Ladenschluss

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Rohrbacher
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Beitrag von Rohrbacher »

Warum in aller Welt ist nun ein Packerl Paracetamol mit mehr als 20 Tabletten auf einmal verschreibungspflichtig, was jahrzehntelang scheinbar kein Problem war.
Das ist wie bei der Eisenbahn: Früher konnte man auch jahrzehntelang mit Türen ohne Schließanlage, Türblockierung und sowas abartigem wie TAV, ja teilweise sogar ganz ohne Türen durch die Gegend fahren und das auch noch ohne Sifa und PZB, irgendwann hat man aber gemerkt, dass es möglicherweise unsicher sein könnte. Wie jetzt? Wo's doch so lang funktioniert hat? Man könnte jetzt natürlich vermuten, dass man einfach die Hersteller von Sicherungsanlagen einen Gefallen tun wollte, immerhin verteuert und beghindert das ganze Zeug natürlich den Bahnbetrieb nicht unerheblich. ;)
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Beitrag von Rohrbacher »

Bayernlover @ 1 Mar 2010, 17:44 hat geschrieben: Das tut mir leid für diese Apotheke, aber das ist nicht gerade der Durchschnitt. Die haben echt ganz gute Gehälter, auch bei den Angestellten.
Und das ist wie bei den Piloten, die "ganz guten Gehälter" müssen weg? Seh' ich das richtig? :unsure:
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Beitrag von Bayernlover »

Rohrbacher @ 3 Mar 2010, 01:38 hat geschrieben: Und das ist wie bei den Piloten, die "ganz guten Gehälter" müssen weg? Seh' ich das richtig? :unsure:
Nein. Ich spreche denen das ja nicht ab, aber das meiste verdient eh die Krankenkasse.
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Beitrag von TramPolin »

Heute bekam ich endlich die Antwort des FDP-Landtagsabgeordneten Stefan Remhof hinsichtlich der Freigabe der Ladenöffnungszeiten in Bayern.

Die Veröffentlichung der Antwort ist o.k., da die Kommunikation als offener Brief geführt wird:
Die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag will auch im Freistaat ein eigenes Ladenschlussgesetz in Kraft setzen. Damit sollen die Chancen für mehr Beschäftigung und Kundenfreundlichkeit steigen. Gleichzeitig hilft eine Liberalisierung des Ladenschlussgesetzes, dass eine Belebung der Innenstädte sichergestellt werden kann.

Bis zur endgültigen Umsetzung des Gesetzes will sich die FDP-Fraktion für die von Ihnen angesprochenen Eventabende stark machen, die mit einem deutlich unbürokratischeren Genehmigungsverfahren verbunden sind.

Stefan Remhof
Die Antwort ist m.E. relativ enttäuschend, da sie terminlich sehr unkonkret ist und. Immerhin hat die FDP das Liberalisierungsvorhaben noch nicht aufgegeben, allerdings steht m.E. das Versprechen Seehofers, in seiner Amtszeit als Ministerpräsident das Ladenschlussgesetz unangetastet zu lassen, unüberwindbar im Wege. Die Chancen sehe ich daher als praktisch null an, zumindest solange Seehofer noch Ministerpräsident ist. Es ist wahrscheinlich, dass Seehofer noch bis mindestens 2018 Ministerpräsident bleibt, da er angekündigt hat, 2013 wieder für das Amt des Ministerpräsidenten zur Verfügung zu stehen.
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Beitrag von Boris Merath »

TramPolin @ 3 Mar 2010, 12:48 hat geschrieben: Die Antwort ist m.E. relativ enttäuschend, da sie terminlich sehr unkonkret ist
Na was erwartest Du? Wie soll die FDP als kleiner Koalitionspartner einen seriösen Zeitplan abgeben, wenn wenn ihr großer Koalitionspartner definitiv nein sagt?

Nur weil für Dich der Ladenschluß irgendwie zur Lebensaufgabe geworden ist, kannst Du nicht nicht erwarten, dass es auf einmal das Hauptthema der FDP wird, und dass in Koalitionsverhandlungen weniger wichtige Dinge fallen gelassen werden müssen ist auch nichts neues.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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Beitrag von TramPolin »

