Autobahn hat geschrieben:
Die Bahnreform hat handwerkliche Fehler, das ist aber nicht die Forderung nach eigenwirtschaftlichem Fernverkehr, sondern der integrierte Konzern. Man wollte, dass neben der Deutschen Bahn AG auch andere EVU in den Markt einsteigen. Das hat sich, bis auf den Interconexx, bisher nicht erfüllt.
Der integrierte Konzern war ein Fehler, den man leicht rückgängig machen könnte, indem man eine Bundes-Infrastrukturgesellschaft gründet die keiner Gewinnverpflichtung unterliegt.
Damit könnte man die Trassenpreise senken, indem diese nur noch so hoch sind um kostendeckend zu arbeiten. Stationsgebühren könnte man nach schwedischem Vorbild ganz abschaffen, sind ja eh nur ein durchlaufender Posten.
Alleine dadurch wäre wieder genug Geld für den SPNV da ohne die Mittel aufzustocken.
Man hat ja gesehen dass das mit dem Fernverkehr so nicht funktioniert, was aber absehbar war. Gerade beim flächendeckenden Fernverkehr. Man sollte diesen Fehler eingestehen und da nachsteuern.
Autobahn hat geschrieben:
Auch beim bestellten Regional- und Nahverkehr war die DB AG lange Zeit der einzige Anbieter, der mit überhöhten Preisen die Besteller abgezockt hat. Noch heute dominiert sie zu 80 Prozent das Geschäft
Die überteuerten Verkehrsverträge werden immer weniger. Damit ist aber auch schon das einzige Einsparpotenzial weg, danach bei der Folgeausschreibung sind steigende Preise eigentlich normal, wenn auch immer noch unter Niveau der alten Versorgungsverträge.
Wenn die DB ihre hohen Anteile durch viele gewonnene Ausschreibungen behält ist das egal, denn die hat sie dann im Wettbewerb gewonnen und die DB wird wohl immer den höchsten Anteil haben, vielleicht irgendwann bei 50-60 %, aber es sollte schon in unserem Interesse sein dass es im europäischen Verkehrsmarkt auch einen deutschen Player gibt.
Autobahn hat geschrieben:
Bei einem bestellten Fernverkehr würde das sogar zu 100 Prozent sein, weil die anderen EVU gar nicht das erforderliche Rollmaterial auf IC-Niveau besitzen und die Beschaffung Jahre dauern würde.
Wo hat die DB denn das erforderliche Rollmaterial? Wenn man Neufahrzeuge fordern würde, bliebe ihnen auch nichts anderes übrig als neu zu bestellen und die SNCF- oder FS-Töchter haben genausoviel Kapital für die Beschaffung wie die DB, wenn diese Anteilseigner das wollen.
Ich bin aber für die Beschaffung seitens der Bestellerseite (Bund) mittels eines Fahrzeugpools, aus dem der Gewinner dann schöpfen könnte. Bei sowas wäre ein Fahrzeugpool die sinnvollste und günstigste Lösung, vor allem weil der Bund die Fahrzeuge auch zu günstigeren Konditionen beschaffen kann.
Autobahn hat geschrieben:
Sie macht es ja jetzt schon, in dem sie die Besteller mit der Drohung, eine IC-Linie still zu legen, nötigt, dafür Ersatzverkehr zu bestellen. Sie ist aber so clever, und bietet dem Besteller die Nutzung des IC gegen Ausgleichszahlung zum Nahverkehrtarif an, weil sie befürchtet, dass sie bei einer weiteren Ausschreibung als Regionallinie leer ausgehen könnte.
Das ist aber nicht die Schuld der DB, denn jeder Konkurent an Stelle der DB würde genauso handeln. Wenn man den Kapitalgesellschaften die Möglichkeiten bietet, dann versuchen sie diese bis zum Anschlag auszunutzen.
Autobahn hat geschrieben:
Natürlich bestimmt der Besteller den Komfort der Fahrzeuge, aber Du glaubst nicht im Ernst, das ein Verkehrsverbund Qualitätsmerkmale eines IC bestellen wird, wenn er zum Verbundtarif nutzbar sein soll? Solche Fahrzeuge kosten ein vielfaches von Nahverkehrsfahrzeugen und das schlägt sich in der Kalkulation für den Kilometerpreis nieder.
Mir gings nicht um den S-Bahn und RB-Verkehr, da reicht die Normalausstattung, sondern um den überregionalen Regionalverkehr und dort sollte die Ausstattung auf Fernverkehrsniveau sein. Kostet natürlich etwas mehr, aber dadurch bekommt man auch mehr Fahrgäste. Komfort ist für viele ein ausschlaggebendes Argument.
