[M] Seilbahnen für München?

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Beitrag von Hot Doc »

Iarn @ 19 Nov 2018, 09:52 hat geschrieben: Die Welt zum Thema

Reiter nimmt das städtische Versagen beim Straßenbahnbau nun als Argument pro Seilbahn.
Da muss ich dir 100%ig zustimmen! Die Planungszeit für mehrere Stationsbauwerke und die Trassierung der Seibahn sollte vom reinen Arbeitsaufwand auch nicht viel länger sein, als die für eine wenige km lange Tramstrecke auf Straßengrund. Der einzige Unterschied ist, dass das eine eine Privatfirma stringent durchzieht, das andere über Jahre in der Parteipolitik der Stadtverwaltung zwischen Planungsreferat, KVR, MVG und Stadtrat verzogen wird.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Seilbahn bei rechtlichen Einwänden so viel besser abschneidet als eine Tram. Da wird es auch zig Einsprüche von Anwohnern geben. Auch die Bauzeit mag bei der Seilbahn um ein paar Monate kürzer sein, aber auch das sollte am Ende nicht den Ausschlag geben.

Interessant auch, die Kosten werden auf 50 Millionen geschätzt. Das liegt in der Größenordnung einer Tramstrecke über diese Distanz. Also auch der Kostenfaktor ist zumindest kein durchschlagendes Argument.

PS: in einigen anderen Städten hat man Seinbahnprojekte wieder auf Eis gelegt, da eben doch ziemlich viel Widerstand aus der Bevölkerung kam und man dadurch eben auch wieder deutlich verlängerte Planungszeiträume hat oder sogar Bürgerbegehren dagegen, die auch noch Aussicht auf Erfolg haben.
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FloSch
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Beitrag von FloSch »

gmg @ 18 Nov 2018, 14:23 hat geschrieben: Ein Forumsmitglied, von dem ich dachte, es wäre seit Jahren nicht mehr dabei, teilt mir mit, dass es den Lift, nicht mehr gibt, von dem ich dachte, es gäbe ihn noch :blink:
Nur weil ich nicht auf jeden Unsinnsbeitrag aufspringe, gibt es mich doch immer noch. Wozu diese Spitze nötig war, ist mir allerdings ein Rätsel.

Aber um das Thema konkreter zu machen: seit 2009 gibt es den Lift in Garmisch nicht mehr, siehe z.B. https://www.lift-world.info/de/lifts/413/datas.htm. 1,5 m/s Seilgeschwindigkeit hatte der Lift, da geht das mit der Umlenkung noch ganz gut.

Im Montafon gab es mit der Grasjochbahn eine noch deutlich aufwändigere Kurvenkonstruktion und zahlreichen Umlenkrollen. Dort fuhr der Lift mit 2,3 m/s Seilgeschwindigkeit (Quelle: https://www.lift-world.info/de/lifts/415/datas.htm). Wirklich spannend zum Durchfahren, aber mittlerweile abgebaut. Videomitfahrt gibt's z.B. in https://www.youtube.com/watch?v=8ZP4BxQpm4s.

Auch das kommt aber nicht an Seilgeschwindigkeiten von 5, 6 oder mehr m/s ran, die für so eine innerstädtische Gondelbahn angesagt wären.
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Beitrag von Hot Doc »

FloSch @ 19 Nov 2018, 22:55 hat geschrieben: Nur weil ich nicht auf jeden Unsinnsbeitrag aufspringe, gibt es mich doch immer noch. Wozu diese Spitze nötig war, ist mir allerdings ein Rätsel.
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das eine Spitze sein sollte. Ich habe das als Freude über ein kleines Kuriosum gelesen....
...
Auch das kommt aber nicht an Seilgeschwindigkeiten von 5, 6 oder mehr m/s ran, die für so eine innerstädtische Gondelbahn angesagt wären.
Wasser auf meine Mühlen. Danke für die Beispiele und die korrekte sachliche Schlussfolgerung.
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Beitrag von gmg »

FloSch @ 19 Nov 2018, 22:55 hat geschrieben: Wozu diese Spitze nötig war, ist mir allerdings ein Rätsel.


Sollte keine Spitze sein, tschuldigung.

