Union und FDP wollen Netz und Betrieb trennen

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Benutzeravatar
frizzos
Routinier
Beiträge: 273
Registriert: 23 Aug 2003, 17:34
Wohnort: München

Beitrag von frizzos »

BR 146 @ 15 Aug 2005, 16:22 hat geschrieben:Die USA und die Engländer haben aber auch keine 1.474.883.969.805 (Stand 16:19:30) € Schulden!
(Das sind 1 Billionen, 474 Milliarden, 883 Millionen, 969 Tausend 805 €!!!)

Wenn wir so weiter machen sind wir 2010 genauso verschuldet wie Afrika!
Glaub doch das nicht. Die USA dürften eine wesenlich höhere Sctaatsverschuldung haben (lt. Wiki 2003 63,8% des BIP), die Verschuldung des Vereinigten Königreichs liegt vermutlich nur knapp darunter.
Ich stimme Dir zu, dass die Verschuldung zurück gefahren werden muß, aber mit den Methoden der "Klientelpartei" FDP bin ich nicht einverstanden. Jede Bundesregierung wird Einschnitte machen müssen, aber da hab ich mehr Vertrauen in die SPD.
Frizz
Benutzeravatar
Dave
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3298
Registriert: 10 Dez 2003, 14:58
Wohnort: NBY
Kontaktdaten:

Beitrag von Dave »

BR 146 @ 15 Aug 2005, 16:22 hat geschrieben:Die USA und die Engländer haben aber auch keine 1.474.883.969.805 (Stand 16:19:30) � Schulden!
(Das sind 1 Billionen, 474 Milliarden, 883 Millionen, 969 Tausend 805 �!!!)
Wenn wir so weiter machen sind wir 2010 genauso verschuldet wie Afrika!
Daher finde ich den Ansatz der FDP richtig und gut:
Weniger Bürokratie durch den Staat, mehr Eigenverantwortung!
Wie frizzos schon richtig sagte haben die USA noch viel mehr Schulden als Deutschland. Auch wenn das Vereinigte Königreich noch nicht so krass da steht - auch die haben zu viele Schulden! Wenig Schulden bze. erfolgreich abgebaut haben in Europa kleine Staaten wie Holland oder die Schweiz.
Zurück zu den USA: Das US-System ist auch Schuld daran dass dort so viele Privatpersonen Schulden haben! Viele private US-Haushalte verfügen über noch realistisch 1000 Dollar und leben ein teureres Leben als der Durchschnittsdeutsche! Der FDP war es jahrzehntelang scheißegal wieviele Schulden Deutschland hat und haben fleissig mitgemacht. In Baden-Württemberg regieren sie dauernd mit und verwalten einen Schuldenberg. Ihr Steuermodell funktioniert auch nur mit einer weitern Neuverschuldung für den Staat sowie mehr Privatinsolvenzen.

@ET 423: Interessante Frage: Der "Wert" eines Staates bzw. besser einer Volkswirtschaft machte sich früher am Goldvorat seiner Zentralbank fest. Heute macht er sich am Bruttosozialprodukt (BSP, umfasst jeden Euro der den Besitzer für eine Ware oder Dienstleister wechselt) fest. Wenn jetzt dieser Staat Geld leiht (von dir über Bundesschatzbriefe oder von Banken) könnte theoretisch hinterher ein Teil der Volkswirtschaft gepfändet werden. Dies könnte theoretisch nur durch Herausgabe von Infrastruktur und Steuermitteln an die Gläubiger funktionieren. In der Realität wird das in einem wirtschaftlich oder militärisch starken Land nie passieren. Dieses würde bei einem solchen Staatsbankrott seine Schulden annullieren. Wer kann diesen Staat daran hindern? Ansonsten bräche die Weltwirtschaft zusammen.

Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
Supertom
Haudegen
Beiträge: 621
Registriert: 01 Mär 2005, 18:14
Wohnort: Freising

Beitrag von Supertom »

Die USA und die Engländer haben aber auch keine 1.474.883.969.805 (Stand 16:19:30) € Schulden!
(Das sind 1 Billionen, 474 Milliarden, 883 Millionen, 969 Tausend 805 €!!!)