Boris Merath @ 3 Mar 2010, 13:12 hat geschrieben:Na was erwartest Du? Wie soll die FDP als kleiner Koalitionspartner einen seriösen Zeitplan abgeben, wenn wenn ihr großer Koalitionspartner definitiv nein sagt?
Bei einer der letzten Stellungnahme der FDP hieß es, dass man im Frühjahr ein Gesetz 2010 beschließen möchte, vorher aber noch die CSU überzeugen muss. Nun hat man halt offenbar gar keine zeitlichen Vorstellungen mehr. Sicher, wie ich auch selbst geschrieben habe, steht das Versprechen Seehofers schon mal massiv im Weg. Dennoch steht es mir frei zu sagen, dass ich es bedaure, dass es nun offenbar überhaupt keinen Zeitplan mehr gibt.
Boris Merath @ 3 Mar 2010, 13:12 hat geschrieben:Nur weil für Dich der Ladenschluß irgendwie zur Lebensaufgabe geworden ist, kannst Du nicht nicht erwarten, dass es auf einmal das Hauptthema der FDP wird, und dass in Koalitionsverhandlungen weniger wichtige Dinge fallen gelassen werden müssen ist auch nichts neues.
Lebensaufgabe? Ja mei, man darf sich ja auch mal für die nicht lebenswichtigen Dinge einsetzen. Ich engagiere mich aber durchaus für einige andere Dinge ein, von denen einige gesellschaftlich wichtiger sind als der Ladenschluss (gegen Überwachungsstaat, Netzsperren, Zensur etc., aber auch Förderung des ÖPNV). Die Chance, dass sich in puncto Ladenschluss noch was die nächsten Jahre tut, sehe ich als gering an, daher habe ich auch keine nennenswerten Erwartungen mehr.

Edit: Wörtchen "gegen" eingefügt, nicht, dass das noch missverstanden wird. ;)
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Beitrag von TramPolin »

Rolle rückwärts wegen Jugendschutz: Schließt Deutschland mit liberalisiertem Ladenschluss ab?

Deutschland scheint sich langsam vom liberalisierten Ladenschluss zu verabschieden. In NRW wird ernsthaft eine Rückverlegung des Ladenschlusses von werktags "rund um die Uhr" auf 22 Uhr erwogen, die Linkspartei will gar 20 Uhr. Begründet wird dies unter anderem mit dem Jugendschutz. Wenn die Geschäfte geschlossen haben, können sich Jugendliche nicht illegal mit Hochprozentigem eindecken.

In Sachsen ist eine geplante Ausweitung von werktags "22 Uhr" auf "rund um die Uhr" nicht weitergekommen. Ebenso haben Bemühungen im Saarland, in dem das strengste ländereigene Ladenschlussgesetz gilt und wo die Geschäfte werktags schon um 20 Uhr schließen müssen, bislang nicht gefruchtet. In Bayern findet man derzeit kaum noch einen Politiker, der die Ladeninhaber selbst entscheiden lassen will, wann sie ihre Läden aufsperren. Ministerpräsident Seehofer hat eine Art Gelübde abgelegt, solange er Ministerpräsident sei, wird den Konsumenten keine Möglichkeit eingeräumt, werktags nach 20 Uhr einzukaufen. Die bayerische FDP setzt sich gerade einmal dafür ein, dass die Kommunen mit weniger bürokratischem Aufwand verkaufsoffene Sonntage veranstalten dürfen. Der generell liberalisierte Ladenschluss ist derzeit nicht mehr auf der Agenda. Bayern hat als einziges Bundesland kein eigenes Ladenschlussgesetz, sodass das alte Bundesgesetz gilt. Dies sieht Öffnungszeiten von Montag bis Samstag von 6 bis 20 Uhr vor. Damit ist die Regelung in Bayern noch um einen Tick strenger als im Saarland (das einmal im Jahr eine Öffnungszeit bis 0 Uhr erlaubt).

Quelle zur hervorragenden Idee in NRW, mehr zum Schutz der Jugend zu tun und damit Erwachsene zu gängeln: http://www.rp-online.de/landtagswahl/nachr...aid_898580.html

Hinweis: Noch mal sorry, dass der Beitrag ursprünglich im falschen Thema gelandet ist. Ich habe die Suchfunktion bemüht, ich meine, das richtige Thema angeklickt zu haben, aber irgendwie ist das Ganze dann doch im "Öl"-Thema gelandet. :blink: :blink: :blink:
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Beitrag von 423-Treiber »

Noch besserer Jugendschutz wäre es ab 20 Uhr keine öffentliche Verkehrsmittel mehr fahren zu lassen, sämtliche Discos zu schliessen und vielleicht gleich ein Ausgangsverbot zu verhängen... <_<
Was ist denn das für eine Begründung, damit sich die Jugendlichen nicht zusaufen können müssen die Geschäfte früher schliessen?? Wie wird das bloss in Ländern gemacht, die sich mit dem Ladenschluss nicht so anstellen, sondern sich eher nach den Bedürfnissen der Konsumenten richten?
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TramPolin
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Beitrag von TramPolin »

