SZ: Die Utopie vom Börsengang

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c-a-b
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Beitrag von c-a-b »

Lesenswerter Artikel der Süddeutschen über die Probleme der DB und ihre Urheber:

http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/995/501253/text/
Bahnfahrer schütteln allmählich nur noch den Kopf. Seit Monaten überrascht das Unternehmen seine Kunden mit immer neuen schlechten Nachrichten. ICE-Achsen bereiten Probleme, Wagen entgleisen, Schneeflocken beschädigen die Elektronik. Züge fahren nur noch in halber Länge, wahlweise sind Klimaanlagen oder Toiletten defekt. Schlampereien bei der Berliner S-Bahn, marode Gleise, übermüdete Lokführer. Bei einigen Verbindungen setzt die Bahn Intercity-Züge statt ICEs ein. Auf der Strecke nach Paris müssen jetzt sogar französische TGV-Hochgeschwindigkeitszüge aushelfen, weil die Bahn alle ICEs im Inland braucht. Was für ein Armutszeugnis für ein Unternehmen, das sich rühmt, ein führender Mobilitätskonzern zu sein.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

In der Tat ist an einen Börsengang nicht zu denken.
SZ @ , hat geschrieben:Nicht nur wegen der Finanzkrise ist er in weite Ferne gerückt. Selbst wenn die Krise morgen vorbei wäre, hätte die Bahn in ihrem jetzigen Zustand an der Börse keine Chance. Wer wollte schon Aktien eines Unternehmens kaufen, bei dem er täglich mit neuen Pannen rechnen muss?
Somit hat die Finanzkrise doch noch eine Gute Seite, tausenden von Kleinanlegern ist ein Verlust erspart geblieben.
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Flo_K
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Beitrag von Flo_K »

Also ich weiß nicht. Das Argument, dass sie keiner kaufen würde klappt aber auch nur so lang, wie sie noch nicht ganz darnieder liegt. Weil dann wäre es gerade wieder ein grund an Investoren zu verkaufen, die meinen, den laden auf Vordermann bringen zu können.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Den Artikel kann ich nur zustimmen.

Es ging darum das Unternehmen KURZFRISTIG attraktiv zu machen, und jetzt hat die Bahn den Schaden. Image ist etwas das sie sich gar nicht mehr leisten kann! Die Politiker sind aber auch teilweise an der Misere Schuld. Sie hätten Mehdorn diesen Schwachsinn nie erlauben dürfen!

Aber zum Glück gibt es ja nun Konkurrenz die von dieser Situation nur profitieren können!
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Beitrag von ET 423 »

Jean @ 27 Jan 2010, 09:08 hat geschrieben:Sie hätten Mehdorn diesen Schwachsinn nie erlauben dürfen!
Was heißt da erlauben? Mehdorn wurde 1999 extra dafür eingesetzt (ich erinnere zu gerne: es war rot/grün unter Schröder!), den maroden und überalterten Laden "Bundesbahn" in die Gewinnzone zu manövrieren und börsentauglich zu machen. Für nichts anderes war er da. Und auch, wenn ich mir für ihn bekanntlicherweise keinen abbreche, aber die derzeitige Situation geht wirklich nicht nur zu seinen Lasten. Da haben die Bundesregierung(en) schon auch eine große Teilschuld.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Klar hat die Bundesregierung Schuld an der aktuellen Lage. Wozu gibt es den Verkehrsminister?
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Beitrag von c-a-b »

Es besteht aber schon ein gewisser Unterschied zwischen börsentauglich machen und kaputtsparen. Und Mehdorn hat die Bahn in einem desolaten Zustand hinterlassen, das kann man nicht auf die Politik abschieben.
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Beitrag von ET 423 »

