Deutsche gehören zu unzufriedensten Bahn-fahrern

Alles über Eisenbahn, was woanders nicht passt.
Benutzeravatar
c-a-b
Kaiser
Beiträge: 1431
Registriert: 09 Dez 2008, 17:51
Wohnort: Mal hier, mal da
Kontaktdaten:

Beitrag von c-a-b »

Das Eurobarometer der EU stellt nach einer Befragung in vielen europäischen Ländern fest: Die Deutschen gehören zu den unzufriedensten Bahnfahrern in Europa!
Das ergab eine heute (Mittwoch) veröffentlichte Eurobarometer-Umfrage. Deutsche, Franzosen, Schweden und Rumänen gehören zu den unzufriedensten europäischen Bahnfahrern. Demnach sind 46 Prozent der befragten deutschen Bahnreisenden sehr oder ziemlich unzufrieden mit der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit des Bahnverkehrs.
Ziel der Umfrage war es, herauszufinden wie oft Menschen in der EU die Bahn nehmen und welche Gründe dem entgegenstehen. Die vollständige Pressemitteilungfindet sich hierauf englisch.
The highest satisfaction levels for were measured in Spain (89%), Ireland (89%), Portugal (91%), Latvia (93%) and Lithuania (96%). On the contrary, in some countries such as Romania (43%), France (45%), Sweden (45%), Germany (46%) and Poland (52%), rail passengers indicated to be very or rather dissatisfied with the punctuality and reliability of rail services in their countries. On ease of ticket purchasing, 79% of respondents find it easy to buy train tickets. However, only 61% of respondents in Austria and 54% in Germany find it easy to buy tickets. The Commission is currently in the process of assessing the need for further measures to remove barriers that are holding back multi-modal travel planning and ticketing.
[font=Optima]Gegen Hassprediger aller Arten, besonders bei Eisenbahnfetischisten!

flickr Youtube Twitter[/font]
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Wie man Zufriedenheit messen will, wo die doch sehr subjektiv ist und vom allgemeinen Standard abhängt, ist mir zwar rätselhaft, aber gut. Interessant ist aber dass die Fahrgäste in Frankreich ähnlich unzufrieden sind, wo doch dort alles Gold ist was mit Bahn zu tun hat?
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Catracho
Lebende Forenlegende
Beiträge: 2819
Registriert: 26 Apr 2006, 09:52

Beitrag von Catracho »

Bayernlover @ 15 Jun 2011, 20:11 hat geschrieben: wo doch dort alles Gold ist was mit Bahn zu tun hat?
Soll das ein Witz sein? Kann mich nicht erinnern dass das jemals jemand hier im Forum behauptet hat. Selbst die größten Befürworter des TGV (zu denen ich mich mitzähle) wissen dass der Bahnverkehr dort abgesehen von HGV, Paris (und selbst in den beiden Bereichen gibt es genug Probleme) und einigen wenigen anderen Bereichen in der Regel Grütze ist.

Mfg
Catracho
Theirs not to reason why, theirs but to do and die. - Alfred Tennyson
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Catracho @ 15 Jun 2011, 20:56 hat geschrieben: Soll das ein Witz sein? Kann mich nicht erinnern dass das jemals jemand hier im Forum behauptet hat.
Doch, c-a-b tut das dauernd.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
Benutzeravatar
Br151
Doppel-Ass
Beiträge: 127
Registriert: 22 Mai 2011, 15:35
Wohnort: Deutschland

Beitrag von Br151 »

Also den Punkt zuverlässigkeit kann ich ganz und garnicht teilen. Wieso ist die DB unzuverlässig, habe bisher noch keinen Lokschaden erlebt.

Nur im Winter selten mal eine Weichenstörung im Allgäu. Aber auch da im ganzen Winter nur eine einzige längere. Und da stand der Zug ca. 30-45min in Geltendorf.

****
Wenn ich mich da an meine tägliche quälerei mit dem Auto nach München erinner, naja, auser man steht gerne im Stau. :ph34r:
Da ist Bahnfahren ein Paradies

Und soooooooooo unpünktlich ist die Bahn nun auch wieder nicht. Mein Gott, kommt der Zug eben 5min später. Davon geht die Welt nicht unter



In Deutschland wird einfach gerne gemeckert :D
yeg009a

Beitrag von yeg009a »

Catracho @ 15 Jun 2011, 20:56 hat geschrieben:Soll das ein Witz sein? Kann mich nicht erinnern dass das jemals jemand hier im Forum behauptet hat. Selbst die größten Befürworter des TGV (zu denen ich mich mitzähle) wissen dass der Bahnverkehr dort abgesehen von HGV, Paris (und selbst in den beiden Bereichen gibt es genug Probleme) und einigen wenigen anderen Bereichen in der Regel Grütze ist.
Ich bin persönlich mit der SNCF (wenn auch nur im begrenzten Bereich (Elsaß (da bin ich gelegentlich unterwegs) und Paris (nur RER C mit dem Zielcode SARA)) recht zufrieden, weil die Nahverkehrszüge, mit denen ich gefahren bin, pünktlich und komfortabel waren/sind. Von den Verspätungen und Zugausfällen im Elsaß und Paris war ich nicht betroffen.

