Allgemeine Diskussion über Politik in Deutschland

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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 28 Jul 2008, 15:19 hat geschrieben: Zu allen bisherigen (und zukünftigen?) Reformen unserer gesetzlichen Sozialversicherungssysteme trifft ein abgewandelter Spruch aus der Fußballwelt zu: "Nach der Reform ist vor der Reform!" Und jedesmal wird lediglich an den Stellschrauben gedreht.
Eben, aber gerade nicht deswegen, weil Reformen um ihrer selbst willen was tolles wären, sondern weil wir den großen Wurf brauchen, und den trauen sie sich nicht. Den verschieben sie von Legislaturperiode zu Legislaturperiode auf die jeweils nächste.
Ich brauche sicher auf die bekannten Schwachpunkte (Umlagefinanzierung, höhere Lebenserwartung, demografischer Wandel) nicht im Einzelnen eingehen. Natürlich ist auch mir klar, dass man nicht von heute auf morgen auf eine Kapital gedeckte Version umschwenken kann. Dies geht nur langfristig und dauert mehrere Generationen. Nur, man hätte es von Anfang an machen müssen.
An dieser Stelle muß ich mich wohl wiederholen. Die umlagenfinanzierte Rente bleibt die wichtigste von drei Säulen in der Altersvorsorge, weil sie die sicherste ist. Die Gefahr, daß der Kapitalstock verzockt wird, ist ebensowenig vorhanden wie die Gefahr eines Börsenkraches. In Amerika haben gerade Millionen von Menschen ihre private Altersvorsorge verloren, weil die Immobilienblase geplatzt ist. Und noch einmal, die Demographie ist nicht der größte Faktor in der Berechnung, sondern der kleinste. Es ist zwar richtig, daß immer mehr Rentner finanziert werden müssen, solange die Lohnentwicklung aber der Produktivität angepaßt ist, ist es überhaupt kein Problem, diese zusätzlichen Lasten zu schultern. Um das an einem konkreten Beispiel darzulegen? Wenn wir es in einem Zeitraum von 35 Jahren schaffen, jedes Jahr ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent zu generieren, dann bedeutet das, daß sich der gesamtgesellschaftliche Wohlstand in diesem Zeitraum verdoppelt. Wenn die Lohnentwicklung diese Wohlstandssteigerung mitgeht, die ja von immer weniger Leuten erwirtschaftet wird und trotzdem vorhanden ist, dann kann das Rentenniveau ohne Probleme gehalten werden.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 28 Jul 2008, 21:12 hat geschrieben:Eben, aber gerade nicht deswegen, weil Reformen um ihrer selbst willen was tolles wären, sondern weil wir den großen Wurf brauchen, und den trauen sie sich nicht. Den verschieben sie von Legislaturperiode zu Legislaturperiode auf die jeweils nächste.
Es sind eben nur Politiker, welche die nächste Wahl im Auge haben. Und da trauen sie dem Wähler recht wenig zu.
An dieser Stelle muß ich mich wohl wiederholen. Die umlagenfinanzierte Rente bleibt die wichtigste von drei Säulen in der Altersvorsorge, weil sie die sicherste ist. Die Gefahr, daß der Kapitalstock verzockt wird, ist ebensowenig vorhanden wie die Gefahr eines Börsenkraches.In Amerika haben gerade Millionen von Menschen ihre private Altersvorsorge verloren, weil die Immobilienblase geplatzt ist.
Auf dieses Argument habe ich gewartet ;) Ganz ohne eine Grundsicherung wird es nicht gehen. Also eine Grundrente, ob umlagefinanziert oder aus Steuermitteln spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Aber hast Du schon mal etwas von einer mündelsicheren Anlage gehört? Per Gesetz sind dabei Zockerspielchen (z.B. Zinswetten) verboten. Das zu realisieren, dürfte nicht zu schwer sein. Etwas weniger Renditesucht und mehr Augenmerk auf die Sicherheit ist doch ein altes hanseatisches Prinzip.
Und noch einmal, die Demographie ist nicht der größte Faktor in der Berechnung, sondern der kleinste. Es ist zwar richtig, daß immer mehr Rentner finanziert werden müssen, solange die Lohnentwicklung aber der Produktivität angepaßt ist, ist es überhaupt kein Problem, diese zusätzlichen Lasten zu schultern. Um das an einem konkreten Beispiel darzulegen? Wenn wir es in einem Zeitraum von 35 Jahren schaffen, jedes Jahr ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent zu generieren, dann bedeutet das, daß sich der gesamtgesellschaftliche Wohlstand in diesem Zeitraum verdoppelt. Wenn die Lohnentwicklung diese Wohlstandssteigerung mitgeht, die ja von immer weniger Leuten erwirtschaftet wird und trotzdem vorhanden ist, dann kann das Rentenniveau ohne Probleme gehalten werden.
In diesem Zusammenhang übersiehst Du die Tatsache, dass wir uns einer wachsenden Arbeitsteilung weltweit stellen müssen. Es gibt nicht mehr die "Deutschland AG" mit ihrem "Inhouse" ;) -Sozialstandardschutz. Der Wind ist rauher geworden, daran müssen wir uns erst gewöhnen.
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Beitrag von Larry Laffer »