Wenn wir so weiter machen sind wir 2010 genauso verschuldet wie Afrika!

Daher finde ich den Ansatz der FDP richtig und gut:
Weniger Bürokratie durch den Staat, mehr Eigenverantwortung!
Das Ziel, die Staatsverschuldung abzubauen, hat eigentlich jede Partei. Nur keiner ist es bisher geglückt. Fakt ist, dass der Staat mehr leistet, als er einnimmt und das geht auf die Dauer nicht gut. Daher müssen die Ausgaben gekürzt werden, es wird nicht anders gehen (außer mit Steuererhöhungen, die eh keiner will). Soweit bin ich noch mit der Meinung der FDP einverstanden.

Nur was die FDP unter dem Stichwort "Subventionsabbau" oder "Eigenverantwortung" fordert, ist ein geplanter sozialer Kahlschlag: Im Klartext, jeder soll doch ne private Krankenversicherung abschließen. Wie er die bezahlt, ist sein Problem. Die Bundesagentur für Arbeit soll abgeschafft werden. So ineffizient diese Mammut-Behörde auch ist, was soll dann mit den Arbeitslosen passieren. Richtig, die sollen von den Kommunen verwaltet werden. Die Kommunen kennen ja die Arbeitslosen so gut. Ein guter Arbeitsvermittler sollte aber auch Arbeitsstellenangebote kennen. Mit Hartz IV Flexibilität und Umzugsbereitschaft zu fordern und dann die Arbeitsvermittlung den Kommunen aufs Auge zu drücken, ist mehr als lächerlich. In Wirklichkeit heißt das Motto der FDP: Die Leute sollen selber schauen, wie sie nen Job finden, Hilfe braucht ihr vom Staat nicht zu erwarten.

Die einzigen, die von dieser Eigenverantwortung profitieren, sind die Besserverdienden - sprich genau die Clientel der FDP.

Ich halte wenig davon, auf politische Probleme nur mit schönen Wörten wie Freiheit, Eigenverantwortung, Werte etc. zu antworten. Interessant ist nicht die Parteiphilsophie, sondern wie eine Partei konkret die Probleme unseres Landes löst. Und bei der Lösung vertritt die FDP eine knallharte, neoliberale Linie, die nur eins bewirkt: Von den Geringverdienern wird noch mehr gefordert, dafür senkt man dann den Spitzensteuersatz! Unter dem schönen Stichwort Eigenverantwortung verbirgt sich nur eine Umverteilung von unten nach oben.

Tom
Chep87
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2796
Registriert: 20 Apr 2003, 11:45
Wohnort: Rostock
Kontaktdaten:

Beitrag von Chep87 »

Supertom @ 15 Aug 2005, 18:14 hat geschrieben: Nur was die FDP unter dem Stichwort "Subventionsabbau" oder "Eigenverantwortung" fordert, ist ein geplanter sozialer Kahlschlag: Im Klartext, jeder soll doch ne private Krankenversicherung abschließen. Wie er die bezahlt, ist sein Problem. Die Bundesagentur für Arbeit soll abgeschafft werden. So ineffizient diese Mammut-Behörde auch ist, was soll dann mit den Arbeitslosen passieren. Richtig, die sollen von den Kommunen verwaltet werden. Die Kommunen kennen ja die Arbeitslosen so gut. Ein guter Arbeitsvermittler sollte aber auch Arbeitsstellenangebote kennen. Mit Hartz IV Flexibilität und Umzugsbereitschaft zu fordern und dann die Arbeitsvermittlung den Kommunen aufs Auge zu drücken, ist mehr als lächerlich. In Wirklichkeit heißt das Motto der FDP: Die Leute sollen selber schauen, wie sie nen Job finden, Hilfe braucht ihr vom Staat nicht zu erwarten.
Mhh...

Du musst bedenken das wenn die Sozialversicherrungen abgebaut werden und sonstige Subventionen gestrichen werden auch weniger an den Staat gezahlt werden muss.

