Tag 1
Rund 2 Wochen vor Abfahrt bekomme ich die Fahrt (wegen Corona im Privatabteil) für 129¤. Mit etwas mehr Glück gibt es schon Tickets ab 99¤. Etwa 1 Woche zuvor habe ich eine E-Mail bekommen, die mich über Änderungen in der Fahrtroute informiert hat. Statt in Pasing würde der Zug am Ostbahnhof halten und die Halte Augsburg und Donauwörth entfallen. Das spricht sehr für eine Umleitung via Ingolstadt.
Mir solls recht sein - überpünktlich kommt das Objekt der Begierde eingefahren.

Ein paar Minuten verstreichen. Dann kommt die Durchsage: "Bitte beachten Sie: Dies ist nicht der RE nach München Hbf. Dies ist ein Nachtzug nach Sylt. Nächster Halt: Nürnberg. Fahrgäste Richtung München Hbf nutzen bitte den RE von Gleis 8." Der Meridian hat ein paar Minuten Verspätung bekommen und darf vor.

Dann geht es los, mit 40 durch den Rbf, rumpelrumpel, Weiche links, Weiche rechts, schließlich beschleunigen wir Richtung Ingolstadt. Das Abteil lässt sich mit einem großen Tisch ausrüsten, welcher unter der Sitzbank gelagert wird und daher den Stauraum für Gepäck reduziert. Zu sechst dürfte es im Abteil ziemlich kuschlig werden. Außerdem findet sich noch eine Leiter unter der anderen Bank. Eine kleine Flasche Wasser ist gratis - interessanterweise ist es irgendeine türkische Marke.

Der Zub geht durch und erklärt die Funktionen des Abteils. Das ist sicher hilfreich für weniger erfahrene Bahnreisende. Die nachgerüstete Klimaanlage kann man zum Glück durch das Schließen der Schlitze dosieren, denn sonst würde es vor allem auf den mittleren Liegen unangenehm ziehen. Ich habe für 5 ¤ Frühstück dazubestellt und der Zub nimmt meinen Getränke- und Zeitwunsch gleich mit auf. Grundsätzlich ist die Ausstattung zwar Low-Tech, aber durchdacht und funktionsfähig. Die Abteile sind von innen verschließbar und es gibt Steckdosen. Das WLAN ist zunächst störrisch, läuft dann aber sehr stabil und deutlich besser als üblicherweise im ICE. Das einzige mir fehlende Ausstattungsmerkmal sind Leselampen, denn die Nachtlampen sind dafür ungeeignet. Dass man die Fenster öffnen kann, ist natürlich ein Highlight und ich hatte schon fast vergessen, wie angenehm eine lange Zugfahrt sein kann, wenn man keine Maske tragen muss.
Im Altmühltal erwarten zahlreiche Fotografen den Zug und der Tf begrüßt sie pfeifend.

Besonders ist nicht nur das Wagenmaterial, sondern auch der Laufweg. Um in Nürnberg einen Richtungswechsel zu vermeiden, dreht der Zug eine Runde von Nürnberg-Eibach über den Rbf zum Hbf. Da kommt man normalerweise nicht entlang:


Der Zub gibt durch, dass man ruhig aussteigen und sich die Beine vertreten könne, denn wir haben noch 10 Minuten bis zur Abfahrt.


In Nürnberg erfolgt Personalwechsel, ab hier geht der Dienst bis nach Sylt. Von 20 bis 12 Uhr ergibt eine ganz schön happige Dienstlänge...
"Opa, komm!", ruft ein Mädchen aus dem Fenster, denn Opa ist noch schnell zur Lok vorgelaufen, um ein Bild zu machen. Dass ich gleich im ersten Wagen bin, erleichtert Fotos natürlich ungemein. Auch zwei Jungs im Alter von 8 und 10 tauchen aus dem Zug mit Kamera auf.
Pünktlich geht es weiter.


Welch Freude, den ausklingenden Tag und den Mond aus dem dunklen Abteil bestaunen zu können. Als wir uns Würzburg nähern, gibt es etwas Stop and Go, wir überholen einen ICE. Vielleicht hat der noch mehr Verfrühung als wir...