Gibt es heute noch Akkutriebwagen?

Rund um die Technik der Bahn
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

ChoMar @ 9 Dec 2010, 12:28 hat geschrieben: Hast du dir mal die KW-Leistung von so nem Zug angeschaut? Einfach nur die von den Motoren? Das geht bei 1000 kw für den Flirt LOS, ne alte E10 hat ein eigengewicht von 85t und eine dauerleistung von 3500 kW oder so.
Allerdings braucht man bei einer Auslegun auf 7km/h wesentlich weniger Leistung.
Ich glaube, ein Wohnhaus versorgt man üblicherweise mit 50-100 kw.
Mit wie vielen Bewohnern?
Mit moderner Elektronik kannst du eigentlich ziemlich beliebig runtergehen. Die frage ist halt, welchen Kabelquerschnitt du brauchst, um 1 MW bei 12 Volt zu "transportieren". *g*
Runtergehen ja, aber nicht raufgehen - die Batteriespannung ist gegeben. Und der Fahrmotor wird nichts sinnvolles machen wenn man eine zu niedrige Spannung anlegt.

U.a. aus diesem Grund bezweifle ich nach wie vor dass der Flirt einen Notfahrmodus kennt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Mühldorfer »

Boris Merath @ 7 Nov 2010, 15:34 hat geschrieben: Noch. Ganz aufgehoben wird die Tendenz dazu dass Strom nachts billiger ist wohl nicht, aber das wird denke ich nicht mehr der ausschlaggebende Punkt werden.
Eine Spezialffall gäb es in Deutschland, bei einem Wiederaufbau der Königssebahn.

Dort in Schönau am See sind die großen Ladestationen und Batteriewärter der Königsseschiffahrt die ja auch batterieelktrisch fährt. die Schiffe werden nachts geladen in der Zeit in der die Gleichstromgeneratoren des bahneigenen E-Werkes die Züge nicht versorgen mußten.

Alos maximale Auslastung der Kraftwerksanlage, tags Züge treiben, nachts Schiffe aufladen. Das moderne Betriebskonzept von 1910, mit bis zu 40 Zugpaaren täglich Königsse-Salzburg!
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Beitrag von IC "Loreley" »

Guido @ 6 Nov 2010, 16:23 hat geschrieben:Zumindest in Deutschland sind keine mehr im Einsatz. Es gibt aber noch ein paar wenige erhaltene Exemplare.

515 556 in Bochum-Dahlhausen (betriebsfähig)

Hallo, ist denn der Akku-Triebwagen noch gelegentlich Einsatz? Ich bin noch nie in so einem "Steckdosen-IC" mitgefahren aber würde es gerne mal Erleben, wie der ET ruhig und sanft durch die Gegend gleitet.
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Beitrag von Guido »

[quote="IC "Loreley" @ 14 Dec 2010, 19:02"] Hallo, ist denn der Akku-Triebwagen noch gelegentlich Einsatz? [/quote]
Jain. Wie ich schon schrieb, es sind keine mehr im Einsatz. Der betriebsfähige in Bochum Dahlhausen darf mangels Fristen nicht auf Strecke fahren, aber so ein wenig hin und her auf dem Museumsgelände geht schon, das darf er und wird wohl auch ab und an mal gemacht, für genaure Infos dazu fehlt mir aber doch der Bezug zu dem Museum, von daher kann ich nicht sagen ob das stimmt und wenn wie oft im Jahrhundert das der Fall ist.

Das Nördlinger Exemplar wurde mittlerweile äußerlich aufgearbeitet. Man darf gespannt sein ob da noch was kommt.
Gruß, Guido

Tf bei der S-Bahn München
[img]http://www.eisenbahner-online.de/420-423.gif[/img]

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Beitrag von IC "Loreley" »

Guido @ 15 Dec 2010, 13:10 hat geschrieben: Jain. Wie ich schon schrieb, es sind keine mehr im Einsatz. Der betriebsfähige in Bochum Dahlhausen darf mangels Fristen nicht auf Strecke fahren, aber so ein wenig hin und her auf dem Museumsgelände geht schon, das darf er und wird wohl auch ab und an mal gemacht.
Schade eigentlich. Trotzdem Danke für die Antwort.
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rockstar84
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Beitrag von rockstar84 »

ChoMar @ 9 Dec 2010, 12:28 hat geschrieben: Keine Ahnung, was so eine Veranstaltung hat, sicherlich auch ne menge. 500 kw auslegung vollast? Wenn bei der veranstaltung der Strom ausfällt, bezweifle ich aber nicht, das die Batterien bei vollast lange betrieben werden (können).
Das kommt natürlich auf die Größe der Veranstaltung an. Die größte Show bei der ich gearbeitet habe hatte eine Gesamtlichtleistung von knapp 30MW...
Unter Notstrom läuft von so einer großen Lichtanlage natürlich nichts mehr, nur noch die Notbeleuchtung der Halle und ein Teil der Tonanlage (wird extra zur Vermeidung von Panik so ausgelegt dass niemals Ton- und Lichtanlage gleichzeitig ausfallen können...).