Ich nehme mal wieder mein Beispiel England:

Dort gibt es für jeden eine Steuerfinanzierte Grundversorgung. Das heißt:
  • Arbeitslosengeld vom Staat
  • Grundversorgung bei Krankheit
  • Eine gewisse Grundrente
Leute, die mehr wollen müssen sich Privat versichern.

Dagegen sind aber auch die Steuersätze um einiges tiefer als wie in Deutschland - so um 20 - 30% des Gehaltes geht an den Staat.

Gruß
BR 146
PS:
Ich halte wenig davon, auf politische Probleme nur mit schönen Wörten wie Freiheit, Eigenverantwortung, Werte etc. zu antworten. Interessant ist nicht die Parteiphilsophie, sondern wie eine Partei konkret die Probleme unseres Landes löst. Und bei der Lösung vertritt die FDP eine knallharte, neoliberale Linie, die nur eins bewirkt: Von den Geringverdienern wird noch mehr gefordert, dafür senkt man dann den Spitzensteuersatz! Unter dem schönen Stichwort Eigenverantwortung verbirgt sich nur eine Umverteilung von unten nach oben.
Die "Spitzenverdiener" erbringen jetzt schon 80% (AFAIR) aller Steuereinnahmen. Wenn der Spitzensteuersatz noch weiter angehoben wird werden noch mehr in das Ausland gehen. Meine Mutter durfte selbst schon mit samt allen Abzügen fast 53% ihres Gehaltes an den Staat abdrücken. Da fragt man sich wirklich, wieso man arbeitet.
Benutzeravatar
Dave
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3298
Registriert: 10 Dez 2003, 14:58
Wohnort: NBY
Kontaktdaten:

Beitrag von Dave »

BR 146 @ 15 Aug 2005, 20:19 hat geschrieben:Dort gibt es für jeden eine Steuerfinanzierte Grundversorgung. Das heißt:
  • Arbeitslosengeld vom Staat
  • Grundversorgung bei Krankheit
  • Eine gewisse Grundrente
Leute, die mehr wollen müssen sich Privat versichern.
Dagegen sind aber auch die Steuersätze um einiges tiefer als wie in Deutschland - so um 20 - 30% des Gehaltes geht an den Staat.
Schau an. Das gibt es alles in Deutschland auch, nur eigentlich nicht Steuerfinanziert. Das wäre eine Bürgerversicherung. Wie soll ein Staat jetzt aber die Steuern senken, diese sozialen Standarts bieten die du auflistest und gleichzeitig noch Schulden abbauen!?! Das geht nicht!
BR 146 @ 15 Aug 2005, 20:19 hat geschrieben:Die "Spitzenverdiener" erbringen jetzt schon 80% (AFAIR) aller Steuereinnahmen. Wenn der Spitzensteuersatz noch weiter angehoben wird werden noch mehr in das Ausland gehen.
Wo hast du denn das her? Vorher definieren wir mal "Spitzenverdiener"! Reiche Unternehmer zahlen zwar Steuern, aber nur für ihr Unternehmen und können Steuern sparen indem die Gewinne im Ausland parken. Leitende Angestellte und hohe Beamte wie z.B. Chefärzte, Regierungsbeamte usw. gelten neben Unternehmern noch als Spitzenverdiener. Diese können ihr Gehalt schlecht auslagern, zahlen aber nie und nimmer 80% der Steuern. Das geht rechnerisch einfach nicht. Bleiben die Gruppen die für mich nicht zu den Spitzenverdienern zählen, aber wohlhabend und vermögend sind. Die Mittelschicht bzw. die obere Mittelschicht. Diese würden aber von einem Spitzensteuersatz gar nicht betroffen.
BR 146 @ 15 Aug 2005, 20:19 hat geschrieben:Meine Mutter durfte selbst schon mit samt allen Abzügen fast 53% ihres Gehaltes an den Staat abdrücken. Da fragt man sich wirklich, wieso man arbeitet.
Nicht nur deine Mutter, auch andere Väter und Mütter zahlen schön. Dafür hat man aber nicht nur einen Nachtwächterstaat sondern bekommt auch etwas. Zugegebenermaßen bekommt deine Mutter dafür dass sie dich großgezogen hat zu wenig im Verhältnis zu jemand der keine Kinder hat und seit seines Lebens voll arbeitet. Es gibt viel zu ändern, aber wer einen Staat mit den Standarts wie z.B. der Schweiz haben will muss auch entsprechend zahlen. Auch in der Schweiz. Es ist eine besondere Stärke unsereres Staates und seiner Demokratie dass wir vorsorgen für Arme und Schwache und jeder da einen Beitrag zahlen muss.

Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
Chep87
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2796
Registriert: 20 Apr 2003, 11:45
Wohnort: Rostock
Kontaktdaten:

Beitrag von Chep87 »

Das ist keine Bürgerversicherrung, denn eine Bürgerversicherrung zieht den Deutschen noch mehr Geld aus der Tasche, wärend in England das mit den steuern mitfinanziert wurde.

Im übrigen verstehst du was mit der Grundversorgung falsch:
In England sind die Gelder so, das man davon überleben kann und zwar bei allen Gleichermaßen, wärend in Deutschland einige mehr, andere weniger bekommen.
Auch beim Gesundheitssystem gibt es unterschiede: Grundversorgung wenn man sich den Arm bricht: Arm bekommt nen Gips und dann raus mit dir. Wer mehr will: Bitte zahlen.
Und Rente: Nun gut.. man kann davon auch leben, aber es ist empfehlenswert selber noch vorzusorgen.

Aber in Deutschland muss es ja immer der Staat richten.


Ja, meine Mum bekommt jetzt Geld vom Staat, da sie eine Ich AG ist. Zuvor natürlich auch, aber jetzt noch mehr. Und die Steuervergünstigungen sind ernoooorm :)

So weit so gut
BR 146
Benutzeravatar
Dave
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3298
Registriert: 10 Dez 2003, 14:58
Wohnort: NBY
Kontaktdaten:

Beitrag von Dave »

BR 146 @ 15 Aug 2005, 23:10 hat geschrieben:Das ist keine Bürgerversicherrung, denn eine Bürgerversicherrung zieht den Deutschen noch mehr Geld aus der Tasche, wärend in England das mit den steuern mitfinanziert wurde.
So, und was ist jetzt der Unterschied? Vielleicht gehst du auf mein Argument noch ein wie das ganze in Großbritannien zu finanzieren ist und warum in Deutschland nicht!?!
BR 146 @ 15 Aug 2005, 23:10 hat geschrieben:Im übrigen verstehst du was mit der Grundversorgung falsch:
In England sind die Gelder so, das man davon überleben kann und zwar bei allen Gleichermaßen, wärend in Deutschland einige mehr, andere weniger bekommen.
Auch beim Gesundheitssystem gibt es unterschiede: Grundversorgung wenn man sich den Arm bricht: Arm bekommt nen Gips und dann raus mit dir. Wer mehr will: Bitte zahlen.
Das habe ich schon verstanden. Über 60 und sofortige Operation am Herz? Bitte zahlen oder warten (bis man stirbt). Das funktioniert nur in einem Land ohne Verfassung!

BR 146 @ 15 Aug 2005, 23:10 hat geschrieben:Und Rente: Nun gut.. man kann davon auch leben, aber es ist empfehlenswert selber noch vorzusorgen.
Überleben aber nicht leben. Privat vorsorgen ist nochmal so eine Geschichte. Aber viele scheinen das anglo-amerikanische Wirtschaftsmodell immer noch nicht verstanden zu haben. Macht auch nichts, es steht aus menschlicher Sicht leider unausweichlich bevor.
BR 146 @ 15 Aug 2005, 23:10 hat geschrieben:Aber in Deutschland muss es ja immer der Staat richten.
Und das ist auch besser so. Ist bei uns auch in der Verfassung verankert.

