Armutszeugnis für Deutschland

Strecken und Fahrzeuge von DB Fernverkehr und anderen als DB Fernverkehr.
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ropix
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Beitrag von ropix »

autolos @ 8 Jan 2016, 20:56 hat geschrieben: Ich habe nichts überlesen, finde die Art, wie hier die Beschränkung bin Freiheit gefordert wird, vollkommen unbegreiflich.
Es wird die Beschränkung einer Sache gefordert, das hat es schon hunderttausend male gegeben. Sklavenhaltung ist ja auch verboten obwohl sie die Firmen sicher viel viel billiger käme.

Wenn der Winterkorn jetzt obdachlos wäre wären exorbitante Managergehälter ja vertretbar. Aber wenn der Herr nur sagt, mei, zahlt mir noch 120 Millionen und ich schau mal schuldig drein ist das nicht mit der Gesellschaft vereinbar.
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Beitrag von autolos »

Sklavenhaltung ist aber aus guten Gründen verboten, weil grundlegende Rechte der als Sklaven gehaltenen Menschen zu schützen sind. Eine entsprechende Begründung für die Begrenzung von Gehältern hat noch niemand vorbringen könnten.
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Beitrag von autolos »

Cloakmaster @ 8 Jan 2016, 21:01 hat geschrieben: Welche Freiheit? jene, den Spitzenleuten beliebige Spitzengehälter anbieten zu dürfen? Grundsätzlich bin ich auch kein Fan von Beschränkungen und Vorschriften. Trotzdem muss man einfach fgeststellen, daß die Verteilungsgerechtigkeit in eine arge Schieflage gekommen ist, und es darum an der Zeit ist, Instrumente zu diskutieren, welche dieser Scheiflage entgegen wirken können. So ganz fair kanndas nicht sein, Erfolg und Erfolgsprämien ausschließlich den Führungsebenen zuzusprechen, wogegen nachgeordnete Ebenen leer oder zumindest nahezu leer aufgehen, obwohl diese maßgeblichen Anteil am ERfolg hatten.
Wenn jemand einem Bettler eine Million Euro gibt, einem anderen aber nicht, ist das auch nicht fair, im von dir genannten Sinne. Aber es kann doch wohl jedem selbst überlassen bleiben, wie er sein Geld verjuxt. Welchen Grund führst du an, ihn das vertreten zu wollen?
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Beitrag von Cloakmaster »

Das mit dem Bettlern führt an der Sache vorbei. Wenn eine Firma ihren Gewinn verzehnfacht hat, dann ist das nicht allein der Erfolg des Generaldirektors, sondern der Erfolg des gesamten Unternehmens, und der gesamten Belegschaft. Mit welcher Begründung willst du nun nahezu der gesamten Belegschaft deren verdienten Anteil an der Gewinnsteigerung vorenthalten, nur damit der Mann an der Spitze sich selbst eine exorbitant hohe Belohnung auszahlen kann - einzig aus dem Grund, weil es nicht gesetzlich verboten ist?
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Beitrag von autolos »

Cloakmaster @ 9 Jan 2016, 00:22 hat geschrieben: Das mit dem Bettlern führt an der Sache vorbei.  Wenn eine Firma ihren Gewinn verzehnfacht hat, dann ist das nicht allein der Erfolg des Generaldirektors, sondern der Erfolg des gesamten Unternehmens, und der gesamten Belegschaft. Mit welcher Begründung willst du nun nahezu der gesamten Belegschaft deren verdienten Anteil an der Gewinnsteigerung vorenthalten, nur damit der Mann an der Spitze sich selbst eine exorbitant hohe Belohnung auszahlen kann - einzig aus dem Grund, weil es nicht gesetzlich verboten ist?
Warum soll ich es nicht tun? Nur weil dir es nicht passt? Mir passt auch manches nicht, was andere machen, aber das ist für mich kein Grund, nach der Gesetzeskeule zu rufen. So halte ich Homöopathie für eine gefährliche Quasi-Religion, ohne dass ich sie würde verbieten wollen.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

autolos @ 8 Jan 2016, 19:22 hat geschrieben: Aber allenfalls nur, weil Leute wie du ihn herbei reden. Ist es Neid? Ist es Abneigung gegen Freiheitsrecht anderer? Weil euch etwas nicht passt, müssen Freiheitsrechte entzogen oder eingeschränkt werden? Genau das macht die Regierung in Polen auch gerade, weil ihr die Berichterstattung nicht gefällt.
Ach komm, wenn die Argumente ausgehen kommt das Neid-Argument.

Ich habe doch geschrieben dass bestimmte Leute deutlich mehr verdienen müssen. Wo ist da der Neid? Es ging darum dass der Abstand nicht zu groß werden darf.

Hier wird nichts herbeigeredet. Aber was verstehst du daran nicht dass das Vermögen der Welt begrenzt ist? Wenn also wenige Leute einen immer größeren Anteil haben bleibt für die Masse immer weniger und das geht nicht.
Das wird auf Dauer die Demokratie gefährden.

Das was du mit Polen hier anfängst ist einfach geschmacklos und Stammtischniveau.
Wo werden Freiheitsrechte eingeschränkt wenn der Staat Vorgaben macht? Sind Steuern und Abgaben auch Einschränkungen der Freiheitsrechte? Das wäre Argument von rechtsradikalen Teebeutelspinnern.

Es ist Aufgabe des Staates (zumindest so wie die Mehrheit sich das wünscht) dass er reguliert und die Marktwirtschaft sozial gestaltet. Es darf nicht angehen dass immer mehr Leute immer weniger haben und die Schere auseinandergeht.
Man kann also einen genauen Prozentwert festlegen über dem maximal Spitzengehälter liegen dürfen. Wo ist da dein Problem? Die hätten dann immer noch deutlich mehr Geld und mehr als sie wahrscheinlich ausgeben können.
Eine auseinanderklaffende Schere ist jedoch menschenverachtend, denn es kann nicht gut gehen dass wenige Leute einen immer größeren Anteil haben. Wo soll das hinführen? Was machen die damit? Das hat auch mit Leistung nichts mehr zu tun.

Die Menschen wollen eine soziale Marktwirtschaft und keine bei der sich kleine Eliten abschotten und bei Protesten sogar mit Waffen auf die Bürger schießen lassen (die EU-Verfassung erlaubt es gegen die eigenen Bürger vorzugehen). DAS mein Freund, das ist Entzug von Freiheitsrechten, genauso wie TTIP und TISA! Immer gegen den Willen der Bevölkerung, zur Bereicherung einiger weniger.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Fat Hippo @ 8 Jan 2016, 22:06 hat geschrieben: Kinners, Ihr diskutiert doch am Thema vorbei. Das Problem ist doch nicht die Idee, sondern der Mensch. Der Kommunismus ist doch nicht an der Idee gescheitert, sondern an den Kommunisten. Der Mensch ist von Natur aus machtgierig und raffsüchtig, also müssen wir uns selbst abschaffen. Dann klappt's auch mit der Idee.
Der Kommunismus oder derartige Ideen sind doch auch gar nicht gut, warum sollen z. B. alle gleich bezahlt werden? Das widerspricht der Natur des Menschen.

Allerdings muss es allen Menschen auf der Welt so weit gut gehen dass sie vernünftig leben können und das Vermögensgesamtvolumen der Welt würde dafür reichen.

Wer Spitzenämter und Führungsposten hat muss deutlich mehr verdienen, da sind wir uns doch einig.
Aber findet es hier jemand gerecht (autolos und Co. scheinbar schon), wenn die Schere immer weiter auseinanderklafft? Womit ist das begründet? Es wird ja nicht mehr geleistet.

