Wie erreicht die Bahn mehr Qualität?

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146225
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Beitrag von 146225 »

JNK @ 21 Nov 2010, 11:04 hat geschrieben: Wobei ich die Bahn teilweise bei der Außendarstellung nicht verstehe. Sie nimmt immer wieder Stellung zu Schlagzeilen wie:

"Zu volle Züge: Die Bahn überfordert." oder
"Die Bahn erhöht die Preise im Bahnverkehr".

Und immer findet sich ein Bahnsprecher, der dazu Stellung nimmt, egal ob Print, Radio oder TV. Ich würde an Stelle von DB Regio NRW einfach auf den VRR etc. verweisen und sonst gar nicht in solchen Medienbeiträgen auftauchen.
Hab ich mich auch schon gefragt, wieso nicht bei diversen Wettbewerbsprojekten, und speziell bei solchen mit zu gering bestellten Kapazitäten - soll ja auch in Bayern schon vorgekommen sein - das betroffene EVU die Wut seiner Kunden dorthin durchreicht, wo sie erst verursacht wurde: An den Aufgabenträger.

Das Problem ist halt nur, das erstens die jeweilige Bestellorganisation (wenn es nicht bekannte Verbünde wie VRR oder RMV sind) beim Kunden in der Regel schlicht nicht bekannt ist und von ihm eben im Gegensatz zum EVU vor Ort nicht wahrgenommen wird (z.B. dürfte nur ein geringer Teil der Bahnkunden hier in Baden-Württemberg etwas mit der NVBW anfangen können) und zweitens ja eine wirtschaftliche Abhängigkeit der EVU von den Aufgabenträgern besteht. So frei nach dem Motto: "Nörgle ein bißchen zu laut über uns und Du weißt, wer bei der nächsten Ausschreibung gleich mal draußen bleiben kann."
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Beitrag von Didy »

Autobahn @ 21 Nov 2010, 08:33 hat geschrieben:Dem Kunden ist es schlicht egal, welche Arbeitszeitregeln bei dem Dienstleistungsunternehmen bestehen. Es ist Sache des Dienstleistungsunternehmens genügend Personal an den notwendigen Stellen vorzuhalten.

Aber es bleibt Dir natürlich unbenommen, aus Verständnis für falsche Personalplanung eines Dienstleisters eine bezahlte Dienstleistung nicht in Anspruch nehmen zu können.
Ich glaube so verschieden sind eure Standpunkte gar nicht, ihr redet nur aneinander vorbei.

Autobahn sagt: Die Bahn soll sich drum kümmern dass es stabil läuft, wie ist ihm egal, aber es soll natürlich alles rechtmäßig sein.

Die Bahner hier sagen: Ihr Arbeitgeber soll endlich für mehr Personal sorgen, damit man im Störungsfall noch reserven hat, weil im Normalfall schon alles nur noch gerade so läuft.

Im Endeffekt wollt ihr doch beide das Gleiche: Genügend Reserven dass im Problemfall es trotzdem noch möglichst gut läuft. Nur Autobahn sieht es von außen als "es muß im Störungsfall laufen" und die Bahner von Innen mit "wir brauchen mehr Personal damit wir im Störungsfall weitermachen können".
Also hört auf euch zu beharken.
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Beitrag von Bayernlover »

Danke Didy, jetzt kann ich mir meinen Beitrag sparen :D

Außer Autobahn will mehr Service ohne neues Personal :P
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Beitrag von chris232 »

146225 @ 21 Nov 2010, 12:32 hat geschrieben: Das Problem ist halt nur, das erstens die jeweilige Bestellorganisation (wenn es nicht bekannte Verbünde wie VRR oder RMV sind) beim Kunden in der Regel schlicht nicht bekannt ist und von ihm eben im Gegensatz zum EVU vor Ort nicht wahrgenommen wird (...)
Gibt es eigentlich im Gegensatz zu den EVU auch von den Bestellern so nette Visitenkarten mit Beschwerdehotlines und wenn ja, woher krieg ich die?

