So, ich hab grad meine Notizen rausgezogen zu gestern
Also erstmal: Der SZ-ARtikel gibt die Situation zum "Humpel-Express" nicht wahrheitsgetreu wieder. Von einer Verzögerung war keine Rede, es wurde nur klargestellt, dass der Express keine beschlossene Sache ist, sondern die Durchführbarkeit momentan noch geprüft wird. Im Aufrag des Freistaates führt die DB momentan eine interne Studie durch, die nachprüfen soll, ob drei zusätzliche Züge pro Stunde und Richtung überhaupt möglich sind (und das sowohl für eine Führung über die S1 als auch über die S8, wobei bei der S8 bereits das Ergebnis vorliegt, dass eine Express-S-Bahn über den Osten ohne Infrastrukturausbau nicht möglich ist), ohne die Betriebsqualität zu sehr einzuschränken. Anders als bisher berichtet steht das nämlich keineswegs fest.
Anschließend, so der Vertreter des Ministeriums, sollen alle betroffenen Organisationen in die weiteren Planungen eingebunden und gehört werden. Dabei muss u.a. eben geklärt werden, wie das Bahnübergangsproblem gelöst werden soll, bzw. ob das so möglich ist.
Vom Flughafenchef wurde dabei vorgeschlagen, in Feldmoching das BÜ-Problem durch eine Behelfsbrücke zu lösen.
Dass das Ministerium die Sache verschleppt kann man nicht behaupten, ganz im Gegenteil, die diversen Verkehrsprojekte werden momentan kräftig angeschoben, aber es gibt halt sachliche Fragen, die geklärt werden müssen, auch wenn viele Hobbyverkehrsplaner hier im Forum scheinbar nicht verstehen wollen dass eben nicht alles so einfach geht wie sies gern hätten.
Jetzt aber erstmal allgemein zur gestrigen Veranstaltung:
Wenn ichs nicht besser gewusst hätte, hätten ernste Zweifel dran aufkommen können, dass es sich um eine Diskussionsrunde zum Thema Verkehr in Bayern handelt. Es saßen sechs Vertreter von öffentlichen Organisationen mit durchaus unterschiedlichen Interessen an einem Tisch, und statt dass sich die Vertreter gegenseitig die Hälfte der Zeit Unfähigkeit vorwerfen, haben die sachlich diskutiert, und waren sich vom Prinzip her alle einig dass was geschehen muss, dass sie wollen dass es möglichst schnell vorangeht, und im übrigen die Zusammenarbeit bestens ist.
Ansonsten gabs nicht viel überraschendes an Informationen, was zum einen daran lag, dass eben die Vorstellung der ersten Studienergebnisse erst heute ist, und damit das Ministerium was das betrifft sehr zurückhaltend war, und zum anderen, weil man sich das meiste mit etwas Nachdenken durchaus denken konnte. Im wesentlichen wurden die Dinge bestätigt, die ich mir schon länger denke.
Von allen Beteiligten wurde zum Beispiel der Fernverkehrsanschluß sehr kritisch gesehen - so wurde die Verbindung von Pasing auf die S1 als zwar möglich bezeichnet, und war laut Ministerium in der Studie, die grade vorgestellt wird, als eine der 90 Möglichkeiten untersucht, allerdings wurde von allen Beteiligten der Sinn bezweifelt, da eben nur ein sehr kleiner Teil der Fahrgäste aus Augsburg zum Flughafen will, und man deswegen den Großteil der Fahrgäste benachteiligen würde, wenn man jetzt anfängt hinter Pasing zum Flughafen abzubiegen.
Der MVV-Geschäftsführer und der Vertreter des regionalen Planungsverbandes halten Fernverkehr über den Flughafen sogar für völlig unrealistisch, und auch Herr Göttler vom Ministerium hat darauf hingewießen, dass man es zwar technisch schon bauen könnte, aber sich da die Frage nach dem betrieblichen Sinn stellt.