Was ist DAS für eine Freiheit wo es nur wenigen Menschen gut geht? Das ist keine Freiheit, das ist eine Kastendiktatur!
Genausowenig wie man Kommunismus/Sozialismus oder andere diktatorische Systeme brauchen kann, kann man eine Wirtschaftsdiktatur gebrauchen. Mit Freiheit hat das alles wenig zu tun.

Größtmögliche Gerechtigkeit (eine richtige kann es nicht geben) gibt es nur bei einer Marktwirtschaft die reguliert ist und wo es allen gut geht. Die einen mit etwas mehr, die anderen mit etwas weniger, aber alle menschenwürdig.

Tolle Freiheit wenn wie in Griechenland die kleinen Leute massiv verfolgt werden und hingehängt, während man die ganzen Schwerreichen weiter von Steuern usw. verschont, selbst bei linken Regierungen wie aktuell und davor. Das zeigt doch wer in Wahrheit regiert und was das mit Freiheit zu tun hat, naja.

Wir haben ein Gesamtvolumen, mehr gibt es nicht und das muss einfach fair verteilt sein. Es reicht doch wenn jemand reich ist, da muss keiner superreich sein und Vermögen haben die er im Leben nicht ausgeben kann. Das hat nichts mit Neid zu tun, es ist unverständlich, gerade wenn weltweit Menschen hungern und verelenden.
Man kann auch so abstufen, nur müssen die Abstände geringer sein und nicht ständig weiter auseinanderklaffen. Das gefährdet Demokratie und Frieden!
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Beitrag von JLanthyer »

Urmel @ 8 Jan 2016, 13:57 hat geschrieben:
JLanthyer @ 8 Jan 2016, 12:46 hat geschrieben: Das wäre genau das richtige für die Bundesrepublik, was aber auch Ländersache ist. Leider hat die Erfahrung mit dem Volksentscheid gezeigt, daß es bei dem Volksentscheid nicht um die Sache, sondern um das Gesetz zur Sache ging.

Wie Guru es aufgezeigt hat, ist es in der Schweiz offenbar möglich, über die Sache abzustimmen.
So ein Schmarn, immer diese Schweiz-Lobhudelei von euch Preußen.
Ich bin ein Baden-Württemberger.
Urmel @ 8 Jan 2016, 13:57 hat geschrieben:Hier in Bayern gibt es auch "zur Sache" die Entscheidung zum strengen Rauchverbot, "zur Sache" das erfolgreiche Volksbegehren zur Abschaffung von Studiengebühren, sodass der Landtag gleich einknickte und sich die Abstimmungsniederlage im Entscheid ersparte, indem man die gleich selbst abgeschafft hat. Das zeigt sehr deutlich, dass es bei Volksbegehren und Volksentscheid in Bayern gerade nicht um das Gesetz zur Sache geht, sondern um die Sache.
Um welche Sache geht es? Nicht etwa, daß das Volk gefragt wurde, ob sie der Gesetzesvorlage, das Rauchen zu verbieten zustimmen, oder wurde es direkt gefragt, ob es dem Rauchverbot zustimmt? Außerdem zeigt die Volksabstimmung, wie wichtig die direkte Demokratie ist.

Ich habe bei der letzten (An dem ich mich zum ersten mal beteiligt habe) Volksabstimmung über das (Vereinfacht gesagt) S21-Kündigungsgesetz abgestimmt, es hat keine direkte Abstimmung gegeben, ob S21 weitergebaut, oder das Projekt gestoppt werden soll. Es ging allein darum, daß die S21-Finanzierung gestoppt werden sollte.

Hier: Sieh ihn Dir mal an, was in der Broschüre steht. Dort sind zwei Argumente Pro und Kontra S21 aufgeführt. Der Stimmzettel liegt ebenfalls als Muster bei. Das wurde übrigens in Papierform an alle Haushalte verteilt, damit sich die Leute darüber informieren können, was das Land von ihnen will. Die Entscheidung lag beim Volk, für oder gegen das Gesetz zu stimmen.

Der Text lautet wortwörtlich: "Stimmen Sie der Gesetzesvorlage „Gesetz über die Ausübung von Kündigungsrechten bei den vertraglichen Vereinbarungen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 (S 21-Kündigungsgesetz)“ zu?" Diese Abstimmung hatte einen Haken: Wer gegen S21 ist, sollte dem S21-Kündigungsgesetz zustimmen.

Übrigens: Da Du die Grundgesetzartikel in den Raum geworfen hast, werde ich es auch etwas dazugeben:
"Art. 20

(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.

(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.

(3) Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden.

(4) Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."
Die Abstimmung ist im Grundgesetz erwähnt.

Das Grundgesetz kann nach Art. 146 durch Volksabstimmung bzw. -entscheid durch die Verfassung ersetzt werden. Bundesrepublik Deutschland ist seit 25 Jahren mit der DDR vereint und bildet den gesamten Staat. Wozu noch länger das Grundgesetz behalten? Mich würde es interessieren, wie die neue Verfassung aussieht. Vielleicht besser, als das Grundgesetz. Bis dato gab es keine Volksentscheid, was mit dem Grundgesetz geschehen soll...
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Beitrag von Cloakmaster »

autolos @ 9 Jan 2016, 01:05 hat geschrieben: Warum soll ich es nicht tun? Nur weil dir es nicht passt? Mir passt auch manches nicht, was andere machen, aber das ist für mich kein Grund, nach der Gesetzeskeule zu rufen. So halte ich Homöopathie für eine gefährliche Quasi-Religion, ohne dass ich sie würde verbieten wollen.
Weil es Neid, Mißgunst, und Unzufriedenheit in der Belegschaft schürt und damit das Betreibsklima massiv verschlechert. Weil es in der Folge zu massiven Forderungen bei der folgenden Tarifverhandlung kommen kann, und Strecks von nie gekanntem Ausnaß geradezu provoziert. Weil es damit also dem Unternehen Schaden zu führt, wogegen die Betreibsführung verpflichtet ist, das Unternehmen vor schaden zu bewahren, statt diesem ihm zuzuführen. Weil es in diesem unserem Lande nicht nur nach Recht, sondern auch nach Ordnung zugehen soll - und diese Ordnung hier gefährdet wird.

Vielleicht kann unsere Rechtsexperte Urmel ja mal subsummieren, ob ein einfacher Angestellter, welcher nachweislich mit zum Erfolg des Unternehmens beigetragen hat, einen Rechtsanspruch auf einen Teil der an einer zB von einem Aufsichtrat beschlossene, aber ausschliesslich der Unternehmensführung zugedachten Erfolgsprämie herstellen könnte - hier würde sich imho zB der §242 evtl nützlich machen können. Durchsetzen wird man es wohl nicht können, aber man wenn damit soweit käme, daß das Arbeitsgericht sich damit auseinender setzen muss, wäre das auch schon ein Erfolg.

Übrigens geht es nicht darum, ob mir etwas passt, oder nicht, und ich schreie auch nicht nach einer Gesetzeskeule. Ich wiederhole es extra für dich gerne noch einmal: ich sehe hier eine gewisse Schieflage im System, und halte es deshalb für angebracht, über mögliche Instrumente, welcher dieser Schieflage entgegenwirken können, zu diskutieren. Das könnte zB auch in einer art "freiwilligen Selbstverpflichtung" der Industrie münden. Oder jemand andeem fällt dazu etwas ein. Wenns blöd läuft, fällt auch niemandem was ein, und wir müssen mangels besserer Alternativen es eben hin nehmen, wie es ist.

Nur weil du das System toll und gut, ja geradzu grandios empfindest, und dessen Nachahmung dringenst anräts. muss der Rest der Welt dieser deiner Ansicht nicht folgen.
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Beitrag von ropix »

autolos @ 8 Jan 2016, 23:56 hat geschrieben: Sklavenhaltung ist aber aus guten Gründen verboten, weil grundlegende Rechte der als Sklaven gehaltenen Menschen zu schützen sind. Eine entsprechende Begründung für die Begrenzung von Gehältern hat noch niemand vorbringen könnten.
Wenn die Chefs sich selber ihr Gehalt festlegen und die Firmen damit an die Wand fahren könnte man ja durchaus mal auf die Idee kommen was aus dem StGB eigentlich alles einschlägig wäre.