So, hacken wir lieber nicht mehr so viel auf den armen Reichen rum, denen geht es so schlecht dass jeder hart arbeitende doch so gerne bereit ist auf noch mehr zu verzichten zu seinem Gunsten wie in den tollen Vorbildländern USA und UK.

Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
Supertom
Haudegen
Beiträge: 621
Registriert: 01 Mär 2005, 18:14
Wohnort: Freising

Beitrag von Supertom »

Ich nehme mal wieder mein Beispiel England:

Dort gibt es für jeden eine Steuerfinanzierte Grundversorgung. Das heißt:


Arbeitslosengeld vom Staat

Grundversorgung bei Krankheit

Eine gewisse Grundrente
Und wie sieht das ganze in Deutschland aus? Das Arbeitslosengeld vom Staat ist seit Hart IV auf ein Minimum beschränkt und die gesetzlichen Krankenkassen bieten nicht mehr als eine Grundversorgung. Nur die Rente ist wohl höher als das, was ich als Grundrente bezeichnen würde. Und genau bei diesem Punkt zeigt sich die Unglaubwürdigkeit der FDP: sie hat jahrzehntelang mitregiert und das Rentensystem blieb unangetastet. Erst rot-grün hat mit der leider irgendwie verlorenen Riester-Rente versucht, das Problem anzugehen.

Du musst bedenken das wenn die Sozialversicherrungen abgebaut werden und sonstige Subventionen gestrichen werden auch weniger an den Staat gezahlt werden muss.
Durchaus wahr. Nur an einem Beispiel werde ich dir jetzt zeigen, dass genau das die soziale Ungerechtigkeit ausmacht:
Nehmen wir an, jeder wäre gesetzlich versichert und wir lösen die gesetzliche Krankenversicherung auf. Den ehemaligen prozentualen Beitragssatz zahlen wir als Lohn aus. Dafür muss sich jeder privat versichern, die Leistungen und Kosten der privaten Versicherung sind genauso hoch wie die der gesetzlichen. Der Beitrag (Kopfpauschale) ist für jeden gleich, der Betrag, der ausgezahlt wird, ist allerdings umso höher, je mehr man verdient. Die Gewinner davon werden diejenigen sein, die viel verdienen, die Verlierer sind die mit dem geringen Einkommen. Sollen nun Geringverdiener einen Zuschuss aus dem Steuersystem bekommen, muss der irgendwo herkommen. Gerecht wäre es nun, den Steuersatz für Reiche, die von dieser Reform profitiert haben, zu erhöhen. Nur genau das wollen Union/FDP ja nicht.
Die "Spitzenverdiener" erbringen jetzt schon 80% (AFAIR) aller Steuereinnahmen.
Da seh ich nichts schlimmes dran. So beeindruckend die Zahl klingt, trotzdem leben die in Deutschland immer noch nicht schlecht.
Wenn der Spitzensteuersatz noch weiter angehoben wird werden noch mehr in das Ausland gehen.
Wenn die Theorie so stimmt, dann müssten umgekehrt aber auch welche ins Land zurückkehren, wenn er sinkt. Genau das hat rot-grün probiert - und es hat nicht geklappt. Das Geld wird so lange ins Ausland gebracht, wie es Möglichkeiten gibt und solange es günstiger ist. Auch bei einem extrem niedrigen Steuersatz würde das Geld noch in Steueroasen liegen, es sei denn, wir bieten auch 0% Einkommenssteuer.

Tom

PS: @Admins: könnt ihr die letzten Beiträge vielleicht zur Wahlumfrage ins 10vorne-Forum stellen? Die Debatte hier verselbstständigt sich und hat mit der Trennung von Netz und Betrieb nichts mehr zu tun. Danke schonmal!
Chep87
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2796
Registriert: 20 Apr 2003, 11:45
Wohnort: Rostock
Kontaktdaten:

Beitrag von Chep87 »