Im Montafon gab es mit der Grasjochbahn eine noch deutlich aufwändigere Kurvenkonstruktion und zahlreichen Umlenkrollen. [...] Videomitfahrt gibt's z.B. in https://www.youtube.com/watch?v=8ZP4BxQpm4s.

Auch das kommt aber nicht an Seilgeschwindigkeiten von 5, 6 oder mehr m/s ran, die für so eine innerstädtische Gondelbahn angesagt wären.
Die Kurve in dem Video ist doch gar nicht so aufwendig! In der untersten Etage fahren die besetzten Aufwärts-Sessel. In der mittleren Etage kehrt ein anderer Lift um, der mit der Sesselbahn nichts zu tun hat. In der obersten Etage fahren die leeren Abwärts-Sessel. Das Video bestätigt meine These, dass eine Kurve gar nicht sooo aufwendig ist. Klar ist allerdings, dass bei einer schnelleren Bahn die Kurven nicht so eng sein dürfen.
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Beitrag von FloSch »

gmg @ 19 Nov 2018, 23:16 hat geschrieben:Sollte keine Spitze sein, tschuldigung.
Na gut, dann hab ich da wohl was falsches rausgelesen, sorry.
gmg @ 19 Nov 2018, 23:16 hat geschrieben: Die Kurve in dem Video ist doch gar nicht so aufwendig! In der untersten Etage fahren die besetzten Aufwärts-Sessel. In der mittleren Etage kehrt ein anderer Lift um, der mit der Sesselbahn nichts zu tun hat. In der obersten Etage fahren die leeren Abwärts-Sessel.
Nein, da ist kein anderer Lift involviert, das war alles die Grasjochbahn. Die Umlenkung in Talrichtung erfolgt über zwei Umlenkscheiben wenn du genauer hinschaust.

Ich bin wirklich schon in viele Skigebieten unterwegs gewesen, Kurvenlifte bei Nicht-Schleppliften sind wirklich selten. Man sollte nicht unterschätzen, dass auch bei vermeintlich niedrigen Geschwindigkeiten die Fliehkräfte in Kurven schon recht hoch sind. Gerade bei Gondelbahnen wird so eine Konstruktion meist nur mit einer Mittelstation möglich sein. Sonst sind da nur sehr geringe Ablenkungen möglich. So sonst gäbe es auch in Skigebieten wesentlich mehr Gondelbahnen mit Kurven drin, Teilweise gibt es ja auch Mittelstationen, bei denen es gar keinen Ein- oder Ausstieg gibt, eben weil es außer mit ausgekuppelten Gondeln technisch nicht geht.
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Beitrag von mapic »

gmg @ 19 Nov 2018, 22:16 hat geschrieben: Die Kurve in dem Video ist doch gar nicht so aufwendig! In der untersten Etage fahren die besetzten Aufwärts-Sessel. In der mittleren Etage kehrt ein anderer Lift um, der mit der Sesselbahn nichts zu tun hat. In der obersten Etage fahren die leeren Abwärts-Sessel. Das Video bestätigt meine These, dass eine Kurve gar nicht sooo aufwendig ist. Klar ist allerdings, dass bei einer schnelleren Bahn die Kurven nicht so eng sein dürfen.
Schau dir das Video nochmal genau an. Die mittlere Etage hat sehr viel mit dem Lift zu tun. Das ist keine andere Bahn. Die talwärts fahrenden Sessel machen da so eine Art Dreiecksfahrt. Das liegt daran, dass Aufgrund der Seilklemmen in diesem Fall nur eine Seilablenkung nach rechts möglich ist. Würde man das Seil in Fahrtrichtung nach links ablenken, dann würde es alles aushebeln. Deshalb können die talwärts fahrenden Sessel den Knick nicht so fahren wie die bergwärts fahrenden.
Das Video bestätigt also, dass so eine Kurve schon sehr aufwendig ist. ;)

Für städtische Transportmittel wäre so was aber auch nicht geeignet. Es funktioniert in dieser Form nur , weil in den talwärts fahrenden Sesseln keine Leute sitzen dürfen.
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Beitrag von gmg »

Hot Doc @ 19 Nov 2018, 23:13 hat geschrieben: Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das eine Spitze sein sollte. Ich habe das als Freude über ein kleines Kuriosum gelesen....
Stimmt! Danke für die Vermittlung!
...Wasser auf meine Mühlen. Danke für die Beispiele und die korrekte sachliche Schlussfolgerung.
Das sehe ich ein. Jedoch bleibt die Möglichkeit, durch eine lange Kurve höhere Geschwindigkeiten zu erlauben.