Übrigens, noch was dazu - wenn sich die Fahrgäste bei den Unternehmen an der richtigen Stelle beschweren, kann das durchaus auch was bringen! Ein paar Anrufe bei der Servicehotline, dass bestimmte Züge noch verlängert werden sollten, können schnell an den Besteller weitergereicht werden - da das Unternehmen daran ja auch verdienen würde wenn mehr bestellt wird. Wenn aber nur beim Personal vor Ort gemeckert wird und das Personal vor Ort den Frust der zahlenden und nicht zahlenden Kunden schlucken darf, leidet die Qualität mangels Motivation nur noch mehr darunter.
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Beitrag von sbahnfan »

Qualität erfordert ein Qualitätsbewusstsein. Wenn ich mit der S-Bahn Frankfurt unterwegs bin, kann ich ein solches Qualitätsbewusstsein nicht erkennen. Es kommt z.B. IMMER WIEDER vor, dass die ZZA am Bahnsteig einen Vollzug anzeigen, aber es kommt ein Kurzzug, oder umgekehrt. Oder die ZZA zeigen ganz Falsches oder gar nichts an. Oder bei Verspätungen / Ausfällen wird nichts durchgesagt. Das alles ist nicht die Ausnahme, sondern kommt wie gesagt IMMER WIEDER vor. Da ist keine Motivation zu erkennen, hier die Qualität zu verbessern. Die zuständigen Mitarbeiter wissen wahrscheinlich "wenn da mal wieder was schiefläuft hat das sowieso keine Konsequenzen, also egal...". Da muss erst mal ein Qualitätsbewusstsein geschaffen werden. Sprich den zuständigen Mitarbeitern klar machen, dass dies sehr wohl wichtig ist. Und das auch konsequent überwachen und konsequent Konsequenzen verhängen, wenn da mal wieder geschlampt wurde.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Die zu gering bestellten Kapazitäten durch die Verkehrsverbünde sind das eine Problem und gehen zu Recht zu Lasten der Besteller. Wenn eine S-Bahn mit vier x-Wagen in der HVZ voll ist, hat jeder Kunde dafür einigermaßen Verständnis. Wenn diese S-Bahn aber dann wegen "technischer Störungen" nur mit drei x-Wagen kommt oder einer ist abgeschlossen, richtet sich die Wut zu recht gegen den Betreiber. Das gleiche gilt für einen RE, der mit fünf DOSTO bespannt sein muss, aber nur mit vier DOSTO an den Bahnsteig rollt.

Wenn eine S-Bahn (abends im 30 Minuten-Takt) zwar am Bahnhof zur Weiterfahrt angezeigt wird und sogar auch pünktlich einrollt, dann aber die Fahrgäste aufgefordert werden, den Zug zu verlassen, weil dieser wider Erwarten just in diesem Moment und an dieser Stelle ausgesetzt wird, weil der Lokführer Feierabend hat und kein Ersatzmann zur Verfügung steht, kann man dem Verkehrsverbund nicht die Schuld geben.

sbahnfan @ , hat geschrieben:Sprich den zuständigen Mitarbeitern klar machen, dass dies sehr wohl wichtig ist. Und das auch konsequent überwachen und konsequent Konsequenzen verhängen, wenn da mal wieder geschlampt wurde.
Was glaubst Du, was DB-Mitarbeiter von den so genannten Mystery-Custumer halten? Mystery-Custumer sind solche Leute, die als normaler Kunde getarnt mit der Bahn fahren und jeden Fehler protokollieren. Und dann dürfen die Bahnmitarbeiter später bei ihren Vorgesetzten antanzen. Ob es das im Nahverkehr auch gibt, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Im VRR gibt es aber die Linienscouts, die auf freiwilliger und ehrenamtlicher Basis aller Vorkommnisse auf ihrer Linie an den Verkehrsverbund melden.
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Beitrag von Bayernlover »

In NRW passieren Dinge, nene...
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

Bayernlover @ 21 Nov 2010, 18:15 hat geschrieben:In NRW passieren Dinge, nene...
Und das fast jede Woche ;)
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Beitrag von sbahnfan »

Autobahn @ 21 Nov 2010, 18:08 hat geschrieben:Was glaubst Du, was DB-Mitarbeiter von den so genannten Mystery-Custumer halten?
Die Bahnmitarbeiter, die ein Qualitätsbewusstsein haben und einen guten Job machen, brauchen die Mystery-Customer nicht zu fürchten. Die sollten sich eher freuen, dass von ihrer guten Arbeit Notiz genommen wird. Aber auch diese guten Bahnmitarbeiter sollte man gelegentlich mal beim Vorgesetzten antanzen lassen, damit sie ihr verdientes Lob bekommen und auch mal die Ankündigung einer Gehaltserhöhung, weil sie Arbeit von guter Qualität leisten. Das steigert die Motivation, gute Qualität zu leisten und ist sinnvolle Mitarbeiterführung im Sinne eines hohen Qualitätsbewusstseins.
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Beitrag von chris232 »

