ChristianMUC @ 18 May 2008, 23:42 hat geschrieben: Ähm, tschuldigung, wenn ich widerspreche, aber der ÖPNV ist im Ruhrgebiet schlicht eine Katastrophe: am Samstagnachmittag Stadtbahnen im 30-Min-Takt (!), auf sogenannten S-Bahnen sogar unter der Woche teilweise Stundentakt, Sonntags auf vielen Linien generell Halbstundentakt, Stadtbusse sogar nur alle Stunde? Sorry - das hat mit ÖPNV nicht mehr viel zu tun, das ist miserabel.
Das schlimme an Berlin ist ja, dass sie trotz ihres guten Angebots, welches sie nicht selbst finanzieren können, einen schlechteren Modal Split als z.B. München haben. (Berlin 27% ÖPNV-Nutzer, München 32%). Und dabei leistet sich Berlin auf den am stärksten belasteten Abschnitten (U7, U9) sogar den Luxus von p.D. leeren U-Bahn-Zügen zur HVZ (sprich: es sind noch Sitzplätze frei), während man in München zur HVZ auf der U3/U6 größtenteils nur noch Stehplätze bekommt.
Nun, nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden könnte. Vergiss aber bitte nicht, dass ich vom „Verkehr innerhalb der Städte“ gesprochen hatte. Welche Stadtbahn fährt denn etwa am Samstag Nachmittag im 30-Minuten-Takt? Persönlich kenne ich keine, aber ich gebe zu, dass ich nicht jeden einzelnen Fahrplan im Kopf habe. Natürlich fahren z.B. die Bogestra-Meterspurlinien, die auf einigen Streckenabschnitten wohlwollend als „Stadtbahn“ bezeichnet werden, in der Schwachverkehrszeit nur alle 30 Minuten. Das ist auch schon seit längerem ein Kritikpunkt meinerseits, und bei der 301 in Gelsenkirchen wird jetzt etwa Sonntags alle 15 Minuten gefahren. Ein Schritt in die richtige Richtung!
Natürlich gibt es auch Busse, die werktags alle 30 oder 60 Minuten verkehren, aber da dürfte das Fahrgastaufkommen auch keinen dichteren Takt rechtfertigen. Die meisten Busse fahren aber in der HVZ alle 20 und in der SVZ alle 30 Minuten. Ein Drittel der Verbindungen zu streichen erscheint mir, ehrlich gesagt, akzeptabel. Einige Straßenbahnlinien können streckenbedingt nur alle 20 Minuten verkehren, und auch da scheint mir die SVZ-Schwächung vertretbar. Wenn natürlich von einem 10-Minuten-Takt auf einen 30-Minuten-Takt gleich zwei Drittel aller HVZ-Kurse entfallen, dann ist das zuviel. Das sollte wirklich verbessert werden, für den Begriff „Katastrophe“ reicht das aber meines Erachtens noch nicht aus.
Traurige Ausnahme, soweit mir bekannt, ist natürlich Duisburg, wo der 30-Minuten-Takt normal zu sein scheint. Aber Duisburg ist nicht das ganze Ruhrgebiet.
Die S-Bahnen, um jetzt mal zum Verkehr zwischen den Städten zu kommen, verkehren nun aber wirklich nicht stündlich, sondern alle 20 Minuten. Von dieser Regel sind mir lediglich zwei Ausnahmen bekannt, nämlich der Außenast der S12 nach Au (Sieg) und die drei (!) Äste der S2 nach Recklinghausen, Essen und Duisburg. Zwischen Herne und Dortmund fährt sie nämlich durchaus alle 20 Minuten. Der durchgehende S-Bahn-30-Minuten-Takt am Samstag wäre selbstverständlich auch so ein Kritikpunkt.
Diese Werte mögen einem Berliner lächerlich erscheinen, wo Busse teils alle 10 Minuten fahren, ebenso wie die meisten S-Bahnen, vom 5-Minuten-Takt der U-Bahnen mal ganz zu schweigen. Das ist aber in NRW genauso wenig zu finanzieren wie in Berlin oder sonst wo. (Übrigens: in Berlin Köpenick fährt mindestens eine Straßenbahn werktags im 20-Minuten-Takt. Man kann dort also auch anders!)
Du bist nun Münchener. Wie sehen denn die Takte in München aus und was hältst du persönlich für den richtigen Takt für S-, U- und Straßenbahnen bzw. Bussen?
Mario @ 19 May 2008, 18:48 hat geschrieben:Natürlich kann und ist so etwas nicht gerecht.Und dies sollte es auch so nicht geben.Allerdings haben wir im Ostteil der Stadt auch eine Marode Infrastruktur nach der Wende Vorgefunden da ist NRW glaube ich noch Gold dagegen.Und mann hätte den Leuten das nicht vermitteln können wenn man da nichts gemacht hätte.Die Größten Schulden hat Berlin natürlich durch denn Bankenskandal (Berlin Hyp).Und dazu gehört der Öffentliche Dienst der glaube ich schon ab 1992 den Tarif von Berlin West bekommen hat.Unter führung der CDU und Eberhard Diepgen.Wir haben hier so mit Berlin und dem Umland ca.4 bis 4,5 Milionen Einwohner.Was natürlich kein vergleich ist zu NRW.Ich kenne auch Bonn und die haben trotz des Umzuges der Bundesregierung eine gute Entwicklung in ihrer Stadt.
Ja, wir mussten im Osten etwas machen und wir haben es auch getan. Da fällt mir aber direkt wieder der Vergleich Gelsenkirchen - Cottbus ein. Die beiden Städte sind seit 1995 Partner. Cottbus ist etwas kleiner als Gelsenkirchen, beide haben eine etwa gleich hohe Arbeitslosigkeit und die Summe, die Gelsenkirchen in den Aufbau Ost zahlen muss, entspricht ziemlich genau der, die Cottbus bekommt. Der entscheidende Unterschied: Die Cottbuser Infrastruktur ist tiptop in Ordnung und die Gelsenkirchener ist ziemlich marode. Bei aller Solidarität: Wir müssen dringend unser Geld mal wieder für uns selbst ausgeben!
Autobahn @ 19 May 2008, 18:16 hat geschrieben:Der wohl entscheidende Unterschied zwischen Berlin und der Rhein-Ruhr Region liegt wohl darin, dass es hier eine Vielzahl einzelner Kommunen gibt, die gerne ihr eigenes Süppchen kochen. Einen Düsseldorfer Verkehrspolitiker interessiert es nicht, was in Bochum oder Dortmund passiert, umgekehrt natürlich ebenso. Die regionalen Verkehrsbetriebe leisten wirklich eine gute Arbeit, jede auf ihrem Terrain. Aber die S-Bahn Rhein-Ruhr ist tatsächlich eine Katastrophe, sowohl die Fahrzeuge, Haltepunkte und die Zuverlässigkeit.
„Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“
Wenn ich mir so überlege, was tagtäglich zwischen den großen Städten an Rhein und Ruhr im Berufsverkehr unterwegs ist, sollten die kommunalen Verkehrspolitiker am stadtübergreifenden Verkehr mehr interessiert sein. Einige Verbindungen klappen recht gut, die S-Bahn leidet unter der Vernachlässigung durch DB Regio NRW und einige Verbindungen sind einfach nur grausig. Innerhalb der einzelnen Städte, ich wiederhole mich, funktioniert es ganz gut.