In Floschs Video sah man -- wenn ich das richtig gesehen habe -- 20 waagerechte Lenkrollen, davor sechs und dahinter zwei senkrechte Tragerollen.

Dieses Ungetüm in deinem Video hatte eine ganz andere Ursache -- und ich habe es jetzt noch einmal genau analysiert! Es wird verraten, dass waagerechte Rollen die Gongeln gelöst hätten.
Deshalb mussten sie die Rollen schräg unterm Seil ansetzen. Deshalb wiederum mussten sie zwangsläufig eine Abwärtskurve* machen. Um die abwärtsbewegung wieder auszugleichen, mussten sie zweimal Bögen einsetzen, um die Steigung zu erhöhen, nur damit man in die Abwärtskurve kann. Damit die Fahrt also am Ende nicht wirklich abwärts geht, musste man je vor und nach der Kurve einen steiler werdenden Bogen einsetzen.

Das ist alles aber nicht nötig, wenn man eine Gondelaufhängung nutzt, die waagerechte Rollen erlaubt. Somit ist Floschs Video Wasser auf meine waagerecht drehenden Mühlen!


*Wenn ich hier Abwärtskurve schreibe, meine ich eine Kurve, die nicht unbedingt abwärts geht, sondern die ihre Steigung verringert.
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Beitrag von gmg »

mapic @ 19 Nov 2018, 23:49 hat geschrieben: Schau dir das Video nochmal genau an.
Erledigt. Ok, danke. Jetzt sehe ich es.
Das ist aber auch wieder eine Frage der Gondelaufhängung. Ich denke, wenn man an der noch feilt, gäbe es bessere Lösungen. Konstruktionen sind oft zunächst unnötig kompliziert, bis man auf etwas einfacheres kommt. Beispiel Felgenbremse am Fahrrad: In den späten 90ern kamen die V-Bremsen auf, die wesentlich simpler aber effizienter gebaut sind als die Cantilever-Bremsen 20 Jahre zuvor.

Nachtrag: Z.B. könnte man die Gondeln an den Endstationen so wieder aufhängen, dass sie anders herum hängen und mehr oder weniger eine Wende wie eine Pater-Noster-Kabine machen. Dann wäre auch die Aufhängung wieder auf der selben Seite der Trasse.
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Beitrag von Hot Doc »

gmg @ 19 Nov 2018, 23:16 hat geschrieben: Die Kurve in dem Video ist doch gar nicht so aufwendig! In der untersten Etage fahren die besetzten Aufwärts-Sessel. In der mittleren Etage kehrt ein anderer Lift um, der mit der Sesselbahn nichts zu tun hat. In der obersten Etage fahren die leeren Abwärts-Sessel. Das Video bestätigt meine These, dass eine Kurve gar nicht sooo aufwendig ist. Klar ist allerdings, dass bei einer schnelleren Bahn die Kurven nicht so eng sein dürfen.
Das sagt einiges über deinen technischen Sachverstand aus...
In der untersten Etage fähr der Sessellift aufwärts, in der mittleren Etage kommt der Sessellift von oben und wendet im Uhrzeigersinn wieder nach oben in die Verlängerung des unteren Abschnittes, wendet dann weiter oben noch einmal um dann wieder in der 3. Etage an der selben Stelle wieder den unteren Abschnitt bergab zu führen.
Diese aufwändige Konstruktion daher, dass eine Außenkurve deutlich einfacher zu realisieren ist als eine Innenkurve. Daher lieber 2 Außenkurven mit insgesamt knapp unter 360°.
Der Unterschied hierbei ist, dass die Sessel unbesetzt diese Kurven befahren, für eine Stadtseilbahn, die in beiden Richtungen Fahrgäste befördern muss, und wo weder solche Türme noch extra Platz für so eine Extraschleife ist, fällt so eine Konstruktion natürlich aus.
Aber auch die Außenkurve, also die Kurve bergauf, ist nicht so trivial.
6 normale gerade Rollen zu Beginn, dann insgesamt fünf 4er-Packs von horizontalen Rollen gefolgt von jeweils einer weiteren senkrechten Tragerolle. Am Ende nochmal 6 senkrechte Abklenkrollen um die Steigung wieder aufzunemen und 2 Gegenrollen.
Zusammen 39 Rollen. Das ist schon nicht so ohne für einen einfachen leichten Doppelsessellift mit 2,3m/s. Jetzt skalieren wir das einmal hoch, wenn wir da große Gondeln mit mindestens 8 (oder sogar bis zu 32 Passagieren) dranhängen wollen und dann die Geschwindigkeit doppel bis dreifach zu hoch sein soll, wirken da ganz andere Kräfte auf das Seil und die Gondeln. Sowohl was die Seitenbeschleunigung angeht (d.h. die Kruve braucht insgesamt einen deutlich größeren Radius) als auch was die Gewichtskraft angeht (d.h. es braucht mehr Halterollen damit das Seil nicht nach unten aus den horizontalen Ablenkrollen springt).
Das technische Ergebnis kann man in dem von mir verlinken Video sehen. Wo man das mit schrägen Rollen umsetzt und einer bewußten Berg-und-Tal-Kombination kombiniert um den Druck des Seils auf die Rollen zu optimieren.

