DumbShitAward @ 21 Aug 2011, 18:59 hat geschrieben: es gibt in weit aus mehr als 75% der Fälle überhaupt keinen Grund zum Reisezentrum anstatt zum Automaten oder ins Internet zu gehen, viele sind zu bequem/faul/arrogant oder sehen das als ihr gutes "Recht" an.
Es geht natürlich nicht nur darum, dass die Kosten des Reisezentrums auf alle Fahrscheine umgelegt werden und derjenige, der seine Fahrkarte am Automaten oder im Netz kauft, ist der "Blöde" - zumindest beim Normalpreis. Es geht mir persönlich viel mehr darum, dass das Reisezentrum für Fahrscheine da ist, die man so nicht anders buchen kann, also z.B. eben genannte München - Newcastle Verbindung oder wenn es irgendein Problem mit den Tickets gibt und nicht für eine 08/15 Fahrt von München nach Nürnberg, was den ganzen Betrieb aufhält.
Auch die vielbesprochenen "Rentner" sind absolut in der Lage einen Automaten zu bedienen - viele tun das auch.
Das ist ja wohl eine sehr subjektive Wahrnehmung deinerseits. Was ist denn bitte ein gerechtfertigter Grund ins Reisezentrum zu gehen statt an den Automaten? Wenn man eine ameropa-Reise buchen oder ins weit entfernte Ausland fahren will?
Es ist jedermanns gutes Recht sich von einem menschen persönlich beraten zu lassen - alleine schon weil er vielleicht seit 10 Jahren nicht mehr Bahn gefahren ist und daher gar nicht weiß was er am Automaten optimalerweise buchen sollte. Wenn man allerdings ins Reisezentrum geht und bei einer Verbindung z.b. von Hamm nach Köln den Schaltermenschen fragt ob es da eine günstige Fahrkarte gibt wird der (vernünftiger Mitarbeiter vorausesetzt) dem Kunden ein NRW-Ticket empfehlen - der Automat sagt bei der Eingabe "Hamm - Köln" unter "Start - Ziel" nur den Normalpreis an. Für Ländertickets etc. muss man unter "Gesamtes Angebot" rumsuchen und da auch ziemlich genau wissen was man will.
An Vorort- oder Provinzbahnhöfen erlebe ich es öfter mal dass Leute wie der sprichwörtliche Ochs am Berge vor dem Automaten stehen und einfach nicht wissen ob der Preis denen der Automat anzeigt nicht irgendwie zu drücken ist. Ich gehöre ja sowieso zu den hilfsbereiten Menschen die ihren Mitmenschen helfen - auch, und da nicht gerade selten, am Fahrkartenautomaten.
Da habe ich neben der gerade beschriebenen Situation schon so einiges erlebt was ich absolut nachvollziehen kann - nicht dass ich deshalb fordern würde dass mein kleiner Vorortbahnhof in Heessen ein Reisezentrum bekommt - das gab es hier noch nie. Wie wurden die Karten eigentlich früher vor dem Automatenzeitalter verkauft? Im Zug vom Schaffner? Das geht heute auch noch beim ZUB, allerdings wird das dann als EBE ganz schön teuer (vorgestern im ICE erlebt dass eine Frau für die Strecke Berlin-Bochum 157 Euro EBE statt 94 Euro Normalpreis zahlen musste).
Ein paar Beispiele, die ich schon an Automaten erlebt habe und wo ich völlig gerechtfertigt finde dass diese Leute jemanden am Bahnsteig ansprechen wo es nur einen Automaten gibt wie hier in Heessen oder sonst, wenn vorhanden, an den Schalter gehen:
- Eine ältere Frau spricht mich an. Sie hat ihre Brille vergessen und kann nicht lesen was auf dem Display des Automaten steht.
- Ein älterer Mann steht ca. 8-10 min. am einzigen Automaten, ich warte dahinter. Nach 5 min. spreche ich ihn an ob er Hilfe braucht. Er bejaht das erfreut und sagt mir dass er seit über 30 Jahren nicht mehr mit der Bahn gefahren ist - woher soll der wissen was er buchen soll und wie er den Automaten bedient? Jetzt komm nicht mit "ein Automat bedient sich intuitiv" - das tut er vielleicht für junge Menschen. Für viele alte Leute ist Elektronik aber immer noch eine große herausforderung - gerade menü-geführte Dialoge mit einem System.
- Ein Mann, ich würde schätzen höchstens 40, spricht mich stammelnd mit sehr starkem osteuropäischen Akzent an etwa in der Art "Nich wissen - was muss machen für fahren Bielefeld"? - ihm fehlten anscheinend einfach die Sprachkenntnisse um den Automaten zu bedienen.
