohin versuppen lässt (Reibung, Wärme), ist die Verbrauchsschwankung bei mehr oder weniger nachgefragter Leistung im Vergleich nicht so groß und für die Heizung ist eh auf jeden Fall mehr als genug Wärme da. Fährste "normal" braucht der Kübel 8 Liter, fährste richtig schnell sind es 16 Liter. Da beim Bremsen nichts zurückgewonnen wird, kommt da eben auch nichts mehr zurück, was Reichweite bringen könnte und im Leerlauf läuft auch immer Sprit durch. Nicht effizient, aber im Alltag planbar.
Beim E-Auto ist diese Schwankung viel viel viel größer. Einmal kräftig beschleunigen und du kannst der Restreichweite beim Verschwinden zuschauen, bremst du auch wieder viel, kommt ein Teil zurück, lässt du rollen, hast du gar keinen Stromverbrauch und so weiter. Und das ist eben fatal, wenn du viel weniger Energie im "Tank" hast, diese "bis zu" Reichweitenangaben können um ein Vielfaches schwanken, solche Schwankungen gibt's bei Benzin/Diesel nicht. Da regt man sich schon auf, wenn das Auto mit 6 Litern und theoretisch 1.000 km Reichweite angegeben ist, im Alltag braucht man aber 9 Liter und kommt nur 750 km weit (und kann dann in 5 Minuten volltanken). Bei den E-Autos sind die Abweichungen einfach so groß, dass man das kaum vernünftig planen kann ohne wirklich genau das Fahrprofil und die Strecke zu kennen. Das geht bei Postzustellern und Leuten, die so kurze Strecken fahren, wo es wurscht ist, ob sie 250 oder nur 70 km weit kommen, weil die eh nie so weit fahren und daheim eine Steckdose haben. Aber im normalen Straßenverkehr habe ich diese Planbarkeit nicht. Stau am Aichelberg, immer nur Anfahren am Berg, die Bremsenergie klaut die Hangabtriebskraft, zack bumm ist die ganze Planung am Ende und du kommst nicht mehr wie eigentlich berechnet von Stuttgart nach München, sondern hast in Augsburg ein (bei ausreichender Infrastruktur) mindestens halbstündiges Problem.
Das wird sich auch nicht wesentlich verändern, egal welche Wunderakkus mal wieder angekündigt werden. Die höchste
Energiedichte, die ich für einen wiederaufladbaren Akku gefunden habe, ist ein im Labtortest befindlicher Lithium-Luft-Akku mit derzeit 1,6 MJ/kg, der theoretisch wohl bis etwa 40 MJ/kg gehen könnte, aber noch weit weg von einem praktischen Einsatz ist, wenn der denn je kommen wird. Die heutigen Li-Ionen-Akkus liegen bei 0,65 MJ/kg. Zum Vergleich: Benzin/Diesel haben ungefähr 42 MJ/kg, Steinkohle 34 MJ/kg, Methan sogar 50 MJ/kg und Wasserstoff 120 MJ/kg. Wenn eine Kuh einmal furzt steckt da warscheinlich mehr Energie drin als in irgendwelchen Akkus.

Bei denen wird eigentlich nur viel Energie frei, wenn sie mit steigender Energiedichte bei minimalen Beschädigungen abbrennen. Samsung und so... Ein Kanister Diesel ist weniger gefährlich. Findet übrigens auch die Feuerwehr, die findet E-Autos nicht so lustig. Eigentlich muss man immer erstmal mit'm Spannungsprüfer ran, bevor man wen aus einem E-Auto rausschneiden kann oder überhaupt irgendwie ans verunfallte Auto tritt.
Auch 2050 wird es Verbrennungsmotoren geben, der läuft in 33 Jahren alternativ unter anderem auch mit Wasserstoff, Methan oder irgendeiner Mischung aus dem vorhandenen Erdgasnetz, hergestellt in der Biotonne oder durch den Wind. Da sehe ich mehr Zukunft, aber halt weniger Musk'schen Hype. Eine Zukunft mit E-Autos wird seit der Ölkrise 1973 vorausgesagt, bekommen haben wir SUVs und Gigaliner. Auch erwähnter Herr Musk rennt mit seinen E-Autos, Mondraketen und dem Rohrpost-Vakuumzug 1:1 einer Zukunft hinterher, die sich Sci-Fi-Freaks zwischen den 50ern und 70ern ausgedacht haben und sich eigentlich längst überlebt hat. Mich wundert, dass der keinen Transrapid bauen will, der gehört da nämlich auch dazu. Und genauso wie dem wird's den anderen Visionen auch gehen, allein schon weil ein Energiespeicher mit 2 MJ/kg nicht ernsthaft eine Alternative für einen Energiespeicher mit 42 MJ/kg sein kann. Wenn uns die Geschichte nämlich eins lehrt, wirklich durchgesetzt haben sich meist die Erfindungen, die man nicht künstlich fördern musste, sondern dem bisherigen einfach überlegen waren, so wie die Eisenbahn, die mit der 100-fachen Kapazität in 2 Stunden das fuhr, was die Postkutsche in 12 Stunden nicht schaffte, dabei für die Kundschaft sogar noch billiger (!) war und dem Betreiber riesige Renditen brachte. Das sehe ich beim E-Auto alles nicht. Akkuentwicklung hin oder her, da werden Brücken gebaut irgendwohin und man weiß nicht wie weit der zweite Brückenkopf eigentlich steht.
Luftreinhaltemäßig bis 2050 wirklich was erreichen wird man im Verkehrssektor nur können, wenn man vom Auto weggeht, weniger fährt oder dazu andere Verkehrsträger mit vorhandener Technik nutzt. Und da sind wir wieder beim Zweck und Namen des Forums hier. Wo ist eigentlich meine persönliche Förderung, weil ich seit Jahren massiv Elektromobilität nutze?