Das FloSch schreibt, ist schon wahr: es ist nicht so einfach und je größer die Lifte/Gondeln, desto schwerer wird es.
Eckschlepper gibts wie Sand am Meer (vor allem die sehr einfachen französischen Bauarten).
Ecksesselbahnen gibts ein paar mit unterschiedlichen Lösungen, die aber alle nicht so leicht skalierbar sind und nie in der in München geplanten Geschwindigkeit.
Eckgondeln gibt es maximal eine Handvoll. Entweder sind die Kurven vernachlässigbar oder die Konstruktionen sind sehr aufwändig.
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Beitrag von Hot Doc »

Jetzt war ich ein bisschen zu lang(sam).

Die Gondelaufhängungen ändern, ist aber auch nicht so leicht. Einfach von der Sicherheit her, solle die Aufhängung AUF dem Seil liegen. Das bedingt einen Arm rechts oder links vom Seil. Das zu ändern würde dann auch bedeuten jeden Masten umzubauen, da die Rollen dann außen befestigt werden müssen. Was nicht unmöglich aber doch aufwändig ist. Die Seite auch noch zu wechseln bedeutet die Gondel in der Station einmal umzudrehen.
Ich meine: alles technisch sicher machbar. Aber wenn das dann nicht aufwendig ist, was dann.....?
Auch die Idee mit einer weiteren Kurve ist ja ok (die Machbarkeit in der Ebene aufgrund der Aufhängungsproblematik mal vernachlässigt). Aber du brauchst halt dann im laufe der ganzen Kurve eine sehr lange Rollenstrecke. D.h. zu brauchst eine ganze Mastenreihe in der Kruve. Nicht überall ist der Platz dafür da und wirklich schön anzusehen ist es auch nicht.

So oft ich es hin und herüberlege, desto mehr festige ich meine Meinung, dass das vielleicht alles technisch machbar ist, aber nicht zu einem vertretbaren Aufwand und schon garnicht zu vertretbarer optischer Belästigung.
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Michi Greger
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Beitrag von Michi Greger »

(Den Rest der sehr guten Diskussion beantworte ich vielleicht morgen oder wenn ich Zeit habe.)
Hot Doc @ 19 Nov 2018, 23:14 hat geschrieben:So oft ich es hin und herüberlege, desto mehr festige ich meine Meinung, dass das vielleicht alles technisch machbar ist, aber nicht zu einem vertretbaren Aufwand und schon garnicht zu vertretbarer optischer Belästigung.
Wir leben in einer Zeit, in der technisch alles machbar ist. Beliebig aufwändige Lösungen werden aber eben auch beliebig teuer. Nicht ohne Grund hat sich in vielen Bereichen mittlerweile technisch eine Lösung etabliert, die zwar vielleicht nur 80% von dem ausreizt, was technisch möglich ist, aber dafür überall recht billig und funktionierend machbar ist.