Autobahn @ 21 Nov 2010, 18:08 hat geschrieben: Wenn diese S-Bahn aber dann wegen "technischer Störungen" nur mit drei x-Wagen kommt oder einer ist abgeschlossen, richtet sich  die Wut zu recht gegen den Betreiber. Das gleiche gilt für einen RE, der mit fünf DOSTO bespannt sein muss, aber nur mit vier DOSTO an den Bahnsteig rollt.
Achso? Wenn also ein Besteller beim Wagenmaterial und Personal NULL Reserve bestellt oder zahlen will (was quasi Standard ist), ist der Betreiber schuld? Interessante These... Dass das mit null Reserve zwangsläufig mal dazu führt, dass nicht immer das gewünschte Material oder Personal gestellt werden kann, ist denk ich nicht so schwer zu überreißen.


@sbahnfan: Meinst du, die Mitarbeiter können was dafür, wenn die Fahrzeuge mal den Geist aufgeben und man deswegen mit weniger Fahrzeugen unterwegs ist? Wir machen das natürlich alle mit Absicht! Ist ja für die Lokführer auch viel angenehmer, der Zug bremst nämlich besser wenn er voller ist. Und der Dispo hat's auch viel einfacher wenn er den blöden zweiten Wagen nicht auch noch einplanen muss, so ein Zugausfall is viel schneller eingetragen. Oder?

Übrigens - was die Bespitzelung angeht... Du möchtest also auch, dass dir rund um die Uhr jemand bei der Arbeit auf die Finger schaut (oder zumindest dir das Gefühl gibt als ob), und du bei dem kleinsten Fehltritt - oder auch nur weil du mal Kulanz zeigst (!) - gleich mit Abmahnung oder sofortiger Kündigung rechnen musst? Da wär's dir dann auch schon wurscht, wenn du ein Mal in zwei Jahren 'ne Packung Lebkuchen vom Chef kriegst. WENN man die denn überhaupt mal kriegen würde.

Edit: Dazu fällt mir noch der Spruch im Büro meiner Vorgesetzten ein... Ich zitiere: "Ned gschimpfd is globd gnua!" Man könnte sagen, das das nur ein Spruch ist - aber es ist tatsächlich Fakt.
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Beitrag von spock5407 »

chris232 @ 20 Nov 2010, 15:29 hat geschrieben: Die Bahn plant den Kampf gegen das Winterchaos (Welt Online, 20.11.2010)

Des Bild is genial. Will der Grube den Winter mit ner "Hui Buh!"-Geste erschrecken? Oder doch eher die Fahrgäste? Das ist die neue Geste von Reisezentrumsrumstehern, damit Leute Angst vor dem Schalter haben und sich an den Blechschaffner wenden? Letztere haben den Vorteil: sie können nicht übel gelaunt sein... :lol:
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

chris232 @ 21 Nov 2010, 22:37 hat geschrieben:Achso? Wenn also ein Besteller beim Wagenmaterial und Personal NULL Reserve bestellt oder zahlen will (was quasi Standard ist), ist der Betreiber schuld? Interessante These... Dass das mit null Reserve zwangsläufig mal dazu führt, dass nicht immer das gewünschte Material oder Personal gestellt werden kann, ist denk ich nicht so schwer zu überreißen.
Der Besteller bestellt Zugkilometer mit der vorgegenen Kapazität. Im Idealfall auch noch Begleitpersonal, mehr nicht. Jedes EVU ist dafür verantwortlich, dass die Vorgaben eingehalten werden. Für die Reserven beim Personal und beim Rollmaterial ist nicht der Besteller verantwortlich, sondern schlicht und ergreifend das EVU.

