spock5407 @ 14 Feb 2021, 16:43 hat geschrieben:Zu Großmessen hat die Üstra Ausnahmegenemigungen für bestimmte Strecken für >75m und kann zwischen Hbf und Messe so z.B. mit 4xTw2000 und 3xTw6000 fahren.
Ob 4x3000er genehmigt sind: k.a.
Ah, danke für die Info. War mir nicht bekannt und werde ich wohl auf absehbare Zeit auch nicht sehen
@Lobedan: Die kurzen Wageneinheiten waren früher auf einigen Strecken auch eine Notwendigkeit, da vielfach ja auch alte Strassenbahnstrecken mit befahren wurden und es dort Limits gab.
So darf die 9 nach Empelde meines Wissens nach wie vor z.B. nur mit Tw6000 befahren werden; Tw2000 und Tw3000 sind zu breit.
Korrekt, dort wurde der Gleismittenabstand noch nicht für die breiteren Wagen erhöht.
Ferner existiert der sog. "Y-Verkehr" in Schwachlastzeiten, sprich es wird geflügelt. Ich meine, an der Bothmerstr. z.B. Richtung Messe und Rethen zwischen den Linien 2 und 8.
Auch richtig, Bilder kommen noch.
Ich war immer recht beeindruckt, welche Massen man da früher zur Cebit rausgekarrt hat. Bis vor die Expo mit nur einer Zulaufstrecke (B-Süd, also die 8/18).
Ich erinnere mich an das Fazit der Vorlesung zur ÖPNV-Planung für Großveranstaltungen - die Straßenbahn kann sehr gut geeignet sein und ohne zwingendes Fahren im Blockabstand auch eine sehr hohe Kapazität erreichen.
Auf zum Brocken - dritter Versuch
Als der Wecker klingelt, schaue ich zuerst in die Live-Auskunft von erixx. Der Zug ab 7:48 ist mit +22 unterwegs - damit wäre der Busanschluss geplatzt. Der Zug um 8:48 fällt aus, weil er in Hildesheim vorzeitig gewendet wurde. Der von mir favorisierte Zug um 9:48 steht pünktlich drin. Ich bleibe noch 5 Minuten liegen und überlege hin und her. Dann stehe ich auf.
Die 5 Minuten Bedenkzeit kosten mich schließlich die frühere Stadtbahn, mit der ich 11 Minuten Umsteigezeit am Hbf gehabt hätte. So sind es halt nur 4 und weil die nächste etwas verspätet kommt, nur 2. Ich renne durch die Unterführung, ein kurzer Blick auf den Abfahrtsmonitor, Gleis 4. Ich stürme die Rolltreppe hoch und am Bahnsteig warten einige Fahrgäste, aber Zug ist keiner zu sehen. Einige Minuten vergehen, Blechelse verkündet an Gleis 4 die Einfahrt eines ICE nach München, der in einer halben Stunde fahren sollte und laut ZZA ausfällt. Es passiert... nichts. Nach 15 Minuten verschwindet der erixx kommentarlos vom ZZA. Laut DB Navigator ist er pünktlich abgefahren und laut erixx-Website fällt er aus, weil in Hildesheim vorzeitig gewendet wurde.
Welch ein guter Start in den Tag, hätte ich doch einfach weitergeschlafen… Ich überlege, welche interessanten Strecken ich noch mit dem Niedersachsenticket erkunden könnte und die Wahl fällt auf Kreiensen - Höxter.
Pünktlich verlässt der Metronom Hannover, in meiner Nähe sitzt Oma mit ihrem 5-jährigen Enkel. Der Kleine knabbert an einem Tierkeks. "Hey, Katze, soll ich dich aufessen?" "Nein, nein, bitte nicht!", gibt die Oma zurück. "Aber du bist doch ein Keks!" "Na gut, na gut", meint die Oma. Er beißt ein Stück ab. "Kannst du jetzt noch was sehen?" "Nein, ich bin doch ein Keks!"
Dann spielen sie Dinge erraten. "Es lebt im Wasser, ist sehr gefährlich, hat aber keine Beine", erläutert die Oma. "Ein Hai!!!" "Ja! Jetzt du." "Es ist weiß und glitzert, ist aber kein Schnee." "Eis?" "Jaaa!"
Apropos weiß und glitzern - die Landschaft draußen ist einfach herrlich.
In Elze steigen sie aus und es wird ruhig im Wagen, der nur mit zwei anderen Fahrgästen belegt ist. Eine Tür und ein WC sind defekt, also der übliche Standard. Ich glaube, ich habe auf 7 Fahrten noch keinen Metronom gehabt, bei dem nicht mindestens eine Tür defekt war. Der Rekord war vier auf einer Seite, davon drei direkt hintereinander. Viel Spaß mit sperrigem Gepäck oder für Menschen, die nicht Europameister im Hürdenlauf sind.