Supertom @ 17 Aug 2005, 17:56 hat geschrieben: Und wie sieht das ganze in Deutschland aus? Das Arbeitslosengeld vom Staat ist seit Hart IV auf ein Minimum beschränkt und die gesetzlichen Krankenkassen bieten nicht mehr als eine Grundversorgung.
Dann frage ich mich aber wieso es so viele gesetzliche Krankenkassen gibt die alle einen Vorstand haben, Personalaparat usw. Allein schon weil sie alle Gesetzlich sind würde eine ausreichen weil sie gesetzlich ist. Bisher konnte man mir auch kein richtiges Argument geben FÜR die 300(?) verschiedenen gesetzlichen Krankenkassen.
Erst rot-grün hat mit der leider irgendwie verlorenen Riester-Rente versucht, das Problem anzugehen.
Die Riesterrente war ein Schritt in die richtige Richtung. Insgesamt muss ich auch sagen das die SPD angefangen hat in ihren ersten 4 Jahren was zu verändern. Danach kam - meiner Meinung nach - nur das übliche Politikgeplänkel.
Nehmen wir an, jeder wäre gesetzlich versichert und wir lösen die gesetzliche Krankenversicherung auf. Den ehemaligen prozentualen Beitragssatz zahlen wir als Lohn aus. Dafür muss sich jeder privat versichern, die Leistungen und Kosten der privaten Versicherung sind genauso hoch wie die der gesetzlichen. Der Beitrag (Kopfpauschale) ist für jeden gleich, der Betrag, der ausgezahlt wird, ist allerdings umso höher, je mehr man verdient. Die Gewinner davon werden diejenigen sein, die viel verdienen, die Verlierer sind die mit dem geringen Einkommen. Sollen nun Geringverdiener einen Zuschuss aus dem Steuersystem bekommen, muss der irgendwo herkommen. Gerecht wäre es nun, den Steuersatz für Reiche, die von dieser Reform profitiert haben, zu erhöhen. Nur genau das wollen Union/FDP ja nicht.
Man muss sich ja nicht privat versichern. Die Grundversorgung gibt es durch den Staat - "umsonst" (durch Steuern bezahlt)
Supertom
Haudegen
Beiträge: 621
Registriert: 01 Mär 2005, 18:14
Wohnort: Freising

Beitrag von Supertom »

Dann frage ich mich aber wieso es so viele gesetzliche Krankenkassen gibt die alle einen Vorstand haben, Personalaparat usw. Allein schon weil sie alle Gesetzlich sind würde eine ausreichen weil sie gesetzlich ist. Bisher konnte man mir auch kein richtiges Argument geben FÜR die 300(?) verschiedenen gesetzlichen Krankenkassen.
Wird mir auch ein Rätsel bleiben, soll angeblich den Wettbewerb fördern.
an muss sich ja nicht privat versichern. Die Grundversorgung gibt es durch den Staat - "umsonst" (durch Steuern bezahlt)
Schön wärs. Das ist nämlich durch die Progression der Steuersätze sogar sozial gerechter als das heutige System. Und gutverdienende und Selbstständige könnten sich auch nicht mehr um die Finanzierung des Sozialausgleichs drücken. Nur leider wird diese Meinung von keiner großen Partei in Deutschland vertreten.
Benutzeravatar
Dave
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3298
Registriert: 10 Dez 2003, 14:58
Wohnort: NBY
Kontaktdaten:

Beitrag von Dave »

Habt ihr euch eigentlich schon überlegt was privat Vorsorgen für einen einfachen Arbeitnehmer bedeutet? Angenommen er investiert das Geld in einen Fond welcher ihm 10% verspricht. Dieser Fond wird jetzt alles daran setzen die 10% ihm auszuzahlen und noch mal 2% der eingezahlten Summe muss zusätzlich rauskommen um die eigenen Unkosten zu bereinigen und eigenen Gewinn zu erwirtschaften. Also müssen 12% mehr rauskommen, egal wie. Fonds investieren in Aktien und halten Unternehmensbeteiligungen. In Jahren schlechter Wirtschaftslage haben die Fonds ein Problem: die Aktien steigen nicht, die Gewinne der Firmen stagnieren. Was macht der Fonds? Er übt Druck auf diese Unternehmen (an denen er ja Anteile hält) aus dass diese rationalisieren. Das kostet auf jeden Fall Arbeitsplätze und bedeutet schlimmstenfalls die Zerschlagung des betroffenen Unternehmens und den scheibchenweisen Verkauf. Dadurch kann der Fond die 12% schaffen. Im gegenzug hat er aber Arbeitsplätze zerstört, von Arbeitnehmern die privat vorsorgen sollen ergo ihren eigenen Arbeitsplatz zerstören sollen. Das Ganze hat in den USA viel Unheil angerichtet.
Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
Supertom
Haudegen
Beiträge: 621
Registriert: 01 Mär 2005, 18:14
Wohnort: Freising