Also Bleistift spitzen und genau rechnen ;)
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Beitrag von Bayernlover »

Ganz so würde ich es nicht sehen, da man als EVU durchaus zu wenig Kapazität bereitstellen könnte, nur um die Ausschreibung zu gewinnen. In der Praxis sollte das aber nicht funktionieren, da der Besteller das Angebot wohl auf seine Durchführbarkeit prüfen wird :D

Also hast schon Recht.
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Beitrag von Alex420-V160 »

-chris232\ @ 21. November 2010, 22:37 Uhr hat geschrieben:Achso? Wenn also ein Besteller beim Wagenmaterial und Personal NULL Reserve bestellt oder zahlen will (was quasi Standard ist), ist der Betreiber schuld?
Wieso sollte der Besteller Reserve bestellen und damit sogar dafür zahlen müssen? Es ist Sache des durchführenden EVU, den mit dem Besteller geschlossenen Vertrag jederzeit zu erfüllen.

Schöne Grüße,
Alexander
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Beitrag von sbahnfan »

chris232 @ 21 Nov 2010, 22:37 hat geschrieben:@sbahnfan: Meinst du, die Mitarbeiter können was dafür, wenn die Fahrzeuge mal den Geist aufgeben und man deswegen mit weniger Fahrzeugen unterwegs ist? Wir machen das natürlich alle mit Absicht! Ist ja für die Lokführer auch viel angenehmer, der Zug bremst nämlich besser wenn er voller ist. Und der Dispo hat's auch viel einfacher wenn er den blöden zweiten Wagen nicht auch noch einplanen muss, so ein Zugausfall is viel schneller eingetragen. Oder?
Schau dir mal die Beispiele an, die ich gebracht habe, und auf die ich mit bezog. Da schrieb ich von Bahnsteig-ZZA bei der S-Bahn Frankfurt, die IMMER WIEDER falsche/unzureichende Informationen anzeigen, und fehlende Durchsagen im Störungsfall. Das hat mit den Tfs gar nichts zu tun, sondern mit den Mitarbeitern in der Leitstelle. Wie gesagt, wenn AUSNAHMSWEISE einmal nicht alles rund läuft, bin ich der Letzte, der sich beschwert. Aber es kommt leider IMMER WIEDER vor, und es ist keine Motivation zu erkennen, hier die Qualität zu verbessern.

Und wenn ein Zugbegleiter oder Tf im Störungsfall die Fahrgäste schnell und umfassend informiert, sich gut um die Anschlüsse kümmert und souverän mit schimpfenden Fahrgästen umgeht, wird es ihn sicher nicht stören, wenn sein Vorgesetzter davon erfährt und ihm wegen guter Arbeit eine Gehaltserhöhung gibt. Ich bleibe dabei: Wer gute Arbeit leistet, braucht sich vor Qualitätskontrolleuren nicht zu fürchten. Das muss nur, wer keine gute Arbeit leistet.
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Beitrag von rautatie »

sbahnfan @ 21 Nov 2010, 19:18 hat geschrieben: Die Bahnmitarbeiter, die ein Qualitätsbewusstsein haben und einen guten Job machen, brauchen die Mystery-Customer nicht zu fürchten. Die sollten sich eher freuen, dass von ihrer guten Arbeit Notiz genommen wird.
Manchmal haben eben die Qualitätskontrolleure eine andere Meinung von Qualität als die Kunden. Ich habe gehört, dass es bei diesen Undercover-Kontrolleuren u.a. darum gehen soll, durchzudrücken, dass Fahrgäste im Regionalzug ohne passendes Ticket (egal ob vergessen, Fahrscheinautomat defekt, oder einem sonstigen Irrtum / Missgeschick erlegen) in jedem Fall mit der Schwarzfahrerstrafe von 40 Euro bedacht werden. Somit werden auch kundenfreundliche (weil in Einzelfällen kulante) Kontrolleure zu einem harten, rücksichtslosen Vorgehen genötigt.

Ob das immer die Qualität ist, die Kunden schätzen?
Wo ist das Problem?
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Beitrag von chris232 »

Autobahn @ 22 Nov 2010, 00:42 hat geschrieben: Für die Reserven beim Personal und beim Rollmaterial ist nicht der Besteller verantwortlich, sondern schlicht und ergreifend das EVU.
Der Besteller kann aber durchaus eine Reserve mitbestellen (und bezahlen). Nur faktisch läufts eben so: Anbieter A rechnet sich einen Betrag aus, was der Kilometer kostet. Anbieter B rechnet mit exakt denselben Daten, kauft aber noch ein Fahrzeug als Reserve und stellt drei Leute als Reserve mehr ein, und kommt damit auf einen höheren Betrag. Und jetzt rate mal, bei welchem Anbieter bestellt wird. Bei dem, der Reserven einkalkuliert? Die Ausschreibungsergebnisse sprechen eine andere Sprache.