Und zu Argumenten wie:
gmg @ 19 Nov 2018, 22:54 hat geschrieben:Ich denke, wenn man an der noch feilt, gäbe es bessere Lösungen. Konstruktionen sind oft zunächst unnötig kompliziert, bis man auf etwas einfacheres kommt. Beispiel Felgenbremse am Fahrrad: In den späten 90ern kamen die V-Bremsen auf, die wesentlich simpler aber effizienter gebaut sind als die Cantilever-Bremsen 20 Jahre zuvor.
...
Von Roll hat die ersten kuppelbaren Klemmen für Personenseilbahnen um 1940 erfunden (Bleichert bereits für Güterbahnen um 1900); massenhaft gebaut werden Seilbahnen (egal ob fix oder gekuppelt; egal ob Sessel oder Gondel) etwa seit 1970. Ich halte die Systeme für ziemlich zu Ende entwickelt; ob (je nach Betrachtung) nach 120 oder 80 oder 50 Jahren jetzt auf einmal die große Innovation erfunden wird, wage ich zu bezweifeln.

Wenn die Seilbahn schnell (schneller als eine Tram) und billig (billiger als die Tram) gebaut werden soll, tut man gut daran, möglichst das bereits vorhandene, funktionierende und zugelassene Equipment aus dem Katalog der Seilbahnhersteller zu benutzen. Mag sein, dass die mögliche Super-Spezial-Sonderlösung durch einen genialen Maschinenbauingenieur in den nächsten 5-10 Jahren noch erdacht werden kann, aber durch den Verzicht darauf kann man halt sofort bestellen und anfangen zu bauen: 1 Stück gerade Seilbahn, Punkt-zu-Punkt (oder vielleicht auch mit einer Zwischenstation), standardisiert, erprobt und schon hundertfach zugelassen. Lieferzeitraum 1 Jahr.

Gruß Michi
Achtung! Entladezeit länger als 1 Minute!
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Jean
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Beitrag von Jean »

Laut Radio Charivari will Reiter den Beschluss für die Seilbahn am Frankfurter Ring noch dieses Jahr im Stadtrat verabschieden. Sollte er dies wirklich tun hat er sich für mich verabschiedet!
Seilbahn ja...aber nicht an der Stelle! :ph34r:
Für den ÖPNV Ausbau Gegen Experimente und Träuereien. Eine Trambahn braucht einen eigenen Fahrweg, unabhängig vom MIV!
Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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Beitrag von spock5407 »

Das wird wieder so ein "Leuchtturm"-Projekt, wo Ressourcen für minimalsten Effekt verheizt werden und anderen Stellen fehlen.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Wahrscheinlich werden Millionen in die Planung gesteckt und am Ende kommt nichts raus... :ph34r:
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Jean @ 12 Dec 2018, 19:35 hat geschrieben: Laut Radio Charivari will Reiter den Beschluss für die Seilbahn am Frankfurter Ring noch dieses Jahr im Stadtrat verabschieden.
Stimmt aber nicht. Laut https://www.tz.de/muenchen/stadt/milbertsho...g-10847213.html will er dieses Jahr noch einen Beschluss für die Durchführung einer Machbarkeitsstudie. Konkret steht in dem Artikel dazu:
In der Studie soll eruiert werden, ob sich eine Seilbahn-Trasse in das Nahverkehrskonzept integrieren lässt, ob das Verkehrsmittel wirtschaftlich betrieben werden kann und tatsächlich in der Lage ist, den ÖPNV zu entlasten. Andernfalls wäre ein solches Projekt kaum förderfähig.
Und das ist doch durchaus vernünftig, auch wenn möglicherweise (was ich vermute) rauskommen wird dass die Seilbahn an dieser Stelle nicht sinnvoll ist - man sollte es mal überprüfen, außerdem kann man daraus u.U. auch Rückschlüsse auf die Sinnhaftigkeit anderer Seilbahnprojekte ziehen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Jean
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Beitrag von Jean »

Eine Überprüfung macht durchaus Sinn...und sei es um die Befürworter verstummen zu lassen. Sonst muss man sich immer anhören es wurde nicht mal analysiert...
Reporter erzählen halt viel wenn der Tag lang ist... :ph34r:
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Rahaus Umschau

Ein paar Grüne Stadträte haben den Antrag gestellt, in gleicher Tiefe zu einer Seilbahn eine Trambahn entlang der Strecke zu prüfen.
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Beitrag von Hot Doc »

Aus meiner Sicht genau der richtige Schritt.
Und wenn man nicht zu sehr autoverblendet ist, auch die einzig richtige Lösung für diese Strecke.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Die Grünen werden mir zur Zeit immer sympathischer.
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Beitrag von NatchO »

Ein guter Antrag, dessen Ende wohl dem ein oder anderen Autofan nicht gefallen wird.