c-a-b @ 27 Jan 2010, 09:31 hat geschrieben:Es besteht aber schon ein gewisser Unterschied zwischen börsentauglich machen und kaputtsparen.
Worin genau? Ein Verkehrsunternehmen, das hohe Gewinne und eine hohe Rendite abwirft, ist ein Widerspruch in sich. Wenn irgendwie Gewinne gemacht werden sollen, muss irgendwo gespart werden - einfachstes Wirtschaftsgesetz. ;)
c-a-b @ 27 Jan 2010, 09:31 hat geschrieben:Und Mehdorn hat die Bahn in einem desolaten Zustand hinterlassen, das kann man nicht auf die Politik abschieben.
Doch, weil er wie schon vorhin erwähnt von der Politik dazu beauftragt wurde und sein Spargang ja ganz offensichtlich hohen Anklang in der Politik fand. Anders läßt es sich ja wohl kaum erklären, daß er geschlagene zehn Jahre unter zwei Bundesregierungen unbehelligt wurschteln konnte, oder?
Und es wäre ja auch nicht so, daß die Bahnwelt anno 1999 total super und heile heile war (ich erwarte jetzt schon sonne mit seinem IR) und elf Jahre später alles am/im Arsch. Sagen kann man, daß er nicht alles besser, aber alles anders gemacht hat. Kommt einem dieser Spruch nicht bekannt vor? :rolleyes:
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Beitrag von Jean »

Er hat versucht halt KURZFRISTIG die Bahn börsentauglich zu machen. Und das geht nun mal auf Kosten der Zukunft des Unternehmens.

Was will der Anleger: hohe Rendite oder langfristig was?

Man kann sehr gut kurzfristig sparen, und das hat Mehdorn gemacht. Das nach 5 oder 10 Jahren das Unternehmen dann herunter gewirtschaftet ist, war ja zu erwarten. Dafür braucht man ja nicht mal die Heuschrecken aus dem Ausland.
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Beitrag von sbahnfan »

ET 423 @ 27 Jan 2010, 09:37 hat geschrieben:Und es wäre ja auch nicht so, daß die Bahnwelt anno 1999 total super und heile heile war (ich erwarte jetzt schon sonne mit seinem IR) und elf Jahre später alles am/im Arsch.
Bedenke, die DB AG gibt es bereits seit 1994. 1994-97 war noch Dürr am Ruder, 1997-99 Ludewig. Die haben beide den Weg bereits begonnen, den Mehdorn ab 1999 weiterging.

Es gibt aber durchaus auch Unternehmen, die seit Jahrzehnten erfolgreich an der Börse gehandelt werden und die nicht marode sind. Ein Fitmachen für den Börsengang in dem Sinne, dass die Aktie auch mittel- und langfristig gute Renditechancen bietet, wäre auch ohne Kaputtsparen möglich.
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Beitrag von Jean »

Eine Aktie die nur auf Kurzfristigkeit steht würde mich eh nicht interessieren!
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Beitrag von ET 423 »

sbahnfan @ 27 Jan 2010, 12:19 hat geschrieben: Es gibt aber durchaus auch Unternehmen, die seit Jahrzehnten erfolgreich an der Börse gehandelt werden und die nicht marode sind. Ein Fitmachen für den Börsengang in dem Sinne, dass die Aktie auch mittel- und langfristig gute Renditechancen bietet, wäre auch ohne Kaputtsparen möglich.
Selbstverständlich gibt es die - Telekom, Deutsche Post, nur um ein paar zu nennen. :lol:

Aber Spaß beiseite, ich hoffe es wird klar, was gemeint ist? Ein ehemaliges Staatsunternehmen in so vergleichsweise kurzer Zeit von einer Finanzruine zu einer blühenden Landschaft zu verwandeln, ist nunmal nicht möglich. Dafür hat(te) die DB zu viele Leichen im Keller, als daß das so schnell so reibungslos hätte klappen können.
Problem war hier, daß man nur noch den Börsenwahn im Auge hatte und alles andere drumherum schlichtweg vergaß...
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Beitrag von Fastrider »

ET 423 @ 27 Jan 2010, 13:21 hat geschrieben: Selbstverständlich gibt es die - Telekom, Deutsche Post, nur um ein paar zu nennen. :lol:
Es gibt noch einen anderen entscheidenden Unterschied: Die erfolgreich privatisierten Betriebe haben alle Konkurrenten bekommen. Da wos keine Konkurrenz gibt, wars schlechter gelaufen (z.B. Wasserversorgung). dort gibt es nur steigende Preise bei weniger Service.

