
Die Linie B der Subte Buenos Aires krankt seit nun über 90 Jahren an verschiedensten Problemen. Ursprünglich war die Linie gar nicht vorrangig als klassische U-Bahn, sondern eher als Eisenbahntunnel konzpiert, um den etwas abgelegenen Kopfbahnhof Federico Lacroze mit dem Hauptpostamt im Stadtzentrum zu verbinden. Die Linie wurde daher, anders als der Rest des Netzes, mit einem größeren Lichtraumprofil und mit der Stromschiene der Eisenbahn statt der Oberleitung der anderen Subte-Linien elektrifiziert. Nach wenigen Jahren wurde der Güterverkehr durch die U-Bahn zum Großmarkt Mercado de Abastos (heute ein Einkaufszentrum an der Station Carlos Gardel) eingestellt. Und auch aus den Träumen der Durchbindung der Vorortzüge der technisch kompatiblen Línea Urquiza wurde bis heute nichts - im Gegenteil, seit die Linie B 2003 nach De los Incas - Parque Chas (und 2013 nochmal nach Juan Manuel de Rosas - Villa Urquiza) verlängert wurde, ist wohl auch langfristig keine Kapazität auf der Strecke für einen Planbedienung der Verbindungsgleise zur Eisenbahn.
Grade in den frühen Jahren der Privatisierung galt die Linie B als heruntergekommenste Linie im ganzen Netz, und auch heute ist die Bausubstanz noch ziemlich marode. Da kein Geld für Neufahrzeuge vorhanden waren, behalf man sich gleich zwei mal Gebrauchtwagen. Zunächst wurden in den 90ern Wagen der Serie Mitsubishi Eidan 500 von der Marunouchi-Linie aus Tokyo übernommen. Man ersetzte damit Wagen aus den 30ern durch Wagen aus den 50ern. Zu diesen gehört auch der hier in der Endstation Leandro N. Alem unter dem Hauptpostamt zu sehende Wagen 777. Die Fahrzeuge - inzwischen wurden einige sogar schon nach Tokyo zurückgegeben, wo sie als Museumsfahrzeuge unterwegs sind - sind bis heute in Betrieb und erhalten sogar nochmal zur Zeit eine Asbestsanierung, um noch für ca. 5 Jahre weiterlaufen zu können. Bereits jetzt sind sie angeblich die ältesten U-Bahnfahrzeuge im Planeinsatz weltweit. Noch haarsträubender ist dagegen die Folgegeneration, junge Gebrauchte aus Madrid. Mitsamt der nötigen Anpassungen an das Netz - Blumenkasten zur Anpassung an das Lichtraumprofil und vor allem den Umbau der Stromversorgung der gesamten Linie auf Oberleitung - sind die Fahrzeuge teurer als Neufahrzeuge, noch dazu sind die seit 6 Jahren in der Stadt befindlichen 2- und 3-teiligen Züge immer noch nicht komplett in Betrieb genommen. Mit ihrer Ausfallfreudigkeit und der völlig untauglichen Sitzkonfiguration der 2-Teiler (die in Madrid für den S-Bahn-artigen Abschnitt der Linie 9 nach Arganda del Rey gedacht waren) wurden die Züge zu einem absoluten Fiasko und Fehlinvestment - auch darum leben Wagen 777 und Artverwandte bis heute (4. Oktober 2019).