Traumberuf: Lokführer/-in Güterverkehr

Strecken und Fahrzeuge des Güterverkehrs
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Luca
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Beitrag von Luca »

Hallo an alle,

Ich bin neu in diesem Forum, und weiß nicht ob ich hier meine frage stellen soll und darf. Ich frage aber einfach mal, wenn das die falsche abteilung ist, habt bitte verständnis.

Ich habe den Wunsch "Lokführer in Güterverkehr" zu werden, die ausbildung möchte ich bei der Deutschenbahn machen.
Ich habe bedenken wo ich, las das pro Jahr 1.000 Leute sich vor einen Zug schmeißen und sich damit umbringen, laut der statistik trifft das dann auf jeden 5 Lokführer. Diese statistik beunruhigt mich. Ist jemanden von euch das schonmal passiert, was ist wenn man dan "Berufsunfähig" ist?

Und meine 2. Frage ist: wie ist die Arbeitszeit vom Lokführer muss er, und wenn ja wie oft ausswärts schlafen (Hotel)

Ist der Beruf und die Ausbildung bei der Deutschenbahn empfehlenswert?

Ich freue mich schon auf eure antworten. Mfg Luca :)
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Ich bin neu in diesem Forum, und weiß nicht ob ich hier meine frage stellen soll und darf.
Willkommen bei uns. Natürlich darfst du hier alle Fragen stellen, die dich beschäftigen. :)

Zum Thema PU kenne ich auch etwa deine Zahlenwerte. Leider kommt es viel zu häufig vor...

Zum Rest können andere sicher kompetentere Antworten geben als ich.
Mein Bahnjahr 2023
Zurückgelegte Strecke: 28.430 km - Planmäßige Gesamtreisezeit: 18,3 Tage - Gesamtverspätung (analog FGR): 1436 min - Planmäßige Reisegeschwindigkeit: 65 km/h - Durchschnittliche Fahrzeitverlängerung aufgrund von Verspätung: 5,5% - Fahrtkosten: 8,9 Cent/km - Anschlussquote (alle Anschlüsse einer Verbindung mit min. 1 Umstieg erreicht): 84,1%
Guido
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Beitrag von Guido »

Um was für eine Ausbildung geht es denn überhaupt? Eisenbahner im Betriebsdienst, Fachrichtung Lokführer/Transport (also 2,5 - 3 Jahre) oder Quereinsteiger (8-12 Monate)?? Beides wird bei DB Cargo angeboten, die Quereinsteigerausbildung jedoch nicht an allen Standorten. Da empfiehlt sich ein Blick auf die Internetseite karriere.deutschebahn.com.

Die Geschichte mit den Personenunfällen sollte dabei aber nicht die entscheidende Rolle spielen, ob man diesen Beruf erlernen und ausüben will oder nicht, da gibt es wichtigere Kriterien. Statistiken sind halt immer so ein Zahlenspiel, demnach hat jeder Lokführer in seinem Berufsleben ca 2,8 Personenunfälle - und nachdem man keine 0,8 Personen überfahren kann sieht man schon, dass das Käse ist. Den einen triffts öfter, andere gar nicht. Es gibt alte Hasen im Beruf die seit 40 Jahren auf der Schiene sind, und noch keinen einzigen Personenunfall haben, und es gibt Kollegen, die schon in der Ausbildung ihren ersten haben, genauso gibt es Leute die 5 und mehr Personenunfälle haben, das ist schlicht Zufall, und sich da mit irgendwelchen Statistiken zu beschäftigen macht einen nur verrückt. Genauso gut kann Dir beim Autofahren ein Kind vors Auto laufen, auch dazu gibt es Statistiken wie oft sowas im Durchschnitt passiert, genauso wie es Statistiken dazu gibt, wie oft am Tag ein Fußgänger an einer Ampel von einem Auto überfahren wird, wieviele Leute im Jahr im Haushalt von der Leiter fallen, und so weiter. Wenn man das alles genau nehmen würde, müßte man sofort mit dem Leben aufhören, weil die statische Gefahr einen Unfall zu erleiden viel zu hoch ist.