Bei der Bahn gibt es insbesondere im Fernverkehr wegen des protektionistischen Tarifsystems wenig Konkurrenz. Für eine Übergangszeit ist ausserdem eine Regulierungsbehörde notwendig.
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Tequila
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Beitrag von Tequila »

Problem ist auch, DB kann über den FV durchgehende Tickets anbieten (z.B. RB-ICE-RB), selbst wenn eine Teilfahrt innerhalb eines Verbundgebietes stattfindet, während ein anderer Anbieter (z.B. schon Interconnex oder Vogtlandexpress) nur für ihre eigene Relationen Fahrscheine verkaufen können.
Das Problem wird sich mit Locomore oder SNCF noch verschärfen, wenn sie wirklich ihre Linien einführen wollen.
02.05.1996 - 27.05.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
28.05.2000 - 04.11.2000: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar - Hildesheim
05.11.2000 - 13.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Bad Harzburg - Hildesheim - Hannover
ab 14.12.2014: RE 4 Halle - Halberstadt - Goslar
Der ZGB beschloß im Rahmen des Regionalbahnkonzepts 2014+ zusammen mit der LNVG und RH das Brechen des RE 4 in Goslar zugunsten eines fahrzeugreinen Echtstundentaktes auf Bad Harzburg - Hannover!
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Tequila @ 27 Jan 2010, 18:37 hat geschrieben:Problem ist auch, DB kann über den FV durchgehende Tickets anbieten (z.B. RB-ICE-RB), selbst wenn eine Teilfahrt innerhalb eines Verbundgebietes stattfindet, während ein anderer Anbieter (z.B. schon Interconnex oder Vogtlandexpress) nur für ihre eigene Relationen Fahrscheine verkaufen können.
Das Problem wird sich mit Locomore oder SNCF noch verschärfen, wenn sie wirklich ihre Linien einführen wollen.
Das scheint aber die Interconnex- und Vogtlandexpress Kunden nicht zu stören :D
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josuav
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Beitrag von josuav »

Man sollte Ticketverkauf, Station und Service und DB Netz aus dem DB-Konzern lösen und wirklich unabhängig machen. Dann könnten die EVUs ihren Ticketpreis an die neue Verkaufsgesellschaft melden, und diese würde dann Tickets durchgehend von München nach Hamburg mit 3 verschiedenen Gesellschaften ausstellen können.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

josuav @ 27 Jan 2010, 19:30 hat geschrieben: Man sollte Ticketverkauf, Station und Service und DB Netz aus dem DB-Konzern lösen und wirklich unabhängig machen. Dann könnten die EVUs ihren Ticketpreis an die neue Verkaufsgesellschaft melden, und diese würde dann Tickets durchgehend von München nach Hamburg mit 3 verschiedenen Gesellschaften ausstellen können.
Wieso? Es gibt doch Reisebüros, die Tickets der DB vertreiben. Und Interconnex und Vogtlandbahn haben auch ihre Partner und bieten wie die DB auch das Onlineticket an.

Edit: Station und Service sowie das Netz muss natürlich vom Betrieb getrennte werden.
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Beitrag von chris232 »

Autobahn @ 27 Jan 2010, 19:50 hat geschrieben: Edit: Station und Service sowie das Netz muss natürlich vom Betrieb getrennte werden.
Dann bitte noch alle Lokführer in ein Unternehmen, alle Zugbegleiter in ein anderes, die Loks in noch ein anderes (E und Diesel in unterschiedliche Töchtergesellschaften), die Wagen in wieder ein anderes (mit Tochtergesellschaften für jeden Verwendungszweck), die Wartung in eine osteuropäische Tochter, deren Werkzeuge werden von Toolpool geleast, ... Und was soll das ganze dann bringen - außer Ausbeutung und immer schlechtere Qualität durch Sparwahn?
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Beitrag von 146225 »