Das Interesse der Mitarbeiter in einer Firma wäre durchaus auch zu schützen wenn man denn wollte. Gut, man will politisch nicht, aber nur weil man irgendwas politisch nicht will bedeutet das noch lange nicht dass es nicht geboten wäre...
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Urmel

Beitrag von Urmel »

JLanthyer @ 9 Jan 2016, 00:37 hat geschrieben: Ich bin ein Baden-Württemberger.
Das sind für uns in Bayern ebenso Preußen ("Preißn"), so nennen wir halt alle Nichtbayern in Deutschland, der Begriff kommt historisch vom Lande Preußen, was es ja eh nicht mehr gibt, soll aber eine bestimmte Kultur und einen bestimmten Menschenschlag beschreiben. Beispielsweise die Liebe zum Zentralismus und eine gewisse Spießigkeit, während wir Bayern uns ja einer gewissen Anarchie, eines gewissen Amigotums ("a Hund isa scho"-Anerkennung statt Skandalgeschrei) und barocker Lebensfreude rühmen. Das schwäbische Schaffe, Schaffe, Häusle baue ist doch genauso spießig und bieder wie die preußischen Sekundärtugenden, aber ich schweife ab.

"Um welche Sache geht es? Nicht etwa, daß das Volk gefragt wurde, ob sie der Gesetzesvorlage, das Rauchen zu verbieten zustimmen, oder wurde es direkt gefragt, ob es dem Rauchverbot zustimmt? Außerdem zeigt die Volksabstimmung, wie wichtig die direkte Demokratie ist."

Weder noch. Die Landespolitik wollte gar kein strenges Rauchverbot. In Bayern kannst du Landesgesetze erzwingen, wenn du genug Unterstützer sammelst. Dann gibt es ein Bürgerbegehren. Wenn sich dann genügend Wahlberechtigte in Wahllokalen diesem Begehren anschließen kommt es zur Abstimmung. Außer der Landtag hat von sich aus ein einsehen und nimmt das Bürgergesetz gleich selbst an. Das war nicht der Fall, also kam es zum Entscheid und der erhielt eine Mehrheit und so wurde der von bayerischen Bürgern formulierte Gesetzestext zum Rauchverbot zum geltenden Gesetz in Bayern. Gegen den ausdrücklichen Willen der Landespolitiker, aber in solch einem Fall sticht der Ober den Unter, d. h. der Landtag kann dagegen nichts machen, er kann nicht einmal anschließend per Landtagsmehrheit solch ein Bürgergesetz gleich wieder abschaffen, da gibt es eine fixe Bindungsfrist (und darüber hinaus natürlich eine Schamfrist, wer sowas macht braucht sich gar nicht mehr zur Wahl stellen).

Klar ist direkte Demokratie als ein Element wichtig. Aber sie ist nicht der Weißheit letzter Schluß. Mehr noch, ich bin durchaus dafür, dass viele Dinge gegen Mehrheiten durchgesetzt werden. Es gab in den 60ern in der Bevölkerung keine Mehrheit, abzuschaffen, dass verheiratete Frauen quasi unmündig und ihrem Ehemann unterstellt sind (der sog. Haushaltsvorstand konnte ohne Rücksprache mit seiner Ehefrau zB deren Arbeitsvertrag kündigen, deren Girokonto kündigen und sie zum Dasein als Heimchen am Herd regelrecht zwingen, auch die Vergewaltigung in der Ehe durch den Mann war straflos; die Politik änderte das gegen durch Umfragen festgestellte eindeutige Mehrheiten der Deutschen seinerzeit). Oder denk an die Gleichberechtigung von Homosexuellen, egal wie man über Homosexualität individuell denkt, zumindest vor dem Gesetz müssen natürlich auch Homosexuelle gleich behandelt werden. Die sog. Lebenspartnerschaft als "Homoehe" wurde damals gegen Bevölkerungsmehrheiten eingeführt.

Und schau umgekehrt was in der Schweiz gemacht wurde, denke an das Verbot für Muslime ihre Kirchgebäude im für sie nun einmal traditionellen Stil mit Minaretten zu errichten. Da muss ja noch kein Muezzin stehen, das ist wieder eine andere Frage. Aber ich will ebenso wenig, dass Muslime so diskriminiert werden, wie ich umgekehrt möchte, dass Christen in der islamischen Welt verboten wird Kirchtürme zu errichten. Das kritisieren wir dort zurecht, dann können wir es umgekehrt in Europa nicht genauso machen (außer wir begeben uns auf das Niveau von Kindergartenkindern und sagen "Ätschäbä" und "rächen" uns quasi).

Die Mehrheit ist eben nicht unbegrenzt Weiße. Die Mehrheit wollte damals auch den Adolf. Die Mehrheit ist eben oft auch dumm und manipulierbar. Darum ist das Zusammenspiel aus repräsentativer Demokratie und direkter Demokratie - beide beschränkt durch unumstößliche Werte unseres Grundgesetzes - in meinen Augen der richtige Weg.

Das Grundgesetz sieht Abstimmungen ja vor, bei Länderfusionen. Bei Bundesgesetzgebungen, ich habe ja ausführlich skizziert, wie klein der Bereich ist, bei dem der Bund eine ausschließliche Gesetzgebung und ausschließliche Vollzugskompetenz hat (überall sonst haben die Länder ja was mitzureden bzw. gar selbst das alleinige Gesetzgebungsrecht, womit wieder Volksabstimmungen auf Landesebene problemlos möglich sind). Du hast verfassungsrechtlich das Problem, dass du entweder einen dezentralen Einheitsstaat haben kannst, wie ihn zB die Spanier haben, oder einen föderalen Bundesstaat haben kannst, wie die Bundesrepublik. Bei letzterem kannst du in den Ländern, die das Zentrum der Staatsgewalt sind, mit denen alles beginnt, direkte Demokratie haben. Bei ersterem kannst du auf Bundesebene direkte Demokratie haben, da in einem Einheitsstaat ja eh den Regionen alles "von oben diktiert" wird, ob es dann ein Zentralparlament macht oder per landesweiter Abstimmung macht sicherlich keinen Unterschied mehr.

Bei uns geht es nicht, weil du dann Konstellationen haben könntest, dass zB alle 15 Länder ex Bayern ein für Bayern hochgradig nachteiliges Gesetz mit der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung der anderen 15 Länder durchsetzen könnten und Bayern hätte keinerlei Möglichkeiten, was dagegen zu tun. Im Bundestag ist Bayern aber als Land repräsentiert (darum setzt sich der Bundestag aus Landeslisten zusammen und nicht aus einer einheitlichen Bundesliste!) und über den Bundestag hat es gar bestimmte Vetorechte, in jedem Fall sehr viel mehr Mitsprache, als in diesem geschilderten Extremfall (der nicht der Grund dafür ist, dass Volksabstimmungen auf Bundesebene mit dem Grundgesetz und unserem Föderalismus unvereinbar sind, aber ein anschauliches Beispiel dafür).