Catracho @ 15 Jun 2011, 20:56 hat geschrieben:... in der Regel Grütze ist.
Was meinst Du damit?
Benutzeravatar
spock5407
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13558
Registriert: 21 Dez 2005, 21:40

Beitrag von spock5407 »

@151er: Erklär das mal der Presse mit den Schlagzeilenlettern größer 24 Punkt. Die Schreiberlinge dort freuen sich doch über jede kleinste Panne im Öffi/SPNV/SPFV, weil da kann man schön reisserisch haudrauf-wie-nix spielen. Ist ja quasi fast jeder irgendwie davon betroffen was zu einer schnellen breiten Identifizierung führt. Sachliche Vergleich führen halt nicht zu besseren Auflagen.
146225
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 18030
Registriert: 01 Apr 2007, 17:45
Wohnort: TH/EDG

Beitrag von 146225 »

yeg009a @ 15 Jun 2011, 22:34 hat geschrieben: Was meinst Du damit?
Wenn jemand etwas als "Grütze" bezeichnet, stellt er es damit nicht auf eine Ebene mit Nachspeisen, sondern möchte damit eher andeuten, daß ein Zustand nicht erfreulich ist.

Und damit endet die heutige Deutschstunde, Kinder... :lol:
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Didy
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3695
Registriert: 26 Jul 2006, 10:11

Beitrag von Didy »

Bayernlover @ 15 Jun 2011, 20:11 hat geschrieben: Wie man Zufriedenheit messen will, wo die doch sehr subjektiv ist und vom allgemeinen Standard abhängt, ist mir zwar rätselhaft, aber gut.
Und genau deshalb weil es subjektiv ist, ist dies die einzig sinnvolle Vergleichsgröße.
Legt man die Komfortmaßstäbe von Indien in Deutschland als Vergleich an oder umgekehrt, wär das total Banane. Für Pünktlichkeit gilt zwischen den verschiedenen Ländern selbiges.
Also kann man international nur sinnvoll vergleichen, wie zufrieden die Leute mit ihrer Bahn sind.
Guido
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4177
Registriert: 24 Jan 2004, 20:03
Wohnort: München / Berlin

Beitrag von Guido »

Nunja, so ist das eben in einem Land mit so hervorragend ausgebautem und funktionierendem Bahnverkehr (nein, das meine ich jetzt nicht ironisch). Wenn ich mir anschaue, ich war ja grad in Polen im Urlaub, also gar nicht so weit weg, da fuhr zum Teil 3x am Tag ein Zug, auch auf großen Hauptstrecken sah der Fahrplan nicht wirklich nach einer brauchbaren Alternative zum Auto aus.

Und dann wo die Züge eh schon so selten fahren (und zudem fast länger brauchen als wenn man gleich mitm Fahrrad fährt) kommt die Kiste noch mit +45 daher, geschleppt von einer Rangierlok (Schnellzug nach Warschau!!) - bei uns hier wäre das DER Auftstand gewesen, das wäre ja DIE Sauerei, weil die SCHEISS Bahn ja NIE pünktlich ist - dort waren die Leute friedlich und sichtlich froh das ob der Wartezeit von über 4 1/2 Stunden bis zum nächsten Zug der überhaupt irgendwo hin in die selbe Richtung fährt (am Tage wohlbemerkt) jener doch nicht ausfällt, was machen bei der Zugdichte schon die paar Minuten Verspätung ...

Und so subjektiv sind dann natürlich auch die Ergebnisse einer Umfrage - die Leute eines Landes können sehr zufrieden sein weil sie froh sind das überhaupt was fährt und man nicht laufen muß, oder aber die Leute maulen rum wegen 2 Minuten (hatte ich letzen Freitag, wegen 2 Minuten zeigte der eine Typ die Uhr UND den Stinkefinger (naja, dafür gabs als Dankeschön einen Wartezeitbonus)), und das wo sie mit 2,50 ja ein halbes Vermögen dafür hingelegt haben um sich der eigenen Ansicht nach aufführen zu dürfen wie der Kaiser persönlich, allerdings leider mit fehlender Etikette ... so wie man die Kundschaft verhätschelt so äußert sie sich auch in der Zufriedenheit - je besser das Angebot umsohöher die Erwartungshaltung und umsomehr wird bei der kleinsten Kleinigkeit rumgemault.
Gruß, Guido

Tf bei der S-Bahn München
[img]http://www.eisenbahner-online.de/420-423.gif[/img]

Hinweis: Der obenstehende Beitrag spiegelt - sofern nicht anders gekennzeichnet - ausschließlich die persönliche Meinung des Verfassers wider.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Im SPNV ist es jammern auf hohem Niveau. Natürlich ist er verbesserbar, gerade das Projekt Deutschlandtakt wäre ein Schritt nach vorne und wenn die Aufgabenträger (die man sowieso reduzieren sollte) nicht immer nur ihr eigenes Süppchen kochen würden, wäre das optimal. Hier müsste die BAG-SPNV einfach mehr Kompetenzen bezüglich der Netzplanungen bekommen um Kirchturmpolitik zu verhindern.