423-Treiber @ 31 Aug 2010, 17:30 hat geschrieben: Noch besserer Jugendschutz wäre es ab 20 Uhr keine öffentliche Verkehrsmittel mehr fahren zu lassen, sämtliche Discos zu schliessen und vielleicht gleich ein Ausgangsverbot zu verhängen... <_<
Was ist denn das für eine Begründung, damit sich die Jugendlichen nicht zusaufen können müssen die Geschäfte früher schliessen?? Wie wird das bloss in Ländern gemacht, die sich mit dem Ladenschluss nicht so anstellen, sondern sich eher nach den Bedürfnissen der Konsumenten richten?
Die Begründung mit dem Jugendschutz ist natürlich Quatsch, denn es gibt ja auch noch die Tankstellen. Wenn dann müsste man den Alkoholverkauf generell ab 20 Uhr verbieten, dann könnten auch die Geschäfte weiterhin bis Mitternacht geöffnet haben und müssten "nur" den Alkohol wegschließen. Allerdings bin ich von einem Alkoholverkaufsverbot auch kein Freund. Man muss sicher die Erfahrungen des nächtlichen Alkoholverkaufsverbots in Baden-Württemberg abwarten, aber ich fürchte, dass das keine Lösung ist, da das Zeug halt früher gekauft und gehortet wird. Aber fairerweise kann man das ja mal beobachten.
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Beitrag von Stadtbahner »

Also wenn dieser Text wirklich der Ernst ist der NRW-Linkspartei fällt mir dazu nur eins ein: Selten über solch einen politischen Forderungsschwachsinn gelacht. :D

Wenn die noch ein paar Witze dieser Art drauf haben muss ich mir ein Sauerstoffzelt besorgen oder mich in eine Klinik einweisen lassen.
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Beitrag von spock5407 »

TramPolin @ 31 Aug 2010, 16:33 hat geschrieben: Ministerpräsident Seehofer hat eine Art Gelübde abgelegt, solange er Ministerpräsident sei, wird den Konsumenten keine Möglichkeit eingeräumt, werktags nach 20 Uhr einzukaufen.
Na, dann darf halt der Seehofer kein Ministerpräsident mehr sein... :lol:
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Beitrag von DumbShitAward »

Langsam hab ich die Faxen mit diesem "Jugendschutz" aber sowas von dick. Ist es seit neustem etwa legal für Jugendliche harte Alkoholika zu kaufen? Und ist das jetzt nach 20h noch illegaler als zuvor?

Die derzeitige Gesetzgebung ist absolut ausreichend - wenn sie nicht konsequent durchgesetzt wird ist das ein ganz anderes Problem (irgendwie kommt mir das bekannt vor...). Weshalb sollen nun die Erwachsenen darunter leiden (eigentlich sollte es doch nicht mehr sein als den Personalausweis zu zücken)?

Ich befürchte dass wir in Bayern wohl bis 2013 warten müssen, bis es nach den beiden Kreuther-Geist-Stamperln Huber und Beckstein nun auch Seehofer erwischt... Modernisierungsfreudig war die CSU ja noch nie, von vernünftig mal gar nicht zu sprechen...
Lektion 73 in unserer Serie "Rechtsstaat für Anfänger", heute: §81 StGB

Wer es unternimmt, mit Gewalt oder durch Drohung mit Gewalt den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu beeinträchtigen oder die auf dem Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland beruhende verfassungsmäßige Ordnung zu ändern, wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren bestraft.
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Beitrag von TramPolin »

DumbShitAward @ 31 Aug 2010, 21:02 hat geschrieben: Ich befürchte dass wir in Bayern wohl bis 2013 warten müssen, bis es nach den beiden Kreuther-Geist-Stamperln Huber und Beckstein nun auch Seehofer erwischt... Modernisierungsfreudig war die CSU ja noch nie, von vernünftig mal gar nicht zu sprechen...
Wenn es Seehofer erwischt und er nach einer Wahlschlappe weichen muss, dann hat sich die bayerische SPD schon für eine Große Koalition angebiedert. Man könne doch zusammen regieren, hieß es, man habe ja durchaus Gemeinsamkeiten. Die SPD sei gegen eine Ladenschlussliberalisierung, wie auch die CSU, also könne man ja. Pfui!

Dazu der Gegentrend im Bund - die Wahrscheinlichkeit, dass der Ladenschuss in Bayern liberalisiert wird, ist so wohl gering wie nie. Allenfalls, wenn die FDP bei der nächsten Landtagswahl sehr stark wird (unwahrscheinlich) und gleichzeitig Seeehofer abdankt (er hat das Gegenteil angekündigt), sehe ich noch eine Minichance. Problematisch ist, dass einige CSUler, die erst dafür waren, auf einmal gegen eine Ladenschlussliberalisierung sind.