Ich will das Grundgesetz nicht aufgeben, wozu auch. Was besseres kommt gewiss nicht nach. Und ich will auch keinen Zentralstaat. Ich weiss, dass wir damit in Bayern in der Minderheit sind, das war schon 1949 so, als erst durch bayerisches Veto und eine erstmalige Ablehnung des Grundgesetz im bayerischen Landtag föderale Nachbesserungen vorgenommen wurden. Ich weiss, dass ihr Preußen Zentralstaaten mögt (und genau das macht die Badener genauso zu Preußen wie die Hanseaten - ihr nickt alle bei Bismarcks "Kleinstaaterei"-Schmähunge von Föderalismus, wir Bayern sind entsetzt und schreien "Preißn!"). Das hat die Deutschen bereits in zwei Weltkriege geritten, aus gutem Grunde ist man daher 1949 wieder zur historischen Normalität des Föderalismus - der "Kleinstaaterei" - zurückgekehrt. Der Zentralismus von Bismarck und später Adolf waren ja nicht die Regel und nach zwei furchtbaren Weltkriegen, an denen Zentralismus und Deutschnationalismus nicht ganz unschuldig waren, tun wir gut daran, die Idee des Zentralismus einfach ein für allemal zu beerdigen.

Nochmal zum Mißverständnis mit dem Volksentscheid zum Grundgesetz; die Bundesrepublik wurde nicht "gegründet", ihr sind die Länder beigetreten. Zuletzt die ostdeutschen Länder 1990. Anders als bei einem Zentralstaat, der wird gegründet und ist dann einfach "puff" da und kann sich dann selbst nach Wahl untergliedern. Das Grundgesetz wurde lediglich "in Kraft gesetzt" und wäre dem Bund kein einziges Land beigetreten, dann gäbe es kein Bundesgebiet, sondern nur ein wirkungsloses Grundgesetz als Kuriosum in Archiven. Da man aber gewohnt ist, von Gründungsdaten zu sprechen, wirst du sozusagen "populärwissenschaftlich" in der Wikipedia ein Gründungsdatum der Bundesrepublik finden. Rein staatsrechtlich ist das aber ziemlich ungenau.

Die Staatsgewalt geht in Deutschland von den Ländern aus, die Landtage der Länder haben das Grundgesetz damals ebenso angenommen, wie die ersten frei gewählten Parlamentarier der DDR, indem sie für den Beitritt zum Bund und somit zum Wirkungskreis des Grundgesetz gestimmt hatten. Darum sprach man von den Neuen Ländern in den 90ern ja auch häufig von den "Beitrittsgebieten". Hätten sie das nicht gemacht, dann wäre es zB bei einem unabhängigen Freistaat Bayern nach dem Krieg geblieben und es hätte nichts gegeben, was die damalige Bundesrepublik dagegen hätte tun können, ebenso wenig, wie man zB Sachsen einseitig zu einem Beitritt zur BRD hätte zwingen können, wenn die politischen Mehrheiten in Volkskammer und im neu gegründeten Freistaat Sachsen ganz anders gelegen wären und es eine Volksbewegung für eine freies Sachsen gegeben hätte. Da hätte der Bundestag noch so oft für den Beitritt Sachsens zum Bundesgebiet stimmen können, das hat einseitig keinerlei Bindungskraft, erst wenn sowohl Land X für einen Beitritt stimmt und dann der Bund sozusagen das Beitrittsgesuch per Bundestagsbeschluss akzeptiert, erst dann wird ein Land Teil des Bundesgebietes. Das unterscheidet sich deutlich von einem Zentralstaat, der einfach einseitig erklärt, welches Territorium zu ihm gehört und "puff" so ist es völkerrechtlich dann einfach auch, wenn es keinen Bürgerkrieg gibt und andere Staaten diesen Gebietsanspruch anerkennen.

Umgekehrt wurden die Verfassungen der Länder aber in Volksabstimmungen angenommen, in Bayern stimmten zB 70,6 % der Wähler, bei einer Wahlbeteiligung von 75,7 %, für die Annahme der Bayerischen Verfassung 1946. Damit war der Freistaat Bayern gegründet (https://de.wikipedia.org/wiki/Verfassun ... tes_Bayern). Der daraufhin gewählte Landtag trat dann dem Bund per Mehrheitsbeschluss drei Jahre später bei (in der Zwischenzeit war der Freistaat Bayern ein eigenständiger Staat, wenn man einmal von den Besatzungsmächten absieht). Rein völker- und staatsrechtlich könnte Bayern auch ebenso per einseitigem Mehrheitsbeschluss jederzeit wieder austreten (rechtlich nichts besonderes, nur politisch wäre das - derzeit - undenkbar) und wäre dann wieder ein eigenständiger Staat, wie zwischen dessen Gründung (der Freistaat Bayern wurde tatsächlich nach klassischer Staatstheorie "gegründet") 1946 und Beitritt zum Bund 1949. Ebenso wie die EU Mitgliedschaft der Bundesrepublik nicht per Volksentscheid abgenommen wurde, die BRD kann umgekehrt die EU auch jederzeitig einseitig verlassen. Das reicht dem Staatsrechtler um darüber hinwegzusehen, dass es darüber dann jeweils keine eigene Volksentscheide gab. Die eigentliche Landesverfassung wurde ja per Entscheid angenommen und das reicht zur demokratische Legitimation des darauf basierenden Staates und aller seiner Handlungen inklusive wirksamen Beitritten zu größeren Gebilden, sei es BRD oder EU.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Urmel @ 9 Jan 2016, 14:14 hat geschrieben: Das sind für uns in Bayern ebenso Preußen ("Preißn"), so nennen wir halt alle Nichtbayern in Deutschland, der Begriff kommt historisch vom Lande Preußen, was es ja eh nicht mehr gibt, soll aber eine bestimmte Kultur und einen bestimmten Menschenschlag beschreiben.
Schmarrn! Nur weil das bei dir so ist muss das nicht bei anderen so sein. Wohl aus dem tiefsten Oberbayern, die sich ja auch immer als die einzig wahren Bayern hinstellen, aber ob euch das passt oder nicht, dem ist nicht so.

Ich bin auch Bayer und mir ist kein einziger bekannt der Badener oder Württemberger als Preußen bezeichnet. Wo lebst du also? Die Hohenzollern könntest du wirklich so nennen, den Rest nicht.

Also sprich nicht für ganz Bayern, abgesehen davon kann ich diese abschätzigen Einteilungen nicht abhaben.
Wenn ich jetzt verallgemeinere dann sag ich einfach mal die Arroganz der Oberbayern ist auch spießig und mich regt auch auf dass das Bayernbild immer von Seppl-Lederhosen-Oberbayern südlich Münchens geprägt wird, natürlich mit den Alpen, weil deren 0,5%-Anteil am Land ja wirklich für Bayern steht.

Schreib also für dich, aber unterlasse es hier meinen zu müssen für Bayern zu sprechen, das erlaube ich nicht, weil viele andere und ich als Bayern das ganz anders sehen!
A Rua is sog i!
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Beitrag von Urmel »

Ja mei, in meinem Heimatort hat jemand unter das Ortsschild das hier, sauber laminiert, angebracht:

http://image2.spreadshirtmedia.net/image-s...-freie-Zone.jpg

damit ist mein Heimatort nicht alleine, siehe

http://www.sueddeutsche.de/bayern/initiati...-zone-1.1275856

und Passau liegt jetzt auch nicht unbedingt in Oberbayern oder?