@sbahnfan: Okay, ich dachte du bezogst dich auf die Probleme an sich und nicht deren Kommunikation. Dann entschuldige ich mich dafür, das war ein Missverständnis, denn Probleme bei der Kundeninformation seh ich genauso. Das liegt aber, und das möchte ich an der Stelle betonen, häufig nicht nur am Personal - sondern an der Kommunikation. Ich kann als Tf, auch wenn ich noch so gern möchte, schlecht meine perfekte Durchsage machen, wenn ich selbst nicht weiß was Sache ist. Und da hängt leider auch öfter die Kommunikation bei den Ansagern etc.

Was die Qualitätskontrolle angeht - da gibts mehrere Probleme:
Zum einen, dass nicht immer die beste Lösung auch die vom Konzern gewollte ist. Natürlich kann ich sagen "in meinem Zug sitzen nur Pendler die schlafen wollen, also sag ich nur das nötigste an" - dann krieg ich aber Abzüge weil ich nicht auf das Bordbistro hingewiesen hab und die Anschlüsse nicht auf Englisch durchgesagt hab. Natürlich kann ich mal ein Auge zudrücken, wenn jemand mal seine Monatskarte vergessen hat aber ich den sowieso jeden Tag seh - dann krieg ich aber Abzüge weil ich nicht sofort 'ne FN geschrieben hab. Und souverän mit Fahrgästen umgehen heißt meiner Meinung nach aus Mitarbeiter-Sicht, dass ich normale Anliegen anständig und gut beantworte. Das heißt meiner Meinung nach aus Fahrgast-Sicht, dass irgendwelche nörgelnden Idioten kurz abgestempelt werden und man sich dann wieder den Fahrgästen widmet, die wirklich wichtigere Sachen wollen. Und aus Sicht des Konzerns heißts überspitzt, dass ich allen Fahrgästen gleichzeitig (!) Zucker in Arsch blasen soll. Klappt aber leider nur selten, sodass ich da zwangsläufig nicht sonderlich gut abschneiden werd.
Desweiteren find ich es einfach nicht gerecht, solche Kontrollen durchzuführen, wo dann aber nur jeder negativen Punkt beachtet und geahndet wird, positive Punkte oder auch positive Resonanz durch Fahrgäste sich meist absolut GAR NICHT bemerkbar macht. Dass darunter die Motivation leidet ist ja wohl wenig verwunderlich. Gehaltserhöhung? Von sowas brauchst nicht mal nachts zu träumen - vielleicht gibts auf'm Gang mal ein "Da kam 'ne Mail für dich, klingt ja ganz gut soweit". Und gleich hinterher die Vorladung, wo du eine Stunde lang erklären darfst, wieso du da keinen Bordpreis verlangt hast. Und dafür sollst dir den Arsch aufreißen? Na danke...
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Beitrag von Autobahn »

chris232 @ 22 Nov 2010, 17:41 hat geschrieben:Der Besteller kann aber durchaus eine Reserve mitbestellen (und bezahlen). Nur faktisch läufts eben so: Anbieter A rechnet sich einen Betrag aus, was der Kilometer kostet. Anbieter B rechnet mit exakt denselben Daten, kauft aber noch ein Fahrzeug als Reserve und stellt drei Leute als Reserve mehr ein, und kommt damit auf einen höheren Betrag. Und jetzt rate mal, bei welchem Anbieter bestellt wird. Bei dem, der Reserven einkalkuliert? Die Ausschreibungsergebnisse sprechen eine andere Sprache.
Die Besteller nehmen nicht unbedingt das billigste Angbot, sondern das günstigste. Da können viele Kriterien eine Rolle spielen, auch eine gewisse Ausfallsicherheit. Die Verantwortung liegt aber eindeutig beim EVU.
Was die Qualitätskontrolle angeht - da gibts mehrere Probleme:
Die DB AG will (und ich meine zu Recht), dass auf allen Zügen ein einheitliches Vorgehen praktiziert wird und nicht jeder Zugbegleiter macht, was er für richtig erachtet. Klar ist es blöd, einem bekannten Stammkunden, der seine Monatskarte vergessen hat, eine FN aufs Auge zu drücken. Die braucht er aber nicht zu zahlen, wenn er seine Monatskarte später am Schalter vorzeigen kann (O.K., eine Bearbeitungsgebühr wird fällig). Aber was soll der Sitznachbar denken, wenn keine FN geschrieben wird?