Ich tippe mal darauf, dass man sich sogar schwer tun wird, während der Olympischen Spielen 2018 den Ladenschluss freizugeben. Zur WM 2006 schaffte man es ja bis 22 Uhr. Nun aber muss München erst einmal den Zuschlag für 2018 kriegen...
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Beitrag von spock5407 »

Man stelle sich vor: in Bayern ne Große Koalition. :lol: Dann wird wohl der Helmut Schleich als Kandidat antreten müssen...
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Beitrag von TramPolin »

spock5407 @ 31 Aug 2010, 21:23 hat geschrieben: Man stelle sich vor: in Bayern ne Große Koalition. :lol: Dann wird wohl der Helmut Schleich als Kandidat antreten müssen...
Momentan sieht es schon ein wenig nach Großer Koalition aus. Aber die Wahl ist erst 2013, bis dahin kann sich noch viel verschieben. Seehofer liest ja fleißig Strauß, aber ob der alte Strauß noch Lösungen für die heutigen Herausforderungen hat? Oder anders gefragt: Hatte er je Lösungen?
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Beitrag von DumbShitAward »

TramPolin @ 31 Aug 2010, 21:31 hat geschrieben: Momentan sieht es schon ein wenig nach Großer Koalition aus. Aber die Wahl ist erst 2013, bis dahin kann sich noch viel verschieben. Seehofer liest ja fleißig Strauß, aber ob der alte Strauß noch Lösungen für die heutigen Herausforderungen hat? Oder anders gefragt: Hatte er je Lösungen?
Lösungen... Strauß???! Okay, wenn wir von Korruption als Lösung sprechen, dann ja. "Nur weil einer den Hals einzieht und das r rollt hat er noch Lange nicht meine Kragenweite!".

Ernsthaft. Wenn nun schon die SPD anfängt das Thema Ladenschluss jenseits von 20.00h zu kritisieren (und das nicht nur aus Arbeitnehmerschutz, Helmut Schmidt, lass Hirn regnen, dann ist's echt arg).

Große Koalition in Bayern halte ich allerdings für unwahrscheinlich. Wenn die CSU die erwartete Watschen (schon wieder) bekommt, dann säuft diesmal auch die FDP mit ab. Ampel, ick hör dir trapsen. Die zu bearbeitende Person ist wohl eher Stiegler als Maget, von daher muss man allerdings mit der Interpretation der SPD vorsichtig sein.

Grundlegend sehe ich für Bayern eine Chance für einen erweiterten Ladenschluss nur in einer Rückführung der Öffnungszeiten zum Bund, das Volksbegehren hat leider einmal wieder seine Unzulänglichkeit in Deutschland bewiesen (zumal das Thema wohl zu wenig polarisiert um die "Massen" auf die Straße zu bekommen...). Allerdings befürchte ich, dass ich das trotz meiner weniger als dreißig Lenze nicht erleben werde... Stursinn oder Krieg, sucht's euch aus.
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Beitrag von TramPolin »

DumbShitAward @ 1 Sep 2010, 23:25 hat geschrieben:Grundlegend sehe ich für Bayern eine Chance für einen erweiterten Ladenschluss nur in einer Rückführung der Öffnungszeiten zum Bund
Keine Chance, da dürfte sich keiner ranwagen. Die Frage ist auch: Wozu? Damit man einheitliche Lösungen in Deutschland hat? Die hat man ja oft nicht mal bei den Geschäften innerhalb eines Einkaufszentrums.

Erfolgversprechender wäre in Bayern eine Koalition ohne Beteiligung der SPD mit einem anderen CSU-Ministerpräsidenten. Sagen wir mal Jamaika, also Schwarz, Grün, Gelb. Die Grünen könnten sich vielleicht noch am ehesten mit einem verlängerten Ladenschluss anfreunden. Ich meine aber, dass es für den veränderten Ladenschluss in Bayern nur ein kleines Zeitfenster gab, das schon längst vorbei ist. Inzwischen ist ja der Bundestrend wieder rückläufig. Wenn der Arbeitnehmerschutz dafür nicht herhalten kann, dann halt der Jugendschutz. Irgendwann verbieten und zensieren wir alles im Zeichen des Jugendschutzes, auch für Erwachsene versteht sich, da ja ein Erwachsener Jugendlichen Zugang zu jugendgefährdenden Dingen verschaffen könnte.
DumbShitAward @ 1 Sep 2010, 23:25 hat geschrieben: das Volksbegehren hat leider einmal wieder seine Unzulänglichkeit in Deutschland bewiesen (zumal das Thema wohl zu wenig polarisiert um die "Massen" auf die Straße zu bekommen...).  Allerdings befürchte ich, dass ich das trotz meiner weniger als dreißig Lenze nicht erleben werde... Stursinn oder Krieg, sucht's euch aus.
In Bayern ist das doch gut gelaufen und es wurde beim Rauchverbot eine vernünftige Lösung gefunden, mit der auch die Raucher noch leben können. Entgegen Deiner Prognose haben die Richter bislang noch keine Mängel im Gesetz gefunden, wobei aber noch weitere Prüfungen anstehen. Bislang sieht es aber ganz gut aus.

