Anglizismen und andere sprachliche Fragen

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146225
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Beitrag von 146225 »

JeDi @ 18 Feb 2010, 17:37 hat geschrieben: Unternehmensidentität natürlich - Asche auf mein Haupt.
Aber bitte sehr reichlich davon - oder wollen wir hier englische durch lateinische Fremdbegriffe ablösen ? Welch Mangel an Sprachvermögen ... :P
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Rohrbacher @ 18 Feb 2010, 17:11 hat geschrieben: Einige scheinen nicht zu verstehen, was Sprache eigentlich ist. Sprache ist das, was verwendet und verstanden wird. Nicht das was von irgendwem vorgegeben wird. Genauso wie es ein Fehler ist, mit den Anglizismen zu übertreiben, ist es genauso stupide (Achtung, Latein!) eingebürgerte (!) Wörter mit englischen Hintergrund vertreiben zu wollen.
Sehe ich genauso. Nur: Von diversen Unternehmen wird teilweise eine solche Masse von Anglizismen vorangetrieben, dass man da eben nicht mehr von natürlicher Entwicklung reden kann - oder ist "facility-Manager" ein in der Bevölkerung verankertes und eingebürgertes Wort? "Computer" dagegen ist inzwischen ein ganz normaler deutscher Begriff der Alltagssprache.

Sich gegen diese Art von Anglizismen zu wehren halte ich durchaus für ligitim.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

Die deutsche Sprache wird gewisse Wandlungen verkraften. Die Sprache gehört dem Volk, sie lebt. Ich halte nichts davon, die Sprache zu reglementieren, wie es in Frankreich der Fall ist.

Dennoch sind gewisse Überstrapazierungen durch zwanghafte Anglizismen nicht schön. Vom Klang her halte ich Deutsch für eine der schönsten und elegantesten Sprache überhaupt, zu viele Anglizismen trüben das Bild etwas. Gesungen gefällt mir aber das Englische und Französiche besser. Ist natürlich alles Geschmackssache. :)
JeDi
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Beitrag von JeDi »

146225 @ 18 Feb 2010, 17:40 hat geschrieben: Aber bitte sehr reichlich davon - oder wollen wir hier englische durch lateinische Fremdbegriffe ablösen ?
Ja - der Thementitel lautet ja "Anglizismen und andere sprachliche Fragen"...
Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Boris Merath @ 18 Feb 2010, 18:40 hat geschrieben: Sehe ich genauso. Nur: Von diversen Unternehmen wird teilweise eine solche Masse von Anglizismen vorangetrieben, dass man da eben nicht mehr von natürlicher Entwicklung reden kann - oder ist "facility-Manager" ein in der Bevölkerung verankertes und eingebürgertes Wort? "Computer" dagegen ist inzwischen ein ganz normaler deutscher Begriff der Alltagssprache.

Sich gegen diese Art von Anglizismen zu wehren halte ich durchaus für ligitim.
Ich zitiere mal einen anderen Teil meines Beitrags:
Wie gesagt, weil Englisch grad in Mode ist, ist das wie immer mit Moden. Oft wird's eben übertrieben.
Wenn "facility-Manager" von den Leuten nicht verwendet wird, wird es genauso wieder verschwinden wie lauter franzöische, lateinische und griechische Ausdrücke, die seit Generationen im Deutschen keiner mehr kennt, weil sie verschwunden sind, weil keiner den Begriff verwendet hat, weil er sich nicht durchsetzen konnte. Deswegen wird der "Computer" bleiben, der "facility-Manager" wird eine Laune bleiben, genauso wie die ganzen Superstars von Dieter Bohlen. ;)

Und nein, sich dagegen zu wehren, in dem man sagt, verwendet das und das nicht, das ist pfui, ist genauso Einflussnahme wie wenn man selbst "neue" Begriffe einführt.
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Klar ist das Wort "Facility Manager" nicht wirklich notwendig, aber im Endeffekt ist das nicht einmal nur ein sprachliches Problem, da das Wort eigentlich nur als Euphemismus gebraucht wird ("Hausmeister" klingt eben je nach Kontext schonmal despektierlich - ich weiß, blödes Beispiel, aber z.B. bei den Ausdrücken "Prostituierte" und "Nutte" ist schon ein ziemlicher Unterschied, obwohl beide das gleiche beschreiben).