Was das Flirt-Thema, das inzwischen hierhin portiert wurde, angeht: Wie gesagt ich habe nur Ahnung von Elektrotechnik und denke dass es theoretisch möglich wäre. Die Aussage bzgl. der 7km/h über max. 1km kam von einem Tf der Eurobahn... Wie gut der ausgebildet ist und wie viel Ahnung der von der Technik hat, die er bedient, kann und will ich nicht beurteilen... Ich denke aber, dass es tatsächlich theoretisch möglich ist. Selbst wenn man dabei die Akkus schrottet - das zahlt doch garantiert die Versicherung.

Was das rauftransformieren von 36VDC (oder mit was läuft so ein Triebwagen?) auf 750VAC angeht: Das sollte kein Problem sein... Sehr viele USVs werden mit 12VDC(-Auto)-Batterien betrieben. Deren Spannung wird auf 230VAC transformiert.... Das Verhältnis ist sehr ähnlich.

Off-Topic zum Thema Flirt: Ist es eigentlich normal, dass bei Flirt-Triebwagen der Eurobahn grundsätzlich an jedem Triebwagen mindestens eine Tür kaputt ist? Wenn ihr mich fragt: Fehlkonstruktion. ;)
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
Das Schiff ist in Besitz der Schiffahrt und Inselbahn Wangerooge, welche eine Tochtergesellschaft von DB AutoZug ist, welche eine Tochter von DB Fernverkehr ist.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

rockstar84 @ 24 Dec 2010, 23:25 hat geschrieben: Ich denke aber, dass es tatsächlich theoretisch möglich ist. Selbst wenn man dabei die Akkus schrottet - das zahlt doch garantiert die Versicherung.
Theoretisch möglich ist es, ja. Ich bezweifle aber dass man es in der Praxis so gebaut hat.
Was das rauftransformieren von 36VDC (oder mit was läuft so ein Triebwagen?) auf 750VAC angeht: Das sollte kein Problem sein... Sehr viele USVs werden mit 12VDC(-Auto)-Batterien betrieben. Deren Spannung wird auf 230VAC transformiert.... Das Verhältnis ist sehr ähnlich.
Auch hier: Ja, theoretisch ist es möglich, nur braucht man dafür entsprechend dimensionierte Wechselrichter und Batterien, was nicht grade billig ist und auch einiges an Platz braucht. Als reines Abfallprodukt mit geringem Aufwand ist das jedenfalls nicht so ohne weiteres möglich, daher habe ich schon erhebliche Zweifel daran dass das wirklich möglich ist.
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rockstar84
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Beitrag von rockstar84 »

Boris Merath @ 25 Dec 2010, 00:08 hat geschrieben: Als reines Abfallprodukt mit geringem Aufwand ist das jedenfalls nicht so ohne weiteres möglich, daher habe ich schon erhebliche Zweifel daran dass das wirklich möglich ist.
Wie gesagt kann ich mich nur auf Hörensagen beziehen da ich nur von der Elektrotechnik wirklich Ahnung habe, aber nicht vom Bahnbetrieb... Bist du Triebfahrzeugführer? Wenn ja, dann mach doch einfach mal eine Schulung für den Flirt, vielleicht kriegst du die genauen Antworten da ;) Würde mich auf jeden Fall sehr interessieren...
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
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chris232
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Beitrag von chris232 »

"Mach doch einfach die Schulung", genau :lol: :lol: :lol:

Kannst ja schon froh sein, wenn du für 'ne Baureihe die du jeden Tag fährst, mehr gesagt oder sogar gezeigt kriegst als "so fährter, so bremster"... <_<
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von Mühldorfer »

rockstar84 @ 24 Dec 2010, 23:25 hat geschrieben: Das sollte kein Problem sein... Sehr viele USVs werden mit 12VDC(-Auto)-Batterien betrieben. Deren Spannung wird auf 230VAC transformiert.... Das Verhältnis ist sehr ähnlich.
Vegiss es, USV mit 12V gibt es für bis zu 500W, mit 24V-Batteriekreis bis ca. 1000VA.

