Größere Schlägerei womöglich verhindert?

Die Fahrzeuge der S-Bahn-Systeme
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ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Thema Notrufsprechstellen

Ja, es gibt sie, die Notrufsprechstellen. Und jetzt möchte ich euch mal ein Beispiel präsentieren, wo sie wirklich nützlich waren (ohne Selbige wäre es wesentlich umständlicher bis unmöglich geworden):
Erlebt heute, in der S4 nach Grafrath (Zug 7660). Kurz hinter Pasing bemerkte ich, daß es ein paar Sitzreihen hinter mir laut wird. Als es lauter wurde, erkannte ich, daß dort nicht nur Leute hitzig diskutieren, sondern streiten. Ich drehte mich hin und wieder (wie einige andere Fahrgäste) um, um zu sehen, was da los ist. Die Unruhequelle wurde auch ausgemacht. Ein alter Mann streitete sich mit mehreren Leuten (Grund war da noch unbekannt). Nachdem wir die Leienfelsstraße verlassen hatten Richtung Aubing drehte ich mich wieder um, weil der Streit andauerte. Dann sah ich, wie sich der alte Mann aufsetzte und einem jungen Mann, der schräg gegenüber saß, mit der Faust ins Gesicht schlug (eine volle Rechte). Dann drehte ich mich wieder um (währenddessen schlug der junge Mann zurück), packte meinen Rucksack, stand auf und ging dort hin. Auf dem Weg dorthin holte ich meinen Geldbeutel raus, zog den Mitarbeiterausweis von der S-Bahn raus, und sagte dort in die Menge (die sich wieder ein bißchen beruhigte) "Martin Wenger, S-Bahn München, was gibts denn hier für ein Problem?". Die Menge feierte meine Ankunft so nach dem Motto "endlich schreitet mal jemand ein" :blink: :P. Dann versuchte der alte Mann mir zu erklären, was los ist. Seine Ausführungen habe ich nicht wirklich kapiert; der war meiner Meinung nach angetrunken. Es ging aber offenbar darum (die Erklärungen der anderen Fahrgäste drumherum halfen mir schon mehr), daß der alte Mann eine Frau, die ihre Tasche auf den Sitz neben sich gelegt hatte, mit den Worten "nimm deine Tasche da weg du *!$§&, ich will mich da hinsetzen". Die Frau reagierte darauf sogar und nahm ihre Tasche vom Sitz. Der alte Mann hat sich hingesessen und dann weiter rumgeschimpft, den Farbigen, der ihm gegenüber saß, als Kanakensau beziffert und noch mit einigen anderen größtenteils rechtsradikalen Schimpfwörtern um sich geschmissen, die ich aus Pietätgründen nicht wiederholen will. Auf die Schimpfereien hat der junge Mann schräg gegenüber (der den Schlag abkriegte) gemeint, daß das jetzt doch reiche usw. Daraufhin kam dann der Schlag des alten Mannes, was mich wiederum aufs Programm :D holte. Nachdem ich mir all das angehört hatte, hat mich der junge Mann gefragt, ob ich den BGS und/oder Polizei rufen könnte. Da es IMHO wenig Sinn macht, den BGS und/oder Polizei in einen fahrenden Zug zu bestellen, sagte ich kurzerhand "ich informiere den Lokführer über die Notsprechstelle, dann klären wir Weiteres". Ich ging also dorthin (mittlerweile waren wir in Aubing angekommen), drückte und sagte dem Lokführer, was los ist. Der Tf fragte dann, wo wir sind, und ich sagte ihm "im Wagen 433 147". Der Lokführer sagte dann "ok, ich komme hinter". Der Tf kam dann, hörte sich die Ausführungen des alten Mannes nicht so ganz an (wäre eh sinnlos *g*), zog dann sein Diensthandy und rief den Fdl in der BZ, damit wir in Puchheim rausgenommen werden, damit Züge überholen können; der Fdl alarmierte dann auch dann noch Polizei und BGS. Wir fuhren dann bis Puchheim und warteten. Die Kavalerie traf dann auch ein (haben 20min gebraucht <_< :ph34r: :o ), und dann wurden die Personalien der ganzen Zeugen aufgenommen (myself included), des angegriffenen jungen Mannes und des alten Mannes.