Ich hab selber mittlerweile 4 Personenunfälle, davon einer tödlich, und dennoch macht der Beruf nach wie vor Spaß. Von dem tödlichen habe ich wenig mitbekommen, bei 120km/h im dunkeln, das hätte - so makaber es klingen mag - genauso gut ein Reh oder Wildschwein sein können, das klingt genauso (gut, ein Wildschwein scheppert noch mehr). Ich habe mal mit Ausbildungsgruppe eine Hirschkuh erlegt, das klang böse unterm Zug - aber da spielt dann eben die Psyche rein, das eine ist "ja nur ein Tier" und das andere eben ein Mensch. Aber einer, der es wollte, und wenn man so an die Sache ran geht, kann man damit verhältnismäßig gut leben, da ist man als Lokführer mit seiner Lok nur ein Mittel zum Zweck.

Für den Fall doch "Berufsunfähig" zu werden, bzw nennen wir das mal lieber fahrdienstuntaglich, aus welchem Grund auch immer, weil da gibt es doch mehrere mögliche Gründe, gibt es innerhalb des Konzerns immer Möglichkeiten einer Weiterbeschäftigung, irgendein Bürojob findet sich schon. Kommt ja auch immer darauf an, wo die Fahrdienstuntauglichkeit ihre Ursache hat, darf man z.B. aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr fahren, ist aber sonst belastbar und schichtdiensttauglich, wäre eine Möglichkeit in die Leitstelle zu wechseln. Also es gibt schon Möglichkeiten für den Fall das.
Gruß, Guido

Tf bei der S-Bahn München
[img]http://www.eisenbahner-online.de/420-423.gif[/img]

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146225
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Beitrag von 146225 »

Ich stelle mal die Frage in den Raum, ob Erkrankungen aller Art wegen PU beim Tf nicht mit einem Arbeitsunfall gleichzusetzen wären und es dementsprechend auch berufgsgenossentschaftlich etwas geben sollte/müsste? :unsure:
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Das mit den PU sollte nicht so dramatisch sein. Als Tf zielt man ja nicht auf Personen und wenn halt jemand im Gleis ist, mehr als Schnellbremsung und Pfeifsignal kann man nicht tun. Das "wer, warum, aber was wäre wenn" sollte man nicht an sich ran lassen. Die Person hätte nicht im Gleis sein dürfen, Punkt.
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NJ Transit
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Beitrag von NJ Transit »

Das muss letztlich jeder Tf für sich selber wissen. Wenn dir ein am Bahnsteig stehendes Kind vor deinen Zug geschubst wird, bringt sollte nicht so dramatisch sein auch wenig.
My hovercraft is full of eels.

SWMdrölf. Jetzt noch nächer, noch hältiger, noch fitter. Bist auch du Glasfaser und P-Wagen?
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Und manche verkraften mehrere scheinbar einfach so, und Nummer X ist dann doch einer zu viel.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

NJ Transit @ 29 Dec 2016, 21:04 hat geschrieben: Das muss letztlich jeder Tf für sich selber wissen. Wenn dir ein am Bahnsteig stehendes Kind vor deinen Zug geschubst wird, bringt sollte nicht so dramatisch sein auch wenig.
Da muss man aber wirklich Pech haben, denn sowas kommt echt nicht oft vor. Und auch dann kann der Tf nichts dran machen.
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JeDi
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Beitrag von JeDi »

218 466-1 @ 29 Dec 2016, 21:49 hat geschrieben: Da muss man aber wirklich Pech haben, denn sowas kommt echt nicht oft vor. Und auch dann kann der Tf nichts dran machen.
Nichtsdestoweniger ist die Belastung dabei deutlich höher.
Luca
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Beitrag von Luca »

Wow, vielen dank für die ganzen antworten.

"Guido" ich finde es es schade das du so viele unfälle erleben musstest. Aber ich finde es sehr beachtlich das du trotzdem noch fährst und daran spass hast.

Um dir zu antworten, da ich erst 14 Jahre alt bin, möchte ich die Ausbildung machen die 3-3,5 jahre dauert. Ich habe mir von der Deutschenbahn website das Stellenangebot gemerkt. Die Stellenanzeige ist auf Hamburg ausgelegt. Weiß jemand wo genau ich dann arbeiten werde. Ich kann mir vorstellen 'Güterbahnhof Maschen".?

