Arbeitsniederlegung bei der S-Bahn in Berlin
Berlin/MVnn/ddp/21.04.04 - Behinderungen im Berufsverkehr.Im Tarifstreit der Berliner S-Bahn hat eine rund einstündige Arbeitsniederlegung am Mittwochmorgen zu erheblichen Behinderungen im Berufsverkehr geführt.
Betroffen davon war nahezu das gesamte S-Bahnnetz, sagte ein Unternehmenssprecher. Tausende Berliner kamen zu spät zur Arbeit. Als Alternativen konnten Berufspendler zum Teil Busse und Bahnen der BVG sowie die Regionalzüge der Bahn nutzen. Der S-Bahnsprecher rechnete damit, dass der Verkehr im Laufe des Vormittags wieder fahrplanmäßig erfolgen wird.
Die S-Bahn-Geschäftsführung kritisierte die Aktion als"unzulässig und unangemessen". Gewerkschaften und Arbeitgeber hätten Ende März schriftlich vereinbart, dass im Vorfeld der am Nachmittag beginnenden Tarifverhandlungen auf jegliche Arbeitsniederlegungen verzichtet wird, sagte ein Sprecher.
Nach Angaben der Gewerkschaft Transnet waren zunächst Aufsichtspersonal und Zugführer am Knotenpunkt Bahnhof Friedrichstraße in den Ausstand getreten. Gegen 7.00 Uhr wurden dort Züge gestoppt. Dadurch sei die Ost-West-Linie"ziemlich lahmgelegt". Auch die Nord-Süd-Strecke war betroffen, sagte der Transnet-Sprecher.
Transnet fordert für die rund 4000 S-Bahn-Beschäftigten fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt, höhere vermögenswirksame Leistungen und eine prozentuale Anpassung der Azubi-Vergütung an die Entgeltgruppe der Facharbeiter. Dagegen will die Arbeitgeberseite die Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden pro Woche ohne Lohnausgleich senken, Zulagen für Wochenend- und Feiertagsarbeit streichen und die vermögenswirksamen Leistungen kürzen.
Transent-Vorstand Karl-Heinz Zimmermann äußerte Verständnis für die Aktion der S-Bahner. Enttäuschung und Wut bei den Beschäftigten seien groß, sagte Zimmermann. Er bezeichnete das «Angebot» der Geschäftführung als «Provokation». Der Kostendruck solle offenbar direkt an die Beschäftigten weiter gereicht werden. Nach dem neuen Vertrag mit dem Senat erhält die S-Bahn 26 Millionen Euro pro Jahr weniger.
MVregio
Wilde Streiks legen S-Bahn lahm
Noch vor Ablauf der Friedenspflicht ist es am Morgen durch spontane Arbeitsniederlegungen zu Störungen im Berliner S-Bahnnetz gekommen. Vor allem das Regierungsviertel war betroffen. Die Tarifverhandlungen sollen heute wieder aufgenommen werden.
Berlin (21.04.2004, 13:51 Uhr) - Von den Streiks betroffen waren die Stadtbahn und der Nord-Süd-Verkehr. Die Aktionen begannen nach Angaben eines Sprechers der Gewerkschaft transnet gegen 7.00 Uhr im S-Bahnhof Friedrichstraße. Durch das Lahmlegen des Verkehrs wollten die S-Bahn-Beschäftigten Druck in den wieder aufgenommenen Tarifverhandlungen ausüben.
Die am Vortag von der Gewerkschaft angekündigten etwa einstündigen Arbeitsniederlegungen betrafen vor allem das Regierungsviertel. Der S-Bahn-Verkehr zwischen den Bahnhöfen Charlottenburg und Alexanderplatz sowie in Nord-Südrichtung zwischen den Bahnhöfen Papestraße und Gesundbrunnen war unterbrochen.
Wegen der Arbeitsniederlegung fielen im morgendlichen Berufsverkehr 120 Züge aus. Rund 40 000 Fahrgäste waren betroffen, wie die S-Bahn mitteilte. Nach der etwa einstündigen Aktion habe sich der Verkehr gegen 10.00 Uhr wieder normalisiert. Gegen die «weniger als 20 Mitarbeiter», die sich beteiligt hätten, würden arbeitsrechtliche Konsequenzen geprüft.
Die Tarifverhandlungen sollten am (heutigen) Mittwoch wieder aufgenommen werden. Die S-Bahn Berlin GmbH will für ihre 4000 Beschäftigten Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich um drei Stunden auf 35 Stunden in der Woche durchsetzen. Damit soll das Kostenniveau mit Blick auf künftige europaweite Streckenausschreibungen deutlich reduziert werden. Die Gewerkschaft fordert Entgeltsteigerungen um 5 Prozent sowie Maßnahmen zur Sicherung der Arbeitsplätze. (tso/dpa)
Der Tagesspiegel