Mir ist es vor Jahren mal passiert, dass ein Kontrolltrupp in die S-Bahn stürmte. Mit den Worten: "Sie haben ja eine Monatskarte, da brauche ich nicht zu kontrollieren!" und bevor ich die Karte zücken konnte, stürmte der Trupp an mir vorbei. In der Tat hatte mich die Mitarbeiterin des Trupps schon einige Male vorher mit Monatskarte angetroffen. Allerdings nicht im laufenden Kalendermonat. Da ich allein im 1. Klasse Abteil eines x-Wagens saß, fiel es nicht weiter auf.

Was die Durchsagen angeht, hier gibt es wohl neue Richtlinien.
Desweiteren find ich es einfach nicht gerecht, solche Kontrollen durchzuführen, wo dann aber nur jeder negativen Punkt beachtet und geahndet wird, positive Punkte oder auch positive Resonanz durch Fahrgäste sich meist absolut GAR NICHT bemerkbar macht.
Schön wäre es, wenn solche Kontrollen gar nicht nötig wären. Aber es ist auch die Eigenart solcher Kontrollen, dass nur die negativen Punkte Beachtung finden, weil das Positive eine Selbstverständlichkeit darstellt.
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Beitrag von Daniel Schuhmann »

Autobahn @ 22 Nov 2010, 18:40 hat geschrieben:Die braucht er aber nicht zu zahlen, wenn er seine Monatskarte später am Schalter vorzeigen kann (O.K., eine Bearbeitungsgebühr wird fällig).
Nur wenn sie persönlich ausgestellt ist (kommt eigentlich nur bem Abo in Frage). Bei übertragbaren ist das ausgeschlossen.

Dennoch empfinde ich als Kunde eine gewisse Kulanz sehr angenehm, vor allem wenn's eine kleine Bahn ist, die man täglich benutzt und einem die Schaffner bekannt sind — laufender/neuer Monat hin oder her.
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Beitrag von Bayernlover »

Daniel Schuhmann @ 22 Nov 2010, 18:48 hat geschrieben: Dennoch empfinde ich als Kunde eine gewisse Kulanz sehr angenehm, vor allem wenn's eine kleine Bahn ist, die man täglich benutzt und einem die Schaffner bekannt sind — laufender/neuer Monat hin oder her.
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Beitrag von chris232 »

Autobahn @ 22 Nov 2010, 18:40 hat geschrieben: Die Besteller nehmen nicht unbedingt das billigste Angbot, sondern das günstigste. Da können viele Kriterien eine Rolle spielen, auch eine gewisse Ausfallsicherheit. Die Verantwortung liegt aber eindeutig beim EVU.
Natürlich liegt die Verantwortung beim EVU, aber kein EVU kann es sich leisten, einfach so auf eigene Kosten mehr zu übernehmen als bezahlt wird. Klar haben da größere Firmen wie auch die DB noch Vorteile durch die Verfügbarkeit von "Restbeständen" - aber auch die werden chronisch geschrumpft, und dann bleibt eben auch da nichts anderes übrig als Ausfälle. Und dafür ist damit indirekt schon auch der Besteller mitverantwortlich solange keine entsprechenden Reserven einkalkuliert und vorgeschrieben werden. Und wiegesagt, die Ausschreibungen mit denen ich mich näher befasst hab (größtenteils DB in Bayern und teils in NRW), zeigen eine klare Tendenz gegen jegliche Reserven. Dazu muss man sich nur mal den Fahrzeugbedarf anschauen und was an 422ern, 440ern oder 442ern bestellt wird - und dann mal vergleichen, wie lange und wie oft da noch x-, n-Wagen oder Doppelstock fahren <_<
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Beitrag von Hot Doc »

Man muß nur die Einnahmeausfälle oder Strafen für Zugausfälle in den Verträgen hoch genug ausschreiben, dann lohnt sich plötzlich ne Reserve.
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Beitrag von Autobahn »

@ chris232

Du kannst es drehen und wenden wie Du willst, es ist und bleibt immer Aufgabe des EVU, Reserven vorzuhalten. Für jeden ausgefallenen Zug ziehen die Besteller nämlich Geld ab. Also wird jedes gut geführte EVU entsprechende Reserven vorhalten, weil seine Kalkulation sehr schnell ins Wanken geraten kann, wenn die bestellten Leistungen nicht erbracht werden können.