Im Fernverkehr sieht es anders aus. Wir hatten wohl einer der besten Fernverkehrsnetze Europas. Jede Stunde, jede Richtung, beim IR alle zwei Stunden mit Erschließung vieler Mittelzentren. Heute ist davon nicht mehr viel übrig.
Das liegt an einem der größten Fehler der Bahnreform, denn der sekundäre Fernverkehr ist nun mal nicht eigenwirtschaftlich zu betreiben. Leider wurden so aus bequemen, komfortablen IR-Linien im Fernverkehrsniveau ganz normale RE-Linien, mit deutlich geringerem Komfort und tw. deutlich kürzeren Laufwegen (öfteres Umsteigen erforderlich).
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4526
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Electrification @ 16 Jun 2011, 12:46 hat geschrieben:Leider wurden so aus bequemen, komfortablen IR-Linien im Fernverkehrsniveau ganz normale RE-Linien, mit deutlich geringerem Komfort und tw. deutlich kürzeren Laufwegen (öfteres Umsteigen erforderlich).
Dazu kommt, dass anscheinend manche Langstrecken-REs nur noch mit extrem kurzen Zügen gefahren werden. Ich bin beispielsweise am Pfingstsamstag mit dem RE von Regensburg nach Gera gefahren. Trotz des sehr starken Fahrgastaufkommens fuhr der Zug nur mit einem einzigen Triebwagen. Dieser war schon beim Einsteigen in Regensburg heillos überfüllt, und die Fahrgäste auf den Unterwegsbahnhöfen mussten zum Teil am Bahnsteig zurückbleiben. Fast an jedem Bahnhof habe ich vom Fenster aus auf fassungslose Gesichter geblickt, die nicht glauben konnten, dass der Zug einfach ohne sie weiterfährt.

Also, ich finde, das ist schon ein Grund, um unzufrieden zu sein....
Wo ist das Problem?
Benutzeravatar
Münchner Kindl
Kaiser
Beiträge: 1288
Registriert: 13 Aug 2005, 11:17
Wohnort: München-Molenbeek

Beitrag von Münchner Kindl »

Guido @ 16 Jun 2011, 13:43 hat geschrieben: Und so subjektiv sind dann natürlich auch die Ergebnisse einer Umfrage - die Leute eines Landes können sehr zufrieden sein weil sie froh sind das überhaupt was fährt und man nicht laufen muß, oder aber die Leute maulen rum wegen 2 Minuten (hatte ich letzen Freitag, wegen 2 Minuten zeigte der eine Typ die Uhr UND den Stinkefinger (naja, dafür gabs als Dankeschön einen Wartezeitbonus)), und das wo sie mit 2,50 ja ein halbes Vermögen dafür hingelegt haben um sich der eigenen Ansicht nach aufführen zu dürfen wie der Kaiser persönlich, allerdings leider mit fehlender Etikette ... so wie man die Kundschaft verhätschelt so äußert sie sich auch in der Zufriedenheit - je besser das Angebot umsohöher die Erwartungshaltung und umsomehr wird bei der kleinsten Kleinigkeit rumgemault.
Die Studie hast Du dir aber schon angeschaut oder?
Demnach sind die Polen (52%) kaum zufriedener als die Deutschen(46%)...
-
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

Sechs Prozentpunkte kann man durchaus als signifikanten Unterschied deuten. Und selbst wenn nicht: Auf Basis der von Guido geschilderten Erfahrung hat schon ein ähnliches Ergebnis auf beiden Seiten einen gewissen faden Beigeschmack.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
andreas
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 7099
Registriert: 25 Feb 2004, 15:02
Wohnort: 85777

Beitrag von andreas »

Tja, ist halt immer die Frage - ich bin halt der Meinung, daß das Primärziel der Bahn nicht sein soll, Geld zu verdienen, sondern sinnvollen ÖPNV im Nah und Fernverkehr anzubieten.
Aber das war mal, heute wollen wir ja an die Börse, da ist jeder Zug, der irgendwo rumsteht ein Zug zuviel und jede Minute, die ein Lokführer rumsteht eine Minute zu viel.

Und bei uns muß die Bahn mit Auto und Flugzeug konkurrieren, und da tut sie sich halt schwer.
Electrification
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3943
Registriert: 01 Mär 2009, 15:34

Beitrag von Electrification »

Münchner Kindl @ 16 Jun 2011, 13:33 hat geschrieben: Die Studie hast Du dir aber schon angeschaut oder?
Demnach sind die Polen (52%) kaum zufriedener als die Deutschen(46%)...
Wie auch? Dort hat man ja die Eisenbahn komplett zerstört und dementsprechend kann man auch nicht zufrieden sein. Die Eisenbahn wurde in Polen systematisch vernichtet (man sieht ja wer jetzt daran verdient).
143
König
Beiträge: 920
Registriert: 18 Jul 2010, 09:18

Beitrag von 143 »

In Deutschland ist es halt (leider) Sitte die Bahn gern in schlechtem Licht dastehn zu lassen und das Auto stattdessen schönredet...

