[RUS] Sapsan scheint winteruntauglich zu sein
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Die Geschichte mit Fotos: http://vratar.livejournal.com/238238.html
Uebersetzung:
"In erster Linie, Danke euch allen für die Sorge um mich. Alles ist gut gegangen. Der Zug ist nach Plan, 10:30 Uhr angekommen.
Jetzt erzähle ich der Reihe nach, was alles geschah.
Ungefähr 6:30 Uhr setzte ich mich in den achten Wagen des "Sapsan" auf dem Leningrader Bahnhof in Moskau. Im Wagen war es kühl, aber ich habe es der ständig offenen Tür angerechnet. Die Türen wurden geschlossen, der Zug setzte sich in Bewegung, es wurde aber nicht wärmer. Zu den Passagieren kam die Bord-Schaffnerin heran, die sehr höflich sagte, dass leider der Wagen aus technischen Gründen nicht mehr wärmer werden würde, und bot an, in den zehnten Wagen überzuwechseln, wo es freie Plätze gab. Einige Passagiere wechselten, ich aber nicht. Insgesamt war die Temperatur noch normal, und ich wollte nirgendwohin gehen, wollte nur schlafen. Nach 20 Minuten kam aus der Lüftung herrlich kalte Luft herausgeblasen. Ich fror nun. Bin dann für einen Kaffee zum fünften Wagen/Bistro gegangen und habe mich dort aufgewärmt und bin schließlich zurückgekehrt. Im achten Wagen war es ganz kalt. Mir wurde wieder angeboten, in den zehnten Wagen überzuwechseln. Ich bin gegangen. Nach einer Weile wurde es auch im zehnten Wagen kalt. Ich bin wieder auf einen Kaffee gegangen. Als ich durch den achten Wagen ging, sah ich bei den passagieren dort schon die Ausatemluft aus dem Mund kommen (vor Kälte (Anm. Übers.)).
Übrigens fuhr auch ein englischsprechender Ausländer mit, dem die Bord-Schaffnerin, beim Fahrkartenkontrollieren auf Englisch gesagt hatte, dass sein Platze am Fenster sei. Er hat sich dafür bedankt und war erfreut über diesen Service. Ich habe mich auch gewundert. Es wurde ein Werbefilm im Zug gezeigt, in dem es heiß, dass das Personal auch Englisch spricht. Doch dem Ausländer, dem sichtbar vor Kälte die Luft aus dem Mund kam, und der in Mütze und jacke dasaß war nicht angeboten worden, in einen anderen Wagen überzuwechseln. Ich habe es ihm dann angeboten. Es zeigte sich, dass der Wortschatz des Personals doch beschränkt ist.
Einige Minuten nach der Rettung vor dem Erfrieren des Gastes unseres Landes, habe ich den Weg zum Bistro fortgesetzt. Unterwegs erfuhr ich, dass im siebenten Wagen die Toilette nicht mehr funktionierte. Habe dann den Kaffee genommen. Das Bistro zog immer mehr Passagiere aus den Wagen 10, 9, 8, 7, 6 an. Dort was es kühl. Nur in achtem Wagen war es sehr kalt in den übrigen wars wärmer. Draußen waren es -38°C. Die Geschwindigkeit betrug 200 Kilometer pro Stunde.
Außerdem funktionierten überall bis zum 4. Wagen die Toiletten nicht mehr. Im 6. Wagen ist etwas glamouröses geschehen. Aus der Toilette kam mit Gekreisch ein Mädchen herausgesprungen, von der Decke aus ergoss sich eine Dusche (ich möchte anmerken, dass die Toiletten nicht regulär mit einer Dusche ausgestattet sind, es ist ein versteckter Bonus). Das Personal wurde gerufen. Sie versuchten irgendwie ziemlich lange, das Wasser zu stoppen. Im Korridor auf dem teppichbelag hat sich eine riesige Lache gebildet. Sie haben sie dann auf sowjetische Weise entfernt (siehe Foto unten).
Bei der Ankunft in St. Petersburg, begann die Temperatur auch im Kopfwagen allmählich zu fallen. Dort saßen sie schon in Jacken.
