Mit dem 628 durchs tiefste Niederbayern
Die Strecke München – Regensburg dürfte mit über 150 Fahrten meine persönliche meistbefahrene Eisenbahnstrecke sein. Und schon sehr oft habe ich den 628 in Neufahrn stehen gesehen – aber irgendwie hat es nie für eine Mitfahrt gereicht. Das habe ich nun nachgeholt.
Im 195er bin ich – wie erwartet – der einzige Fahrgast am Morgen des 1. Weihnachtsfeiertags. Und der Bus kommt – wie erwartet – 2 min zu früh und ich sprinte die letzten Meter.

Nur bescheidenes Fahrgastaufkommen in der U-Bahn – habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich die „neue“ Wandgestaltung hässlich finde und die Anschriften zudem maximal unleserlich gestaltet wurden?
Der Alex-Rangierer war wohl nicht so motiviert, denn der Zugschluss steht irgendwo in der Mitte der Haupthalle. Und wer jetzt erwartet, dass es im Zug ähnlich leer ist wie in der U-Bahn, liegt völlig daneben. Nur mit Mühe finde ich noch einen Sitzplatz, nachdem ich das darauf abgelegte Gepäck auf die Ablage verfrachtet habe. Die 4 Wagen sind zwar sehr modellbahntauglich, aber nicht so tauglich für das heutige Verkehrsaufkommen und einige Fahrgäste müssen stehen.
Zwei ältere Herren sitzen mir gegenüber. „Oh, da steht ja EC. Ich glaube, wir werden nachzahlen müssen.“ „Neinnein, das ist schon ein Regio“, meint der andere. In der Tat steht auf der Anzeige im tschechischen Wagen EC – das wurde tatsächlich geändert, denn ich kenne ihn in Tschechien nur als Ex.
Nun bin ich meine meistbefahrene Eisenbahnstrecke schon mehrere Jahre nicht mehr gefahren, entdecke aber dennoch wenig Neues. Nach einer Stunde steige ich in Neufahrn aus.
Wenig später verabschiedet sich der EC/RE immer noch sehr gut gefüllt Richtung Regensburg.
In Laberweinting gibt es dann einen Kreuzungsaufenthalt. Ungewöhnlich finde ich die Kombination von Licht-Asig und Form-Esig
Dann geht es gemütlich mit viel Pfeifen weiter durch das platte Niederbayern, bis in Radldorf die Hauptstrecke aus Regensburg erreicht wird. Jetzt kann der 628 bis Straubing die 120 voll ausfahren.
In Straubing gibt es ein Relikt der Güterverladerampe und ein Stellwerk…
…und eine Standzeit von 8 min, während der der RE aus Ulm oder Nürnberg überholt, sodass man sowohl von der Gäubodenbahn Richtung Passau also auch von Regensburg nach Bogen schlanken Anschluss hat. Dieses Konstrukt gibt es in beide Richtungen – eigentlich ein sehr schlaues und attraktives Angebot.
Dennoch steigen lediglich 3 Fahrgäste um, ehe wir die letzten Kilometer nach Bogen zurücklegen.

In Bogen hat der Zug eine 5 min-Kurzwende, sodass ich das erste Bild direkt von der Ausfahrt mache. Gruß an den Tf!