Zumindest komme ich pünktlich in Kreiensen an. Die RB nach Bad Harzburg fährt immer noch nicht, nur die NWB Richtung Paderborn.
Im vorderen der beiden Triebwagen sind außer mir noch drei weitere Fahrgäste, als wir losfahren. Es folgen 30 km ohne Halt. Ich korrigiere: Ohne Verkehrshalt. Wir halten auf der freien Strecke an. "Sehr geehrte Fahrgäste, wir haben eine Bahnübergangsstörung. Wir setzen die Fahrt in Kürze fort." Ein paar Minuten vergehen, dann geht es weiter, später nochmal anhalten, die geschlossenen Schranken anpfeifen und weiterfahren. Bis Holzminden gibt es nur einen Zweistundentakt (also wenn der Gegenzug nicht gerade wie heute ausfällt), danach einen Stundentakt. Ist ja eine Landesgrenze dazwischen. Gut ist der neue Hp Höxter Rathaus, welcher im Gegensatz zum ehemaligen Bahnhof direkt im Ortskern liegt. Das einzige WC im Tw ist natürlich außer Betrieb. Mit +5 erreiche ich Höxter-Ottbergen. Da weder auf der Strecke über Bodenfelde nach Northeim noch nach Göttingen aktuell Züge fahren, muss ich wohl wieder dieselbe Route zurücknehmen. Die Abfahrtszeit verstreicht, ich wollte eigentlich noch einen Nachschuss machen. Doch nichts passiert. Ein Mann, offensichtlich ein Kollege der Tf, nähert sich mit seiner Frau. Sie quatschen durch das offene Fenster des Führerstands. "Soll in 5 Minuten weitergehen. Bisher sind wir ja Gegengleis gefahren, aber jetzt können wir wieder durch das Regelgleis. Naja, müssen wir wohl warten, bis der Block frei ist."
Einige Minuten vergehen. "Ich hatte kürzlich auch Gleislatscher bei dem einen kurzen Tunnel. Waren ohne Warnweste, also habe ich gepfiffen und gebremst. Dann waren das zwei Männer mit Schießgewehr - wohl Jäger, die mitten auf dem Gleis rumgelaufen sind..."
Das Telefon im Führerstand klingelt, der Kollege streckt sein Ohr durchs Fenster, um mitzuhören. "Der ist offenbar liegengeblieben. Die Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit."
Na herzlichen Glückwunsch. Selbst für das niedrige deutsche Niveau waren die letzten Tage eine starke Leistung - wenn Corona schon nicht die vollständige Einstellung des ÖV veranlassen konnte, dann halt die 20 cm Schnee.
Ich laufe los und genieße das traumhafte Winterwetter. Die Februarsonne wärmt schon angenehm, doch der Schnee bleibt durch die Minustemperaturen schön pulvrig.

Während ich ins Tal absteige, höre ich immer wieder ein Geräusch, das entfernt an eine Motorsäge erinnert. Es hallt von den Berghängen zurück.
Ich laufe weiter und stoße bald auf den Ursprung des merkwürdigen Lärms – ein roter, getunter Pickup steht halb im Graben und der Fahrer versucht offenbar schon seit einer ganzen Weile erfolglos, den Wagen mit aufheulendem Motor zu befreien. "Hallo", spricht mich eine Frau um die 30 an, die neben dem ebenso alten Fahrer und einem weiteren Mann, der auf einen Holzstapel geklettert ist, gerade irgendwelche Stöckchen unter die Reifen schiebt, "sag mal, hast du zufällig einen Trecker daheim, mit dem du uns hier rausziehen kannst?"
Ähm, ich bin mit dem Zug hier. Aber wie seid ihr eigentlich hierher gekommen?! Den Spuren nach zu urteilen, muss der Wagen rückwärts von einem für den öffentlichen Verkehr gesperrten Waldweg halb im Graben durch kleines Gebüsch gefahren sein. "Naja, wir wollten nur ein bisschen Snowboarden und jetzt hat sich die Karre hier festgefahren." "Bis oben hat es doch super geklappt", meint der Fahrer.
Ich denke mir meinen Teil und gehe weiter. Bruöööööööööhm. Bruöööööööööööööhm.
Langlauf-Skifahrer sausen mehr oder weniger schnell an mir vorbei. Eine Frau kommt ohne fremde Hilfe gar nicht mehr hoch. Ihre Begleitung muss ihr einen Ski abnehmen, damit sie wieder aufstehen kann.
Wäre ein schönes Zugbild geworden, wenn ich 2 Minuten schneller oder der Zug 2 Minuten verspätet gewesen wäre...
Ich höre ein leicht vertrautes Geräusch - und tatsächlich saust wenig später der rote Pickup auf der Landstraße vorbei.