Autobahn @ 26 Aug 2010, 20:47 hat geschrieben: 1.) Für Durchreisende bedeutet er einen Zeitverlust, weil durch langsame Bahnhofseinfahrt (ab der Abzweigung von der Hauptstrecke und zurück) und Kopfmachen mehr Zeit verbraucht wird, als an einem Durchgangsbahnhof. Darüber hinaus bedeutet es einen Richtungswechsel. Eingefleischte Bahnfahrer werden das zwar nicht verstehen, aber es gibt viele Menschen, die es nicht vertragen, Rückwärts gefahren zu werden (wie viele eingefleischte Bahnfahrer es nicht in einem Bus oder Auto aushalten). Und wer aus diesem Grund einen Sitzplatz in Fahrtrichtung gebucht hat, steht bei einem Richtungswechsel dumm da.
Der Zeitverlust hält sich stark in Grenzen. Der liegt bei vernünftiger Anbindung an die SFS bei etwa 0 Minuten. Stuttgart 21 enthält nämlich in den Zufahrtstunneln genügend Langsamfahrstellen und durch die "Hanglage" darf auch nur relativ langsam in den Bahnhof eingefahren werden (zumindest aus einer Richtung).
Der Punkt mit der Fahrtrichtung (kann man denn wirklich Sitzplätze so buchen, dass der sicher in Fahrtrichtung zeigt?) ist zwar durchaus realistisch, aber dann doch dem Großteil der Fahrgäste wurscht und außerdem auch für die denen es wirklich wichtig ist auch leicht zu bewerkstelligen. An so einem Halt steigen genügend Fahrgäste ein, so dass man sich in aller Ruhe auf den Platz gegenüber wechseln kann. Wenn solche Argumente schon ernsthaft als Begründung für dein Milliardenprojekt herhalten müssen, spricht das Bände!
2.) Bei einem Kopfbahnhof befindet sich die Empfangshalle am Ende (oder Anfang) der Gleise, während sich bei einem Durchgangsbahnhof die Empfangshalle in der Mitte befindet und der Zugang zu den Gleisen im Tunnel verläuft. Zwar scheint auf den ersten Blick der Kopfbahnhof von Natur aus barrierefrei, doch weite Wege können auch eine Barriere sein. Bei einem Durchgangsbahnhof mit (funktionierenden) Aufzügen sind die Wege kürzer.
Das ist die Frage, wie man die Höhenunterschiede bewertet und ob man die Zeit oder die Wegstrecke als Maßstab nimmt. Nebenbei haben Kopfbahnhöfe mit Verbindungstunnel oder -brücke ein paar 100m den Bahnsteig entlang die gleichen Vorteile wie ein Durchgangsbahnhof und gleichzeitig noch die Vorteile des Kopfbahnhofes. Im Zweifelsfall ist im Kofbahnhof der Weg kürzer, da man nach wenigen Metern von der Bahnhofshalle schon in den Zug einsteigen kann, beim Duchgangsbahnhof im Tunnel muss man auf jeden fall von der Haupthalle die Verbindungsbrücke entlang und dann 5 (oder mehr) Meter nach unten.
Zu 1.) Unter der Annahme, dass der HGV nicht den Kopfbahnhof Stuttgart Hbf anfahren müsste, sondern z.B. direkt über den Flughafen (Neubaustrecke) geführt würde, ließen sich erhebliche Fahrtzeitverkürzungen für Durchreisende erzielen, ohne dass S21 notwendig wäre. Fahrplantechnisch wäre es durchaus machbar, hier auch Lösungen anzubieten, die einen Halt in Stuttgart Hbf. ermöglichen, z.B. bei Zügen, die in Stuttgart beginnen oder enden.
Die Fahrzeitgewinne sind in Vergleich zu den Fahrzeiten auf der Altstrecke so gring, dass es sträflich wäre deshalb den HNF nicht mehr anzufahren. Eine modifizierte wirklich nur auf den HGV ausgelegte SFS mit deutlich weniger Tunneln und dafür noch etwas mehr Steigungen direkt an den Kopfbahnhof angebunden wäre für mich die beste Lösung.
Ob aber auch die Politiker, die jetzt am lautesten gegen S21 schreien, einem solchen (von mir theoretisch eingebrachten) Kompromiss zugestimmt hätten oder doch lieber S21 verwirktlicht hätten, wenn sie an der Macht gewesen wären? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht.
Nein, hätten sie nicht, weil der praktisch nichts gebracht hätte.
Darin hat die DB AG genug Übung. Man wartet so lange mit der Instandhaltung, bis das Gebäude von selbst zusammen bricht. Notfalls hilft auch eine unbeabsichtigte Brandrodung.
Das können auch andere. In DD haben sie einfach mal zig unter Schutz stehende Bäume für dieses Brückenmonster gefällt. Die Bäume standen da seit Jahrzehnten und wären noch ewig da stehen geblieben. Aber plötzlich waren die entweder gefährlich oder doch nicht so schützenswert. Komisch dass es da genau in diesem Breich keine gesunden schützenswerten Bäume mehr gab, in den ganzen Seitenstraßen es dagegen nur so davon wimmelt.