Ich erinnere mich da an eine Fahrt mit einer RB von Wiesbaden nach Mainz. Aufgrund von Gleiswechseln in Gleisvorfeld von Mainz Hbf. fuhr die RB da nur 40 km/h. Und gleich hat ein Gelegenheitsbahnfahrer angemerkt, das sei "einfach nicht wettbewerbsfähig". Klar, im Auto fährt man in der Mainzer Innenstadt ja auch mind. 80...
Kurzum: die Fahrt von Wiesbaden nach Mainz (jeweils Innenstadt) geht realiter mit dem Zug schneller als mit dem Auto, aber das wollen die Leute (insbesondere Autofahrer) ums Verrecken nicht einsehn, die Bahn muß ja schlechtsein. Schließlich kann ich mir ein Auto leisten und Zug/Bus fahren ist nur was für Leute, die sich was besseres nicht leisten können....
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14655
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Und bei uns muß die Bahn mit Auto und Flugzeug konkurrieren, und da tut sie sich halt schwer.
Das muss die Bahn in anderen Ländern Europas nicht? Selbst im "Bahnland Schweiz" muss sie das. Es gibt innerschweizerische Linienflüge zwischen Genf, Basel, Lugarno und Zürich und eben auch das dichteste Autobahnnetz Europas. Es ist ja nicht so, dass alle einfach mit'm Zug fahren und sich mit Abokarten eindecken, ohne dass die Bahn dafür was tun muss. Das geht warscheinlich nur in Ländern wie Nordkorea... Wäre interessant zu wissen, was die Schweiz für einen Wert in dieser Befragung gehabt hätte. Denn ich glaube nämlich nicht, dass der objektiv feststellbare Titel "bestes Eisenbahnsystem" und der Bestwert in einer subjektiven Befragung zusammenfallen.

Zufriedenheit ergibt sich ja prinzipiell nur daraus in wie weit die eigenen Erwartungen erfüllt werden. Die 96% Zufriedenheit in Litauen dürften einfach daraus resultieren, dass die Litauer geringere Erwartungen haben. Deswegen sind (vereinfacht gesagt) die Kunden von Billigautos fast immer auch die zufriedeneren Kunden, während die Kunden der Premiummarken fast immer geringere Zufriedenheitswerte bringen, obwohl sie objektiv betrachtet die bessere Ware haben.

Und dann geht's eben bei subjektiven Bewertungen immer auch noch darum, wie gehen die Leute mit Kritik um, bzw. wie äußern sie sie. Das ist in gewisser Weise eine kulturelle Frage, da sind wir bei Guidos Erfahrungen. Deutschland ist halt einig Motzerland. Selbst wenn unser Bahnsystem so eng vernetzt und zuverlässig wäre wie das Schweizer, so schnell wie das Französische und so günstig wie das Rumänische, die Deutschen wären immer noch unzufriedener als die Litauer.

Warscheinlich wären die Deutschen auch deswegen unzufrieden, weil ihre Vorurteile nicht befriedigt werden. "Die Bahn" muss scheiße sein. Man wartet nur auf irgendwelche Kleinigkeiten, um dann aus 2 Minuten Fahrplanabweichung ein riesen Theater zu machen. Nach einer pünktlichen, reibungslosen Bahnfahrt hört man Leute aussteigen, die gefühlt "nur grad so eben zufrieden" sind. Ich frage mich, ob nach diesem Maßstab in Deutschland nur ein Schüler irgendeinen Schulabschluss schaffen würde. "Waaas, nur 90% richtig? Ne du, das ist glatt durchgefallen!" So gesehen sagt die Studie nur am Rande was über die Bahn aus, sondern eigentlich mehr über die Deutschen. So werden sicher viele zu ihrem Nebenmann/frau gesagt haben, nachdem sie von der Studie gelesen haben: "Siehste, sag ich doch. Die Deutsche Bahn ist scheiße!" ;)

Beispiel, der heutige Donaukurier: Fast eine ganze Seite über den Baufortschritt der neuen Bahntrasse in Reichertshofen und über den Abbruch der alten Brücken. Das wäre aber viel zu lobend, viel zu positiv über "die Bahn" berichtend, das mögen die Leser warscheinlich nicht (schlecht für die Auflage?), deswegen haben sie noch einen Leserbrief aus Kempten (!) reingepackt, dessen Autor auf dem Reichertshofener Bahnhofsprovisorium anscheinend irgendwas erlebt haben will.
Xenon
König
Beiträge: 787
Registriert: 29 Sep 2009, 20:20

Beitrag von Xenon »

143 @ 16 Jun 2011, 14:11 hat geschrieben: In Deutschland ist es halt (leider) Sitte die Bahn gern in schlechtem Licht dastehn zu lassen und das Auto stattdessen schönredet...
Könnte das nicht eventuell auch an der Bahn liegen? Ein Auto, welches einmal pro Woche für eine Stunde liegen bleibt, wäre schließlich auch unverkäuflich.
143
König
Beiträge: 920
Registriert: 18 Jul 2010, 09:18

Beitrag von 143 »

Xenon @ 16 Jun 2011, 14:59 hat geschrieben: Könnte das nicht eventuell auch an der Bahn liegen? Ein Auto, welches einmal pro Woche für eine Stunde liegen bleibt, wäre schließlich auch unverkäuflich.
Auch ein Auto daß jeden Tag 20h fährt und dann einmal in der Woche liegen bleibt (d.h. nach 140h Fahrtzeit)?
GSIISp64b
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4350
Registriert: 14 Feb 2011, 16:45

Beitrag von GSIISp64b »

143 @ 16 Jun 2011, 15:05 hat geschrieben: Auch ein Auto daß jeden Tag 20h fährt und dann einmal in der Woche liegen bleibt (d.h. nach 140h Fahrtzeit)?
Weder ein Auto noch ein Zug bleibt alle 140 Stunden liegen. Das halte ich für ein Gerücht.
Dauerhaft abwesend, und ich komme nicht mehr wieder.
143
König
Beiträge: 920
Registriert: 18 Jul 2010, 09:18