Autobahn @ 29 Jul 2008, 00:19 hat geschrieben: Auf dieses Argument habe ich gewartet ;) Ganz ohne eine Grundsicherung wird es nicht gehen. Also eine Grundrente, ob umlagefinanziert oder aus Steuermitteln spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Aber hast Du schon mal etwas von einer mündelsicheren Anlage gehört? Per Gesetz sind dabei Zockerspielchen (z.B. Zinswetten) verboten. Das zu realisieren, dürfte nicht zu schwer sein. Etwas weniger Renditesucht und mehr Augenmerk auf die Sicherheit ist doch ein altes hanseatisches Prinzip.
Du hast schon wieder wissenschaftliche Erkenntnisse unterschlagen, das Mackenroth-Theorem, ohne daß Du diese Problematik nicht erklären kannst. Auch die Ausschüttungen einer Privatrente müssen zum Zeitpunkt der Ausschüttung von den Einzahlern finanziert werden. Sparen gibt es zwar im einzelwirtschaftlichen, nicht aber im gesamtwirtschaftlichen Sinne. Auch eine Kapitalrente muß zum Zeitpunkt ihrer Ausschüttung erwirtschaftet werden. Das eigentliche Problem bei der Rente ist ein völlig anderes. Nämlich daß das Fundament der deutschen Altersversorgung überhaupt nicht mehr existiert, heute schon nicht mehr. Stell Dir vor, Du bist Anfang, Mitte 30 und verdienst 2.000€ brutto. Damit gehörst Du zur verarmenden und von Zwangsversteigerung bedrohten Mittelschicht Deutschlands. Wenn Du das 30 Jahre lang durchhälst, wird Deine Rente Rente am Ende Deines Arbeitslebens auf dem Niveau der Sozialhilfe sein. Das ist der Status Quo. Wenn Du dem entgehen willst, dann könntest Du dir entweder bei Dignitas einen Parkplatz vor dem Züricher Bahnhof mieten oder Du folgst der Empfehlung unserer Bundesregierung und legst für eine private Altersversorgung zusätzlich etwas Geld auf die Seite, was bei 2.000€ brutto eine hochoriginelle Idee ist, aber für Dich nicht sonderlich hilfreich. Diese Idee soll ja auch gar nicht für Dich hilfreich sein, sondern für die Leute, denen Du das Geld gibst, den Banken und Versicherungen, die gerade vorführen, wie vertrauensvoll sie mit dem Geld ihrer Kunden umgehen.

Man darf nicht den Fehler machen und unsere Politiker für dumm halten, obwohl das im Einzelfall sicher zutreffen mag. Diese Politik ist ja nicht einfach falsch, sie ist für bestimmte Personen richtig, goldrichtig, nur die Mehrheit der Bevölkerung ist nicht dabei. Wenn man es so betrachtet, mag zwar die Wut wachsen, aber die intellektuelle Verwirrung läßt nach.

Und jetzt die letzte Herausforderung. Wir stellen jetzt das Rentensystem in Gedanken auf den Kopf. Wir bilden ein Zwangsrentensystem, bei dem alle, aber auch alle, die älter als 18 sind, drin sind. Alle Rüttgers, alle Merkels, alle Becks, Ackermänner, Beamte, Selbständige, alle die aus irgendwelchen Gründen nicht drin sind, die gehen alle rein. Und die zahlen alle. Vier bis acht Prozent ihres Einkommens inklusive Dividende, Prämie, Abfindung, was man alles nebenbei so kriegt mit 2.000€ brutto. Es gibt keine Höchstbeitragsgrenze, aber dafür gibt es eine Höchstrente, sagen wir 2.500,-€. Es gibt auch eine Mindestrente, sagen wir 1.500,-€, also genau alles, was durch Gleichmacherei den Leistungswillen der Bevölkerung lähmt und kommunismusähnliche Zustände herbeiführt, also der Untergang des Abendlandes.

Unsere süddeutschen Freunde können sich den Untergang des Abendlandes einen Steinwurf weit entfernt angucken, in der Schweiz, die haben genau so ein Rentensystem, ohne daß der Leistungswille der Bevölkerung in irgendeiner Weise geschmälert wäre.
In diesem Zusammenhang übersiehst Du die Tatsache, dass wir uns einer wachsenden Arbeitsteilung weltweit stellen müssen. Es gibt nicht mehr die "Deutschland AG" mit ihrem "Inhouse" ;) -Sozialstandardschutz. Der Wind ist rauher geworden, daran müssen wir uns erst gewöhnen.
Hier gibt es zwei Dinge, die nicht zutreffend sind. 1. ist die Globalisierung nichts neues. Diese Behauptung impliziert nämlich, daß die Bundesrepublik Deutschland bis zu einem Tag X vor wenigen Jahren eine geschlossene Volkswirtschaft gewesen sei, und das ist ja nun wirklich Unfug. Und mit mangelnder Wettbewerbsfähigkeit haben wir nun wirklich nichts am Hut, ganz im Gegenteil: Unser Außenhandelsüberschuß steigt jedes Jahr aufs neue, allein 2007 lag der Außenhandelsüberschuß, also die Differenz zwischen Exporten und Importen, bei über 200 Milliarden Euro, bei über 200.000.000.000,00€, 2006 lag er noch bei etwa 180.000.000.000,00€, und das obwohl der Euro quasi jeden Tag aufgewertet wird, steigt unser Außenhandelsüberschuß. Das hat mit fehlender Wettbewerbsfähigkeit nicht im entferntesten etwas zu tun.
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Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 29 Jul 2008, 12:52 hat geschrieben:Du hast schon wieder wissenschaftliche Erkenntnisse unterschlagen, das Mackenroth-Theorem, ohne daß Du diese Problematik nicht erklären kannst. Auch die Ausschüttungen einer Privatrente müssen zum Zeitpunkt der Ausschüttung von den Einzahlern finanziert werden. Sparen gibt es zwar im einzelwirtschaftlichen, nicht aber im gesamtwirtschaftlichen Sinne. Auch eine Kapitalrente muß zum Zeitpunkt ihrer Ausschüttung erwirtschaftet werden.
Das Mackenroth-Theorum bezieht sich auf ausdrücklich auf den Sozialaufwand eines Staates. Das schließt auch Arbeitslosengeld, Hartz IV usw. ein. Insofern hat es nur wenig mit meinem Gedanken an eine Kapitaldeckung zu tun. Vielleicht habe ich mich da auch nicht deutlich genug ausgedrückt. Daher versuche ich einmal die Grundzüge meines Modells zu skizzieren.

Neben der Umlage für die Grundsicherung wird ein Pflichtbeitrag zu einer (Art) Lebensversicherung oder Sparvertrag erhoben. Dieses Geld wird mündelsicher und verzinslich angelegt. Das eingezahlte Kapital seht zudem dem Finanzmarkt zur Verfügung. Bei Eintritt des Rentenalters wird es in monatlichen Teilbeträgen ausgezahlt, das Restkapital wird weiter verzinst. Kein Cent aus den laufenden Einzahlungen wird dabei ausgeschüttet.

Das ist dann keine klassische Sozialversicherung mehr, sondern der gesetzliche Zwang zur privaten Vorsorge. Ansiedeln würde ich ein solches System auch nicht bei privaten Lebensversicherern oder Banken, sondern z.b. bei der KWF-Bank.

Selbstverständlich greift ein solches System weder für die heutigen Rentner, noch für die über 30jährigen. Es ist lediglich für Berufseinsteiger gedacht. Zunächst wäre es nur ein geringer Anteil an den Beiträgen zur Rentenversicherung der Beitragsanteil, der in eine solche Sparform fließt, könnt aber von Generation zu Generation steigen. Langfristig ist dann auch eine Senkung des Gesamtbeitrages denkbar.

Sicher wird die Frage auftauchen, was bei Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit passiert. Dies schmälert natürlich das angesparte Kapital und damit auch die Höhe der Zusatzrente. Aber ist das bei der Gesetzlichen nicht auch so?
Und jetzt die letzte Herausforderung. Wir stellen jetzt das Rentensystem in Gedanken auf den Kopf. Wir bilden ein Zwangsrentensystem, bei dem alle, aber auch alle, die älter als 18 sind, drin sind. Alle Rüttgers, alle Merkels, alle Becks, Ackermänner, Beamte, Selbständige, alle die aus irgendwelchen Gründen nicht drin sind, die gehen alle rein. Und die zahlen alle. Vier bis acht Prozent ihres Einkommens inklusive Dividende, Prämie, Abfindung, was man alles nebenbei so kriegt mit 2.000€ brutto. Es gibt keine Höchstbeitragsgrenze, aber dafür gibt es eine Höchstrente, sagen wir 2.500,-€. Es gibt auch eine Mindestrente, sagen wir 1.500,-€, also genau alles, was durch Gleichmacherei den Leistungswillen der Bevölkerung lähmt und kommunismusähnliche Zustände herbeiführt, also der Untergang des Abendlandes.
Es wäre ein Witz, die Schweiz als kommunistisch zu bezeichnen. Aber es bestehen gewaltige Unterschiede zu Deutschland. So liegt die Staatsquote des Bruttoinlandsproduktes in der Schweiz bei ca. 10%, in Deutschland ist sie nach gewaltigen Kraftanstrengung in 2007 auf 45,6% gesunken. Auch dürfte die Anzahl der Bestverdiener unter den 7,5 Millionen Schweizern höher liegen, als unter den 81 Millionen Deutschen. Daher habe ich arge Zweifel, ob das Schweizer System 1:1 auf Deutschland übertragbar wäre. Und so glaube ich einfach nicht, dass es vier bis acht Prozent wären. Und davon ab, über die 2.500 Euro Höchstrente lacht doch ein Schweizer Millionär. Das macht er mit seinen Kapitalanlagen am Vormittag ;) .

Edit: Einwohnerzahl (Tippfehler) korrigiert
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Beitrag von Fastrider »

Autobahn @ 28 Jul 2008, 15:19 hat geschrieben: Ich brauche sicher auf die bekannten Schwachpunkte (Umlagefinanzierung, höhere Lebenserwartung, demografischer Wandel) nicht im Einzelnen eingehen. Natürlich ist auch mir klar, dass man nicht von heute auf morgen auf eine Kapital gedeckte Version umschwenken kann. Dies geht nur langfristig und dauert mehrere Generationen. Nur, man hätte es von Anfang an machen müssen.
Ein Kapitalgedecktes Rentensystem ist auch nicht die Wunderlösung. Mittlerweile rücken selbst führende Wirtschaftsprofessoren aufgrund schwerwiegender Nachteile davon ab, selbst solche, die nicht gerade als links gelten. Nachteil ist vor allem ein gewaltiges Inflationsrisiko. Auch das "Heuschreckenproblem" und die zunehmende Macht der Finanzinvestoren is auf die verstärkte private Altersvorsorge zurückzuführen.

Der VDI (Verband deutscher Ingenieure) hat erst vor kurzem gesagt, dass privates Wohneigentum mit Abstand die beste private Altersvorsorge ist.
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Beitrag von Autobahn »

Fastrider @ 30 Jul 2008, 12:27 hat geschrieben:Der VDI (Verband deutscher Ingenieure) hat erst vor kurzem gesagt, dass privates Wohneigentum mit Abstand die beste private Altersvorsorge ist.
Das war schon immer der Fall.
Nachteil ist vor allem ein gewaltiges Inflationsrisiko. Auch das "Heuschreckenproblem" und die zunehmende Macht der Finanzinvestoren is auf die verstärkte private Altersvorsorge zurückzuführen.
Wir jammern heute über eine Preissteigerungsrate von knapp über drei Prozent. Per Definition ist es ja auch eine Inflation, aber in erster Linie für die Verbraucher. So lange aber die Zinsentwicklung, also die Erträge aus Kapitalanlagen darüber liegen, liegt immer noch eine Wertsteigerung vor. Wenn die Lohnentwicklung hinter den Preissteigerungen zurück bleibt, bleiben es auch die Einnahmen umlagefinanzierter Systeme.

Ich denke, mit der zunehmenden Macht der Finanzivestoren meinst Du vor allem US-Amerikanische Rentenfonds. Das sind keine mündelsicheren Anlagen, wie ich sie favorisiere, sondern Kapitalgesellschaften, die auf den schnellst möglichen Gewinn aus sind (und auch kräftig auf die Schnauze fallen können). Daher schrieb ich ja, diese Anlagen nicht bei privaten Banken oder Versicherungen, sondern bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau anzusiedeln.
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Larry Laffer
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Beitrag von Larry Laffer »

Das Problem ist ja in der Tat auch für die Kreditanstalt für Wiederaufbau, wo werden die Zinsen erwirtschaftet? Das Geschäftsmodell einer Bank ist nunmal (vereinfacht ausgedrückt) für das Geld, das man ihnen gibt, geringere Zinsen zu bezahlen als für das Geld, das sie selbst verleihen.

Und ja, ein Eigenheim, in dem man im Alter frei wohnen kann o.ä. ist tausendmal sicherer als irgendwelche Geldanlagen bei Banken.


Aber wie dem auch sei, unterschiedliche Meinungen kommen nunmal vor. Zum nächsten Thema: Thilo Sarrazin, Idol neokonservativer Blogger und mittelmäßig intelligenter Yuppies hat sich zu Wort gemeldet. Thilo Sarrazin ist in der Politik eine Anomalie: Normalerweise gehen abgehalfterte Politiker, die man selbst in Brüssel nicht mehr haben will, in den Vorstand der Deutschen Bahn AG. Bei Sarrazin war es genau andersrum. Nachdem er Bahn-König Mehdorn dem Viertel vor Zwölften seine Gefolgschaft verweigert hat, war der schöne Posten im Bahnvorstand futsch. Klaus Showereit, der Mann, der 2001 mit der zentralen Wahlkampfaussage "Ich bin schwul und das ist gut so" gewählt und 2006 mit der zentralen Wahlkampfaussage "Berlin. Arm aber sexy" im Amt bestätigt wurde (es gibt doch nichts schöneres als politische Inhalte), hat ihm einen Job als Finanzsenator gegeben. Nach seinem Speiseplan für Arbeitslose gibt es nun einen weiteren Tip in der Reihe "Überleben in der Unterschicht": Zieht Euch im Winter einen dicken Pullover an, dann braucht Ihr nicht mehr zu heizen.

Wir müssen uns doch endlich mal von dem ganzen Gesülze lösen. Was nutzen uns hohle Phrasen, wir müssen Tacheles reden: Es handelt sich um Leute, die nichts weiter tun als den Steuerzahler Geld kosten und potentiell kriminell sind. Wenn die jetzt im nächsten Winter erfrierden oder demnächst auch verhungern, wen juckt das denn? Das ist die einzige Möglichkeit, die wir haben, die Leistungsträger zu fördern und die Nicht-Leistungsträger loszuwerden: Drastisches Anheben der Energiepreise. Für Leistungsträger wird es weiterhin kein Problem sein, zu heizen, während die, die nichts leisten, in den Kältetot gehen, dann muß der Steuerzahler noch für ein paar Massengräber sorgen, aber die großen Probleme sind dann gelöst.
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Beitrag von Autobahn »

Larry Laffer @ 31 Jul 2008, 10:43 hat geschrieben:Das Problem ist ja in der Tat auch für die Kreditanstalt für Wiederaufbau, wo werden die Zinsen erwirtschaftet? Das Geschäftsmodell einer Bank ist nunmal (vereinfacht ausgedrückt) für das Geld, das man ihnen gibt, geringere Zinsen zu bezahlen als für das Geld, das sie selbst verleihen.
Das hat bisher jede Bank geschafft ;) , manche waren aber zu gierig und haben sich in dubiose Geschäfte eingelassen. O. K. die Kreditanstalt für Wiederaufbau ist an der maroden IKB beteiligt, aber dummerweise aus politischen Gründen.

Zur KfW sagt Wiki:
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau wurde nach dem Zweiten Weltkrieg am 16. Dezember 1948 mit dem Ziel gegründet, den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft zu finanzieren. Das Startkapital stammte vor allem aus Mitteln des Europäischen Wiederaufbauprogrammes (engl. European Recovery Program oder ERP, ugs. meist nur kurz Marshallplan genannt). Der erste Vorsitzende des KfW-Verwaltungsrates war Otto Schniewind, sein Stellvertreter war Hermann Josef Abs.

Heute wird das Kapital der KfW Bankengruppe zu vier Fünfteln von der Bundesrepublik Deutschland und zu einem Fünftel von den Bundesländern gehalten. Die Bundesrepublik haftet für alle Verbindlichkeiten und Kredite der KfW. Diese Garantie des Bundes ist in § 1a des KfW-Gesetzes verankert. Ferner besteht für die KfW die sogenannte Anstaltslast der Bundesrepublik Deutschland. Von internationalen Ratingagenturen hat die KfW die bestmögliche Bonitätsbewertung (Triple A-Rating/AAA) erhalten. Die Bilanzsumme der KfW betrug 1980 etwa 28 Mrd. Euro, am 31. Dezember 2006 rund 360 Mrd. Euro (für den Gesamtkonzern). Damit ist die KfW mit Stand 2006 die siebtgrößte deutsche Bank.
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Beitrag von Fastrider »

Larry Laffer @ 31 Jul 2008, 10:43 hat geschrieben: Das Problem ist ja in der Tat auch für die Kreditanstalt für Wiederaufbau, wo werden die Zinsen erwirtschaftet? Das Geschäftsmodell einer Bank ist nunmal (vereinfacht ausgedrückt) für das Geld, das man ihnen gibt, geringere Zinsen zu bezahlen als für das Geld, das sie selbst verleihen.
Das ist auch das grosse Problem der kapitalgedeckten Rentenversicherung. Früher wurde viel mehr Geld wieder reinvestiert, während jetzt mehr Geld irgenswo gescheffelt wird, um es zu sparen. Die Folge könnte ein weltweiter Börsencrash und eine Hyperinflation von Dollar und/oder Euro sein, wenn alle versuchen zu retten, was zu retten ist und damit plötzlich viel Geld in Umlauf kommt. Inflation ist gemäss des Fisher-Erwing-Gesetzes auch von der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes abhängig. Manche schwarzmalerischen Fachleute sehen schon den Kollaps des weltweiten Finanzmarkts kommen.
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Beitrag von TramPolin »

Rezessionsängste: Ex-US-Notenbank-Boss Greenspan spricht von Jahrhundertkrise

Auch in Deutschland besteht die Gefahr einer Rezession.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,570048,00.html
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Beitrag von Autobahn »

Sind die hohen Lohnforderungen ein Jobkiller?

http://www.rp-online.de/public/article/wir...-Jobkiller.html
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Beitrag von Lazarus »

die CSU hats jetzt schon nötig, mit einem Kommunalthema Landtagswahlkampf zu machen, nur um von anderen Themen abzulenken :ph34r:
Mehr Geld für den ÖPNV-Ausbau in München! Es wird höchste Zeit!
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Beitrag von TramPolin »

Lazarus @ 11 Aug 2008, 18:11 hat geschrieben: die CSU hats jetzt schon nötig, mit einem Kommunalthema Landtagswahlkampf zu machen, nur um von anderen Themen abzulenken :ph34r:
Ähhh, ich verstehe jetzt den Zusammenhang nicht ganz, welches kommunale Thema meinst Du, da gibt's ja mehrere? Kannst Du mir mal auf die Sprünge helfen? Danke! :)
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Beitrag von Lazarus »

TramPolin @ 11 Aug 2008, 22:18 hat geschrieben: Ähhh, ich verstehe jetzt den Zusammenhang nicht ganz, welches kommunale Thema meinst Du, da gibt's ja mehrere? Kannst Du mir mal auf die Sprünge helfen? Danke! :)
die CSU kleistert derzeit ganz Pasing zu mit dem Versprechen, die U-Bahn nach Pasing zu bauen
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Beitrag von TramPolin »

Lazarus @ 11 Aug 2008, 22:32 hat geschrieben: die CSU kleistert derzeit ganz Pasing zu mit dem Versprechen, die U-Bahn nach Pasing zu bauen
O.k. Ich bin so selten in Pasing. Aber nimmt die CSU normalerweise nicht gerne Bundesthemen, um im Landtagswahlkampf zu punkten? Man soll ja sogar jetzt CSU wählen (so will es die CSU zumindest), damit Horst Köhler Finanzpräsident - sorry, ich meine natürlich Bundespräsident - bleiben kann. In der Bundesversammlung gibt es derzeit nämlich nur einen hauchdünnen Vorsprung für Köhler. Der könnte dahin sein, wenn die CSU jetzt stark verliert.

Aber, wie auch immer, ich bin ja schon froh, wenn ein paar Landesthemen auch noch plakatiert werden, eigentlich sollten es ja nur solche sein.
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Beitrag von Lazarus »

normal hast du recht, deshalb hat mich das auch so gewundert. Anscheinend gedenkt man jetzt von Seiten des Freistaats sich in das Thema einzumischen. Es ist nämlich Ottmar Bernhard, Staatsminister, der sich dafür stark macht
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Beitrag von TramPolin »

Ypsilanti macht's möglich - Kurt Beck wollen nur noch 11 % als Kanzler

http://www.n-tv.de/SPD_bricht_wegen_Ypsila...09/1007962.html

Kommentar: Peinlich, peinlich. Selbst Kohl hatte in den Umfragen noch rund 30 % (in der Zeit, als er am unbeliebtesten war).
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Beitrag von Rohrbacher »

Kommentar: Peinlich, peinlich. Selbst Kohl hatte in den Umfragen noch rund 30 % (in der Zeit, als er am unbeliebtesten war).
Kohl hatte außerdem den Nachteil, dass er im Amt war und Beck nicht. Das wiegt noch viel schwerer... nein, kein Wortspiel... :lol:
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Beitrag von TramPolin »

Rohrbacher @ 13 Aug 2008, 15:05 hat geschrieben: Kohl hatte außerdem den Nachteil, dass er im Amt war und Beck nicht. Das wiegt noch viel schwerer... nein, kein Wortspiel... :lol:
Beck schafft was ganz Besonderes, er setzt Naturgesetze außer Kraft. Jedes Mal sagt er, der Vorteil ist, es könne nun nur noch nach oben gehen. Dann die nächste Umfrage: ein neuer Tiefpunkt. Auch eine Leistung, Alter, was geht ab?
ChristianMUC

Beitrag von ChristianMUC »

Naja, es ist schon sehr blöde, exakt am Tag des Mauerbaus eine Koalition mit den Linken zu beschließen (bzw. aus Sicht von Beck, das zuzulassen)...
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Beitrag von Autobahn »

ChristianMUC @ 13 Aug 2008, 15:09 hat geschrieben:Naja, es ist schon sehr blöde, exakt am Tag des Mauerbaus eine Koalition mit den Linken zu beschließen (bzw. aus Sicht von Beck, das zuzulassen)...
Genau der richtige Zeitpunkt für Symbolik :ph34r: . Aber ich kann mir nicht vorstellen, das eine Andrea Ypsilanti darüber überhaupt nachgedacht hat. Es geht ihr (und vielen anderen Berufspolitikern in der SPD) um das berufliche Überleben. Sie hat nach ihrem Abschluss als Diplom-Soziologin nicht einen Tag in diesem Beruf gearbeitet und auch keine Chance, dort einen Job zu finden.