Im Norden reicht aber die Tram 50 nicht aus.
Es muss mindestens eine verlängerte 24er her, mit Anbindung an Petuelring und Freimann/StuSta
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Beitrag von Jojo423 »

Boris Merath @ 12 Dec 2018, 19:41 hat geschrieben: Stimmt aber nicht. Laut https://www.tz.de/muenchen/stadt/milbertsho...g-10847213.html will er dieses Jahr noch einen Beschluss für die Durchführung einer Machbarkeitsstudie. Konkret steht in dem Artikel dazu:


Und das ist doch durchaus vernünftig, auch wenn möglicherweise (was ich vermute) rauskommen wird dass die Seilbahn an dieser Stelle nicht sinnvoll ist - man sollte es mal überprüfen, außerdem kann man daraus u.U. auch Rückschlüsse auf die Sinnhaftigkeit anderer Seilbahnprojekte ziehen.
Unterschätze den realen Geschwindigkeitsunterschied zwischen einer Seilbahn und einem im Stau stehenden Bus nicht. Daher kann da auch durchaus ein positives Ergebnis rauskommen.
Viele Grüße
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Beitrag von Boris Merath »

Jojo423 @ 14 Dec 2018, 21:55 hat geschrieben: Unterschätze den realen Geschwindigkeitsunterschied zwischen einer Seilbahn und einem im Stau stehenden Bus nicht. Daher kann da auch durchaus ein positives Ergebnis rauskommen.
Naja, man wird ja vermutlich (wie von den Grünen auch beantragt) auch die Trambahn als Alternative untersuchen, also wird die Frage Trambahn vs. Seilbahn lauten. Und die Tram würde nicht im Stau stehen.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von gmg »

Boris Merath @ 15 Dec 2018, 00:29 hat geschrieben: Und die Tram würde nicht im Stau stehen.
Im Zweifelsfall würde die Seilbahn aber doch besser durch den Feierabendstau kommen
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Die Machbarkeitsstudie im RIS

Positiv: es wird verglichen mit Tram und Bus.
Systemvergleich: Vergleich mit klassischen Lösungsansätzen, vor allem mit den
Verkehrsmitteln Schnellbus, Bus und Tram
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Lazarus
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Beitrag von Lazarus »

Für mich irgendwie der gleiche Murks wie diese 2-Teiler Tram........
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von Hot Doc »

Iarn @ 17 Dec 2018, 22:30 hat geschrieben: Die Machbarkeitsstudie im RIS

Positiv: es wird verglichen mit Tram und Bus.
Systemvergleich: Vergleich mit klassischen Lösungsansätzen, vor allem mit den
Verkehrsmitteln Schnellbus, Bus und Tram
Ich bin da so ein bisschen hin und hergerissen, was diese Studie und auch die Absichten der Stadt angeht.
Auf der einen Seite finde ich es sehr gut, dass in der Machbarkeitsstudie ein Vergleich angestellt und gefordert wird. Auf der anderen Seite bleibt es eben eine Machbarkeitsstudie für die Seilbahn und es wird in dem Dokument eindeutig gefordert, die Vorteile der Seilbahn gegenüber den anderen Verkehrsträgern herauszustellen. Das klingt für mich nicht nach objektiver Bewertung, sondern nach Beeinflussung des Ergebnisses. Objektiv wäre: "die Vorteile und Nachteile der unterschiedlichen Verkehrsträger hersuzustellen".

Sehr interessant aber auch auf Seite 12 die Gegenüberstellung der Leistungsfähigkeit der verschiedenen Verkehrsträger. Die Trambahn ist bei der Leistungsfähigkeit der Seilbahn weit überlegen, der Bus ebenbürtig. Wenn also die Seilbahn noch nicht einmal einen Vorteil in Sachen Leisungsfähigkeit gegenüber dem Status quo bringt, ist für mich der Drops schon gelutscht. Ich geb doch nicht Geld wie für ne Tram aus um dann die Kapazität von nem Bus zu bekommen, was für ein Unsinn!