Autobahn hat geschrieben:
Du behauptest, die Prioritäten würden falsch gesetzt, man hätte das Geld lieber in einen bestellten Eisenbahnverkehr packen sollen. Das ist aber zu kurz gedacht. Ich habe schon an anderer Stelle erklärt, das funktionierende Banken für die gesamte Volkswirtschaft notwendig sind. Und Landesbanken oder die HypoRealEstate sind nun mal keine kleinen Privatbanken, wo ein paar Anleger ein paar tausend Euro verlieren, sind sind für das System wichtig. Wenn diese Banken pleite gehen, geht die ganze Volkswirtschaft den Bach herunter. Und dann brauchen wir keinen bestellten Eisenbahnverkehr mehr. Das kann man verstehen oder auch nicht, es ist aber eine Tatsache.
Was nötig war und ist, dazu gibt es widersprüchliche Aussagen von Experten, da hat man den Eindruck dass keiner so recht weiß was denn nun richtig und falsch ist, bei den vielen Meinungen dazu.
Es war jedenfalls nie Aufgabe der Landesbanken wild in aller Welt herumzuspekulieren. Sie sind und waren für den Mittelstand gedacht und nicht für waghalsige Abenteuer wie sie z. B. die BayernLB mit ihrem 10-Minuten-Stoiber gewagt hat.
Keiner sagt dass man die Banken Pleite gehen hätte lassen sollen, aber man hätte die Macht der Finanzwirtschaft schon längst einschränken können und auch jetzt nach dieser ganzen Misere hat man die Macht der Finanzwirtschaft immer noch nicht eingeschränkt. Der Staat muss hier feste Regeln vorgeben. Leider sind die von diesen Kreisen kontrollierten Länder wie GB und USA da uneinsichtig.
Man könnte von den USA aber z. B. übernehmen dass jeder der die Staatsbürgerschaft hat, auch hier Steuern zu zahlen hat, auch wenn er im Ausland wohnt. Wenn das jemandem nicht passt, muss er seine Staatsbürgerschaft aufgeben.
Autobahn hat geschrieben:
Deine Abneigung gegen alles, was nicht auf Schienen rollt, ist mir ja bekannt.
Wie kommst du auf sowas lächerliches? Ich bin für einen Verkehrsträgermix. Eine Abneigung habe ich rein gegen den Bus, explizit der Fernbusverkehr.
Ich fahre gerne mit dem Auto, nutze P+R, fliege gerne und ab und zu fahre ich auch mal mit dem Schiff. Im Stadtverkehr würde ich im Notfall sogar mit dem Bus fahren.
Bleiben wir also bei den Tatsachen, ich habe eine Abneigung gegen die Gummibahn (=Bus).
Autobahn hat geschrieben:
Dir sollte aber auch bekannt sein, das der Schienenverkehr auf Grund der Infrastrukturkosten mittlerweile 60 Prozent der Regionalisierungsmittel auffrisst, mit steigender Tendenz.
Daher muss die Infrastruktur in eine Behörde rückverwandelt und aus dem DB-Konzern gelöst werden. Damit würden diese Kosten von der Eisenbahn entkoppelt, sie wären Infrastrukturkosten, die mit dem bestellten Bahnverkehr nichts zu tun haben. Die Trassenpreise könnte man dann so ausrichten dass sie kostendeckend sind, dazu die Abschaffung der Stationsgebühren. Schon ist genug Geld da.
Müsste der Straßenverkehr die steigenden Infrastrukturkosten für den Unterhalt des immer maroderen Straßennetzes zahlen, mittels Maut, wären die Kostensteigerungen jährlich so hoch dass sie für viele Menschen nicht mehr bezahlbar wären.
Autobahn hat geschrieben:
Sicher ist nicht alles im öffentlichen Verkehr optimal, aber wenn das Geld nicht reicht, geht eben nicht mehr. Du musst auch mit Deinem Gehalt im Monat auskommen.
Der Staat ist kein Privathaushalt und der ganze Finanzmarkt funktioniert nur mit Schulden. Natürlich dürfen diese nicht überhand nehmen, aber ein komplett schuldenfreier Staat ist eine Illusion, da Investitionen in die Zukunft nun mal kosten und dafür muss man Geld aufnehmen.
Das Beispiel Griechenland zeigt doch dass man sich auch kaputtsparen kann und man damit nur alles schlimmer macht. Es braucht also einen Mittelweg.
Autobahn hat geschrieben:
Und genau so geht es dem Staat mit seinem Haushalt. Nur hat der Staat noch mehr Baustellen. Fast die Hälfte geht übrigens für Soziales drauf. Und dazu gehört auch der bestellte SPNV, also die Daseinsvorsorge.
Wir sind nun mal ein Sozialstaat, das ist der "european way of life" und da können wir Europäer Stolz drauf sein.
Es gibt viele Punkte wo man sparen kann, aber z. B. nicht an der Daseinsvorsorge. Dazu gibt es auch noch viele Wege neue Einnahmen zu generieren. Das Geldvermögen im Gesamten ist nun mal begrenzt, wenn es bei wenigen drastisch ansteigt, fehlt es an anderer Stelle und genau das führt in regelmäßigen Abständen dazu dass das nicht mehr funktioniert und dann gehts wieder von vorne los.