- Eine kleinwüchsige Frau steht am Automaten, spricht mich an ob ich ihr helfen kann weil sie das Display kaum sehen kann und mit den Händen auch kaum rankommt...
- Eine Frau mit 3 kleinen Kindern steht am Automaten und möchte eine lange Strecke hin und zurück für sich und die Kinder buchen, ist aber völlig überfordert gleichzeitig dem Menü-Dialog zu folgen und dabei die Kinder zu beaufsichtigen... (An einem Schalter könnte Sie einfach sagen was sie möchte und sich um die Kinder kümmern während der Mitarbeiter das für sie passende raussucht).
Das sind alles Fälle aus den letzten Wochen die mir gerade so noch wieder einfallen. Da gab es bisher noch vieles mehr... Ich bin wohl einfach zu freundlich

Ich habe schon öfter mal überlegt, ob ich für jedes mal am Automaten helfen 2 Euro Gebühr nehmen sollte
Achso, übrigens noch ein Beispiel aus der letzten Zeit warum es mich selbst ins Reisezentrum getrieben hat: Um meinen W-Pass zu kaufen. Warum im Reisezentrum? Das hatte 2 Gründe:
1. kenne ich das Thermopapier aus den Automaten und da der W-Pass ja einen Monat lang halten sollte wollte ich lieber das qualitativ bessere Papier aus dem RZ was nicht so leicht zerfleddert und von dem vor allem die Farbe nicht abblättert.
2. kostet diese Karte bekanntlich 299 Euro. Die meisten Automaten verweigern die Annahme von 50 Euro-Scheinen. Ich hätte also nacheinander 15 20 Euro-Scheine einwerfen müssen. Und da die Automaten bekannterweise gerne mal die Annahme bestimmter Scheine verweigern hätte ich dafür mindestens 20 20 Euro Scheine gebraucht. Woher kriegt man die? Entweder man ist bei einer fortschrittlichen Bank deren Automaten bei einer Auszahlung die Auswahl der Stückelung anbieten - oder man muss sich die 20 Euro Scheine am Bank-Schalter holen. Da kann man dann auch gleich zum Bahn-Schalter gehen...
Aber in Deutschland tut man sich wohl generell schwer "legacy-support" aufzugeben, nach einer kurzen Zeit ist das Problem aber dann behoben, wenn sich die Leute erstmal dran gewöhnt haben. Das war bei handvermittelten Gesprächen beim Telefon, Geldabhebungen am Bankschalter, Barzahlung der Rente per Post und so ist es auch bei der Abschaltung des analogen Fernsehens. Es wäre schon sehr verwunderlich, wenn das bei Bahntickets anders wäre.
Der Mensch ist nunmal ein Gewohnheitstier. In viele Fällen kann ich es aber auch verstehen. 1. nimmt mit zunehmendem Alter die Lernfähigkeit deutlich ab (Was Hänschen nicht lernt lernt Hans nimmermehr - stimmt leider psysiologisch begründet) und 2. kann ich verstehen dass Menschen sich einfach nicht noch im hohen alter an was neues gewöhnen möchten. Beispiel: Mein Opa ist 82. Er hebt sein Geld (normale Beträge) immer noch am Schalter ab. Er hat schon Probleme sich seine PIN zu merken - und mit der Bedienung des Automaten kommt er auch nicht zurecht...
Ich finde, es ist stark übertrieben zu sagen dass 75% der Leute nur aus Faulheit/Bequemlichkeit/Arroganz an den Schalter gehen. Bei der Bahn ist man Kunde. Und Kunde ist König. Also kann man auch einen gewissen Service erwarten. Es gibt ja auch immer noch Bäcker mit Bedienung obwohl das System SB-Bäcker auch funktioniert. Sind die Leute also nur zu faul oder arrogant sich von jemand anderem die Brötchen in die Tüte packen zu lassen? Oder auch SB-Kassen die es in einigen Supermärkten und vor allem bei IKEA heutzutage gibt - es ist praktisch für den der es kann - aber wenn man es nicht kann (oder sich einfach nicht traut) und zur Personenkasse geht hat das nichts mit Faulheit oder Arroganz zu tun.
Die "Harlingerland" ist die längste der drei Wangerooge-Fähren und wurde 1979 von der Werft Schürenstedt in Bardenfleth gebaut. Geschwindigkeit: 11,00 kn (21 km/h) Antriebsleistung: 820 kW Vermessung: 477 BRZ Motoren: 4 Fahrgäste: 635 Personen
Das Schiff ist in Besitz der Schiffahrt und Inselbahn Wangerooge, welche eine Tochtergesellschaft von DB AutoZug ist, welche eine Tochter von DB Fernverkehr ist.