Anders in der Schweiz: Per Volksbegehren soll die Todesstrafe wieder eingeführt werden. Besonders pikant: Auch, wer noch vor der Gesetzesänderung mordet, soll später hingerichtet werden. Dabei gilt doch eigentlich der Grundsatz: Es muss nach den Gesetzen verurteilt werden, die zum Tatzeitpunkt gelten. Sonst kann ja der Verbrecher sagen: Also, wenn ich gewusst hätte, es könnte die Todesstrafe dafür geben, hätte ich die Tat nicht begangen. Außerdem: Der Verurteilte soll innerhalb von 3 Monaten exekutiert werden. Also keine strengen, jahrelangen Überprüfungen wie in den USA, die noch einigermaßen Sicherheit geben, dass man auch einen wirklich Schuldigen staatlich tötet. Inzwischen wurde bekannt, dass alles nicht ernst gemeint war:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33180/1.html

Es ist aber schon erschreckend, dass in der Schweiz so was möglich ist, in Bayern ist es natürlich nicht zulässig.
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Beitrag von LugPaj »

TramPolin @ 2 Sep 2010, 00:30 hat geschrieben: Es ist aber schon erschreckend, dass in der Schweiz so was möglich ist, in Bayern ist es natürlich nicht zulässig.
Naja, bis 1998 stand die Todesstrafe noch als Option in der bayrischen Verfassung..., rausgestrichen durch ein Volksbegehren.
[font=Courier]Für eine Privatisierung der Bahn ohne Netz[/font]
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Beitrag von TramPolin »

LugPaj @ 2 Sep 2010, 01:04 hat geschrieben: Naja, bis 1998 stand die Todesstrafe noch als Option in der bayrischen Verfassung..., rausgestrichen durch ein Volksbegehren.
Das schon, aber das Bundesrecht erlaubt ohnehin keine Todesstrafe und steht über der Landesverfassung. Auch über das Bundesrecht könnte keine Todesstrafe mehr in Deutschland eingeführt werden.

In der Schweiz wäre es wohl möglich.
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Beitrag von DumbShitAward »

TramPolin @ 2 Sep 2010, 00:30 hat geschrieben: Anders in der Schweiz: Per Volksbegehren soll die Todesstrafe wieder eingeführt werden. Besonders pikant: Auch, wer noch vor der Gesetzesänderung mordet, soll später hingerichtet werden. Dabei gilt doch eigentlich der Grundsatz: Es muss nach den Gesetzen verurteilt werden, die zum Tatzeitpunkt gelten. Sonst kann ja der Verbrecher sagen: Also, wenn ich gewusst hätte, es könnte die Todesstrafe dafür geben, hätte ich die Tat nicht begangen. Außerdem: Der Verurteilte soll innerhalb von 3 Monaten exekutiert werden. Also keine strengen, jahrelangen Überprüfungen wie in den USA, die noch einigermaßen Sicherheit geben, dass man auch einen wirklich Schuldigen staatlich tötet. Inzwischen wurde bekannt, dass alles nicht ernst gemeint war:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33180/1.html

Es ist aber schon erschreckend, dass in der Schweiz so was möglich ist, in Bayern ist es natürlich nicht zulässig.
Das war, sarkastisch ausgedrückt, allerdings nur ein "PR-Stunt" von einer Gruppe Hinterbliebener. Die Initiative wurde am Tag nachdem sie eingereicht wurde wieder zurückgezogen. Die Antragssteller wollten, wie sie selbst sagten, nur Aufmerksamkeit erregen (da der Gesetzgeber in ihren Augen nur die Täter schützen würde und generell ja viel zu lasch agiere).

Ich gebe dir durchaus recht, dass diese Idee absolut widerlich ist, allerdings wäre das wohl in keinster Weise mehrheitsfähig gewesen und selbst wenn das Volk es angenommen hätte, dann wäre es nicht durch den Nationalrat oder den Ständerat gekommen (der muss, entgegen weitverbreiteter Meinung immernoch zustimmen, auch wenn er das quasi immer tut). Gibt selten Initiativen wo sich alle Parteien sofort einig sind, das war eine, wo sogar die SVP nicht aus der Reihe tanzte.

Scheint auch, als ob man sich damit nicht wirklich viele Freunde gemacht hat. Wer nicht über die Geisteshaltung der Initianten wettert, beschwert sich darüber, dass sie das Mittel der Volksinitiative missbraucht haben. Zumindest die Kosten werden dem Antragssteller wohl nun in Rechnung gestellt. Allerdings ist fraglich, ob die Initiative überhaupt zugelassen worden wäre. In der ersten Phase, also bis die 100.000 Unterschriften gesammelt sind, wird der Antrag lediglich auf formale, nicht inhaltliche, Korrektheit geprüft.
Ganz so absolut ist das Recht des Volksbegehrens auch in der Schweiz nicht: der unter Schweizern verbreitete Witz, das Volk hätte die demokratische Macht die Demokratie abzuschaffen (man ist sich der Gefahr der Demagogie durchaus bewusst, spätestens seit 2007) ist z.B. gar nicht möglich, da es die Grundfesten der eidgenössischen Bundesverfassung angreifen würde und von daher nicht zulässig wäre.

