Bayernlover @ 6 Nov 2018, 08:44 hat geschrieben: Kleiner Tipp: Das Abitur wird nicht dadurch aufgewertet, wenn man es jedem hinterherwirft.
Ich meine nicht, dass man das Abitur hinterherwerfen sollte. Aber -- gerade wenn man das System strafft -- braucht es deutlich mehr individuelle Förderung. Ein Kind entwickelt sich in einer Beziehung schneller, in anderer wieder langsamer. Wenn man verhindern will, dass solche Kinder aussortiert werden, muss man sich viel mehr Mühe geben. Hier landen sie einfach auf der Mittelschule.
Und das fängt vor der Grundschule an.
Ich kenne Kinder, die sehr (zu) früh eingeschult wurden. Das war einmal der Trend und wurde so proklamiert. Ob ein Kind knapp 6 Jahre alt ist oder 6 Jahre und 8 Monate, ist in vielen Fällen ein riesiger Unterschied. Das eine Kind hat z.B. nur eine rudimentäre Zahlenvorstellung, während das andere schon Zahlen vergleichen kann und Addition bis 20 beherrscht.
Originalton einer Bayerischen Lehrerin an die Eltern gerichtet: "Lernen Sie mit Ihrem Kind, lernen Sie!"
Da sieht man am konkreten Beispiel, warum der schulische Erfolg so stark vom Einkommen und Bildungsgrad der Eltern abhängt.
Bei entwicklungsbedingten Defiziten bringt das Pauken allerdings nur Frust für das Kind -- es hat keine Chance etwas zu verstehen, für das ihm die Reife fehlt. Das kann nach drei Monaten ganz anders aussehen -- nur wird das Kind es aus Frust nie wieder versuchen.
Warum hat man damals den Fehler gemacht, der so offensichtlich ist? Wenn man möchte, dass die Kinder früher eingeschult werden, muss sich die Schule den dann jüngeren Kindern anpassen. Sonst werden nämlich umso mehr Kinder abgehängt. Wenn man auch nur zehn Minuten darüber nachdenkt, muss man darüber stolpern. Aber in Bayern?
Nun hat man das Experiment mit der frühen Einschulung abgebrochen -- man hat eingesehen, dass es so keinen Sinn macht. Hätte man die Klassen kleiner gewählt und mehr individuelle Förderung angeboten, hätte es vielleicht funktioniert. Aber das hätte ja auch Geld gekostet.