Beitrag von 143 »

das war auch nicht wirklich ernst gemeint...aber man sieht mal wieder daß Bahn und Auto mit zweierlei Maß bemessen werden....
Xenon
König
Beiträge: 787
Registriert: 29 Sep 2009, 20:20

Beitrag von Xenon »

GSIISp64b @ 16 Jun 2011, 15:06 hat geschrieben: Weder ein Auto noch ein Zug bleibt alle 140 Stunden liegen. Das halte ich für ein Gerücht.
Nicht, wenn ein Pendler einmal in der Woche seinen Anschluss verpasst und deswegen eine Stunde warten müsste.
Rohrbacher
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 14655
Registriert: 10 Apr 2006, 23:21
Wohnort: ja

Beitrag von Rohrbacher »

Xenon @ 16 Jun 2011, 15:29 hat geschrieben: Nicht, wenn ein Pendler einmal in der Woche seinen Anschluss verpasst und deswegen eine Stunde warten müsste.
Eben... zweierlei Maß. Wenn das einmal die Woche passiert, was in meiner Pendlererfahrung nach sehr viel und für die Mehrheit wohl übertrieben ist, ist das immer noch eine geringere Störungsquote als die Stunde, die ich mittlerweile bei jeder meiner Autobahnfahrten auf einer bestimmten Strecke einplanen muss. Und eine Stunde lang mit'm voll beladenen Schalt-Auto (das es übrigens auch nicht schafft bei 30 Grad in der prallen Sonne innen auf 21 Grad zu kühlen, scheiß Klimaanlage ey) auf einem der steilsten Autobahnabschnitte Deutschlands im Stau zu stehen, ist unkomfortabler und vom "Service" her mieser als alles was sich die Bahn mit mir je geleistet hat. Mir tut der linke Fuß jetzt noch weh. Ergo -> Automatik kaufen. 1500 bis 3000 Euro Aufpreis für ein bisschen Komfort, ist dann aber eigentlich auch wieder unverschämter als das was die Bahn für ihre "1. Klasse" in manchen Zügen nimmt.

Auch die 17382. Bahn vs. Auto-Diskussion wird nicht objektiv geführt werden. Es ist nunmal so: Auto toll, Bundesbahn Mist. :rolleyes:
Benutzeravatar
Autobahn
"Lebende Forenlegende"
Beiträge: 9526
Registriert: 23 Jan 2008, 21:53

Beitrag von Autobahn »

Wer hat sich die Studie denn mal genauer angeschaut?

Zum einen wurde der S-Bahn- und sonstige Vorortverkehr ausgenommen. Es kamen also nur Regional- und Fernverkersverbindung in die Bewertung. Zum zweiten wurden bestimmte Kriterien abgefragt.

In Deutschland benutzen die Bahn im Regional- und Fernverkehr:

Täglich: 7 %
1-3 mal in der Woche: 3,2 %
1-3 mal im Monat: 13,5 %
weniger als ein mal im Monat: 79 %

Die Werte für Deutschland:
Verknüpfung mit anderen öffentlichen Verkehrsmitteln

Sehr zufrieden: 18,7
Ziemlich zufrieden: 50
Ziemlich unzufrieden: 16,5
Sehr unzufrieden: 6,2
keine Angaben: 8,8

Parkmöglichkeiten an Bahnhöfen:

Sehr zufrieden: 8,8
Ziemlich zufrieden: 30
Ziemlich unzufrieden: 28
Sehr unzufrieden: 11,2
keine Angaben: 22


Einrichtungen und Service:

Sehr zufrieden: 11,5
Ziemlich zufrieden: 49,2
Ziemlich unzufrieden: 23
Sehr unzufrieden: 8,5
keine Angaben: 7,8

Informationen über Ankünfte/Abfahrten an Stationen und Bahnsteigen:

Sehr zufrieden: 18,2
Ziemlich zufrieden: 50
Ziemlich unzufrieden: 19,8
Sehr unzufrieden: 7
keine Angaben: 5


Kauf von Fahrkarten:

Sehr zufrieden: 21,5
Ziemlich zufrieden: 32
Ziemlich unzufrieden: 24,2
Sehr unzufrieden: 18,2
keine Angaben: 4

Beschwerdemangement:

Sehr zufrieden: 4,5
Ziemlich zufrieden: 24,8
Ziemlich unzufrieden: 18
Sehr unzufrieden: 10,8
keine Angaben: 16,2


Sauberkeit und Erscheinungsbild der Stationen:

Sehr zufrieden: 9
Ziemlich zufrieden: 44,5
Ziemlich unzufrieden: 29,8
Sehr unzufrieden: 12
keine Angaben: 4,8

Persönliche Sicherheit an Stationen:

Sehr zufrieden: 21,5
Ziemlich zufrieden: 56,8
Ziemlich unzufrieden: 12,2
Sehr unzufrieden: 5
keine Angaben: 5,5

Taktfrequenz:

Sehr zufrieden: 15
Ziemlich zufrieden: 58,8
Ziemlich unzufrieden: 11,2
Sehr unzufrieden: 2,8
keine Angaben: 8,2


Reisedauer:

Sehr zufrieden: 18,2
Ziemlich zufrieden: 66
Ziemlich unzufrieden: 10,2
Sehr unzufrieden: 1
keine Angaben: 4,5

Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit:

Sehr zufrieden: 8,8
Ziemlich zufrieden: 43,5
Ziemlich unzufrieden: 32,8
Sehr unzufrieden: 13,2
keine Angaben: 1,8

