Eigentlich wollte ich hier zu Stuggi21 nichts schreiben, aber der... ähhm - "Artikel" lässt es einem dann doch in den Fingern jucken...

Wenn sich jemand persönlich angegriffen fühlt - das ist nicht meine Absicht, ich respektiere jede Haltung zu S/K/Umfahrung/kreuzundquer 21
Trotz des enormen Werbeaufwands der Nein-Sager, trotz der Unwahrheiten [...] haben sich [...] in Stuttgart fast 50 Prozent der Wähler für den Ausstieg aus Stuttgart 21 ausgesprochen.
Ja gut, 40 Prozent mag relativ gesehen an sich guter Wert sein, auch wenn man dafür nicht mal den berühmten Blumentopf gewinnen kann -
aber dass es verfehlt wurde in Stuttgart, in der Keimzelle des Protests, in dem Ort, für den man vorgegeben hat die Mehrheit zu vertreten, im Wahlkreis mit der höchsten Wahlbeteiligung, im Finale die Mehrheit zu verfehlen - das sollte man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.
Und das soll an den "Nebelkerzen" liegen? Was war das noch mal mit Geißler, Diskussion auf Augenhöhe, Faktenchecken und Meinung bilden...?
Unter diesen Umständen ein sehr hoher Wert, den es bisher bei fast keinem anderen Bauvorhaben in Deutschland gegeben hat. Das hohe Quorum hat keine der beiden Gruppen erreicht.
Ernst gemeinte Frage: Über wie viele Bauvorhaben wurde denn bisher auf Landesebene abgestimmt?
Auffallend ist, dass sich die Präferenzen bei der Abstimmung in etwa entlang den Parteigrenzen orientiert haben. Gebiete, die einen hohen Anteil an Grünen-Wählern aufweisen, haben mehrheitlich für den Ausstieg gestimmt. Umgekehrt haben Gebiete, in denen die Wähler bevorzugt CDU wählen, mehrheitlich gegen den Ausstieg gestimmt.
"In etwa", das trifft es: Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe (Stadt) und Lörrach sind wohl die überraschendsten Stimmbezirke mit einem "Ja" zum Aussteig, wovon HD mit 58 Prozent den ba-wü-weit höchsten Wert für den Aussteig hat. Sowohl in HD wie auch MA sind die Grünen mit leicht über 15 Prozent, in KA und Lörrach mit jeweils gut 20 Prozent im Gemeinderat vertreten (wobei letzteres natürlich holzbeinig hinkt, denn der Wahlkreis muss natürlich nicht der Kreisstadt entsprechen) (alle GR-Zahlen aus wiki).
Freiburg sowie aufgrund der geografischen Nähe noch Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald sind als "Grünenhochburgen" nicht wirklich überraschend.
Aber sind 15 bzw. 20 Prozent ein hoher Anteil für eine
Regierungspartei, die zudem den Ministerpräsidenten stellt? Oder die lt. emnid-Umfrage landesweit bei
32 Prozent steht?
Und was es bringen soll Offenburg und die Stadt Tübingen (Grüße an Boris Palmer) als Erfolge zu feiern, wo in beiden Wahlkreisen (auf die kommt es doch schließlich an) auch die 50-Prozent-Hürde von unten her gesehen angekrazt wurde - das weiß wohl nur der Autor selber. Oder sollen wir jetzt jede Stadt in Ba-Wü einzeln auf ihr Abstimmverhalten untersuchen? Da lassen sich bestimmt noch ein paar weitere finden. Na ja, hoffentlich zumindest, sonst ist die Aufzählung doch eher als lächerlich zu betrachten.
Was die Mutmaßungen (sorry, mehr ist das nicht, da ist nicht eine halbwegs fundierte Feststellung dabei) über das Abstimmverhalten in Oberschwaben angeht - nun, da greift mit Sicherheit das angedeutete an Parteien orientierte Abstimmverhalten. Könnte aber auch sein, dass dort schlicht der Glaube vorherrscht vom "Bahnprojekt Stuttgart - Ulm" eher zu profitieren als von K21... Ach so, Nebelkerze...