==> Die Moral von der Geschichte:
  • Man kann sich über alles streiten (sogar über Sitzplätze, die von Taschen belegt sind) und sich damit sogar strafbar machen (Körperverletzung & Beleidigung).
  • Die Sprechstelle hat mir sehr geholfen, da ich in der Aufregung und Eile nicht so recht gewußt hätte, wen und wie ich hätte alarmieren sollen (selber Polizei & BGS anrufen hätte überhaupt keinen Sinn gemacht)
  • Und die traurigste Moral: Wäre ich da nicht hingegangen, hätte wohl keiner Anstalten gemacht, einzugreifen und den Lokführer oder die Polizei/BGS zu verständigen (das zum Thema Mangelnde richtige Benutzung der Notrufsprechstellen). Die Schlägerei hätte ausarten können oder wer weiß was hätte passieren können.
Sodala, wieder eine gute Tat; der alte Mann wird seiner gerechten Strafe wohl nicht entgehen; aber bei Naziparolen sehe ich schwarz. :ph34r:

Grüße

ET 423, S-Bahn München :D :D
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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mellertime
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Beitrag von mellertime »

Kompliment von mir, war genau richtig, was du gemacht hast.

Was kam denn nun, Polizei oder BGS?
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

@mellertime: Danke. ;) Es kam die Polizei und BGS, und das quasi zur selben Zeit. Die Polizei mit einem Auto und einem Kleinbus (diese VW-Transporter) und der BGS auch mit einem Kleinbus.
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423176
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Beitrag von 423176 »

Servus Martin!

So muss es sein! Als Mitarbeiter sich auch außerhalb der Dienstzeiten für den Arbeitgeber und die Kunden einsetzen finde ich super!
Es hätten zwar auch "Kunden" machen können, aber wie man leider sieht ist da nichts mit Hilfe. Als Tf an der Spitze kann man eben nicht sehen, was hinten passiert, da helfen auch die offenen Rollos nicht, denn mein Fahrweg ist immer noch vorn :-)

Wenn ich mal ehrlich bin, glaube ich das es sogar eine Hand voll von unseren BahnSchutz-Leuten noch nicht mal gemacht hätten, ohne denen nahe zu treten. Doch erlebt habe ich es schon, das der BahnSchutz nichts macht - dnn brauchen wir die nicht für dich Sicherheit.

Einen schöner Feierabend und man sieht sich vielleicht endlich mal :-)
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mellertime
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Beitrag von mellertime »

Beim BGS kann ich mir vorstellen, warum die so lange gebraucht haben, die kommen ja vom Hbf.
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

@423176: Danke! :) Also daß der BSG bei sowas nicht (immer) eingreift, halte ich für erschreckend, ehrlich gesagt; dafür sind die doch da und werden bezahlt?!?! :blink:

@mellertime: Jo klar, der BGS ist ja auch nicht zwingend erforderlich, wenn die Polizei da ist. Aber daß die Polizei 20min braucht (aber dann dafür mit Martinshorn und Blaulicht vorfährt), um nach Puchheim zu kommen (in Gröbenzell ist die nächste Polizeiwache; das sind bei schnellem Fahrstil a la Polizei vielleicht 5min Fahrzeit), halte ich schon für, wie soll ich sagen, traurig. Wenn das dort eine wilde Schlägerei mit blutigen Nasen gewesen wäre, hätten die nichts mehr verhindert. In der Zeit hätte sich schon jeder Beteiligte gegenseitig den Schädel eingeschlagen. :( :ph34r:
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
Volker
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Beitrag von Volker »