Persönliche Sicherheit in den Zügen:

Sehr zufrieden: 26
Ziemlich zufrieden: 62,2
Ziemlich unzufrieden: 6,8
Sehr unzufrieden: 1,2
keine Angaben: 3,8


Sauberkeit und Wartung der Züge:

Sehr zufrieden: 7,8
Ziemlich zufrieden: 45
Ziemlich unzufrieden: 32,5
Sehr unzufrieden: 10,8
keine Angaben: 4


Informationen während der Fahrt:

Sehr zufrieden: 10,5
Ziemlich zufrieden: 34,8
Ziemlich unzufrieden: 31,8
Sehr unzufrieden: 14
nicht akzeptabel: 4,5
keine Angaben: 4,5


Ausreichende Kapazität der Züge:

Sehr zufrieden: 9,2
Ziemlich zufrieden: 49,8
Ziemlich unzufrieden: 28,8
Sehr unzufrieden: 8
keine Angaben: 4,2


Komfort der Züge:

Sehr zufrieden: 18,2
Ziemlich zufrieden: 63,5
Ziemlich unzufrieden: 15,2
Sehr unzufrieden: 1,5
keine Angaben: 1,5

Umsteigezeit und -möglichkeiten zu anderen Zügen

Sehr zufrieden: 12,8
Ziemlich zufrieden: 49,8
Ziemlich unzufrieden: 21,5
Sehr unzufrieden: 6
nicht akzeptabel: 4,8
keine Angaben: 5,2


Zugbegleiterquote:

Sehr zufrieden: 10,5
Ziemlich zufrieden: 46,2
Ziemlich unzufrieden: 28,2
Sehr unzufrieden: 9
keine Angaben: 6


Informationen und Hilfe für ältere und mobilitätseingeschränkte Kunden:

Sehr zufrieden: 6,2
Ziemlich zufrieden: 21,8
Ziemlich unzufrieden: 24,5
Sehr unzufrieden: 11,2
keine Angaben: 36,2
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
Bayernlover
*Lebende Forenlegende*
Beiträge: 13814
Registriert: 02 Aug 2009, 16:49
Wohnort: Dresden (4, 6, 10, 12, 65, 85)

Beitrag von Bayernlover »

Auch wenn man versucht, die Ergebnisse dieser Untersuchungen wieder irgendwie schönzureden, so gibt es doch ungefähr das Bild ab dass in Deutschland über das System Bahn (das leider immer noch mit "Die Bahn" gleichgesetzt wird) so herrscht. Und auch wenn sicher einige Leute übertreiben mit ihrer Meinung und gewisse Kritik unberechtigt ist, so sollte man diese Meinung als Dienstleister ernst nehmen, sonst rennen einem die Kunden weg. Das ist überall so, "Kunde ist König", nur bei der Bahn scheint man das noch nicht ganz so verinnerlicht zu haben (und damit meine ich nicht die Mitarbeiter die sich jeden Tag bemühen das beste herauszuholen), das Ergebnis liest man in dieser Umfrage.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

Rohrbacher @ 16 Jun 2011, 14:35 hat geschrieben: Das muss die Bahn in anderen Ländern Europas nicht? Selbst im "Bahnland Schweiz" muss sie das. Es gibt innerschweizerische Linienflüge zwischen Genf, Basel, Lugarno und Zürich und eben auch das dichteste Autobahnnetz Europas. Es ist ja nicht so, dass alle einfach mit'm Zug fahren und sich mit Abokarten eindecken, ohne dass die Bahn dafür was tun muss. Das geht warscheinlich nur in Ländern wie Nordkorea... Wäre interessant zu wissen, was die Schweiz für einen Wert in dieser Befragung gehabt hätte. Denn ich glaube nämlich nicht, dass der objektiv feststellbare Titel "bestes Eisenbahnsystem" und der Bestwert in einer subjektiven Befragung zusammenfallen.

Zufriedenheit ergibt sich ja prinzipiell nur daraus in wie weit die eigenen Erwartungen erfüllt werden. Die 96% Zufriedenheit in Litauen dürften einfach daraus resultieren, dass die Litauer geringere Erwartungen haben. Deswegen sind (vereinfacht gesagt) die Kunden von Billigautos fast immer auch die zufriedeneren Kunden, während die Kunden der Premiummarken fast immer geringere Zufriedenheitswerte bringen, obwohl sie objektiv betrachtet die bessere Ware haben.

Und dann geht's eben bei subjektiven Bewertungen immer auch noch darum, wie gehen die Leute mit Kritik um, bzw. wie äußern sie sie. Das ist in gewisser Weise eine kulturelle Frage, da sind wir bei Guidos Erfahrungen. Deutschland ist halt einig Motzerland. Selbst wenn unser Bahnsystem so eng vernetzt und zuverlässig wäre wie das Schweizer, so schnell wie das Französische und so günstig wie das Rumänische, die Deutschen wären immer noch unzufriedener als die Litauer.