Beitrag von Supertom »

Ich stimme dir bei dem Problem zwar generell zu, nur hat das nur sehr bedingt was mit privater Altersvorsoge zu tun. Solche Fonds üben im immer stärkeren Maße Druck aus, aber ob die jetzt Gewinn für die Altersvorsoge erwirtschaften sollen oder ob das Geld da "einfach so" von Privatpersonen angelegt wurde, ist egal. Zweitens mal kommen solche Fonds auch aus dem Ausland, vorzugsweise aus den USA. Und drittens sind es nicht nur diese Fonds, die dieses "Gewinnmaximierung um jeden Preis"-Motto haben, sondern auch etliche skrupellose Manager, die ausschließlich am Börsenkurs und ihrem eigenen Gehalt interessiert sind. Dieses Zerschlagen von Unternehmen und die Heuschrecken-Debatte hat durchaus ihre Berechtigung; die Schuld aber auf die private Altersvorsoge zu schieben, halte ich für zweifelhaft.
MünchnerFreiheit
Haudegen
Beiträge: 641
Registriert: 05 Dez 2002, 11:09
Wohnort: 80802 Schwabing

Beitrag von MünchnerFreiheit »

Und habe ihr mal überlegt, wem die Fonds gehören? - Richtig: in der Masse normalen Menschen, Arbeitnehmern (gerade im Bereich der Pensionsgeschichten). Und als Anleger würde ich auch auf eine möglichst gute Rendite achten!

Das ist übrigens mit Aktien sehr ähnlich...auch wenn in D der private Aktienbesitz nicht so verbreitet ist wie in den angelsächsischen Ländern - aber am Ende sinds Menschen, nicht Institutionen, denen das gehört und die davon profitieren. Ähnlich sind im übrigen auch die Anlagen der Lebensversicherungengesellschaften zu sehen, bei denen zumindest ein Teil des angelegten Geldes den Versicherten zugute kommt (der Rest kommt den Aktionären der jew. Gesellschaft zugute). Man sollte deshalb vorsichtig sein, die "anonymen" fonds und Großanleger unüberlegt zu beschimpfen..dahinter steckt vielfach eine große Menge an Kleinanlegern...

Nur mal so zum nachdenken..

Gruß Flo
Of Course I'm for Monogamy: I'm Also for Everlasting Peace and an End to Taxes
Benutzeravatar
Dave
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3298
Registriert: 10 Dez 2003, 14:58
Wohnort: NBY
Kontaktdaten:

Beitrag von Dave »

@MünchnerFreiheit: Das ist es ja gerade! Diese Arbeitnehmer denen der Fond gehört wollen ja dass er was ausspuckt. Ausspucken kann er aber nur wenn die Aktien steigen. Was wenn die Aktien nicht steigen? Keine private Rente! Oder aber der Fond arbeitet daran halt doch irgendwie einen Gewinn zu zaubern und baut damit Arbeitsplätze ab, unter Umständen den eigenen.
So viel mal zum nachdenken!
Grüße, Dave
[font=Times]"Die Abwrackprämie soll die deutsche Wirtschaft ankurbeln. Von wegen. Warum die Prämie den Falschen hilft, viele Kunden foppt und zum Betrügen geradezu einlädt." Artikel Politik abgewrackt! auf taz.de[/font]
Antworten