Was da bei den Firmen passiert ist eigentlich ein alter Hut: sobald man sich mit Themen befasst, die mehrere Sprachräume umfassen (und das ist bei globalen Firmen meist automatisch der Fall) kommt man automatisch in Probleme. Das ist auch keine neue Entwicklung, neu ist lediglich, dass das auch die Firma verlässt und nicht nur in internen Memos herumgeistert.
Anderes Beispiel: ich habe meine Abschlussarbeit zu einem Thema in der Englischdidaktik geschrieben - Schriftsprache war natürlich Englisch (erstens Zielsprache, zweitens wissenschaftliche Standardsprache)... oder zumindest sowas ähnliches. Ich musste irgendwann ab 100 Seiten die Rechtschreibprüfung abschalten, weil das Ding gespickt mit deutschen Ausdrücken war. Die Didaktik war lange Jahre von deutschen Wissenschaftlern dominiert, es gibt halt nicht für jeden Fachausdruck ein englisches Äquivalent und selbst wenn ist es i.d.R. nicht frequent: das gibt dann so Satzungetüme "it can easily be seen that the Trennschärfe cannot be reached by this solution of the Auswahlproblematik". Klar, am Anfang findet man das entweder ziemlich witzig oder es geht einem massiv auf den Zeiger, aber spätestens nach ein paar Wochen SPRICHT man auch so... wieso sollte das innerhalb der Firmen also anders sein?
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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spock5407
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Beitrag von spock5407 »

Bewegtbild..... :lol: :lol: :lol: Nein, es darf doch einfach net wahr sein. *ROTFL* *Prust*


DB BewegtFahrgäste wär wichtiger...
Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Wie bitter ist das bitte :lol:
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fuzzzy
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Beitrag von fuzzzy »

Aus der aktuellen S-Takt habe ich folgende Infos:
"DB Station&Service baut am Eingang des DB Reisezentrums einen neuen DB Service Point. Der Counter wird räumlich durch eine Wand vom Reisezentrum abgetrennt."

Soviel zum Thema die Bahn will überflüssige Anglizismen abbauen. Na mal schauen, was das für ein Counter wird. Ein Wunder, dass das deutsch-lateinische "Reisezentrum" noch nicht verunstaltet wurde. Aber einigen Managern (auf deutsch: Wichtigmachern) wird da auch noch was einfallen.
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Stell dir vor, die nennen ihre Fernsprecher sogar "Telephone" (mit ph am ende noch)...

Nach wie vor: ist doch egal ob das Ding jetzt irreführenderweise "Schalter" heißt oder "Counter". Das stört ohnehin nur Leute, die sich gestört fühlen wollen - alle anderen nehmen das wohl nichteinmal wahr. Und ich kann auch auf Deutsch so schreiben, dass es 33% der Bevölkerung nicht mehr verstehen.
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Beitrag von johannesitl »

Das "Denglish" stört mich nicht wirklich, ich erwische mit selbst oft dabei es anzuwenden, es scheint aber so eine Internet Sache zu sein, sonst verwendet man es kaum außer die gewöhnlichen Anglizismen.... Ich kenn aber auch welche die das schon etwas stört, sind aber meistens ältere Menschen denen das auf den Wecker geht. Es gibt ja dieses Lied von den Prinzen über Anglizismen, ganz lustig :P Kennt das wer? Da wird auch viel die Bahn drin erwähnt, Service point, ticket counter.
DumbShitAward
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Beitrag von DumbShitAward »

Dass das hauptsächlich ältere Leute sind, ist wenig verwunderlich, ihnen fehlt naturgemäß die jeweilige lexikalische Innovation. Es ist sehr interessant die Reaktionen zu beobachten, wenn man solchen Personen im Gegenzug den Vorwurf macht, "zu viele" französische Lehenswörter zu benutzen.

Das Internet ist sicherlich ein Faktor für die hohe Frequenz der Anglismen im Deutschen (wobei viele eher technsiche Termini sind), trägt aber in meinen Augen weniger zur absoluten Menge bei, sondern nur zur Frequenz.

Wer sich näher dafür interessiert, dem seien die beiden relevanten Standardwerke von David Crystal empfohlen (in diesem Fall "Language and the Internet" sowie "A glossary of Netspeak and Textspeak"). Sind zwar wissenschaftliche Bücher und es bedarf ein kleines bisschen an Vorwissen (die Grundbegriffe der Linguistik insbesondere), sind aber auch für den normalen Leser sehr gut verständlich geschrieben.
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Guido
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Beitrag von Guido »

johannesitl @ 12 Aug 2010, 10:52 hat geschrieben: Es gibt ja dieses Lied von den Prinzen über Anglizismen, ganz lustig :P Kennt das wer? Da wird auch viel die Bahn drin erwähnt, Service point, ticket counter.
Du suchst hier ein Thema raus was schon länger nicht mehr behandelt wurde (immerhin über einen ganzen Monat) und dann ließt Du es nichtmal???? Das von Dir angesprochene Lied steht auf Seite 1 dieses Themas.
Gruß, Guido

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