Und ich wähle die Bayernpartei. ;)
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Urmel @ 9 Jan 2016, 14:14 hat geschrieben: Rein völker- und staatsrechtlich könnte Bayern auch ebenso per einseitigem Mehrheitsbeschluss jederzeit wieder austreten (rechtlich nichts besonderes, nur politisch wäre das - derzeit - undenkbar) und wäre dann wieder ein eigenständiger Staat, wie zwischen dessen Gründung (der Freistaat Bayern wurde tatsächlich nach klassischer Staatstheorie "gegründet") 1946 und Beitritt zum Bund 1949. Ebenso wie die EU Mitgliedschaft der Bundesrepublik nicht per Volksentscheid abgenommen wurde, die BRD kann umgekehrt die EU auch jederzeitig einseitig verlassen. Das reicht dem Staatsrechtler um darüber hinwegzusehen, dass es darüber dann jeweils keine eigene Volksentscheide gab. Die eigentliche Landesverfassung wurde ja per Entscheid angenommen und das reicht zur demokratische Legitimation des darauf basierenden Staates und aller seiner Handlungen inklusive wirksamen Beitritten zu größeren Gebilden, sei es BRD oder EU.
Bitte nutze nicht den Begriff "BRD", den gibt es nicht, unglaublich dass sich dieser DDR-Kampfbegriff mittlerweile so festgesetzt hat. Er wurde offiziell nie verwendet, es war immer die Bundesrepublik.
Es gibt immer noch die Möglichkeit eines Volksentscheids in Bayern laut Verfassung, im Falle der Wiedervereinigung, den es nicht gegeben hat, über die Zugehörigkeit zum Bund.

Angeblich hatten die Amerikaner ja überlegt Bayern zu Österreich zu schlagen. Ist da was dran? Ich hätte da gut damit leben können, ich bin eh ein Österreichfreund und das hätte super gepasst.

Mit dem heutigen Zustand kann man auch leben, ich mag nur diese Abneigungen vieler nicht, egal ob gegen "Preißn" oder umgekehrt die vielen die Bayern hassen, das sind alles nur Primitivlinge, fertig.
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Beitrag von Urmel »

Ich hasse die Deutschen nicht, ich fühle mich nur nicht als einer. Genauso, wie Schweizer oder Österreicher was dagegen hätten, zu Deutschen gemacht zu werden, ohne deswegen gleich die Deutschen zu hassen. Als unabhängiger Staat wäre Bayern größer als viele andere europäische Staaten, unsere pro Kopf Wirtschaftsleistung ist wesentlich höher als die der nördlichen Bundesländer und zB auch höher, als die von Österreich im direkten Vergleich Bayern-Österreich, als wäre Bayern alleine auch mehr als überlebensfähig. Außerdem will ich kein bayerisches Nordkorea mit Mauer außenrum, Österreich ist ja auch sein eigener Staat und hat trotztdem offene Grenzen im Schengensystem und ist Teil der EU. Aber man zwingt sie nicht Deutsche zu sein. Warum macht mich das bitteschön gleich zum Primitivling, wenn ich bayerische Eigenstaatlichkeit seit dem Jahre 555, die erst im 19. Jh. durch Bismarcks Gewaltakt endete, bevorzuge?

Achja und wenn schon, dann gehören große Teile Österreichs zu Bayern, zumindest historisch,

https://de.wikipedia.org/wiki/Bayern#/media...yern_um_788.png

Österreich soll natürlich Österreich bleiben, aber vielen ist tatsächlich nicht bewusst, wie weit die Geschichte Bayerns zurückreicht, beispielsweise weiter als die Geschichte Österreichs. Dessen Eigenständigkeit stellt heute niemand mehr in Frage, als Bayer, der eine Unabhängigkeit seiner Heimat anstrebt, ist man aber gleich ein Primitivling? Sag das mal einem Schotten oder Katalanen oder Flamen. Unabhängigkeitsbewegungen gibt es auch heute noch in Europa vielerorts. Die in Bayern mag vergleichsweise klein sein, aber das macht mich doch nicht zum Primitivling.

Selbst wenn die Franken bei der Bundesrepublik bleiben wollten wäre Restbayern noch in etwa so groß und hätte in etwa soviele Einwohner wie die Schweiz.
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Urmel @ 9 Jan 2016, 14:32 hat geschrieben: Ja mei, in meinem Heimatort hat jemand unter das Ortsschild das hier, sauber laminiert, angebracht:

http://image2.spreadshirtmedia.net/image-s...-freie-Zone.jpg

damit ist mein Heimatort nicht alleine, siehe

http://www.sueddeutsche.de/bayern/initiati...-zone-1.1275856

und Passau liegt jetzt auch nicht unbedingt in Oberbayern oder?

Und ich wähle die Bayernpartei. ;)
Neulich habe ich einen Artikel gelesen dass in Österreich immer mehr Kinder und Jugendliche "Tschüss" verwenden. Wo ist das Problem? Sprache wandelt sich und es ist eben ein Begriff der schnell von der Hand geht und sich eingebürgert hat.
Servus oder in Österreich auch Baba sind ja auch keine klassischen Begriffe, sondern wurden auch mal "eingebürgert". So war das schon immer.

Diese Aktionen sind einfach primitiv.
Auch in Niederbayern gibt es leider ein paar die Freiheiten einschränken wollen, denn mit Verboten erreicht man gar nichts. Nur sind das Einzelfälle, anders als in Oberbayern. Wir müssen auch nicht bei jeder Gelegenheit die Seppltracht anziehen damit wir echte Bayern sind. Ich mach das gar nicht, denn a echter Bayer braucht kei Tracht!

Es gibt in Bayern doch den schönen Begriff "Leben und leben lassen", also auch mal beherzigen.

Ich habe kein Problem damit dass du die Bayernpartei wählst, ist ja eine demokratische Partei, aber sie ist total marktradikal und neoliberal, das ist also nicht besser als die CSU. Nur mit ihrem Nischendasein wird sei eh nie was erreichen. Seit den 50ern ist sie doch praktisch nicht mehr existent.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Urmel »

Leben und leben lassen funktioniert aber nur, wenn bayerische Kultur nicht von der teutonischen Übermacht erdrückt wird, die ja umgekehrt nicht so tolerant daher kommt, sondern sehr überheblich und dozierend. Nach dem Motto "Das und das ist aber kein richtiges Hochdeutsch" oder "Er fällt in den Dialekt zurück" (ein Rückfall also, als ob Dialekt eine Krankheit wäre), usw. Da muss man dann auch mal plakativ Stellung beziehen und sagen, Moment mal, das hier ist nicht Düsseldorf und wenn ich jemand mit "Grüß Gott" begrüße und ein Witzbold darauf antwortet "Wenn ich ihn sehe", dann ist und bleibt das einfach unverschämt! In der Schweiz verhalten sich die Teutonen seltsamerweise nicht so, da gehen die sogar in Sprachkurse und antworten auf Grüezi (verschriftlicht "grüße Sie") ja auch nicht "Ja, wenn ich sie sehe" (hahaha..) oder so. Da ist ihnen Integration und Regionaltradition und Dialekt sogar total wichtig, da sind die richtig geil drauf. Nur meine bayerische Kultur soll ich ständig verspotten lassen, bloß weil Bayern Teil der Bundesrepublik ist? Darauf scheint es ja hinauszulaufen. Ja, dagegen setzt man dann auch mal ein plakatives Zeichen. Anders scheinen die es ja nicht zu verstehen.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Urmel @ 9 Jan 2016, 14:41 hat geschrieben: Ich hasse die Deutschen nicht, ich fühle mich nur nicht als einer. Genauso, wie Schweizer oder Österreicher was dagegen hätten, zu Deutschen gemacht zu werden, ohne deswegen gleich die Deutschen zu hassen. Als unabhängiger Staat wäre Bayern größer als viele andere europäische Staaten, unsere pro Kopf Wirtschaftsleistung ist wesentlich höher als die der nördlichen Bundesländer und zB auch höher, als die von Österreich im direkten Vergleich Bayern-Österreich, als wäre Bayern alleine auch mehr als überlebensfähig. Außerdem will ich kein bayerisches Nordkorea mit Mauer außenrum, Österreich ist ja auch sein eigener Staat und hat trotztdem offene Grenzen im Schengensystem und ist Teil der EU. Aber man zwingt sie nicht Deutsche zu sein. Warum macht mich das bitteschön gleich zum Primitivling, wenn ich bayerische Eigenstaatlichkeit seit dem Jahre 555, die erst im 19. Jh. durch Bismarcks Gewaltakt endete, bevorzuge?
Mit Primitivlinge meinte ich die Leute die Sticheleien anzetteln usw. oder eben die solche Aktionen wie "Tschüssfreie Zone" starten. Das ist rückständig, aber keine Ahnung warum du dich angesprochen fühlst.

