Die Griechenland-Pleite: Kommt die D-Mark zurück?

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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

146225 @ 7 Aug 2012, 20:07 hat geschrieben:Es ist die beste Chance, die dieser Kontinent in diesen Zeiten hat. Lassen wir sie nicht durch Engstirnigkeit zerstören.
Schön und gut. Da bin ich dabei.

Aber noch mal: Die finanzielle Solidarität hört da auf, wo Dein Bruder über seine Verhältnisse lebt. Harzt IV für für den Bruder mag ja noch O.K. sein, aber willst Du mehr bezahlen? Aus eigener Tasche, damit sich Dein Bruder einen A 8 von Audi oder einen SLK von Mercedes leisten kann?
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Beitrag von JeDi »

Autobahn @ 7 Aug 2012, 21:36 hat geschrieben: Aber noch mal: Die finanzielle Solidarität hört da auf, wo Dein Bruder über seine Verhältnisse lebt. Harzt IV für für den Bruder mag ja noch O.K. sein, aber willst Du mehr bezahlen? Aus eigener Tasche, damit sich Dein Bruder einen A 8 von Audi oder einen SLK von Mercedes leisten kann?
Warum zahlen dann Bayern, