146225 @ 18 Jan 2009, 19:57 hat geschrieben:So, die Dame ist nach der heute erfolgten (erneuten) Landtagswahl in Hessen feige aus allen Ämtern geflüchtet - tschuldigung, zurückgetreten, nachdem ihre SPD kein sonderlich gutes Ergebnis erzielt hat.
Obwohl ich wirklich kein Freund oder Anhänger von Andrea Ypsilanti bin, deine Beschreibung hat sie nicht verdient. Bei einem solch katastrophalen Absturz ist es Usus, dass der jeweilige Landeschef oder Spitzenkandidat die Verantwortung übernimmt und seine(n) Posten räumt. Von einer feigen Flucht zu sprechen ist nicht angemessen.
Sie hat vor der Landtagswahl im vergangenen Jahr einen sehr guten Wahlkampf gemacht und viele hessische Bürger davon überzeugt, dass mit der SPD eine größere Chance auf soziale Gerechtigkeit, bessere Schulbildung und Klimaschutz besteht. Ausgezeichnet hat sie sich anfangs auch durch ihre klare Position zur Linkspartei, während sich andere führende Sozialdemokraten noch in schwammigen Vorhersagen ergingen. Nach der Wahl war sie verbittert, trotz ihres grandios erkämpften Sieges keine rot-grüne Mehrheit im Landtag bilden zu können. Die Aussicht, aufgrund weniger Prozentpunkte die Ministerpräsidentschaft für weitere fünf Jahre wieder in die Hände von Roland Koch legen zu müssen, hat sie dann leider zu ihrer größten Fehlentscheidung geführt.
Wäre das Wahlergebnis im vergangenen Jahr genauso gut ausgefallen, wenn sie keine klare Koalitionsaussage zulasten der Linkspartei getroffen hätte? Man weiß es nicht. Hätte eine rot-grüne Minderheitsregierung etwas bewegen können? Auch das weiß man nicht. Oder wäre Hessen mehr mit einer großen Koalition unter der Führung Roland Kochs geholfen? Zumindest das vermag ich auszuschließen. Andrea Ypsilanti ist nach meiner Ansicht eine tragische Figur, die davor stand, einen der widerlichsten deutschen Politiker endlich seines Amtes zu entheben - aber leider kurz vor dem Ziel gescheitert ist.
146225 @ 18 Jan 2009, 19:57 hat geschrieben:CDU: 36,8 %
Bezeichnend, dass die CDU nicht einmal in der aktuellen Situation in der Lage ist, Stimmen zu gewinnen. Der Zuwachs gegenüber der letztjährigen Wahl liegt nach meinen letzten Kenntnissen bei gerade einmal 0,1 %. Nach dem Wortbruch Andrea Ypsilantis und der Skepsis gegenüber Thorsten Schäfer-Gümbel haben sie vermutlich nach dem Motto "das kleinere Übel" gehandelt.
146225 @ 18 Jan 2009, 19:57 hat geschrieben:SPD: 23,9 %
Die SPD konnte aus dieser Wahl nur als Verlierer hervorgehen. Zu gegenwärtig ist noch das Theater des vergangenen Jahres in den Köpfen der hessischen Wähler. Leider fehlte dem Landesverband der Mut zu einem Neuanfang, mit Thorsten Schäfer-Gümbel wurde alter Wein in neue Gläser gefüllt. Wohin dies führen kann, haben die Herren Huber und Beckstein eindrucksvoll bewiesen.
146225 @ 18 Jan 2009, 19:57 hat geschrieben:FDP: 16,5 %
Herzlichen Glückwunsch! Die FDP hat vor der letztjährigen Wahl eine klare Position bezogen und diese nach der Wahl gehalten. Als die Basis für eine schwarz-gelbe Koalition nicht vorhanden war, war die FDP bereit zur Oppositionsarbeit. Diese klare Positionierung und Verlässlichkeit hat sich ganz offensichtlich für die hessischen Liberalen ausgezahlt - hat die FDP doch gerade die Eigenschaften gezeigt, die in der heutigen Politik oft und gerne vergessen werden.
146225 @ 18 Jan 2009, 19:57 hat geschrieben:Grüne: 13,7%
Trotz der Beteiligung am rot-rot-grünen Experiment gehen auch die Grünen gestärkt aus dem heutigen Abend hervor. Woher diese Treue und vor allem der Zulauf kommt, kann ich nicht einschätzen. Eventuell hat der Truppe von Tarek al-Wazir die zuletzt gezeigte Abgrenzung zur SPD geholfen, einen Lagerwahlkampf haben die Grünen bei dieser Wahl wohl kaum geführt.
146225 @ 18 Jan 2009, 19:57 hat geschrieben:Linke: 5,3%
Es wird knapp, aber aller Wahrscheinlichkeit nach hat die Linkspartei den Einzug in ein weiteres westdeutsches Länderparlament geschafft. Schön für die Linken, nach der Irrfahrt des letzten Jahres war aber kaum zu erwarten, dass die SPD vormalige Linkswähler zurückgewinnen kann.