Wo habe ich geschrieben dass ich gegen ein unabhängiges Bayern bin? Wenn die Mehrheit der Bürger in Bayern das so will, dann bin ich auch dafür. Derzeit kriegst du dafür aber keine Mehrheit zusammen.

Hat nicht Ludwig II. Bayern verraten und verkauft? Trotzdem wird diesem Steuergeldverschwender heute so gehuldigt, wie der ganzen Adelsbrut. Die ganzen Königstreuen kommen mir zumindest nicht ganz normal vor.

Große Teile der Österreicher stammen ja von den Bajuwaren ab, daher ist da eine Verbindung, logisch. Es ist aber heute nun mal so wie es ist.
Wer weiß wie alles gekommen wäre in unserer Geschichte wenn die Österreicher damals gegen die Preußen gewonnen hätten und Österreich zum führenden deutschen Staat geworden wäre. Vielleicht wäre vieles nicht passiert in unserer Geschichte.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Urmel @ 9 Jan 2016, 14:47 hat geschrieben: Leben und leben lassen funktioniert aber nur, wenn bayerische Kultur nicht von der teutonischen Übermacht erdrückt wird, die ja umgekehrt nicht so tolerant daher kommt, sondern sehr überheblich und dozierend. Nach dem Motto "Das und das ist aber kein richtiges Hochdeutsch" oder "Er fällt in den Dialekt zurück" (ein Rückfall also, als ob Dialekt eine Krankheit wäre), usw. Da muss man dann auch mal plakativ Stellung beziehen und sagen, Moment mal, das hier ist nicht Düsseldorf und wenn ich jemand mit "Grüß Gott" begrüße und ein Witzbold darauf antwortet "Wenn ich ihn sehe", dann ist und bleibt das einfach unverschämt! In der Schweiz verhalten sich die Teutonen seltsamerweise nicht so, da gehen die sogar in Sprachkurse und antworten auf Grüezi (verschriftlicht "grüße Sie") ja auch nicht "Ja, wenn ich sie sehe" (hahaha..) oder so. Da ist ihnen Integration und Regionaltradition und Dialekt sogar total wichtig, da sind die richtig geil drauf. Nur meine bayerische Kultur soll ich ständig verspotten lassen, bloß weil Bayern Teil der Bundesrepublik ist? Darauf scheint es ja hinauszulaufen. Ja, dagegen setzt man dann auch mal ein plakatives Zeichen. Anders scheinen die es ja nicht zu verstehen.
Also beim Tschüss ist es so dass große Teile der Bayern es selbst verwenden. Das kannst du nicht mit Verboten regeln.

Nur weil ein paar Idioten sich über den Dialekt lustig machen muss man doch nicht allen Wörter verbieten.
Ich will auch nicht dass Leute aus anderen Regionen hier Sprachkurse machen, das passt nicht, jeder sollte seinen regionalen Dialekt sprechen oder eben Hochdeutsch. Gut ist wer beides kann.
Es geht eben auch nicht dass es Leute gibt die im tiefsten Dialekt mit Menschen aus anderen Bundesländern sprechen. Man kann doch umschalten, denn selbst wenn man bairisch, fränkisch oder schwäbisch spricht sollte man doch auch Hochdeutsch können und das können eben viele nicht. Das geht auch nicht.

Umgekehrt muss der Dialekt natürlich akzeptiert werden und daher begrüße ich jede Aktion zur Rettung des Dialekts und auch dass in Schulen wieder Dialekt unterrichtet wird. Allerdings geht das nicht mit Verboten. Es ist erwiesen dass Leute die Hochsprache und Dialekt können bessere Schüler sind, daher muss die Herabwürdigung der Dialekte aufhören. Ebenso muss man aber beides können, so wie ein Schweizer auch umschalten kann.
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Beitrag von mapic »

DSG Speisewagen @ 9 Jan 2016, 13:41 hat geschrieben:Neulich habe ich einen Artikel gelesen dass in Österreich immer mehr Kinder und Jugendliche "Tschüss" verwenden.
In bestimmten Regionen Österreichs ist das schon lange ganz normal, und zwar nicht nur bei den Jugendlichen, sondern allgemein. Vielleicht verbreitet es sich halt jetzt etwas weiter.

Was die "Tschüss freien Zonen" angeht finde ich es erschreckend, wie ernst manche Leute das nehmen, was ursprünglich mal als Faschingsscherz erfunden wurde.
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Ich verstehe auch nicht warum man sich so darüber aufregt, vor allem da ja Servus z. B. auch kein ursprünglich bayerisches Wort ist.

Das Wort ist halt kurz und prägnant, daher setzt es sich durch, so wie überall auf der Welt schon immer Spracheinflüsse anderer Sprachen umgesetzt wurden. Das ist der normale Lauf der Zeit und nicht mit Verboten zu regeln.
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Beitrag von Markus »

Ist das hier ein Geschichts- oder ein Eisenbahnforum? :o
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Urmel

Beitrag von Urmel »

Klar wurden die Bayern vom bestochenen König verkauft, der seine drückenden Schulden von Bismarck bezahlen ließ, der seinerseits vom zuvor annektierten Kgr. Hannover den Staatsschatz ("Welfenschatz") raubte. Ist ja alles genau dokumentiert und ich bin bestimmt kein "Königstreuer", die Kini-Nostalgie ist halt Folklore aber keine zeitgemäße Politik. Die Verfassung des Freistaat Bayern ist übrigens in vielen Aspekten fortschrittlicher als das Grundgesetz. So sah sie schon von Anfang an einen gesetzlichen Mindestlohn vor, jede Verfassungsänderung muss per Volksentscheid angenommen werden (das Grundgesetz wurde vom Bundestag schon 192x seit 1949 abgeändert, nur mit Parlamentsmehrheit, das ist demokratisch sicherlich nicht optimal..). Bis hin zu schlicht schönen Passagen, wie

Artikel 141
(1) Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ist, auch eingedenk der Verantwortung für die kommenden Generationen, der besonderen Fürsorge jedes einzelnen und der staatlichen Gemeinschaft anvertraut. Tiere werden als Lebewesen und Mitgeschöpfe geachtet und geschützt. (...)
(3) Der Genuss der Naturschönheiten und die Erholung in der freien Natur, insbesondere das Betreten von Wald und Bergweide, das Befahren der Gewässer und die Aneignung wildwachsender Waldfrüchte in ortsüblichem Umfang ist jedermann gestattet. Dabei ist jedermann verpflichtet, mit Natur und Landschaft pfleglich umzugehen. Staat und Gemeinden sind berechtigt und verpflichtet, der Allgemeinheit die Zugänge zu Bergen, Seen und Flüssen und sonstigen landschaftlichen Schönheiten freizuhalten und allenfalls durch Einschränkungen des Eigentumsrechtes freizumachen sowie Wanderwege und Erholungsparks anzulegen.

die auch eine rechtliche Relevanz haben (der Naturschutz war damit auch schon 1946 Teil der Verfassung, ins Grundgesetz wurde der Naturschutz erst 1994 aufgenommen!). Der unbeschränkte Zugang zu "Naturschönheiten" steht damit sogar über dem Eigentumsrecht.