Wo kommen jetzt die "Gegner Gegner" her? Da gibt es also, basierend auf
diesen Zahlen in Stuttgart 7.680 "Gegner Gegner", 7.680 Leute, die mal im Stau gestanden haben oder sonst wie den S21-Kritikern eins auswischen wollten. 7.680 Vollpfosten (oder sagt der Verfasser sinngemäß was anderes?) haben es also verhindert, dass die "Ja"-Franktion die absolute Mehrheit + 1 Stimme erhalten hat... Stop, da spielen ja noch die Leute rein, die versehentlich mit "Nein" abgestimmten, da sie die Fragestellung nicht verstanden haben...
Eieieiei...
Es gibt auch Anzeichen, dass die Mehrzahl der Menschen, die hin und wieder oder öfter mit der Bahn fahren, für den Ausstieg gestimmt hat. Umgekehrt haben wohl vor allem diejenigen gegen den Ausstieg gestimmt, die nicht einmal pro Jahr mit der Bahn in Berührung kommen.
Das ist - ganz im rhetorischen Sinne - wirklich der Knaller, der Höhepunkt, die Stelle, wo die Katze aus dem Sack springt.
Es gibt Anzeichen dafür... Wäre das hier ein Film, aus dem Off würde jetzt mein lautes Lachen ertönen.
Ich meine, der "Artikel" will Mut machen, dagegen ist ja per se nicht viel zu sagen. Dass er somit recht wenig auf irgendeiner empirisch bzw. deren ähnlich Grundlage aufbauen kann ist bei dem klaren Ausgang der Abstimmung auch nicht zu erwarten, und besonders der Analyseversuch das Abstimmungsergebnis mit der Parteienzusammensetzung zu vergleichen ist aller Ehren wert - ABER:
Während der Verfasser ja wenigstens davor noch versucht hat, seine Ansichten mit Beispielen zu untermauern wirft er hier, mit allergrößtem Respekt, nicht mal eine "Nebelkerze" sondern mit dem selben Bild gesprochen eine Blendgrante und verzichtet vollends auf irgendwelche Veranschaulichungen. Was für Anzeichen denn bitte schön? Sind die Krähen tief geflogen? Hat sich eine Prinzessin unterwegs in einen Frosch verwandelt? Hat ihm das jemand von Astro-TV gesagt?
Es gibt auch Anzeichen, dass Uwe Barschel ermordet wurde - deswegen muss es noch lange nicht stimmen. Wie kommt man weiter an so einem Punkt? Entweder mit Beispielen - oder man lässt es, da sich letztlich sowieso der eigene Schwanz in die Katze beißt. Und genau das macht der "Artikel".
Er wärmt das bereits Durchgekautes wieder auf ("Nebelkerze", Lügen), mischt es mit etwas Emotionalität ("Freunde der Eisenbahn" oder "Umgekehrt haben wohl vor allem diejenigen gegen den Ausstieg gestimmt, die nicht einmal pro Jahr mit der Bahn in Berührung kommen."), reichert es mit ein paar aktuellen Bezügen an und serviert alles brühwarm mit wilden Spekulation frisch aus der Gerüchteküche - natürlich ohne irgendwie konkret zu werden.
Aber immerhin eine Metapher führt uns zum Schlussgang: "Die ersten Vorzeichen am Horizont deuten es aber bereits an"... Was für Vorzeichen denn? Oder Tierkreiszeichen? Rauchzeichen?
Das ist wohl der einzige, wirklich allgemein und über die S21-Kritikerfraktion hinaus zu akzeptierende Punkt: Wenn S21 noch scheitern sollte, dann kann es nur noch über sich selber stolpern. So weckt man also Hoffnungen.