Iarn @ 7 Oct 2021, 20:21 hat geschrieben:Da wäre der nächste Schritt ja erst mal das Ein - Mann (gn) - Cockpit
Der Witz ist ja, dass es durchaus immer wieder mal Forderungen gibt, auch Führerstände der Eisenbahn u.U. wieder doppelt zu besetzen. Den Beimann oberhalb von 140 km/h abzuschaffen und durch die (längst vorhandene) Indusi/Sifa zu ersetzen, war damals nicht unumstritten. Ein Intercity sei keine Straßenbahn.
Cloakmaster @ 7 Oct 2021, 23:01 hat geschrieben:Es braucht zwar höhere Anschubfinanzierumgen, aber langfristig ist Technik bunmal günster, als Personal.
Du kannst es aber nicht abschaffen. Im Regelverkehr vorwärts und rückwärts fahren oder im Normalbetrieb ein modernes ESTW halb automatisiert seine Job machen lassen, ist nicht das Ding. Der Störungsfall ist entscheidend und der geht schon los, wenn die vier Rechner in einem Bü-Schalthaus mal ungleicher Meinung sind. Dann geht die ganze Automatik in den "Ich mach gar nix mehr, sicher ist sicher"-Modus. Natürlich passieren Unglücke wie in Bad Aibling als Folge von menschlichem Versagen. Aber bei der Parole "Die Technik ist viel sicherer!!!!1111elf!!" wird vergessen, dass der Mensch in vielen Fällen, wenn's kracht überhaupt erst wegen einer Signalstörung in die Abläufe der Technik hat eingreifen müssen und auch deswegen oft Fehler gemacht hat, weil er bei den Abläufen keine Routine mehr hat. Auch deswegen fahren die U-Bahner beispielsweise regelmäßig auch händisch.
Und bevor wir über autonome Kfz reden, sollen die Hersteller bitte erstmal welche bauen, die bei Schnee ohne Abschalten des ESP den Berg raufwühlen können. Da steht selbst in Bedienungsanleitungen ein deutlicher Hinweis auf die Systemgrenzen. Und vor zwei Wochen erst hat mich ein Spurhalteassistent fast nachts in den Gegenverkehr gelenkt, weil die baustellenbedingt verschwenkte Fahrbahn zwar beschildert aber nicht wirklich markiert war. Das Auto wollte seinen Strichen folgen ... Jetzt hab ich da so Zeugs im Auto drin, das die Sicherheit erhöhen soll, letztlich muss ich aber als Fahrer vor allem aufpassen, dass der Karren nicht Kamikaze fährt. Und nebenbei muss ich vielleicht noch mit voller Aufmerksamkeit im Touchmenü rumspielen, um die Klimaanlage zu verstellen. Nur weil Sachen neu sind, weiß ich nicht, ob das Fortschritt ist. Und mit vermeindlichem Fortschritt Kosten sparen wollen war schon oft die Basis für spätere Katastrophen.
Bei Reisezügen brauchst du Leute auf'm Zug allein schon
dafür. Außer du ersetzt auch die Reisenden durch Maschinen. Dass die U-Bahnfahrer auch in München zum Abfertigen, also vor allem zum Kontrolle von 1.000 sich nicht berechenbar vorhaltenden Leuten im Zug oder auf'm Bahnsteig da sind, hatten wir schon öfter. Einfach nur im Regelbetrieb fahren, damit ist es nicht getan.
Cloakmaster @ 7 Oct 2021, 23:01 hat geschrieben:Dann fahr doch mal alle Strecken an allen Tagen zu allen Zeiten im Takt3.
Warum nicht Takt1? :rolleyes:
Bei modernen Autos ist sich die Wissenschaft durchaus schon sicher, dass das Hinzufügen von Technik bei gleichzeitig geringerer Kontrolle durch den Menschen das Sicherheitslevel NICHT erhöht, sondern nur Risiken verschiebt. Die Unfallzahlen gehen ja nicht in dem Maße zurück wie Technik dazukommt, sondern es finden sich neue Unfallursachen wie die totale Ablenkung durch's Infotainment, Deppen, die wegen der Technik Risiken eingehen, die man früher eher nicht einging, oder Fahrfehler der Technik, die es bei einem Golf II so nie geben würde.
Auch bei der Bahn hätten wir eigentlich erst mehr Sicherheit, wenn neben PZB/ETCS und Sifa zusätzlich der Tfz-Begleiter wieder dabei wäre. Nur mal ein kleines harmloses Beispiel: Ich steh auf'm Triebwagen neben dem Tf, wir rauschen mit ziemlich viel Speed auf einen Halt zu, der nur von wenigem Zügen bedient wird, so auch unserem. Wenn ich nix gesagt hätte, wären wir durchgefahren. (Nein, es war nicht Wolfsburg.) Hier hat die zufällig anwesende Redundanz der menschlichen Intelligenz einen Fehler im Betriebsablauf verhindert. Nur einem kleinen, aber das soll ja den Effekt nur beispielhaft zeigen.