O.K., die DB AG wird angesichts der überbezahlten Direktverträge in NRW darüber noch schmunzeln können, ein kleiners EVU ginge aber wegen der Pönäle schon längst auf dem Zahnfleisch.
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Beitrag von chris232 »

Dann zeig mir doch mal bitte eine Ausschreibung, wo das EVU freiwillig sinnvolle Reserven einkalkuliert hat.

Und bevor du ein Gegenbeispiel möchtest - 440 München-Passau, immernoch Umläufe mit Doppelstock, 440 Würzburg, wieder mehr Umläufe mit n-Wagen, ...

Und interessant wäre auch, wie viele Züge ausfallen müssen, um einen einzigen Ersatzzug zu beschaffen und rumstehen zu lassen.
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chris232 @ 22 Nov 2010, 17:41 hat geschrieben:@sbahnfan: Okay, ich dachte du bezogst dich auf die Probleme an sich und nicht deren Kommunikation. Dann entschuldige ich mich dafür, das war ein Missverständnis, denn Probleme bei der Kundeninformation seh ich genauso. Das liegt aber, und das möchte ich an der Stelle betonen, häufig nicht nur am Personal - sondern an der Kommunikation. Ich kann als Tf, auch wenn ich noch so gern möchte, schlecht meine perfekte Durchsage machen, wenn ich selbst nicht weiß was Sache ist. Und da hängt leider auch öfter die Kommunikation bei den Ansagern etc.
OK! Wenn allerdings der Tf selbst auch nicht weiß was Sache ist, dann kann er wenigstens das durchsagen und dass er Bescheid geben wird, sobald er Näheres weiß. Die meisten machen das ja auch. Einige leider nicht.
chris232 @ 22 Nov 2010, 17:41 hat geschrieben:Was die Qualitätskontrolle angeht - da gibts mehrere Probleme (...)
Diese Probleme kann ich nachvollziehen. Da hilft nur, einen verbindlichen Qualitätskriterien-Katalog aufzustellen, an dem sich die Qualität objektiv messen lässt. Da sollten natürlich nicht sinnlose Sachen drinstehen wir z.B. dass ein Zugbegleiter nicht kulant sein darf, wenn ein Fahrgast seine Monatskarte vergessen hat und der Zugbegleiter diesen Fahrgast kennt und genau weiß, dass dieser eine Monatskarte besitzt. Da kann aber ruhig z.B. drinstehen, dass der Zugbegleiter sich nicht nach einmaliger Kontrolle für den Rest der Fahrt ins Dienstabteil verziehen soll, sondern weiterhin durchgehen und bei den Zugestiegenen kontrollieren soll. Oder dass er z.B. konsequent gegen Leute vorgehen soll, welche die Schuhe auf die Sitze legen.

Und zum Thema Gehaltserhöhung - es wäre durchaus sinnvoll, da ein Bonus-System für gute Leistungen einzuführen. Z.B. 50 Euro netto im Monat mehr, wenn die Mystery-Customers dreimal gute Berichte geschrieben haben.



Noch ein Erlebnis von mir bzgl. Qualität - ich fuhr vor kurzem mit dem metronom von Hannover nach Hamburg. Der Zug war auf der Hinfahrt (Hamburg - Hannover) von eine Horde HSV-Fans verwüstet worden. Die Zugbegleiterin entschuldigte sich dafür, und in Uelzen wurde der Zug außerplanmäßig zur Reinigung ausgesetzt. Für unsere Weiterfahrt nach Hamburg stand am selben Bahnsteig gegenüber ein Ersatzzug bereit.