ET 423 @ 27 Jan 2010, 09:37 hat geschrieben: Doch, weil er wie schon vorhin erwähnt von der Politik dazu beauftragt wurde und sein Spargang ja ganz offensichtlich hohen Anklang in der Politik fand. Anders läßt es sich ja wohl kaum erklären, daß er geschlagene zehn Jahre unter zwei Bundesregierungen unbehelligt wurschteln konnte, oder?
Bingo, ET 423 ! (wo ist der 433 ?) Diese kleine Nuance wird zwar gerne unter den Tisch gekehrt, sie ist aber das entscheidende Kriterium zur abschließenden Beurteilung von Harti. Sein Auftrag war: "Mach den Laden börsenfähig, so schnell wie möglich !" - und daran beurteilt, hat er das nicht einmal schlecht gemacht. Für die weltweite Finanzkrise kann er nichts. Die Frage darf also erlaubt sein, was passiert wäre, hätte man Harti beauftragt, eine Eisenbahn mit größtmöglichem Nutzen für Deutschland und seine Nachbarn zu betreiben.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Das Netz muss definitiv getrennt werden. Nur so kann Gleichheit unter Wettbewerbern gelten!
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Jean @ 27 Jan 2010, 21:19 hat geschrieben:Das Netz muss definitiv getrennt werden. Nur so kann Gleichheit unter Wettbewerbern gelten!
Und genau die ist von Einigen (hier) nicht gewollt. Aber es gibt noch einen anderen viel wichtigeren Grund. Die DB AG hat das Procedere der Bundesbahn weiter geführt, und nicht benötigte Strecken/Gleise stillgelegt, teilweise abgebaut. Es kann nicht richtig sein, dass ein Verkehrsunternehmen über die Infrastruktur bestimmt. Das ist Aufgabe des Staates.
Die Frage darf also erlaubt sein, was passiert wäre, hätte man Harti beauftragt, eine Eisenbahn mit größtmöglichem Nutzen für Deutschland und seine Nachbarn zu betreiben.
Dazu wäre er gar nicht in der Lage gewesen, er kam aus einer anderen Fachrichtung. Die Eisenbahn, ihre Mitarbeiter und Kunden haben ihn niemals wirklich interessiert.

Den Politikern muss man den Vorwurf machen, die Privatisierung nur halbherzig beschlossen zu haben. Hätte man das Netz von Anfang an aus dem (integrierten) Konzern heraus gehalten und wie die Straßen in Bundes- und Länderverantwortung übergeben, stünden wir heute mit Sicherheit besser da. Anmerken möchte ich noch, dass es dann natürlich auch einen Eisenbahn-TÜV geben muss, welcher die Fahrzeuge unabhängig prüft.

Wahrscheinlich führen dann heute schon schon viele private Anbieter auf Deutschlands Gleisen - neben der DB.
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Beitrag von chris232 »

Hmm, zum Strecken/Gleise stilllegen und abbauen muss aber noch jemand zustimmen. Und zwar das EisenbahnBUNDESamt. Das ist also schon längst in der Hand des Staates. Übrigens auch dein "Eisenbahn-TÜV", nennt sich auch Eisenbahnbundesamt. Gibt's beides schon.

Bleibt immernoch die Frage, wo der Vorteil ist.
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Jean
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Beitrag von Jean »

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Beitrag von Bayernlover »

Es kann nicht richtig sein, dass ein Verkehrsunternehmen über die Infrastruktur bestimmt. Das ist Aufgabe des Staates.
Exakt, danke Autobahn. Wie verblödet muss man eigentlich sein und versuchen, ein für Deutschland so wichtiges Unternehmen auf Krampf an die Börse bringen zu wollen? Eisenbahn ist kein Schokoriegel, der, wenn er vom Markt verschwunden ist, keinen juckt. Verkehr ist eine Notwendigkeit, da dürfen Gewinninteressen nicht die alleroberste und einzige Rolle spielen. Natürlich darf man nicht einfach so Geld in das Unternehmen pumpen, es ist ja nicht unendlich vorhanden (wir sind ja nicht mehr in der DDR ;) ). Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung ist immer notwendig, aber geringe Verluste sollten durch Gewinne aus anderen Strecken kompensiert werden. Am Besten wäre natürlich eine schwarze Null.

Was die Bundesregierung mit Mehdorn versucht hat aus der Bahn zu machen, ist eigentlich kriminell, denn man hat sich ja gegen den Auftrag, Verkehrsleistungen zu erbringen gewandt (zumindest teilweise, durch das Kaputtgespare) und sich nur an Geldanhäufung gerichtet. Die Früchte dieser Arbeit dürfen jetzt die unter anderem die Fernpendler und die Berliner ausbaden. Hoffentlich wird man aus den ganzen Pannen endlich mal schlau.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von JeDi »

Jean @ 27 Jan 2010, 21:57 hat geschrieben: Die DB versucht ja Wettbewerb zu hindern!
Kannst du diese Aussage irgendwie belegen? Der Interconnex hat zum Beispiel absolut geniale Trassen...
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

chris232 @ 27 Jan 2010, 21:54 hat geschrieben:Hmm, zum Strecken/Gleise stilllegen und abbauen muss aber noch jemand zustimmen. Und zwar das EisenbahnBUNDESamt. Das ist also schon längst in der Hand des Staates. Übrigens auch dein "Eisenbahn-TÜV", nennt sich auch Eisenbahnbundesamt. Gibt's beides schon.