Aber um zurück zum Thema zu kommen:
Ich halte das Thema Volksentscheid nach wie vor für bedenklich, gerade mit dem Blick Richtung Schweiz (wie du ja weißt, verbringe ich sehr viel Zeit da). Nur ein paar Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit, so richtig dicke Fische wie EU-Beitritt mal ausgelassen, da zu komplex.

1. Minarett-Verbot.
Noch am Abstimmungssonntag in der Früh wurde nicht darüber spekuliert wer gewinnt, sondern mit wie viel Prozent das abgelehnt wird. Jeder war sich seiner Sache recht sicher, die Umfragen zeigten ein klares Übergewicht auf der Nein-Seite. Es kam bekanntlich anders, am Montag fragte sich dann jeder, wie's dazu kommen konnte. Ganz einfach: Volksentscheide in der Schweiz haben meist keine 50% Stimmbeteiligung, die Gegner des Minarettverbots haben in der Annahme, dass das ja locker klappt, schlichtweg "vergessen" abzustimmen. Nun hat man ein Gesetz, dass vom "Volk" pro forma legitimiert wurde, de facto aber keine Mehrheit bei den Wählern hat.

2. Gesundheitsinitiative
Das die Schweiz ein Problem mit ihren Krankenkassen hat, ist ja nichts neues. Dennoch wurde vor etwa einem Jahr eine Initiative eingereicht, die auch Homöopathie in den Katalog der Grundversicherung (in etwa wie unsere gesetzliche Kasse) aufnehmen sollte. Zum Entsetzen Vieler wurde das angenommen. Das liegt jetzt nicht daran, dass die Schweizer so auf Globoli stünden, sondern, dass die Mehrheit der Ja-Stimmer den Unterschied zwischen Homöopathie und Phytomedizin (Medikamente auf pflanzlicher Basis, allerdings mit erwiesener Wirksamkeit - in der Pharmazeutik zumindest unter diesen Kriterien völlig unstrittig) nicht kannten.
Naja, jetz muss halt jeder den esotherischen Fimmel einiger Weniger finanzieren... ist natürlich sehr witzig, wenn selbst Arbeitslose und Volljährige Schüler ohne Einkommen je nach Kanton mal 500SFr für die Krankenkasse abdrücken müssen (und nein: es gibt keine Ausnahme).
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Beitrag von Oliver-BergamLaim »

Man sollte mal eine Grundsatzklage vor dem Europ. Gerichtshof vorbringen, ob es zulässig sein kann, dass man vorgeschrieben bekommt, wann man Lebensmittel kaufen darf und wann nicht.

Hier wäre eine generelle Regelung EU-weit wünschenswert, unabhängig von den Befindlichkeiten hinterwäldlerischer bayrischer Christsozialer, die garantiert abends nach der Arbeit nicht selbst in den Supermarkt hetzen müssen...
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Beitrag von TramPolin »

@DumbShitAward

Zur Todesstrafe: Wenn die Volksinitiative zugelassen worden wäre, bin ich mir nicht sicher, ob sie das Volk abgelehnt hätte. Ganz im Gegenteil: In Umfragen bekommt man bei der Bevölkerung meist satte Mehrheiten für die Todesstrafe, in Verbindung mit Kinderschändern dürften die Mehrheiten noch viel klarer sein, da sexueller Missbrauch bei Kindern (zurecht) ein Reizthema ist. Klar, es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Nationalrat das Ganze wieder abgelehnt hätte, aber ich kenne mich mit Schweizer Politik einfach zu wenig aus und weiß nicht im Detail, wie das dort abläuft.

Zu Volksabstimmungen allgemein: Die repräsentative Demokratie hat viele Mängel, auch wenn es faktisch nichts Besseres gibt. Wer fühlt sich heute von den Politikern noch gut oder überhaupt vertreten? Das Forcieren von Sachabstimmungen halte ich daher für eine hervorragende Möglichkeit, die Leute wieder mehr für Politik zu begeistern, die Demokratie zu stärken und der allgemeinen Politikfrustration entgegenzuwirken. Aus dem verächtlichen "die da in Berlin" wird ein "wir" - zumindest im Idealfall. Die Parteien gleichen sich derzeit - aus der CDU ist eine Art SPD geworden, die aus zwingenden Gründen den Atomstrom propagiert. Viele haben - nicht zu Unrecht - das Gefühl, dass sie mit ihrer Stimme immer dasselbe wählen. Ich möchte das mit einem Waschmittel vergleichen. Außen stehen tolle Markennamen, bunte Verpackungen suggerieren innovative Waschtechnik, Werbefiguren behaupten so tolle Sachen, etwa, dass die Farben wie nie strahlen. Zur Verstärkung tauchen Kinder (funktioniert immer ["ach, sind die süß"]) und Prominente (funktioniert noch "immmerer"; ich erinnere an den legendären Spot "Jetzt ist wieder alles Blanco" - natürlich mit Roberto Blanco) in den Botschaften auf, in denen als weitere Forcierung weichgespülte Phrasen gesungen werden. Keiner nimmt das ernst, aber Werbung funktioniert. Der entscheidende Punkt aber ist: Innen ist dann doch nur überall das gleiche weiße Industriepulver drin.