Dieses Recht gibt es weder im Grundgesetz noch in anderen Landesverfassungen. Somit gibt es zB rund um Berlin viele "privatisierte" Seen zu denen die Öffentlichkeit keinerlei Zugang mehr hat, worüber sich die lokale Bevölkerung enorm aufregt, in Bayern nicht möglich. Mit Kini-Folklore hat der moderne Freistaat Bayern ja auch einfach nichts zu tun. Das ist ein moderner, demokratischer und lebensfähiger Staat, der keine Bundesrepublik braucht. Und im Zuge der europäischen Integration wird dieser Nationalstaat Bundesrepublik im sog. Europa der Regionen doch ohnehin langfristig überflüssiger Ballast.
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Beitrag von Urmel »

mapic @ 9 Jan 2016, 13:55 hat geschrieben: In bestimmten Regionen Österreichs ist das schon lange ganz normal, und zwar nicht nur bei den Jugendlichen, sondern allgemein. Vielleicht verbreitet es sich halt jetzt etwas weiter.

Was die "Tschüss freien Zonen" angeht finde ich es erschreckend, wie ernst manche Leute das nehmen, was ursprünglich mal als Faschingsscherz erfunden wurde.
Das ist natürlich auch nur mit einem Augenzwinkern gemeint, aber mit dem ernsten Hintergrund auf die Minimalforderung hinzuweisen, dass man doch wenigstens akzeptieren muss, wenn in Bayern jemand Servus, Grüß Gott usw. sagt und sich auch als Bäckereifachverkäuferin, die gebürtig aus nördlichen Bundesländern stammt, nicht absichtlich unwissend zu stellen, wenn man Semmeln und Brezn bestellt, anstatt, wie sie es gerne hätte und dann auch bewusst sagt ("Achso, Sie meinen Brötchen und eine BrezeLLLL!", als hätte sie in ihrem ganzen Leben noch nichts von Semmeln gehört, da fühlt man sich regelrecht ver****). Es sind viele, alltägliche Sticheleien dieser Art, die in Summe einfach tierisch auf die Nerven gehen. Wenn ich nach Hannover umziehen würde, dann würde ich mich doch auch anpassen und nicht versuchen mein Umfeld zu Bayern umzuerziehen.
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Beitrag von TramBahnFreak »

Markus @ 9 Jan 2016, 13:59 hat geschrieben: Ist das hier ein Geschichts- oder ein Eisenbahnforum? :o
Weder noch.

Etymologie-Forum wäre wohl am zutreffendsten. :ph34r:
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Beitrag von 3247 »

EasyDor @ 8 Jan 2016, 20:33 hat geschrieben:Du schreibst zu Recht von einem Verhältnis der Gehälter, und genau das wäre auch die richtige Lösung... Wenn also ein Unternehmer seinen untersten Angestellten Gehalt x zahlt, dann darf er seinem was auch immer Manager eben nur x * 5 (Beispiel!) zahlen. Wenn er also dem Manager gerne mehr zahlen würde, dann muss er auch das Gehalt x des untersten Angestellen anheben können. So ist es fair und wirkt gegen die Schere zwischen Arm und reich...
Ganz zu Ende gedacht hast du das aber nicht.

Bei einem Manager, der x * 10 auf dem Markt wert ist - wie auch immer der Markt das bestimmt - wist du nicht auf Dauer durchsetzen können, dass er nur x * 5 bekommen darf. Zum einen wird man eine solche Regelung nicht wasserdicht bekommen, so dass die Vorschrift schlicht umgangen wird. Zum anderen wird eine solche Regelung dann dazu führen, dass deutsche Unternehmen (bzw. Unternehmen, für die diese Regelung gilt) einfach keine guten Manager mehr bekommen. Wenn der Faktor zu niedrig ist (z.B. deine als Beispiel genannte "5"), sieht es schon mit ganz normalen Fachkräften schlecht aus. Das ist ein Problem, das öffentliche Unternehmen zum Teil schon jetzt haben!
Man sollte auch nicht vergessen, dass man das "x" höher bekommen kann, indem man die am niedrigsten bezahlten Jobs an Zeitarbeitsfirmen oder andere Unternehmen outsourcet, indem man die Leute zu unbezahlten Überstunden zwingt, indem man "Praktika" gar nicht mehr bezahlt, usw. Willst du das?
Außerdem solltest du, wenn es dir um die Schere zwischen Arm und Reich geht, dein Augenmerk weniger darauf richten, was bestimmte Personen verdienen (oder sonst an Einkommen erzielen), sondern viel mehr darauf, ob alle faire Chancen auf ein solches Einkommen haben.

Zurück zur Bahn:
Es würde überhaupt nichts helfen, dem Management der Bahn AG weniger Geld zu bezahlen. Sinnvoller ist es eher, eine Erfolgsprämie zu zahlen, die nicht am finanziellen Ergebnis im jeweiligen Kalenderjahr, sondern an der Erreichung anderer Ziele hängt (was übrigens voraussetzt, dass Luft nach oben ist, und das Fixum nicht schon an der gesetzlichen Grenze liegt). Aktienoptionen mit langer Haltezeit (um einen Anreiz für langfristig gute Entscheidungen zu schaffen) sind allerdings nicht möglich, solange die Bahn AG zu 100% in Bundeshand bleiben soll.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Selbst wenn alle eine faire Chance auf ein solches Einkommen hätten, könnten es nur wenige bekommen, da es nicht nur Führungen geben kann. Der Markt dafür ist begrenzt.

Es bräuchte eine weltweite Regelung bezüglich Obergrenzen, ansonsten funktioniert das nicht, das ist klar.
Nur wo soll das hinführen wenn es nicht kommt? Die Schere kann nicht auf Dauer immer weiter auseinanderklaffen, sonst bekommen wir eine Massenarmut und ein massives Wegbrechen der Mittelschichten.
Das Geld ist im Gesamten nur einmal da und wenn es so ungerecht verteilt wird dass wenige fast alles haben, dann wird das dazu führen dass die Verhältnisse nicht mehr stimmen und das gefährdet Demokratie und Frieden.

Das sind doch logischste Dinge und dennoch bekommen die Führungen den Hals nicht voll. Ein guter Manager hat viel Geld verdient, aber es reicht doch so viel dass er mehr als gut leben kann, was will er mit noch mehr was er gar nicht ausgeben kann oder nur für unnützen Luxus, während anderswo Menschen verhungern?

Heute ist es ja auch so dass Leute die Fehler machen und Versagen noch hohe Abfindungen bekommen und auch hier geht das Gerechtigkeitsempfinden verloren. Normale Arbeitnehmer die grobe Fehler machen werden bestraft und entlassen, während miese Manager den goldenen Handschlag bekommen und wenn man die richtigen Beziehungen hat oder in den richtigen Verbindungen ist, dann bekommt man immer wieder einen Posten, egal wie oft man versagt.
Siehe z. B. Mehdorn, der bekommt auch immer wieder was.

Erfolgsprämien gibt es, aber vollkommen falsch verteilt und für völlig falsche Anreize. So sind z. B. die Prämien für Einsparungen bei der Infrastruktur eine Katastrophe und haben mit dazu geführt dass das Netz heute so unflexibel und katastrophal auf Unregelmäßigkeiten eingestellt ist. Da haben sich Karrieristen bereichert die auch ihre Oma für eine Prämie verraten und verkaufen würden.
Auch ist der Unmut zurecht hoch wenn es Verbesserungsvorschläge aus dem Arbeitnehmerkreis gibt, die auch angenommen werden und wo der Arbeitnehmer dann ein kleines Geschenkchen bekommt, während den großen Teil der Prämie der Vorgesetzte einstreicht. Wo ist da die Gerechtigkeit? Das führt dazu dass keine Vorschläge mehr kommen...