Warscheinlich wären die Deutschen auch deswegen unzufrieden, weil ihre Vorurteile nicht befriedigt werden. "Die Bahn" muss scheiße sein. Man wartet nur auf irgendwelche Kleinigkeiten, um dann aus 2 Minuten Fahrplanabweichung ein riesen Theater zu machen. Nach einer pünktlichen, reibungslosen Bahnfahrt hört man Leute aussteigen, die gefühlt "nur grad so eben zufrieden" sind. Ich frage mich, ob nach diesem Maßstab in Deutschland nur ein Schüler irgendeinen Schulabschluss schaffen würde. "Waaas, nur 90% richtig? Ne du, das ist glatt durchgefallen!" So gesehen sagt die Studie nur am Rande was über die Bahn aus, sondern eigentlich mehr über die Deutschen. So werden sicher viele zu ihrem Nebenmann/frau gesagt haben, nachdem sie von der Studie gelesen haben: "Siehste, sag ich doch. Die Deutsche Bahn ist scheiße!" ;)

Beispiel, der heutige Donaukurier: Fast eine ganze Seite über den Baufortschritt der neuen Bahntrasse in Reichertshofen und über den Abbruch der alten Brücken. Das wäre aber viel zu lobend, viel zu positiv über "die Bahn" berichtend, das mögen die Leser warscheinlich nicht (schlecht für die Auflage?), deswegen haben sie noch einen Leserbrief aus Kempten (!) reingepackt, dessen Autor auf dem Reichertshofener Bahnhofsprovisorium anscheinend irgendwas erlebt haben will.
Du nimmst mir die Worte aus dem Munde:

Ich finde, diese Befragung sagt mehr über die Deutschen als über das Bahnsystem in Deutschland aus. Motzen und Jammern, Blöd anstellen und "Meinungen" von Revolverblättern ungeprüft übernehmen können wir immer noch am Besten...

Was ich da an Gejammer über das Tarifsystem höre ist schon echt lächerlich... das zeugt eigentlich nur davon, dass der Deutsche es nicht einmal einsieht sich mit einem Thema mehr als 3 Sekunden zu befassen... und da sagt einer, die Amerikaner wären simpel gestrickt...
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Benutzeravatar
rautatie
Lebende Forenlegende
Beiträge: 4526
Registriert: 07 Aug 2008, 09:30
Wohnort: München

Beitrag von rautatie »

Bayernlover @ 16 Jun 2011, 16:52 hat geschrieben: Und auch wenn sicher einige Leute übertreiben mit ihrer Meinung und gewisse Kritik unberechtigt ist, so sollte man diese Meinung als Dienstleister ernst nehmen, sonst rennen einem die Kunden weg. Das ist überall so, "Kunde ist König", nur bei der Bahn scheint man das noch nicht ganz so verinnerlicht zu haben (und damit meine ich nicht die Mitarbeiter die sich jeden Tag bemühen das beste herauszuholen), das Ergebnis liest man in dieser Umfrage.
Ich habe auch oft den Eindruck, dass die Bahn Kritik grundsätzlich als ungerechtfertigt abwimmelt und dem Kunden die Schuld gibt.

- Ein zu kurzer Zug, nicht mehr alle mitgekommen? Kein Grund, einen längeren Zug einzusetzen. Das hätten die Kunden doch wissen können und bereits am Vortag aufbrechen können.
- Wegen 5 Minuten Verspätung den Anschluss verpasst? Meine Güte, dann kommt man halt mal zwei Stunden später an, kann ja mal passieren.
- Toiletten im halben Zug defekt? Da war natürlich der Kunde schuld, weil er mutwillig die Spülung verstopft hat.
- Türstörungen? Bestimmt haben die Kunden zu fest an der Tür gerüttelt.
- Zug zu spät? Da waren die Kunden bestimmt wieder zu langsam beim Aus- und Einsteigen.

Sicher mögen die Argumente zum Teil zutreffen, aber ein Dienstleistungsunternehmen könnte sich andererseits auch mal Gedanken machen, wie man positiv mit solchen kundenseitigen Störungen umgeht, vor allem, wo sie doch schon seit vielen Jahren bekannt sind. Fahrgäste in der Masse verhalten sich nun mal auf bestimmte Art und Weise, da werden auch die Erziehungsmaßnahmen der Bahn nicht viel helfen.

Übrigens würde es in vielen Fällen schon sehr viel weiterhelfen, wenn die Bahn bei Beschwerden einfach mal ein wenig mehr Verständnis zeigen würde, damit könnte man wütenden Fahrgästen oft schon den Wind aus den Segeln nehmen. Mit einer häufig zu beobachtetnden "Mir-doch-egal"-Haltung löst man oft nur noch mehr Ärger aus.
Wo ist das Problem?
DumbShitAward
Lebende Forenlegende
Beiträge: 3612
Registriert: 11 Mai 2009, 10:46
Wohnort: München

Beitrag von DumbShitAward »

rautatie @ 17 Jun 2011, 14:14 hat geschrieben: Ich habe auch oft den Eindruck, dass die Bahn Kritik grundsätzlich als ungerechtfertigt abwimmelt und dem Kunden die Schuld gibt.

- Ein zu kurzer Zug, nicht mehr alle mitgekommen? Kein Grund, einen längeren Zug einzusetzen. Das hätten die Kunden doch wissen können und bereits am Vortag aufbrechen können.
- Wegen 5 Minuten Verspätung den Anschluss verpasst? Meine Güte, dann kommt man halt mal zwei Stunden später an, kann ja mal passieren.
- Toiletten im halben Zug defekt? Da war natürlich der Kunde schuld, weil er mutwillig die Spülung verstopft hat.
- Türstörungen? Bestimmt haben die Kunden zu fest an der Tür gerüttelt.
- Zug zu spät? Da waren die Kunden bestimmt wieder zu langsam beim Aus- und Einsteigen.