Ich gebe Dir aber Recht: Sachabstimmungen haben sicher einen großen Mangel, wie die von Dir aufgezeigten Punkte belegen. Nur ein aufgeklärtes Volks kann entscheiden. Klar ist es traurig, dass viele den Unterschied zwischen Homöopathie und Allopathie (das Gegenstück) nicht kennen. Die Debatte über die Sachthemen wird aber den einen oder anderen veranlassen, sich mit der Thematik beschäftigen.

Der Schaden in der Schweiz mag vorhanden sein. Das System dort ist aber nicht mit dem bayerischen vergleichbar. Was aber ist in Bayern passiert? Das Volk hat sich ein Gesetz zurückgeholt, das fast 1:1 mit dem ursprünglichen CSU-Gesetz identisch ist. Man kann jetzt sich um die Raucherclubs unterhalten, auch wenn wir im falschen Thema sind. Man könnte jetzt behaupten, das alte Gesetz hätte Raucherkneipen zugelassen. Allerdings ist das umstritten. Wenn man das Gesetz härter, konsequenter vollzogen hätte, wären die Auswirkungen ähnlich wie beim jetzigen Gesetz. Das Volk hat so gesehen keinen Schaden angerichtet. Die saubere Luft in Lokalen gibt ihm Recht. Natürlich verstehe Raucher, die das Vor-die-Tür-gehen stört. Es zeigt aber auch, dass es nicht reicht, sich auf die anderen zu verlassen. Man kann jetzt nur auffordern, in Zukunft auch zur Wahl zu gehen. Dann braucht man hinterher nicht auf die angeblich niedrige Wahlbeteiligung (so niedrig war sie nämlich gar nicht) zu schimpfen und kann aktiv mitgestalten.
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Beitrag von TramPolin »

Oliver-BergamLaim @ 2 Sep 2010, 10:57 hat geschrieben: Man sollte mal eine Grundsatzklage vor dem Europ. Gerichtshof vorbringen, ob es zulässig sein kann, dass man vorgeschrieben bekommt, wann man Lebensmittel kaufen darf und wann nicht.

Hier wäre eine generelle Regelung EU-weit wünschenswert, unabhängig von den Befindlichkeiten hinterwäldlerischer bayrischer Christsozialer, die garantiert abends nach der Arbeit nicht selbst in den Supermarkt hetzen müssen...
Juristisch kann ich es nicht final beurteilen, ich glaube aber kaum, dass das Aussicht auf Erfolg hat. Ich habe es zumindest im Gefühl, dass es heißen wird, dass 14 Stunden werktägliche Öffnungszeit (6 bis 20 Uhr) ausreichend seien, dass der Schutz von Angestellten vor unzumutbaren Arbeitszeiten hoch zu bewerten sei und der Sonntagsschutz im Grundgesetz festgeschrieben sei. Die Richter werden vielleicht dann zugeben, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung wirklich Probleme habe, offene Läden anzutreffen, dass dies aber kein Recht auf ständige offene Läden ableite. Bestimmte Berufe brächten halt systembedingt Einschränkungen. Zu nennen seien aber auch Berufe mit Auslandsaufenthalten. Vielleicht würde man noch anführen, dass die Versorgung mit Nahrung und Lebensnotwendigem auch für Schichtarbeiter dennoch unter zumutbaren Bedingungen funktionieren würde.

Vielleicht erfolgversprechender wäre die Selbstbestimmung eines Ladeninhabers. Dass er um 20 Uhr schließen muss, ist ja so was Ähnliches wie ein zeitweises Berufsverbot.