Ich verstehe nicht wieso man, wenn man schon alles hat, noch mehr haben muss. Die Gier ist vielleicht menschlich, aber muss das sein?
Wieso muss ein Vettel oder Beckenbauer nach CH oder AT nur um weniger Steuern zu zahlen? Die beiden würden auch in Deutschland nach Steuern mehr haben als sie brauchen und ihr Vermögen würde auch durch hier höhere Steuern nicht sinken, sondern sich weiter vermehren, nur eben langsamer als in AT oder CH.
Für was? Sein Land, dem man das alles zu verdanken hat verraten und verkaufen, nur wegen ein paar Euros, die man eigentlich eh nicht nötig hätte?
Solche Leute sind gewissenlos!
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Beitrag von 3247 »

DSG Speisewagen @ 9 Jan 2016, 17:19 hat geschrieben:Selbst wenn alle eine faire Chance auf ein solches Einkommen hätten, könnten es nur wenige bekommen, da es nicht nur Führungen geben kann. Der Markt dafür ist begrenzt.
Offenbar ist eher das Angebot begrenzt, sonst würden keine so hohen Preise gezahlt.
Es bräuchte eine weltweite Regelung bezüglich Obergrenzen, ansonsten funktioniert das nicht, das ist klar.
Auch eine weltweite Regelung würde nicht viel helfen. Es gibt immer noch genug Umgehungsmöglichkeiten: Dann wird eben nicht (nur) Hans Müller als Manager angestellt, sondern (auch) seine Hans Müller Consulting GmbH beauftragt. Oder ein Manager muss sich erst einmal ins Unternehmen einkaufen und bekommt dann Gewinnanteile.
Nur wo soll das hinführen wenn es nicht kommt? Die Schere kann nicht auf Dauer immer weiter auseinanderklaffen, sonst bekommen wir eine Massenarmut und ein massives Wegbrechen der Mittelschichten.
Dem wirkst du aber nicht entgegen, indem du die Gehälter begrenzt – ganz im Gegenteil. Hans Müller hat zwar exzellente Fähigkeiten, aber nicht genug Geld um sich in ein Unternehmen "einzukaufen" und Gewinnanteile zu bekommen? Pech aber auch, dann wird er immer nur den staatlich festgelegten Maximallohn bekommen. Dann bleibt aber für die Eigentümer mehr.

Viel wichtiger als ein Maximallohn ist es, Vermögen angemessen zu besteuern (ob jetzt als Vermögenssteuer oder als Erbschafts-/Schenkungssteuer sei mal dahingestellt).

-------------

Mit den Problemen der Deutschen Bahn AG hat das aber alles wenig zu tun.

Eine Begrenzung der Manager-Gehälter führt weder dazu, dass jeder Zugbegleiter perfekt Englisch spricht noch zu pünktlicheren Zügen. Für ersteres müsste man die Mitarbeiter nicht nur besser schulen, sondern auch dafür sorgen, dass sie in Übung bleiben. Letzteres ist nicht so ganz trivial, wenn das Publikum nicht "international" genug dafür ist, sprich: es selten benötigt wird. Eine höhere Zuverlässigkeit bekommt man auch nur mit höheren kosten. Ob es um häufigere Wartungen, längere Erprobungszeiten, eine Auslegung mit mehr "Sicherheitszuschlag" oder schlicht um Reserven geht: Das alles kostet Geld.

Geld, das entweder der Steuerzahler durch höhere Steuern oder der Fahrgast durch höhere Ticket-Preise bezahlen muss. Und es geht um Summen, bei denen die Managergehälter ein Tropfen auf dem heißen Stein Wasser-Molekül auf einem Vulkan sind.
Urmel

Beitrag von Urmel »

Ihr argumentiert wie die "schwäbische Hausfrau", obwohl es hier um volkswirtschaftliche Themen geht.

Immer an die Geldwertfiktion denken. Geld ist nichts wert und es gibt auch nicht einen endlichen Geldbatzen, der lediglich irgendwie verteilt wird. Die Geldmenge ist unbegrenzt. Auch gibt es viele sehr komplexe Mechanismen im Hintergrund die wirken. Beispielsweise sind die hohen Einkommen die es in der Tat heutzutage zunehmend gibt ein Schwamm für die ausgeweitete Geldmenge, die, würde sie konsumwirksam, uns tatsächlich in eine Art neue Hyperinflation stürzen würde. Solange das Geld nur in Kontoauszügen von Geldanlagen steht und sich irgendwelche Bonzen gut dabei fühlen Inhaber davon zu sein, solange ist das Geld harmlos. Würde es tatsächlich "umverteilt" werden, dann wäre es um relativ genau den Grad wertloser um den es umverteilt wird.

Denn Geld ist wertlos - konkrete Gegenstände und konkrete Arbeitszeit nicht. Diese Güter sind begrenzt, durch die Menge der Güter die hergestellt werden und die Anzahl von Menschen, die ihre Lebenszeit in der arbeitsteiligen Gesellschaft zur Verfügung stellen. Werden diese endlichen, realen Güter und Dienstleistungen durch eine höhere Geldmengenumlaufsumme dividiert dann haben wir klassische Inflation. Je mehr davon, desto stärker die Geldmengenumlaufsumme wächst. Aber auch umgekehrt gibt es Deflation, wenn Geld zunehmend "gehortet" wird, statt in Umlauf zu kommen. Japan hat dieses Problem seit einigen Jahren.

Beides hat sehr negative Konsequenzen, da es die recht empfindliche Balance zwischen Realgüterwirtschaft und Geldwertfiktion stört. Der Ausgangspunkt zu denken, man müsse nur alles vorhandene Vermögen der Gesellschaft addieren und dann durch die Anzahl an Bürgern dividieren und jedem das Ergebnis dieser Rechnung aushändigen und die Masse der Menschen wäre wohlhabender, so will es ja der Kommunismus, ist deswegen großer Humbug.


Außerdem kann man es einmal so sehen: es ist angesichts der Kürze unseres Lebens, der vielen Wunder der Welt um uns herum, sehr kleinlich sich ständig um Zaster zu streiten oder deswegen zu neiden oder zu ärgern. Wenn Leute tatsächlich so von großen Zahlen auf ihrem Kontoauszug begeistert sind, dass sie dafür 70 Stunden Arbeitswochen plus den enormen Stress auf sich nehmen, den solche Positionen ja auch mit sich bringen, dann lasst sie doch diesen "Spaß" haben. Nichts im Leben kommt ohne einen Preis. Die Führungsfiguren zahlen in meinen Augen den höchstmöglichen Preis, für dieses ach so tolle Leben. Sie vergeuden ihre Lebenszeit. Geld ist unendlich verfügbar, unser Leben sehr begrenzt. Man kann nichts ins Grab mitnehmen. Und auf dem Sterbebett, wenn man sich erinnert, dann denkt man nicht an Vorstandssitzungen und Kontoständte, dann denkt man an Reisen, an Bekanntschaften, Kinder die man groß zieht, Freundschaften... Dinge jenseits des Berufs. Und nur für diese wird man auch erinnert. Irgendwelche Akten, die man als "wichtige Person" produziert hat, die sind bald Archivgut und wenige Jahre später geschreddert. Wertlos eingesetzte Lebenszeit.

Sollen die doch jede x-beliebige Spaßzahl als Schmerzensgeld dafür, ihre Lebenszeit zu vergeuden, in der Banken EDV pro Monat gutgeschrieben bekommen. Wollt ihr damit wirklich tauschen? Ich nicht.
riedfritz
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Beitrag von riedfritz »

[quote=""DSG""]Für was? Sein Land, dem man das alles zu verdanken hat verraten und verkaufen, nur wegen ein paar Euros, die man eigentlich eh nicht nötig hätte?
Solche Leute sind gewissenlos! [/quote]
Typische Neiddiskussion!
Ich würde auch lieber in Salzburg mit wenig Steuern als in einem Kaff in der Eifel mit vielen Steuern wohnen.
Muss jeder an seinem Geburtsort oder in dem Land wohnen bleiben, weil alles andere gewissenlos ist?


Viele Grüße,

Fritz
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