Das ist nicht selbstverständlich. Bei manchen anderen EVUs wäre der verwüstete Zug nicht zur Reinigung außerplanmäßig ausgesetzt worden, sondern wäre seinen planmäßigen Umlauf weitergefahren und erst bei der nächsten planmäßigen Aussetzung gereinigt worden...
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Beitrag von chris232 »

Das finde ich sowieso faszinierend: Bei DSO ist der Metronom ja öfter mal im Gespräch, und die große Mehrheit ist offenbar sehr zufrieden mit den Leistungen. Da scheinen wohl einige Sachen wirklich besser zu laufen, ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen dass die Bahn für denselben Preis einen gleich guten Service geboten hätte (wenn sie denn gewonnen hätte). Es wäre wünschenswert, wenn sich davon einige EVU mal eine Scheibe abschneiden würden. Meiner Erfahrung nach sind hier kleinere, regionale Gesellschaften im Vorteil.
Wobei es bei den Großen auch auf die einzelnen (Tochter-)Unternehmen ankommt: Ich hab hier bei der S-Bahn z.B. auch schon paar mal gemeldet dass jemand den Zug mit seinem Mageninhalt verziert hat und drei Minuten später kam der Anruf, dass der Zug am Leuchtenbergring getauscht wird. Obwohl der Zug sonst einwandfrei war.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Flo_K
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Beitrag von Flo_K »

sbahnfan @ 22 Nov 2010, 23:50 hat geschrieben:
Das ist nicht selbstverständlich. Bei manchen anderen EVUs wäre der verwüstete Zug nicht zur Reinigung außerplanmäßig ausgesetzt worden, sondern wäre seinen planmäßigen Umlauf weitergefahren und erst bei der nächsten planmäßigen Aussetzung gereinigt worden...
z.B- bei der Bahn. Zum Chiemsee-Reggea-Festival sah der Salzburg-Express aus wie Sau. Es war wirklich eklig. die Hälfte der Toiletten war geschlossen und alles voller Lehm. Entschuldigt hat sich der Zugbegleiter schon per Durchsage. gefahren ist der Zug aber ganz normal. Auch anschließend wieder zurück nach München. Und das zu einem Zeitpunkt, wo das Festival schon längst vorbei war.
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Beitrag von 146225 »

Auch die Organisation allfälliger Bus-Notverkehre geht DB-weit nach "erfahrenen" Werten unterschiedlich gut oder schlecht voran: Spitzenreiter ist ungeschlagen die Kurhessenbahn, die keine 10 Minuten bis zur Bereitstellung des Busses gebraucht hat, anderswo hat es auch schon > 60 Minuten gedauert.

Soll keine billige Kritik sein, ich weiß so gut wie andere, daß gerade in der HVZ Busse und Fahrer schwer zu organisieren sind, und auch, daß manche Standpunkte dafür besser geeignet sind als andere. Dennoch bleiben Beispiele wie die Kurhessenbahn eben positiv beim Kunden hängen, er hat das Gefühl, alles machbare wird auch für ihn gemacht.
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Beitrag von Martin H. »

Hm, Uelzen = Sitz von Metronom, Leuchtenbergring = gleich bei Steinhausen,

wo soll bitteschön in Salzburg ein neuer Zug herkommen? Planmäßig hat´s da auch keine Putzer der DB, die man aber hätte mitfahren lassen können, das gebe ich zu.
Als Alternative für wieder ab München hätte es noch die Ersatzgarnitur gegeben, 5 mal Bn und eine 111, die steht aber halt auch nicht immer zu Verfügung.

Von den Salzburg- DoStos gibt es nur drei mal Sechswagenzüge, plus einen Ersteklassewagen und einen Steuerwagen.

War auch mal, als der letzte aus Salzburg kam, außer im Steuerwagen alle Toiletten abgeschlossen, aber nicht wegen voll oder so sondern weil da gewisse Dinge drinnen gelandet sind, die da nix verloren hatten.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

146225 @ 27 Nov 2010, 16:52 hat geschrieben: Auch die Organisation allfälliger Bus-Notverkehre geht DB-weit nach "erfahrenen" Werten unterschiedlich gut oder schlecht voran: Spitzenreiter ist ungeschlagen die Kurhessenbahn, die keine 10 Minuten bis zur Bereitstellung des Busses gebraucht hat, anderswo hat es auch schon > 60 Minuten gedauert.
Was aber nicht an der Bahn liegt, sondern am örtlichen Busunternehmen. Wenn der Busfahrer direkt neben dem Betriebshof wohnt gehts natürlich schnell, wenn der erstmal sich anziehen, frühstücken und zum Betriebshof fahren muss dauerts.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

Fahrdienstvorschrift bayerische Staatsbahnen 1876
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