Ende der Fahnenstange! Darüber gibt es ( kritische ) Reihenschaltungen mit 96V oder auch 2 x 130V in den Batteriesätzen.
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Beitrag von ChoMar »

Naja, so mit moderner Leistungselektronik ist schon ne menge möglich.
Nur wirds halt irgend wann groß (hauptsächlich wg. Kühlung und Leitungsquerschnitten) und Teuer. Deswegen wird das wohl niemand in nen Triebwagen einbauen, wenns nicht unbedingt nötig ist.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Ja, Akkutriebwagen gibt es heute (wieder).
Stadler hat im Rahmen einer exklusiven Fahrt erstmals den neuen FLIRT Akku und damit die batteriebetriebene Ausführung der FLIRT-Typenreihe den Medien präsentiert. Ausgelegt für nicht- oder nur teilelektrifizierte Strecken ist das energieeffiziente und geräuscharme Fahrzeug flexibel einsetzbar. (...) Der Prototyp des neuen akkubetriebenen FLIRT hat die Strecke vom Stadler-Gelände in Berlin-Pankow nach Schildow in Brandenburg ohne externe Stromzufuhr absolviert. (...) Konzipiert für den Einsatz auf teil- oder nicht elektrifizierten Strecken erreicht der vorgestellte Prototyp eine aktuelle Reichweite von 80 km bei bis zu 140 km/h Fahrgeschwindigkeit im reinen Batteriebetrieb. 80 Prozent der nicht-elektrifizierten Strecken in Deutschland können mit dem Fahrzeug betrieben werden.
Stadler lässt den FLIRT von der Leine

Siehe auch: Flirt Akku battery multiple-unit unveiled
Keine Alternative zum Transrapid MUC
Bild
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Cool. Allerdings finde ich die Informationen etwas dünn. Hat der Zug noch einen Stromabnehmer oder muss er alles aus dem Akku holen? Daran hängt auch wie und wie lange geladen werden muss.

Ich denke, das ist die richtige Entwicklung für nicht so dicht befahrene Seitenstechen z.B. nach Kochen, wo sich eine Elektrifizierung nur schwerlich rechnet.
mapic
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Beitrag von mapic »

Das mit dem Stromabnehmer steht doch in der verlinkten Pressemitteilung: "Das Laden der Batterien ist während der Fahrt unter Oberleitung sowie an nicht-elektrifizierten Endhaltepunkten möglich."

Aber es stimmt, dass die Informationen insgesamt etwas dünn sind. Gerade die Ladezeiten wären schon sehr interessant, und dabei vor allem auch welche Art von Stromanschluss an den nicht elektrifizierten Ladeplätzen nötlig bzw. möglich ist.
Und dann stellt sich natürlich wieder mal die Frage, wie die 80km Reichweite zu interpretieren sind.
146225
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Beitrag von 146225 »

Hot Doc @ 28 Oct 2018, 10:32 hat geschrieben: Ich denke, das ist die richtige Entwicklung für nicht so dicht befahrene Seitenstechen z.B. nach Kochen, wo sich eine Elektrifizierung nur schwerlich rechnet.
Entschuldigung, wohin bitte? :unsure:

Und ja, die Grundidee ist gut - man muss nur aufpassen, dass der Flirt Akku oder auch sein Bombardier-Pendant Talent III BEMU nicht von der Politik dazu missbraucht werden, Elektrifizierungen weiter auf die lange Bank zu schieben wo sie seit Jahrzehnten überfällig sind.
München kann jeder. Duisburg muss man wollen!
Hot Doc
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Beitrag von Hot Doc »

Sorry, da bin ich wohl auf dem kleinen Handybildschirm drübergestolpert.
Aber alles andere wäre auch ein Schildbürgerstreich gewesen.

Ich hoffe mal die 80km sind eine garantierte Reichweite, zumindest bei halbwegs ebenem Streckenprofil. Wenn man bedenkt, dass vor Jahrzehnten schon Akkutriebwagen über 300km weit kamen, sollte man die 80km doch sicher in der Tasche haben.
Wenn das so ist wie bei den Elektroautos, dass man bei laufender Heizung oder Klima gleich nur noch 40km weit kommt, kannste den Test knicken.
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