Autobahn @ 29 Jul 2008, 00:19 hat geschrieben: Auf dieses Argument habe ich gewartet

Ganz ohne eine Grundsicherung wird es nicht gehen. Also eine Grundrente, ob umlagefinanziert oder aus Steuermitteln spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Aber hast Du schon mal etwas von einer mündelsicheren Anlage gehört? Per Gesetz sind dabei Zockerspielchen (z.B. Zinswetten) verboten. Das zu realisieren, dürfte nicht zu schwer sein. Etwas weniger Renditesucht und mehr Augenmerk auf die Sicherheit ist doch ein altes hanseatisches Prinzip.
Du hast schon wieder wissenschaftliche Erkenntnisse unterschlagen, das Mackenroth-Theorem, ohne daß Du diese Problematik nicht erklären kannst. Auch die Ausschüttungen einer Privatrente müssen zum Zeitpunkt der Ausschüttung von den Einzahlern finanziert werden. Sparen gibt es zwar im einzelwirtschaftlichen, nicht aber im gesamtwirtschaftlichen Sinne. Auch eine Kapitalrente muß zum Zeitpunkt ihrer Ausschüttung erwirtschaftet werden. Das eigentliche Problem bei der Rente ist ein völlig anderes. Nämlich daß das Fundament der deutschen Altersversorgung überhaupt nicht mehr existiert, heute schon nicht mehr. Stell Dir vor, Du bist Anfang, Mitte 30 und verdienst 2.000€ brutto. Damit gehörst Du zur verarmenden und von Zwangsversteigerung bedrohten Mittelschicht Deutschlands. Wenn Du das 30 Jahre lang durchhälst, wird Deine Rente Rente am Ende Deines Arbeitslebens auf dem Niveau der Sozialhilfe sein. Das ist der Status Quo. Wenn Du dem entgehen willst, dann könntest Du dir entweder bei Dignitas einen Parkplatz vor dem Züricher Bahnhof mieten oder Du folgst der Empfehlung unserer Bundesregierung und legst für eine private Altersversorgung zusätzlich etwas Geld auf die Seite, was bei 2.000€ brutto eine hochoriginelle Idee ist, aber für Dich nicht sonderlich hilfreich. Diese Idee soll ja auch gar nicht für Dich hilfreich sein, sondern für die Leute, denen Du das Geld gibst, den Banken und Versicherungen, die gerade vorführen, wie vertrauensvoll sie mit dem Geld ihrer Kunden umgehen.
Man darf nicht den Fehler machen und unsere Politiker für dumm halten, obwohl das im Einzelfall sicher zutreffen mag. Diese Politik ist ja nicht einfach falsch, sie ist für bestimmte Personen richtig, goldrichtig, nur die Mehrheit der Bevölkerung ist nicht dabei. Wenn man es so betrachtet, mag zwar die Wut wachsen, aber die intellektuelle Verwirrung läßt nach.
Und jetzt die letzte Herausforderung. Wir stellen jetzt das Rentensystem in Gedanken auf den Kopf. Wir bilden ein Zwangsrentensystem, bei dem alle, aber auch alle, die älter als 18 sind, drin sind. Alle Rüttgers, alle Merkels, alle Becks, Ackermänner, Beamte, Selbständige, alle die aus irgendwelchen Gründen nicht drin sind, die gehen alle rein. Und die zahlen alle. Vier bis acht Prozent ihres Einkommens inklusive Dividende, Prämie, Abfindung, was man alles nebenbei so kriegt mit 2.000€ brutto. Es gibt keine Höchstbeitragsgrenze, aber dafür gibt es eine Höchstrente, sagen wir 2.500,-€. Es gibt auch eine Mindestrente, sagen wir 1.500,-€, also genau alles, was durch Gleichmacherei den Leistungswillen der Bevölkerung lähmt und kommunismusähnliche Zustände herbeiführt, also der Untergang des Abendlandes.
Unsere süddeutschen Freunde können sich den Untergang des Abendlandes einen Steinwurf weit entfernt angucken, in der Schweiz, die haben genau so ein Rentensystem, ohne daß der Leistungswille der Bevölkerung in irgendeiner Weise geschmälert wäre.
In diesem Zusammenhang übersiehst Du die Tatsache, dass wir uns einer wachsenden Arbeitsteilung weltweit stellen müssen. Es gibt nicht mehr die "Deutschland AG" mit ihrem "Inhouse"

-Sozialstandardschutz. Der Wind ist rauher geworden, daran müssen wir uns erst gewöhnen.
Hier gibt es zwei Dinge, die nicht zutreffend sind. 1. ist die Globalisierung nichts neues. Diese Behauptung impliziert nämlich, daß die Bundesrepublik Deutschland bis zu einem Tag X vor wenigen Jahren eine geschlossene Volkswirtschaft gewesen sei, und das ist ja nun wirklich Unfug. Und mit mangelnder Wettbewerbsfähigkeit haben wir nun wirklich nichts am Hut, ganz im Gegenteil: Unser Außenhandelsüberschuß steigt jedes Jahr aufs neue, allein 2007 lag der Außenhandelsüberschuß, also die Differenz zwischen Exporten und Importen, bei über 200 Milliarden Euro, bei über 200.000.000.000,00€, 2006 lag er noch bei etwa 180.000.000.000,00€, und das obwohl der Euro quasi jeden Tag aufgewertet wird, steigt unser Außenhandelsüberschuß. Das hat mit fehlender Wettbewerbsfähigkeit nicht im entferntesten etwas zu tun.