Freu mich auf eure Antworten, ich lese auch gerne eure geschichten/erfahrungen. Mfg Luca
Luca
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Beitrag von Luca »

Weiß vieleicht jemand wie das "Einsteigergehalt" ist, wo kann man von der Deutschenbahn den Tarifvertrag finden?
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Entgelt gibt's hier, Gruppe 445, rechts im Kasten während der Ausbildung. Tendenz jeweils steigend.
http://www.triebfahrzeugfuehrer.com/Tarif/...lt/entgelt.html

Der GDL-Tarifvertrag ist hier:
http://www.gdl.de/Service/Download-1436355741

Edit: Tendenz, Brutto im Dritten Ausbildungsjahr 2007 607,51 Euro, 2010 445 Stufe 1 2072 Euro.

Es sind im Jahr 2036 Stunden zu arbeiten, 7:48 pro Tag. Theoretisch, kann weniger, oder eher sein. Am Geld ändern sich je nach tatsächlichen Stunden dann allenfalls die Zulagen von grob 200 bis 400 Euro im Monat, die oben drauf kommen.
Luca
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Beitrag von Luca »

Darf man schon mit 15 Jahren in die Ausbildung zum Lokführer um Betriebsdienst Fachrichtung Güterverkehr gehen.

Und mit 18 Jahren Güterzüge fahren?(nach der Ausbildung)
Martin H.
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Beitrag von Martin H. »

Erst ab 20 Jahren. Die U21-Ausnahmeregelung ist meine ich mit Einführung des EU-Führerscheines und Absenkung auf 20 Jahre entfallen.
Du kannst bis dahin aber schon im Bahnhof auf der Rangierlok fahren.

Es gibt U20-Strecken, zumindest gab es U21-Strecken vor dem EU-Führerschein, das betrifft aber i. d. R. nur kurze Strecken für den Regionalverkehr,eher weniger den Güterverkehr.
Luca
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Beitrag von Luca »

Wie ist es mit der Arbeits zeit?

Was genau ist der Unterschied zwischen nah und fernverkehr?
Muss man im Db. Hotel übernachten, oder darf man "immer" zuhause schlafen
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Luca @ 28 Jan 2017, 01:59 hat geschrieben: Muss man im Db. Hotel übernachten, oder darf man "immer" zuhause schlafen
Bei Fernverkehr garantiert nicht immer. Bei Nahverkehr eigentlich auch nur bei EVU, die nur wenig und kurze Strecken fahren.
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JeDi
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Beitrag von JeDi »

218 466-1 @ 28 Jan 2017, 07:15 hat geschrieben: Bei Fernverkehr garantiert nicht immer. Bei Nahverkehr eigentlich auch nur bei EVU, die nur wenig und kurze Strecken fahren.
Mmh, also bei uns (knapp 700 km Streckennetz) schläft man immer zu Hause (OK, außer vielleicht in der Nachtschicht - aber da soll man ja auch arbeiten ;-)). Ich hatte das bislang eher für die Regel gehalten...
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

JeDi @ 28 Jan 2017, 14:04 hat geschrieben: Mmh, also bei uns (knapp 700 km Streckennetz) schläft man immer zu Hause (OK, außer vielleicht in der Nachtschicht - aber da soll man ja auch arbeiten ;-)). Ich hatte das bislang eher für die Regel gehalten...
Das ist auch eher die Regel im SPNV, zumal ja bei vielen NE jeder 2-3 Einsatzstellen hat, so dass man an den Endpunkten Feierabend hat, was eine Fremdübernachtung spart.

Auch bei Regio ist die Zahl der Nachtschichten doch mittlerweile überschaubar. Da gibt es auch Dienststellen die keine Fremdübernachtungen mehr haben. Nachtschicht ist ja eigentlich positiv, das bekommt man auch durchbezahlt, dagegen sind Fremdübernachtungen sicher nervig und daher ist es gut dass es die nur noch wenig gibt.

Anders sieht es im SGV aus, aber da lassen sich die Leute bei vielen EVU eh zu viel bieten und machen alles mit.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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