Aber zur Studie selber: Das Ministerium legt sehr viel Wert darauf die beste Lösung zu finden, und hat daher nach eigenen Aussagen alle Möglichkeiten, die irgendwo auch nur herumschwirren, zum Gegenstand der Studie gemacht, was die 90 Varianten erklärt. Die Studie ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil, dessen ERgebnisse heute vorgestellt werden, gibts eben diese 90 Varianten, die auch relativ unrealistisch erscheinende Möglichkeiten enthalten. Daraus wurde jetzt in der ersten Phase eine Vorauswahl getroffen, und die Varianten der Vorauswahl sollen jetzt in der zweiten Phase näher untersucht werden. Im Sommer sollen die Ergebnisse vorliegen, und vom Ministerium wird versucht die "politische Meinungsfindung" im Landtag möglichst zügig durchzuführen.
Dabei sollen auch alle betroffenen Gemeinden frühzeitig eingebunden werden.
Zum Thema Ausbau nach Mühldorf hat Herr Göttler vom Ministerium mitgeteilt, dass sie die Strecke so schnell wie möglich ausbauen wollen, weil das für den Güterverkehr dringend nötig ist. Erst an zweiter Stelle hat er dabei die Vorteile für den Fernverkehr sowie die Entlastungswirkung für München - Rosenheim genannt.
Im Rahmen der Konjunkturprogramme kommt, wie ja schon bekannt ist, jetzt erstmal noch der Ausbau Mühldorf - Tüßling, allgemein hat er den Ausbau aber als viel zu langsam bezeichnet - hier ist also zu erwarten dass noch deutlich mehr Druck vom Ministerium kommt.
Zum Thema Konjunkturprogramm: Im Konjunkturprogramm des Bundes ist der Bereich ÖPNV nach momentanem Stand ausdrücklich ausgenommen, da aus Sicht des Bundes die Regionalisierungsmittel sowie das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz ausreichen. Der bayerische Staat ist damit aber nicht zufrieden und versucht da noch Änderungen zu erwirken, es sieht aber nicht so gut aus. Außerdem könnte laut Göttler ohnehin nur die zweite Stammstrecke davon profitieren, weil das das einzige Projekt ist, das kurz vor der Finanzierungsvereinbarung steht und damit ein rascher Baubeginn möglich ist.
Besonders überraschend ist das angesichts dessen, dass die Konjunkturmittel nur für Projekte möglich sind, die bereits 2010 die Verwendung des Geldes ermöglichen - so wie das klingt könnte also der Baubeginn für den Westteil der Stammstrecke schneller sein als wir denken.
Als INformation außerhalb des eigentlichen Themas wurde noch erwähnt dass der Freistaat insgesamt über die BEG 870 Mio Euro jährlich für den ÖPNV ausgibt.
Zum Thema Ende des GVFG gibt es unterschiedliche Auffassungen. Während Freitag der Meinung ist, dass durch die Zweckbindung INvestitionen in das Schienennetz stark erschwert werden, geht Göttler davon aus, dass mit dem Ende des GVFG sich nicht viel ändern wird. Seiner Meinung nach wird es wohl einen "adäquaten Ersatz" geben, und die Zweckbestimmung der Gelder würde in Bayern wohl beibehalten werden, weil die Notwendigkeit des Ausbaus nicht angezweifelt wird.
Das Thema 2. Tunnel oder Südring wurde von einigen Zuschauern auch angesprochen, aber auch das wurde von allen Diskussionsteilnehmern abgelehnt, da der durchgehende viergleisige Ausbau nur sehr kompliziert durchführbar wäre und die Leute in erster Linie zum Hauptbahnhof und Marienplatz wollen. Außerdem sei die zweite Stammstrecke sehr weit in der Planung, wären man bei Südring von vorne anfangen müsse.
Allgemein muss ich sagen hat sich mein positiver Eindruck von der bayerischen Verkehrspolitik seit dem Regierungswechsel verstärkt. Das Ministerium scheint einen sehr guten Weg eingeschlagen zu haben, nämlich zum einen die Planungen sehr straff voranzutreiben, gleichzeitig aber auch alle Beteiligten frühzeitig einzubinden und zu informieren, was letztlich zu einen guten Zusammenarbeit insgesamt führt. So war weder von Seite von München noch von Seite von Freising Protest zu hören, es wurde zwar erwähnt dass in einzelnen Punkten unterschiedliche Meinung besteht, aber dass man sich dann halt zusammensetzen muss und eine gemeinsame Lösung finden mit der alle leben können. Ich denke auf diese Art dürfte effektive Verkehrsplanung am besten möglich sein.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.
Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876