Die gesamte Schlucht hoch- und anschließend wieder runterzulaufen ist mir dann doch zu weit und so nutze ich die Gelegenheit, nach etwa drei Vierteln abzubiegen und zur Bushaltestelle Gnöd zurückzulaufen, von der unter der Woche ausschließlich in der HVZ etwa ein Halbstundentakt angeboten wird.
http://bogg.ch/images/pdf-files/J1/L555/La...HAGN1_1_Hin.pdf
Natürlich steige ich als einziger Fahrgast mitten auf einer Landstraßenkreuzung ein und frage mich, wo zur Hölle der Bus hier eigentlich wendet.
https://goo.gl/maps/fAF3zc3vwMHRjX8z9
Die kurze Fahrt bis zum Bahnhof bleibt es bei Privatbeförderung. Dass ich jetzt wirklich auf dem Lande angekommen bin, merke ich spätestens an der schweizerdeutschen Haltestellenansage.

Schließlich nehme ich den nächsten R zurück nach Olten, der wiederum leicht hinter Plan unterwegs ist. Nachdem es kurzzeitig so aussah, als würde der Regen nachlassen, ist nun wieder das Gegenteil der Fall.
Interessant finde ich die Gestaltung des Bahnhofs in Olten mit dem Bahnhofsgebäude inmitten der Gleise und einer Überdachung nur auf einer Seite.
Zwei Züge in einem Gleis gibt es in der Schweiz oft und dafür braucht man dort keine Sperrsignale. Stattdessen wird am vorherigen Hauptsignal „Kurze Fahrt“ angezeigt, sodass der Tf mit einem besetzten Gleis rechnen kann.
https://de.wikipedia.org/wiki/Eisenbahnsign...iz#Signal_Typ_L
Ab Olten geht es mit der S9 weiter, einem einsamen zweiteiligen GTW, der auf der alten Hauensteinstrecke im Stundentakt pendelt. Seit 1916 gibt es den Hauenstein-Basistunnel, sodass die Bergstrecke stark an Bedeutung verlor und auf 1 Gleis mit nur 1 Kreuzungsbahnhof in Läufelfingen rückgebaut wurde. Mehrfach schwebte bereits das Damoklesschwert über dem SPNV auf dieser Strecke, doch die Abbestellung konnte immer wieder abgewendet werden. Ab 2023 wird der Basistunnel mehrere Jahre saniert, bleibt aber größtenteils währenddessen nutzbar. Dass es im gut 8 km langen Tunnel vier doppelte Gleisverbindungen gibt, erleichtert das Bauen unter dem rollenden Rad natürlich erheblich. Dennoch ist damit zu rechnen, dass die Bergstrecke dann gelegentlich wieder mehr Betrieb sehen wird.
https://company.sbb.ch/de/ueber-die-sbb/pro...asistunnel.html
Fotostop am Rümlinger Viadukt samt Spaziergang durch den kleinen Ort
Plausch in der Fußgängerunterführung

Dann geht es eine Stunde später weiter nach Sissach. Dort gibt es eine Paralleleinfahrt mit dem wenige Minuten verspäteten IR aus Zürich, sodass ich den außerplanmäßigen bahnsteiggleichen Umstieg sogleich nutzen kann und rund 10 Minuten früher zurück in Basel bin.
Ist die Schweiz das ÖV-Paradies oder doch nicht so gut wie der Ruf? Fazit nach 2 Monaten
Nein, in der Schweiz fährt nicht jeder Zug und jeder Bus pünktlich. Manchmal fährt die Tram zu früh, manchmal ist der Zug zu spät, selten verpasst man einen Anschluss. Trotz allem ist der Unterschied zu Deutschland immens. Die Zuverlässigkeit ist deutlich höher, vor allem aber die Wertschätzung. Und da sich Wertschätzung auch auf monetäre Art bemerkbar macht, ist es wenig verwunderlich, dass in der Schweiz Vieles besser läuft. Das betrifft aber nicht nur die Pünktlichkeit, sondern vor allem den generellen Zustand der Infrastruktur. Egal ob Handyempfang, die nicht vorhandenen Schlaglöcher in den Straßen oder die Wartung der Züge, die nicht andauernd mit defekten Toiletten und Türen bis zur nächsten Ausschreibung oder auch eigenwirtschaftlich weiterrumpeln - der Unterschied ist nicht zu übersehen.
Und sieht man von Verspätungen ab, geht es ja erstmal darum, überhaupt mit dem ÖV irgendwohin zu kommen. Und das geht in der Schweiz tatsächlich an jedem Tag in nahezu jeden besiedelten Ort – sauber vertaktet und mit einer einzigen Fahrkarte im ganzen Land.