Muffo1234 @ 5 Jan 2018, 14:13 hat geschrieben:Ich möchte anmerken, dass es sich bei dem von dir gescholteten Auto um einen Europcar-Mietwagen handelt, der vermutlich aus Tschechien stammt

Das mag schon sein - aber der Fahrer war definitiv deutscher Fuzzi. :rolleyes:
Tag 15 Tábor
Der Regen klopft gegen mein Fenster. Dann kann ich mich ja beruhigt nochmal umdrehen und weiterschlafen.
Gegen Mittag nehme ich den Obus zum Bahnhof. Bisher habe ich nie länger als drei Minuten zum Fahrkartenkauf gebraucht – ich würde sagen, dass es trotz der Sprachbarriere meistens schneller ging als an einem deutschen Automaten, an dem ich weiß, was ich brauche.
Ohne erkennbaren Grund stehen wir nach der planmäßigen Abfahrt noch acht Minuten herum.
Interessant finde ich, wie in Tschechien der fehlende
Fahrtanzeiger kompensiert wird. Der Tf pfeift, sobald das Signal auf Fahrt geht, wenn es der Zugchef nicht erkennen kann.
Die Hälfte der Verspätung fahren wir wieder raus und nach der Ankunft suche ich den Fahrradverleih der CD auf. Hoffentlich haben die Räder wenigstens eine Gangschaltung, sonst komme ich im hügeligen Tábor nicht weit…
Positive Überraschung: Der Preis liegt mit 200 Kronen pro Tag (129 für 5h) unter dem Fahrradverleih in Budweis und das Fahrrad ist deutlich besser ausgestattet und in gutem Zustand.
Die Mitarbeiterin lobt mich für meine guten Tschechischkenntnisse. Naja, ich muss wohl langsam Fortschritte machen…
Einziges Manko: Ich muss das Fahrrad bis 17 Uhr zurückgeben. Doch der wichtigste Grund, warum ich unbedingt nochmal ein Fahrrad brauche, lässt sich in der Zeit problemlos erledigen.
Die Hochschule für Agrarwissenschaften spiegelt sich im vom letzten Schauer nassen Beton.
Ein großes Lob muss ich dem ausgesprochen guten Fußgängerleitsystem aussprechen. Das gilt nicht nur für Tábor, sondern praktisch jeden Ort, den ich besucht habe. Der Weg vom Zentrum zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof ist überall beschildert. Selbst die kleinsten Dörfer haben eine Übersichtskarte am Dorfplatz aushängen. Da kann man sich in Deutschland definitiv inspirieren lassen.
Ebenfalls einen detaillierten Blick lohnt das Fahrkartenangebot, welches hier besonders übersichtlich dargestellt ist.
In Tschechien sind Einzelfahrkarten im deutschen Sinne weitgehend unbekannt – stattdessen gibt es nur Zeitkarten unterschiedlicher Dauer, während der alle zugelassenen Verkehrsmittel der jeweiligen Tarifzone in jede beliebige Richtung genutzt werden können. Der Ausschluss von Rück- und Rundfahrten existiert in Tschechien üblicherweise nicht.
In dieser Hinsicht ist die Zeitkartenregelung sicher fahrgastfreundlicher als bei uns, doch sehe ich auch einen entscheidenden Nachteil. Wie an den Fahrplänen zu erkennen ist, richtet sich die Gültigkeit der Fahrkarten nach der fahrplanmäßigen Beförderungszeit und gilt daher unabhängig von der tatsächlichen Dauer der Fahrt auf der entsprechenden Strecke. Das mag zwar in einem Midibus im Stadtverkehr von Tábor problemlos überschaubar sein, in einer Stadt der Größe von Prag mit erheblichen Unterschieden der Fahrtdauern zwischen HVZ und NVZ eher weniger. Am Ende wird also der Fahrgast dafür bestraft, dass die Tram im Stau feststeckt und die geplante Reisedauer überschritten wird. Wie solche Fälle bei einer Kontrolle gehandhabt werden, ist mir allerdings nicht bekannt.
Bis das Objekt der Begierde seine Fahrt beginnt, habe ich noch ganz entspannt Zeit für einen Blick in die Innenstadt.
Wirklich weit komme ich nicht, denn ein kräftiger Schauer setzt ein und ich stelle mich in einer Hausdurchfahrt unter. Eine Viertelstunde später wage ich mich auf den Žižkovo námestí hervor.
Mein Gedanke war: Wenn man aus dem Zug eine wunderbare Aussicht auf die Stadt hat, müsste sich folglich auch eine wunderbare Aussicht auf die Stadt mit Zug verewigen lassen. Also strample ich durch das Tal und auf der gegenüberliegenden Seite wieder hoch – alle 21 Gänge kommen zum Einsatz. Doch das Motiv ist die Mühe wert:
Wo geht’s lang und wer darf zuerst?
Nun noch einen ausgiebigeren Blick in die recht große Altstadt, die zwar nicht so spektakulär wie Ceský Krumlov ist, dafür aber absolut nicht überlaufen.