Schon bei Einfahrt in den Moskauer Bahnhof habe ich aus Gesprächen des Fahrpersonals mit den Passagieren, erfahren, dass es sich schon gestern gezeigt hatte, dass die Heizung im achten Wagen, unterwegs nach Moskau versagte. Aber da es dort kein Depot für den Sapsan gibt, konnte der Defekt nicht entfernt werden (das heißt, dass auch bei 20°-Frost der Zug auf die fahrt geschickt wurde mit den Defekten im Heizsystem). Deshalb wurden wir so operativ umgesetzt, da klar war, dass es kühl werden würde."
Uebersetzung:
"In erster Linie, Danke euch allen für die Sorge um mich. Alles ist gut gegangen. Der Zug ist nach Plan, 10:30 Uhr angekommen.
Jetzt erzähle ich der Reihe nach, was alles geschah.
Ungefähr 6:30 Uhr setzte ich mich in den achten Wagen des "Sapsan" auf dem Leningrader Bahnhof in Moskau. Im Wagen war es kühl, aber ich habe es der ständig offenen Tür angerechnet. Die Türen wurden geschlossen, der Zug setzte sich in Bewegung, es wurde aber nicht wärmer. Zu den Passagieren kam die Bord-Schaffnerin heran, die sehr höflich sagte, dass leider der Wagen aus technischen Gründen nicht mehr wärmer werden würde, und bot an, in den zehnten Wagen überzuwechseln, wo es freie Plätze gab. Einige Passagiere wechselten, ich aber nicht. Insgesamt war die Temperatur noch normal, und ich wollte nirgendwohin gehen, wollte nur schlafen. Nach 20 Minuten kam aus der Lüftung herrlich kalte Luft herausgeblasen. Ich fror nun. Bin dann für einen Kaffee zum fünften Wagen/Bistro gegangen und habe mich dort aufgewärmt und bin schließlich zurückgekehrt. Im achten Wagen war es ganz kalt. Mir wurde wieder angeboten, in den zehnten Wagen überzuwechseln. Ich bin gegangen. Nach einer Weile wurde es auch im zehnten Wagen kalt. Ich bin wieder auf einen Kaffee gegangen. Als ich durch den achten Wagen ging, sah ich bei den passagieren dort schon die Ausatemluft aus dem Mund kommen (vor Kälte (Anm. Übers.)).
Übrigens fuhr auch ein englischsprechender Ausländer mit, dem die Bord-Schaffnerin, beim Fahrkartenkontrollieren auf Englisch gesagt hatte, dass sein Platze am Fenster sei. Er hat sich dafür bedankt und war erfreut über diesen Service. Ich habe mich auch gewundert. Es wurde ein Werbefilm im Zug gezeigt, in dem es heiß, dass das Personal auch Englisch spricht. Doch dem Ausländer, dem sichtbar vor Kälte die Luft aus dem Mund kam, und der in Mütze und jacke dasaß war nicht angeboten worden, in einen anderen Wagen überzuwechseln. Ich habe es ihm dann angeboten. Es zeigte sich, dass der Wortschatz des Personals doch beschränkt ist.
Einige Minuten nach der Rettung vor dem Erfrieren des Gastes unseres Landes, habe ich den Weg zum Bistro fortgesetzt. Unterwegs erfuhr ich, dass im siebenten Wagen die Toilette nicht mehr funktionierte. Habe dann den Kaffee genommen. Das Bistro zog immer mehr Passagiere aus den Wagen 10, 9, 8, 7, 6 an. Dort was es kühl. Nur in achtem Wagen war es sehr kalt in den übrigen wars wärmer. Draußen waren es -38°C. Die Geschwindigkeit betrug 200 Kilometer pro Stunde.
Außerdem funktionierten überall bis zum 4. Wagen die Toiletten nicht mehr. Im 6. Wagen ist etwas glamouröses geschehen. Aus der Toilette kam mit Gekreisch ein Mädchen herausgesprungen, von der Decke aus ergoss sich eine Dusche (ich möchte anmerken, dass die Toiletten nicht regulär mit einer Dusche ausgestattet sind, es ist ein versteckter Bonus). Das Personal wurde gerufen. Sie versuchten irgendwie ziemlich lange, das Wasser zu stoppen. Im Korridor auf dem teppichbelag hat sich eine riesige Lache gebildet. Sie haben sie dann auf sowjetische Weise entfernt (siehe Foto unten).