Bleibt immernoch die Frage, wo der Vorteil ist.
Ich mag jetzt nicht die Stellen raussuchen, wo die DB Netz AG vollendete Tatsachen geschaffen hat und auf Weisung des EBA z.B. Überholgleise o.ä. wieder anschließen musste (irgendwo an der Rheinstrecke zwischen Köln und Koblenz). Irgendwo im Forum wirst Du das auch finden. Ich kenne aber auch stillgelegte Strecken, die offiziell noch nicht entwidmet sind, auf denen aber seit zehn oder mehr Jahren kein Zug mehr fährt. Die Bahnhöfe sind längst verkauft und werden als Gaststätten oder Wohnhaus genutzt. Die Gleise sind zugewachsen, aber es stehen vorschriftsgemäß noch die Signalanlagen und die Andreaskreuze an den Bahnübergängen.

Z.B. ehemalige Bahnstrecke Moers - Sevelen

http://www.flickr.com/photos/bundesautobah...57604995697667/
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http://www.flickr.com/photos/bundesautobah...57604995697667/
http://www.flickr.com/photos/bundesautobah...57604995697667/
http://www.flickr.com/photos/bundesautobah...57604995697667/

Und nein, einen Eisenbahn-TÜV gibt es nicht. Das EBA kontrolliert die Züge nicht selbst, sondern das jeweilige EVU. Bei der Wartung werden Arbeitsanweisungen abgearbeitet, und dann geht der Zug wieder auf die Strecke. Auf die internen Änderungen der Anweisungen bzw. Verlängerungen der Intervalle will ich nicht weiter eingehen. Das EBA kann aber erst dann eingreifen, wenn Mängel bekannt werden. Und die Folgen dürften mittlerweile bekannt sein (ICE-Achsen, S-Bahn Berlin)

@ Bayernlover

Nicht dass wir uns falsch verstehen, die Infrastruktur muss in staatlicher Hand bleiben und in einer behördlichen Struktur organisiert sein. Der Betrieb sollte aber auf jeden Fall nach privatwirtschaftlichen Kriterien aufgebaut werden.

@ JeDi

Es ist schwer, der DB AG nachzuweisen, den Wettbewerb zu behindern. Aber erst durch einen Gerichtsbeschluss hat sie den Fahrplan des Interconnex in die Fahrplanauskunft aufgenommen ;)
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Beitrag von chris232 »

Autobahn @ 27 Jan 2010, 23:29 hat geschrieben: Ich mag jetzt nicht die Stellen raussuchen, wo die DB Netz AG vollendete Tatsachen geschaffen hat und auf Weisung des EBA z.B. Überholgleise o.ä. wieder anschließen musste (irgendwo an der Rheinstrecke zwischen Köln und Koblenz). Irgendwo im Forum wirst Du das auch finden.

Ich kenne aber auch stillgelegte Strecken, die offiziell noch nicht entwidmet sind, auf denen aber seit zehn oder mehr Jahren kein Zug mehr fährt. Die Bahnhöfe sind längst verkauft und werden als Gaststätten oder Wohnhaus genutzt. Die Gleise sind zugewachsen, aber es stehen vorschriftsgemäß noch die Signalanlagen und die Andreaskreuze an den Bahnübergängen.

Und nein, einen Eisenbahn-TÜV gibt es nicht. Das EBA kontrolliert die Züge nicht selbst, sondern das jeweilige EVU. Bei der Wartung werden Arbeitsanweisungen abgearbeitet,  und dann geht der Zug wieder auf die Strecke. Auf die internen Änderungen der Anweisungen bzw. Verlängerungen der Intervalle will ich nicht weiter eingehen. Das EBA kann aber erst dann eingreifen, wenn Mängel bekannt werden. Und die Folgen dürften mittlerweile bekannt sein (ICE-Achsen, S-Bahn Berlin)
Zum ersten Teil: Na wenn's wieder angeschlossen wurde is doch alles in Ordnung? Klar läuft da was falsch wenn man erst rausreißt um danach festzustellen dass man vergessen hat vorher zu Fragen - das hat aber nix mit einer Trennung von Netz und Betrieb zu tun. Oder meinst du ernsthaft, im Staat würde man soetwas nicht möglichst billig machen? Das is ja wohl unrealistisch.