Warum Ypsilanti wieder angreifen muss (Artikel in der Rheinischen Post)
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Beitrag von Rathgeber »

Sepp Daxenberger, der Spitzenkandidat der bayerischen Grünen, wird heute in der SZ folgendermaßen zitiert: "Der Franz Maget tut mir leid."
Besser kann man aus bayerischer Sicht die politische Dummheit von Frau Ypsilanti nicht formulieren...
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Beitrag von TramPolin »

Rathgeber @ 14 Aug 2008, 01:04 hat geschrieben: Sepp Daxenberger, der Spitzenkandidat der bayerischen Grünen, wird heute in der SZ folgendermaßen zitiert: "Der Franz Maget tut mir leid."
Besser kann man aus bayerischer Sicht die politische Dummheit von Frau Ypsilanti nicht formulieren...
Man muss es positiv für die bayerische SPD sehen: Maget hat jetzt erstmals die Möglichkeit, in Bayern mit der SPD besser abzuschneiden als der Bundestrend. Letzterer liegt bei 20 %. Die bayerische SPD hat aber in Umfragen auch nur um die 19 %.
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Beitrag von Rathgeber »

Okay, so können wir uns das bevorstehende Wahldesaster auch schönreden... ;)
KBS 855

Beitrag von KBS 855 »

So tief sinkt unser Land in einigen Landesteilen ab:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/...,572179,00.html

Und der Bürgermeister will von allem nichts gewusst haben. Ist auch schwer in der Millionenstadt Templin den Überblick zu behalten.
Man muss Extremismus (links, rechts, religiös) einfach härter bekämpfen. Es kann nicht sein dass sich in einigen ostdt. Städten kleine SA-Truppen bilden, die nichts in der Birne haben, nur Hass in sich. Aber statt etwas gegen die Leute zu unternehmen, setzt diese typisch ostdt. "Wir werden angegriffen, wir halten zusammen-"Mentalität ein.
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Beitrag von BMI »

Autobahn @ 13 Aug 2008, 17:34 hat geschrieben: Genau der richtige Zeitpunkt für Symbolik :ph34r: . Aber ich kann mir nicht vorstellen, das eine Andrea Ypsilanti darüber überhaupt nachgedacht hat. Es geht ihr (und vielen anderen Berufspolitikern in der SPD) um das berufliche Überleben. Sie hat nach ihrem Abschluss als Diplom-Soziologin nicht einen Tag in diesem Beruf gearbeitet und auch keine Chance, dort einen Job zu finden.

Warum Ypsilanti wieder angreifen muss (Artikel in der Rheinischen Post)
Ich glaub, jemand hat die Sache auf den Punkt gebracht:
"Opossition ist Sch**se!" :D
I´ve seen the future, brother:
it is murder.

(L.Cohen, The Future)
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Beitrag von Autobahn »

KBS 855 @ 15 Aug 2008, 14:33 hat geschrieben:So tief sinkt unser Land in einigen Landesteilen ab:
Templin ist nur ein Beispiel, vielleicht ein besonders brutales. Rechtsextreme Tendenzen sind in den neuen Bundesländern keine Seltenheit.
Spiegel @ , hat geschrieben:In Templin liegen inzwischen die Fakten auf dem Tisch. Die Gewalttaten der vergangenen Wochen sind blutige Ausbrüche eines lokalen, in der dritten Generation etablierten rechtsextremen Milieus, in dem es schon lange brodelt.
Ich habe einen besonders bemerkenswerten Teil des Satzes hervorgehoben. Es gab in der "DDR" keine Entnazifizierung, nur die führenden Köpfe wurden gehenkt. Die Mitläufer, und das waren nicht wenige, wurden auf ihre Brauchbarkeit geprüft, umgeschult und wieder eingesezt. Der Blockwart der NSDAP, der unter den Nazis seine Mitbewohner ausspioniert hat, tat dies nun für die SED. Wer nicht brauchbar war, weil nicht "lernfähig", landete häufiger in Bautzen (Stasi-Knast). Aber auch bei den "Brauchbaren" wurde die alte Nazi-Tradition nur mühsam von der roten Farbe überdeckt. Schwer wurde es den Menschen ja auch nicht gemacht. Aufmärsche und Drill unterschieden sich doch wirklich nur durch die Fahnen von früher. Und das Gedankengut wurde trotz ideologischer Schulung durch die Partei von Generation zu Generation weitergeben. Wenn ich den Erzählungen der Generation der ab 1920 Geborenen glauben darf, ging es den Menschen (abgesehen von den Verfolgten des Naziregiems) vor dem Krieg besser, als in der "DDR". Auch besser, als heute, fast zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung.