Sicher mögen die Argumente zum Teil zutreffen, aber ein Dienstleistungsunternehmen könnte sich andererseits auch mal Gedanken machen, wie man positiv mit solchen kundenseitigen Störungen umgeht, vor allem, wo sie doch schon seit vielen Jahren bekannt sind. Fahrgäste in der Masse verhalten sich nun mal auf bestimmte Art und Weise, da werden auch die Erziehungsmaßnahmen der Bahn nicht viel helfen.

Übrigens würde es in vielen Fällen schon sehr viel weiterhelfen, wenn die Bahn bei Beschwerden einfach mal ein wenig mehr Verständnis zeigen würde, damit könnte man wütenden Fahrgästen oft schon den Wind aus den Segeln nehmen. Mit einer häufig zu beobachtetnden "Mir-doch-egal"-Haltung löst man oft nur noch mehr Ärger aus.
Du hast zwar prinzipiell Recht, allerdings kann und will ich der Bahn einfach nicht vorwerfen, dass in Mannheim einfach jeder Hornochse direkt nach dem Aussteigen vor der Tür stehen bleibt und erstmal nach Handy/Brille/Zigaretten/Keuschheitsgürtel sucht, ebensowenig wie Leute, die alles mögliche in die Toilette stopfen, von der Damenbinde zum Kleinkind. Okay, vielleicht muss man das WC robuster bauen, das wird ja afaik auch gemacht, aber mehr als "Schmeiß das nicht hier rein, sonst Klo kaputt" kannst nicht hinschreiben - wenn sich die Leute nicht daran halten, dann sind es halt, verzeihe die Ausdrucksweise, A-Löcher.

Ich mag ja ein ziemlicher Misanthrop sein, aber in meinen Augen sind an locker 2/3 aller Störungen und Verspätungen Fahrgäste zumindest mittelbar beteiligt (um das Wort "Schuld" zu vermeiden). Ich kann auch durchaus nachvollziehen, dass das Personal da manchmal grantig wird, so wie die von vielen Fahrgästen angemacht werden (ich hätte vielen von denen wohl die Fresse poliert). Mir tut das Personal bisweilen einfach nur Leid. Ich habe vielleicht in meinem ganzen Leben nur ein oder zwei Mal von einem Zugbegleiter oder Servicemitarbeiter nicht freundliche und soweit ihm/ihr möglich hilfreiche Antworten bekommen - könnte vielleicht daran liegen, dass ich mich an einen gewissen Mindeststandard an Höflichkeit halte...
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
Benutzeravatar
c-a-b
Kaiser
Beiträge: 1431
Registriert: 09 Dez 2008, 17:51
Wohnort: Mal hier, mal da
Kontaktdaten:

Beitrag von c-a-b »

Ach das mit den komplizierten Tarifen kann schon stimmen, wenn man als Mensch der sich nicht auskennt am Automaten ist und sich erst mal durch all den Kram schlagen muss ohne zu wissen was was ist, da kann man schon mal verzweifeln. Als es Schalter noch häufiger gab, konnte man sich ja beraten lassen, aber heute ist das natürlich nicht mehr so einfach.

Und trotzdem kann man auch am Schalter bei einem Mitarbeiter dieses Sparticket buchen, beim anderen jedoch nicht. Umgekehrt genauso. Einmal hatte uns ein Mitarbeiter für eine Fahrt ein Baden-Württemberg-Ticket Nacht ausgestellt und noch einige weitere Spezialitäten und sind dabei auf einen erstaunlich günstigen Preis gekommen. Als wir das eine Woche später nochmal buchen wollten, war die andere Mitarbeiterin zutiefst verwundert über diesen Preis und konnte beim besten Willen nicht verstehen, wie man darauf kommen konnte! Und das obwohl sie sich redlich alle Mühe und Zeit gegeben hatte, es nachzuvollziehen. Wie will man von einem normalen Kunden (also nicht ihr hier) erwarten, da durchzusteigen, wenn selbst verschiedene Mitarbeiter/innen manchmal schon kaum durchsteigen?

Und die Sachen mit den Sparpreisen, Extrasparpreisen, den Kontingenten usw. kann man ja auch kaum durchschauen, wie oft findet man für eine Fahrt nur einen teuren Preis, während eine längere Fahrt sogar weniger kosten würde? Dann noch der Rückfahrtbonus, der 3-Tage-voher-Bonus, die Bahncard dies und das… schön wenns für euch einfach ist. Für mich ist es das auch weil ich jede Woche Fahrscheine löse und langsam die Tricks kenne. Aber wer nur hin und wieder fährt, zahlt den vollen Preis und ist meiner Meinung nach zu recht über die hohen Preise etwas empört. Klar, wenn man mit allerlei Tricks einen Fahrschein Ulm-Stuttgart für 14 Euro im ICE lösen kann, noch günstiger als im Regionalverkehr mit Bahncard 25, dann dürfte alles darüber einfach nur Gewinn für die Bahn sein?

Da etwas mehr Klarheit reinzubringen wäre schon nett…
[font=Optima]Gegen Hassprediger aller Arten, besonders bei Eisenbahnfetischisten!

flickr Youtube Twitter[/font]
Antworten