Nein, eine Hochgeschwindigkeitsbahn ist das nicht. Ob sich hier später nochmal ein Bild ergibt?
Der Weg ist mit einem Baustellenzaun abgesperrt. „Donauradweg gesperrt“, verkündet ein Schild. Doch es gibt dafür schlichtweg keinen erkennbaren Grund – man kann den Weg – wie so oft – völlig problemlos passieren. Das ist übrigens ein wesentlicher kultureller Unterschied zwischen Deutschland und der Schweiz. Wenn in Deutschland irgendein Weg abgesperrt ist, kann man in 80% aller Fälle trotzdem durchgehen. Wenn in der Schweiz irgendein Weg abgesperrt ist, kann man in 98% aller Fälle
wirklich nicht durchgehen. Irgendwie sperrt man in Deutschland gern aus Jux und Tollerei alles Mögliche grundlos ab.
Der Vorteil der Kurzwende ist, dass ich jetzt erstmal über 50 Minuten Zeit zum Erkunden der Umgebung und für die Suche einer guten Fotostelle habe. Die Donaubrücke ist ein sehr markantes Motiv. Könnte das etwas sein?
Doch wie ich dann kurz darauf feststelle, vermasselt mir der Wasserverkehr das Motiv ziemlich, denn die Spiegelung ist dahin, nachdem erst ein Schiff stromaufwärts und anschließend noch zwei stromabwärts gefahren sind.
Zudem sammeln sich immer mehr Schleierwolken – und zahlreiche Spaziergänger mit Hunden, die erstmal das Weihnachtsessen verdauen müssen. Die Sonne ist irgendwie doch noch nicht so wirklich rum, als der nächste Zug kommt. Im Hintergrund der Bogenberg mit Wallfahrtskirche Heilig Kreuz
Die Wendezeit nutze ich, um die Position zum Donau-Altarm zu wechseln.
Der 628 überquert die Donau
Wieder eine knappe Stunde später ist es wohl für viele Zeit zum Kaffee und Kuchen, denn nun sind deutlich weniger Spaziergänger unterwegs. Die Wolken sind verschwunden und die Abendsonne taucht die Landschaft in sanftes Licht.
Für die Rückfahrt warte ich wieder am Altarm. Welch geniale Brückenkonstruktion…
Die nächsten 50 Minuten nutze ich, um auf den Bogenberg zu laufen, denn eine Flussüberquerung ist hier nur per Bahn möglich.
Nun nähert sich der Sonnenuntergang bereits schnell. Im Dunst des Abends rollt der nächste Zug durch Sand…
…und kurz darauf über den Donau-Altarm.
Als der Triebwagen die Donau auf der Rückfahrt überquert, steht die Sonne nur noch knapp über dem Horizont.
Jetzt, da die Sonne weg ist, wird es auch recht schnell deutlich kälter. Ich steige ab in den Ortskern, den Stadtparkplatz. Zahlreiche Geschäfte und Restaurants stehen leer.
Könnte bei diesen Lichtverhältnissen noch ein Bild der Einfahrt gelingen? Ich probiere es am Brückenkopf und bin mit dem Ergebnis recht zufrieden.

Noch flugs ein Bahnhofsbild, dann springe ich ins Warme. Nun sind nur noch wenig Fahrgäste unterwegs und die Fahrt endet pünktlich und ereignislos in Neufahrn.
Der RE aus Prag steht mit +5 im DB Navigator, der Infomonitor am Bahnsteig zeigt Schwärze an und der DSA verkündet „Bitte Ansagen beachten“. Blechelse verkündet kurz darauf ebenfalls +5, dann saust der nun aus 5 Wagen bestehende Zug auch schon an den Bahnsteig. Mit +4 geht’s weiter, auf die guten alten Studentenzeiten im nun mäßig ausgelasteten Zug im dunklen Abteil Richtung München. Draußen zieht die Weihnachtsbeleuchtung vorbei und sorgt für die passende Stimmung. Mit gleich -4 kommen wir auch schon in München an – also hat der Tf auf ca. 1h Fahrzeit 8 Min. aufgeholt. Das zumindest hat sich nicht geändert, seit ich die Strecke regelmäßig gefahren bin. Wenn ich mich recht erinnere, lag das Maximum der aufgeholten Verspätung mal bei 20 min zwischen Schwandorf und München. Die vorderste Tür ist defekt, also müssen alle wieder ans andere Wagenende, doch dank der Verfrühung reicht es mir sogar mit Foto noch entspannt zur U-Bahn und pünktlich zum Weihnachtsessen.