Die rechtsextremen Tendenzen machten sogar vor der Nationalen Volksarmee nicht halt. So gab es eine Spezialeinheit der NVA, bei der intern die Dienstgradbezeichnungen der Waffen-SS verwendet wurden.
Der Kapitalismus ist so alt wie die Menschheit, der Sozialismus ist nur Siebzig geworden. Er hatte keine Krise, er hatte kein Kapital.
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Beitrag von KBS 855 »

Autobahn hat geschrieben: Templin ist nur ein Beispiel, vielleicht ein besonders brutales. Rechtsextreme Tendenzen sind in den neuen Bundesländern keine Seltenheit.
Das schlimme ist ja, dass es bis tief in die Mitte der Gesellschaft hineinreicht.

Und zum anderen Teil: So weit sind rote und braune Horden nicht auseinander, beides sind extreme Sozialisten, der einzige Unterschied ist doch nur, dass die Braunen Nationalisten sind. Beide wollen die Demokratie "überwinden" und ihre Diktatur durchziehen.

Es ist insgesamt eine bedenkliche Entwicklung.
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Beitrag von Autobahn »

KBS 855 @ 15 Aug 2008, 20:28 hat geschrieben:Das schlimme ist ja, dass es bis tief in die Mitte der Gesellschaft hineinreicht.

Und zum anderen Teil: So weit sind rote und braune Horden nicht auseinander, beides sind extreme Sozialisten, der einzige Unterschied ist doch nur, dass die Braunen Nationalisten sind. Beide wollen die Demokratie "überwinden" und ihre Diktatur durchziehen.

Es ist insgesamt eine bedenkliche Entwicklung.
Jede Gesellschaft hat latent nationale Gefühle, alles andere wäre nicht vorstellbar. Das fängt schon bei so friedlichen Dingen, wie dem Sport an. In diesem Bereich geht es ja sogar bis auf lokale Ebene ;) Und das ist auch nicht weiter schlimm.

Eigentlich hätte Hitler Kommunist sein müssen. Seine Vorstellungen von sozialer Fürsorge lagen fast auf einer Linie mit denen der KPD. Und später hat er sie ja zu einem großen Teil umgesetzt. Was ihn aber in der Wirtschaftspolitik von den Kommunisten trennte, war weniger der nationale Aspekt, sondern eher die von ihm abgelehnte Verstaatlichung der Produktionsmittel. Er setzte erfolgreich auf eine Integration der Unternehmer für seine Ziele. Dabei hatte er sogar in den besetzten Gebieten Erfolg.

Minderheiten waren in beiden Systemen nicht gelitten. Doch deutsche Gründlichkeit verschaffte dem Genozid eine belastbare Aktenlage. Nicht übersehen darf man, dass die Nazis in allen europäischen Ländern ihre Anhänger hatten. Ich möchte hier nicht die Liste aller ausländischen SS-Divisionen aufführen. Aber einige seien genannt:

33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“

13. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Handschar“

Nahezu jede europäische Nation war mehr oder weniger beteiligt. Wenn Du mehr über diese Thema wissen willst, google doch mal.

Der einzige "Nichtdeutsche", der als Angehöhriger der Waffen-SS mit den höchsten Orden Eisernes Kreuz, Nahkampfspange ,Ritterkreuz des eisernen Kreuzes
"geehrt" wurde, war der Belgier (Wallone) León Degrelle.

P.S.: Zu den belgischen Einheiten in der Waffen-SS, es gab eine flämische und eine wallonische Waffen-SS. Diese waren aber niemals im gleichen Frontabschnitt eingesetzt. Die Gefahr, dass sie sich gegenseitig abgemetzelt hätten, war zu groß :ph34r:

Eine weitere Anmerkung: Ich habe Fakten zusammen getragen, aber keine persönliche Wertung zur Waffen-SS abgegeben!
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Beitrag von ruhri »

Autobahn @ 15 Aug 2008, 22:33 hat geschrieben:Eigentlich hätte Hitler Kommunist sein müssen.
Das hätte leicht geschehen können. Nach dem verlorenen Krieg haben sich in vielen Einheiten „Soldatenräte“ nach dem Muster der gerade stattgefundenen russischen (Oktober-) Revolution gebildet. Soweit man weiß, war auch Adolf Hitler zu diesem Zeitpunkt noch aktiver Soldat und hat sich in den Räten engagiert. Aber auch sein Vorbild und zeitweiliger (politischer) Freund, der „Duce“ Benito Mussolini, hatte durchaus eine Zeitlang bei den Kommunisten verbracht.
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