Boris Merath @ 25 Apr 2007, 22:42 hat geschrieben:Ja - warum nicht? Wenn das Geld knapp ist, sollte man finde ich zuerst an solchen Stellen sparen. Und bei Baukosten von 10Mio Euro 150 000 Euro für Kunst auszugeben find ich ehrlich gesagt schon ziemlich heftig...
Nein, eben nicht. Es mag sich ein Großteil für Kunst nicht interessieren (was eine Milchmädchenrechnung ist, weil sich ein Großteil auch für das Deutsche Museum nicht interessiert), aber an Errungenschaften wie Kunst und Kultur zu sparen, bedeutet für mich - und diesen Terminus bemühe ich höchst selten - den Untergang des Abendlandes. Kunst und Kultur sind ein wesentlicher Bestandteil von Erziehung und Bildung (weswegen ich auch von der Rechnung, davon könnten soundsoviel Kindergärten errichtet werden, nichts halte). Es wäre fatal, wenn das nur hinter verschlossenen Räumen zu finden wäre. Kunst begegnet uns unbewußt tagtäglich - und offenbart sich hoffentlich nicht nur nur an einer Kreuzung wie der Heinrich-Wieland- / Ständlerstraße. Auch Gebäude wie die in der Ludwigstraße gelten mittlerweile als (architektonische) Kunst.
Und: Ist es nicht eher die Frage, ob die Baukosten eines Gebäudes zu hoch sind, als sich an diesem einem Prozent Kunst aufzuhängen? (würde ein Komplex wie das Technische Rathaus billiger ausfallen, wäre doch auch der "Kunst-am-Bau"-Etat nicht das Problem, oder?)
Daß Kunst und Kultur auch ein Wirtschaftsfaktor sind, darf auch nicht außer Acht gelassen werden. Viele Touristen kommen nicht nur wegen der schönen Alpenpanoramen in unser Millionendorf...
Boris Merath @ 25 Apr 2007, 22:42 hat geschrieben:Der Unterschied zu Parks ist dass Parks im Allgemeinen von einem großen Teil der Bevölkerung genutzt werden, während irgendne komische Skulptur in erster Linie komisch blickende Leute erzeugt. Anders siehts für mich z.B. bei Brunnenanlagen aus, die den Raum aufwerten. Aber das was teilweise an Kunst aufgestellt wird wertet in meinen Augen gar nichts auf sondern sieht teils nur dämlich aus.
Mir gefälllt ein Großteil der Platzgestaltung - gerade in München - auch nicht. Aber ich erhebe meinen Geschmack auch nicht für allgemeingültig (und ich schimpfe über den Rotkreuzplatz, über den ich fast jeden Tag gehe, heute noch wie ein Rohrspatz, weil er in meinen Augen einfach häßlich ist).
Was stören komische Blicke und Diskussionen? Kunst darf in meinen Augen (auch wie Architektur, was München leider seit rund20 Jahren nicht kapiert) polarisieren. Kunst ist keine reine harmonische Gefälligkeit...
Daß Parks in erster Linie Naherholungsanlagen sind, ist wieder ein anderes Thema (was nicht dagegen spricht, dort - sicherlich auch streitbare - Kunst zu installieren)...
Boris Merath @ 25 Apr 2007, 23:00 hat geschrieben:Das wiederum ist wieder ne andere Sache - in dem Fall dient die Kunst (sofern das Kunst ist und nicht Kunsthandwerk o.ä.) als Teil der Architektur der ansprechenden Gestaltung und ist so in meinen Augen bereihctigt. Bei den komischen Leitplanken im OEZ dagegen sehe ich das wieder anders.
Hier widersprichst Du Dich leider:
Du willst die Reliefkunst am Bonner Platz oder Scheidplatz (die durchaus ihren Reiz hat) zur Kunst erheben, während Du das den Leitplanken am OEZ absprichst?
TramPolin @ 26 Apr 2007, 01:57 hat geschrieben:Die Förderung von Kunst in U-Bahnstationen mit 1% (bzw. 2%?) der Bausumme existierte in den Siebzigern meines Wissens auch noch nicht.
Das ist meines Wissens auch erst in den 80er Jahren (eine Quelle dazu wäre ganz interessant *zuFloSchschiel*) beschlossen worden. Die U4/5-Ost-Bahnhöfe und die U3-Süd-Bahnhöfe dürften ein Ergebnis dessen sein...
Ich finde es schon schlimm genug, für die wirklich interessante Architektur (und damit auch Kunst) der vergangenen 15 Jahre in den Untergrund abtauchen zu müssen.