ET 423 @ 2 Mar 2004, 20:13 hat geschrieben:Jo klar, der BGS ist ja auch nicht zwingend erforderlich, wenn die Polizei da ist. Aber daß die Polizei 20min braucht (aber dann dafür mit Martinshorn und Blaulicht vorfährt), um nach Puchheim zu kommen (in Gröbenzell ist die nächste Polizeiwache; das sind bei schnellem Fahrstil a la Polizei vielleicht 5min Fahrzeit), halte ich schon für, wie soll ich sagen, traurig.
Da will ich kurz mal was dazu sagen:

Für Straftaten auf dem Geländer der Bahn ist der BGS örtlich zuständig. Es gibt wenige Ausnahmen, dieser Fall ist aber keine. KV und Beleidigung wird dann vom BGS fertig bearbeitet.
Wenn die Landespolizei kommt, dann meistens nur, weil der BGS grad net in der Nähe ist oder so. Wir schreiben dann aber auch einen Bericht an den BGS.

Und wenn die Polizei mal nicht gleich kommt, obwohl es dringend wäre und die Wache nicht weit weg ist, dann kann das auch daran liegen, dass sie mit ihren Kräften in anderen Einsätzen gebunden sind und schlicht und einfach niemand mehr da ist, der den Einsatz fahren könnte.
Wenn ich an Dienststellen wie Marbach/N oder Bietigheim-Bissingen denke, die als S-Bahn Endhaltestelle oftmals mit Schwarzfahrern u.ä zu tun haben - da sind nachts mitunter nur zwei Streifen zur Verfügung, die aber für ein riesiges ländliches Gebiet zuständig sind. Jetzt nimmt von mir aus eine in Kirchheim einen VU auf und die andere in Walheim einen Einbruch. Schon ist Sabbat. Dann kommt zwar Unterstützung wenns brenzlich ist, die aber bei uns z.b. aus Ludwigsburg. Und das dauert mitunter.

Nur damit hier kein falscher Eindruck von der Polizei entsteht.

Im übrigen @ET 423: Gut gemacht!! Genau richtig reagiert. Zivilcourage ist eine Tugend die ich immer mehr vermisse

Viele Grüße,

Volker (der letztens sich letztens in LB an Gleis 4 auch prügeln musste (dienstlich natürlich) und nur mit Pfefferspray weiterkam :lol: )
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mellertime
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Beitrag von mellertime »

ET 423 @ 2 Mar 2004, 20:13 hat geschrieben: @mellertime: Jo klar, der BGS ist ja auch nicht zwingend erforderlich, wenn die Polizei da ist.
Ich denke eher andersrum, daß die Polizei nicht mehr notwendig ist, wenn der BGS da ist.
Die sind ja schließlich die "Bahnpolizei". Es ist mir, als hätte ich mal gehört, daß die "normale" Polizei eigentlich nicht in den Gleisbereich darf. Aber da kann Volker sicher mehr zu sagen.



Oh, da war der Volker schneller.
ET 481

Beitrag von ET 481 »

@ET423

Wirklich spannende Story! :lol: Finde ich echt gut, dass immerhin die Mitarbeiter der DB nicht wegschauen und auch Situationen Beobachten und auch als gefährlich einschätzen können! Die Demonstration zur Benutzung der Notrufsäulen wird einige Leute wohl auch dazu ermutigen, diese auch zu benützen :)
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Beitrag von jadefalcon »

Auch von mir ein Lob, Martin Bild...hoffentlich macht dein Beispiel (nicht nur) im Kollegenkreise Schule! B)
who has placed the midnight sky / so a spirit has to fly? / as the heavens seem so far / now, who will hang the midnight star?
- eithne ní bhraonáin: paint the sky with stars
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Beitrag von Wetterfrosch »