Generell muss man sich aber schon fragen, ob man in einem christlich orientierten Staat wie Bayern Ladenöffnungszeiten haben muss, die strenger sind als im Vatikan. Ich fürchte aber, dass wir aus dieser Rolle aus absehbarer Zeit nicht rauskommen. Die Klagen von bayerischen Ladeninhabern, die an der Grenze wohnen und deren Kundschaft nach 20 Uhr in Baden-Württemberg oder in Hessen einkauft, sind ausgeblieben, zumindest hört man nichts darüber. Die bayerische FDP wäre ja schon zufrieden, wenn ein paar lange Einkaufsnächte mit geringerem bürokratischen Aufwand möglich wären. Der Nutzen wäre aber gering: Was habe ich davon, wenn ich in der Fußgängerzone 4-mal im Jahr um 23:00 eine Krawatte kaufen kann und in Neuperlach an ca. 365,25 Tagen im Jahr die Geschäfte nach 20 Uhr geschlossen sind? Außerdem will die Stadt München keine solchen langen Nächte, sie sollten die absolute Ausnahme bleiben (also so alle 2 oder 3 Jahre einmal stattfinden).
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Zum Ladenschluss im ZOB merkur
Dennoch drängt auch die Stadt beim ZOB auf eine Ausnahmegenehmigung beim Ladenschluss - wie sie für Bahnhöfe und Flughäfen gilt, die 24 Stunden am Tag geöffnet haben dürfen. Weil auch nachts viele Busse an- und abfahren und weil die  Diskothek „Neuraum“ im Tiefgeschoss des ZOB viele Besucher anzieht, könnte das Geschäft laufen. Doch die Staatsregierung will frühestens im Herbst erneut über eine Lockerung des Ladenschlusses diskutieren.
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Beitrag von TramPolin »

Iarn @ 9 Sep 2010, 10:26 hat geschrieben: Zum Ladenschluss im ZOB merkur
Steht nur das Gelübde Seehofers im Weg, das Ladenschlussgesetz nicht zu liberalisieren, so lange er Ministerpräsident ist. Ergo kann es sich allenfalls um eine Lockerung für Busbahnhöfe und für Einkaufsnächte handeln, da diese minimalen Änderungen von der Bevölkerung nicht als echte Änderung empfunden werden.

Natürlich könnte Seehofer auch von seinem Gelübde abrücken, nachdem sich aber der Bundestrend umkehrt (NRW will zurück auf 22 Uhr oder 20 Uhr, vor allem um den Einkauf von Alkohol durch Jugendliche einzudämmen), scheint dies unwahrscheinlicher denn je. Auch die Schnaps-Schlagkeule könnte man in Bayern einsetzen, wer will schon, dass es noch mehr Alkoholexzesse von Jugendlichen gibt? Ergo muss alles dem in Deutschland sicher einzigartigen Jugendschutz untergeordnet werden. Ob es den Jugendlichen hilft, darf dabei selbstverständlich nicht hinterfragt werden, und Einschränkungen für Erwachsene müssen selbstredend hingenommen werden. Es geht ja um unsere Jugend!

Ich werde aber mal versuchen, per Politiker-Korrespondenz rauzszufinden, was da im Herbst wirklich debattiert werden soll.
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Jean
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Beitrag von Jean »

Vielleicht kann man da ja auch ein Bürgerbegehren einleiten? :P :P
Wie war das mit Bürokratieabbau? Ladenschluß ist definitiv Bürokratie!
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Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
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Beitrag von TramPolin »

Jean @ 9 Sep 2010, 10:41 hat geschrieben:Vielleicht kann man da ja auch ein Bürgerbegehren einleiten?  :P  :P
Keine Chance, 25.000 Unterschriften kriegst Du zusammen, aber eine Million Leute nicht in die Rathäuser, da das Thema längst nicht so emotionalisiert wie z.B. das Rauchverbot.

Jean @ 9 Sep 2010, 10:41 hat geschrieben:Wie war das mit Bürokratieabbau? Ladenschluß ist definitiv Bürokratie!
Eine Liberalisierung würde ja nur die Öffnungszeiten verschieben, aber der Apparat dahinter würde bleiben. Bürokratieabbau wäre es nur dann, wenn der Ladenschluss Montag bis Sonntag vollständig freigegeben würde. Dass man in Bayern demnächst um Sonntag einkaufen kann, ist ungefähr so wahrscheinlich wie dass das Weiße Haus grün angestrichen wird.
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Beitrag von Taschenschieber »

Die Abschußfreigabe des Sonntags wäre auch m. W. nach einem Karlsruhe-Urteil der letzten Jahre nicht verfassungskonform. Das Ladenschlussgesetz muss also in irgendeiner Form bleiben.

Und zum Schluss noch eine nette Phrase - Bürokratieabbau ist nicht der Abbau irgendwelcher Vorschriften, sondern der Abbau sinnloser Vorschriften.
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Beitrag von Jean »

Die Ladenöffnungszeiten sind nach MEINER Ansicht sinnlos!
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Fahrradwege auf Kosten des ÖPNV braucht keiner!
Taschenschieber

Beitrag von Taschenschieber »

Jean @ 9 Sep 2010, 11:56 hat geschrieben: Die Ladenöffnungszeiten sind nach MEINER Ansicht sinnlos!
Das sahen die Verfassungsrichter in Karlsruhe offenbar anders, dort wird der Sinngehalt eines allgemeinen Ruhetages (okay, mehr oder weniger allgemein) über das Interesse aller an offenen Läden an Sonntagen gestellt.

Die gesetzlichen Regelungen haben durchaus einen Sinn - wie z. B. eben Arbeitnehmerschutz.
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