Bei der Ankunft in St. Petersburg, begann die Temperatur auch im Kopfwagen allmählich zu fallen. Dort saßen sie schon in Jacken.
Schon bei Einfahrt in den Moskauer Bahnhof habe ich aus Gesprächen des Fahrpersonals mit den Passagieren, erfahren, dass es sich schon gestern gezeigt hatte, dass die Heizung im achten Wagen, unterwegs nach Moskau versagte. Aber da es dort kein Depot für den Sapsan gibt, konnte der Defekt nicht entfernt werden (das heißt, dass auch bei 20°-Frost der Zug auf die fahrt geschickt wurde mit den Defekten im Heizsystem). Deshalb wurden wir so operativ umgesetzt, da klar war, dass es kühl werden würde."
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@Russischer Spion: Ich bedanke mich für deine interessante Information!
Es zeigt wieder, dass "Made in Germany" ihr Ruf langsam verliert. Siemens halt...
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Sagen wir mal so: Weniger technischer Schnickschnack und hohe Robustheit machen die Züge sehr widerstandsfähig. Ob sie nun mit einem russischen Winter besser klarkommen, ist Spekulation. Aber ich habe noch nicht oft gehört, dass in einem TGV überraschenderweise die Heizung ausgefallen ist. Wenn doch, dann dürfte wohl gleichzeitig auch der ganze Zug brach liegen.lsp @ 28 Jan 2010, 21:29 hat geschrieben: Bist du dir da so sicher?
So lange kein Tunnel kommt (s. Eurostar) , wäre es möglich.
Aber so weit ich weiß, sind Sowjetmenschen abgehärtet

Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Das sollte wohl eher heissen: So lange keine beschränkte Zone mit anderem Klima dazwischen ist, wäre es möglich.Autobahn @ 28 Jan 2010, 21:44 hat geschrieben: So lange kein Tunnel kommt (s. Eurostar) , wäre es möglich.
Aber so weit ich weiß, sind Sowjetmenschen abgehärtetund der Zug war pünktlich. Peinlich ist es für Siemens aber schon.

Die TGV und EST Triebköpfe haben vor allem mal eine andere Form und innen andere Technik, der EST nämlich auch für Belgien und GB. Das was denen zu schaffen machte, war ja massig Kondenswasser vom plötzlich tauenden Schnee. Klimaverschiebung sei Dank. Ich denke in Russland dürfte es das nicht so einfach geben.
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Ob der TGV/AGV russische Winter aushält, ist noch lange nicht gesagt, nur weil der in relativ warmen Gegenden vielleicht funktioniert. In Spanien läuft der Velaro auch gut. Zumindest hört man hier in Deutschland von beiden nichts gegenteiliges, was auch immer nichts heißen muss... Wo genau hat der Velaro mehr "Schnickschnack" als ein TGV/AGV? Wer keinen "Schnickschnack" will, soll 218er und n-Wagen kaufen, so ein Zug ist zwar nicht so schnell, aber (Lok voraus) winter- und auch elchtauglich.
:rolleyes:
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Natürlich. Denn überall, wo die SNCF mit TGVs fährt, is bekanntlich eh alles besser. Träumen Sie ruhig weiter <_<
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck
Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Wie war das noch gleich? "Train de Grande Verspätung"c-a-b @ 29 Jan 2010, 09:01 hat geschrieben: Zumindest im Alltagsbetrieb recht zuverlässig. Meiner Meinung nach besonders deshalb, weil man auf übertriebenen technischen Krimskrams verzichtet hat, der hier so gerne mal spinnt.
Und dann wartet man die Züge in Frankreich auch vernünftig.![]()
Und wenn ich mir zudem so den Zustand diverser TGV-Triebzüge ansehe, sind die zumindest nicht besser als die der deutschen ICE... Berichterstattung über Probleme im Bahnverkehr beschränkt sich in aller Regel auf nationale Belange, während es im Ausland grundsätzlich besser ist als im eigenen Land...