Wie haben eigentlich die restlichen Fahrgäste reagiert, kam da eine Durchsage bzgl. Zugüberholung und plötzlichem Stopp usw.?
Da werden doch sicherlich wieder einige gemeckert haben bzgl. Verspätung, Anschlüsse...
Volker
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Beitrag von Volker »

mellertime @ 2 Mar 2004, 21:03 hat geschrieben:Es ist mir, als hätte ich mal gehört, daß die "normale" Polizei eigentlich nicht in den Gleisbereich darf.
Doch, natürlich. Eigentlich fast immer bei Bahnleichen wegen Suizid u.ä. gehen wir ja auch in den Gleisbereich. Wär ja paradox wenn wir das nicht dürften. Man denke auch an Zugunglücke.
Der BGS kann das gar nicht leisten in der Kürze der Zeit eine Streife vor Ort zu haben, da deren Zuständigkeitsgebiet ziemlich groß ist. Also macht die LaPo in aller Regel den ersten Angriff und übergibt dann an den BGS

Allerdings fehlen bei uns die Schulungen über das richtige Verhalten im Gleisbereich. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mehr als die Hälfte der Kollegen meiner Schicht nicht wissen, mit welchem Handzeichen sie einen herannahenden Zug zu einer Schnellbremsung veranlassen können.
Aber diesbezüglich will ich mal für die Fortbildung was einplanen...
ET 423
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Beitrag von ET 423 »

Wetterfrosch @ 3 Mar 2004, 23:05 hat geschrieben: Wie haben eigentlich die restlichen Fahrgäste reagiert, kam da eine Durchsage bzgl. Zugüberholung und plötzlichem Stopp usw.?
Da werden doch sicherlich wieder einige gemeckert haben bzgl. Verspätung, Anschlüsse...
Die restlichen Fahrgäste haben, als der Tf nach Abfahrt in Aubing durchsagte, daß wir in Puchheim einen längeren Aufenthalt vor uns haben, seltsamerweise nicht gemeckert, sondern haben das so hingenommen. Es war aber auch noch nicht Berufsverkehr. ;) :D
Ich schaue weg, weil mir hier Einiges nicht paßt.
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Schneggal
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Beitrag von Schneggal »

Also auch erst mal dickes Lob an ET 423 :D
Als "normaler" Fahrgast hat man halt nicht so einen Dienstausweis, ich glaub, der kann bei so Streithähnen schon was hermachen. :rolleyes:
Ich hätte wahrscheinlich gleich den Knopf gedrückt.
Die restlichen Fahrgäste haben, als der Tf nach Abfahrt in Aubing durchsagte, daß wir in Puchheim einen längeren Aufenthalt vor uns haben, seltsamerweise nicht gemeckert, sondern haben das so hingenommen.
Ich glaub, wenn die Leute Bescheid wissen, meckern sie nicht so einfach. Als wir vor Pasing mal wieder gestanden sind, hat das gegenüber von mir auch gemeckert, was ma da jetzt shcon wieder rumstehen und warum der nicht fährt usw. Als ich ihm gesagt hab, dass das halt ein rotes Signal ist, hat er sich beruhigt *gg*

*lg* Schneggal
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Beitrag von ET 423 »

Schneggal @ 4 Mar 2004, 14:22 hat geschrieben: Als "normaler" Fahrgast hat man halt nicht so einen Dienstausweis, ich glaub, der kann bei so Streithähnen schon was hermachen. :rolleyes:
In der Tat. :D Als ich daherkam, Name sagte und Dienstausweis herzeigte, wurde der alte Mann, der vorher noch aus vollem Rohr geschimpft hatte, leise wie eine Maus vom Stachus und schien sowas wie Respekt zu haben (so respektausstrahlend bin ich bei meinen 1,78m eigentlich nicht :blink:; naja, ein paar Muskeln habe ich schon :D).
Ich hätte wahrscheinlich gleich den Knopf gedrückt.
Wenn alle Fahrgäste das (v.a. bei sowas) machen würden, dann wäre das schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. :) :)

Grüße

:quietsch:
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