Zum zweiten Teil: Und wo ist der Vorteil, wenn eine staatliche Einrichtung die Gleise top in Schuss halten würde, auf denen jahrelang kein Zug fährt? Dazu müsste man eben dort den Verkehr bestellen, dann würd man auch keine Bäume zwischen den Schienen haben. Und wer bestellt den Verkehr? Aha, das Land.

Zum dritten Teil: Es gibt keinen Eisenbahn-TÜV? Hmm... Meiner Erfahrung nach muss ich z.B. mittels TÜV-Plaketten nachweisen, dass mein Auto in Schuss ist, bevor ich eine Zulassung krieg. Und wer verhindert bisher die Zulassung der Flirts? Das Eisenbahnverkehrsunternehmen? Wohl kaum. Wenn's das EBA ned gäbe, wär die S-Bahn Berlin doch (leider) immernoch genauso unterwegs - und das wurde auch nicht festgestellt, nachdem was passiert war? (Bevor mir jetzt unterstellt wird, ich würd die Verfahren des EBA bemängeln - hier schieb ich den schwarzen Peter eindeutig der Politik zu, welche sich wiederum auf die Unternehmensführung niedergeschlagen hat.)

Und zu guter letzt noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Das alles heißt NICHT, dass ich unbedingt das Netz in Hand einer DB AG sehen will. Wenn's nach mir ginge, hätte man sowohl das Netz als auch den Betrieb in staatlicher Hand. Das ganze etwas profitabler zu gestalten hätte man auch ohne Konkurrenz zulasten von Sicherheit, Fairness etc. haben können.
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Beitrag von Autobahn »

chris232 @ 27 Jan 2010, 23:49 hat geschrieben:Und zu guter letzt noch ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Das alles heißt NICHT, dass ich unbedingt das Netz in Hand einer DB AG sehen will. Wenn's nach mir ginge, hätte man sowohl das Netz als auch den Betrieb in staatlicher Hand. Das ganze etwas profitabler zu gestalten hätte man auch ohne Konkurrenz zulasten von Sicherheit, Fairness etc. haben können.
Ich bin schon für Mitbewerber, auch im Eisenbahnverkehr. Es ist schlicht unmöglich, dass ein Unternehmen - gleich welcher Natur- ohne Konkurrenz innovativ sein kann. Fortschritte gehen dann nur quälend langsam voran.
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JeDi @ 27 Jan 2010, 22:24 hat geschrieben: Kannst du diese Aussage irgendwie belegen? Der Interconnex hat zum Beispiel absolut geniale Trassen...
Allein schon durch das Tarifsystem: Die DB bekommt in Ihrem Tarifsystem ein komplettes Nahverkehrsvorlaufsnetz integriert geschenkt. Das ist ein grosser Wettbewerbsvorteil. Durch die vollkommene tarifliche Trennung von Nah- und Fernverkehr (dann auch keine BC im Nahverkehr mehr anerkennen) wird die Wettbewerssituation schon deutlich verbessert.
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Früher™ musste die Bundesbahn und auch davor alle Bahnen auch schon darauf schauen, betriebswirtschaftlich zu agieren und es kamen auch immer wieder einige Innovationen von der vermeintlich lahmen Behördenbahn. Jedenfalls gefühlt mehr, als heute von der uninspirierten Börsenbahn, die zwar Service und Qualität predigt, aber eben nur das und auch nur so, dass es die potentiellen Aktionäre glauben.

Als die Bahn noch massig Güter, auch über kurze Strecken, transportiert hat, waren die Betriebsergebnisse auch um einiges besser. Schon seit Beginn der Eisenbahn waren die Warentransporte die eigentlichen Einnahmequellen, der Personentransport war schon immer nur Zubrot. Allein deswegen wundert es mich immer wieder, wie penetrant man fordert, eine Bahn fast allein mit Personenfernverkehr wirtschaftlich und börsenorientiert führen zu können!

Auch habe ich nie verstanden, warum die privatisierte Post raus aus den Innenstädten aufs flache Land neben die Autobahnen ziehen musste. Schneller als mit Postwaggons von Stadt zu Stadt ist mit den vielen Autobahnverstopfenden Post-LKWs sicher nicht möglich!
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