Die SZ schreibt heute im München Teil Ist eine Seilbahn über dem Frankfurter Ring sinnvoll?. Ein Titel der viel verspricht und wenig hält. Im Endeffekt wird die Frage nicht beantwortet, sondern nur ein paar Gegebenheiten aufgezählt.
- Hier stand ziemlicher Mist. Danke an Iarn für den Hinweis.
- Immerhin sind Verlängerungsoptionen in beide Richtungen drin, was aus meiner Sicht eher ein Pluspunkt für die Tram ist, mit der Isarquerung aber auch zu einem Pluspunkt für die Seilbahn werden könnte.
- Passend zu meiner obigen Kritik stellen die Grünen einen Antrag auch eine Machbarkeitsstudie für eine Tram zu beauftragen, das wurde ab von SPD/CSU abgelehnt. Allerdings wirds dann bei den Kosten etwas undurchsichtig:
Weil allein die Kosten für die Zugangsbauwerke schon bei geschätzten zwölf Millionen Euro lägen und pro Kilometer Seilbahnstrecke noch einmal zwei Millionen fällig werden, sei man bei dieser Testrecke schon bei Baukosten von 14 Millionen angelangt. Das entspreche den Kosten einer Tram.
12 Millionen insgesamt? Pro Bauwerk? Auf den km runtergerechnet? 14 Millonen für die gesamte Seilbahn wäre schon wirklich billig. Dann stimmt die Rechnung aber nicht, denn 12 Millionen plus 4(einhalb)x 2 wären ja 20 Millionen.
Also doch 12 Millionen pro km? Das wären dann 55 Millionen und damit wirklich nicht wesentlich billiger als ne Tram.
Alles irgenwie obskur.
- Die Forderung den Nordring stattdessen auszubauen kam auch. OB Reiter antwortet:
Das täte er gerne, nur wollten weder der Freistaat noch der Bund den seit Jahren geforderten Nordring finanzieren. Diese Bahnstrecke würde den Münchner Verkehr weitaus deutlicher entlasten als die nun vorangebrachte Seilbahn. Diese sei nicht die Lösung aller Verkehrsprobleme, räumte auch der Zweite Bürgermeister Manuel Pretzl, der zugleich CSU-Fraktionschef ist.
Edit: inhaltlicher Fehler verbessert
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Beitrag von Iarn »

Hot Doc @ 20 Dec 2018, 10:58 hat geschrieben: - Zunächst soll die Studie 540.000 Euro kosten, was ich - wenn man mal Trambahnkosten um die 50 Millionen annimmt (und die Seilbahn soll ja billiger werden) - mit 10% schon ziemlich viel finde.
Wie kommst Du auf 10%
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Beitrag von Hot Doc »

Alles ok, dicker Fehler meinerseits. Den Punkt nehm ich zurück!
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Beitrag von Lazarus »

Irgendwie habe ich meine Zweifel, dass das wirklich die nötige Kappazität hat so eine Seilbahn. Wenn man schon neue Wege gehen will, warum nicht eine Schwebebahn wie in Wuppertal. Die dürfte deutlich mehr Fahrgäste schaffen...
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Beitrag von gmg »

Hot Doc @ 20 Dec 2018, 11:58 hat geschrieben: Wenn also die Seilbahn noch nicht einmal einen Vorteil in Sachen Leisungsfähigkeit gegenüber dem Status quo bringt, ist für mich der Drops schon gelutscht.
Na, und dann war da ja noch die Sache mit dem Feinstaub und den Stickoxiden.

Einen Bus fahren zu lassen ist halt immer die billigste Lösung. Ich habe aber große Zweifel, ob da wirklich alle Faktoren mit einbezogen wurden, wenn man zu dem Ergebnis kommt, dass ein bus der Tram ebenbürtig ist und einer Seilbahn weit überlegen. Jedes Verkehrsmittel hat seine Vor- und Nachteile. Z.B. hat man bei einer Seilbahn außerhalb der HVZ einfach keine Wartezeit an der Haltstelle und in der HVZ keine im Stau.
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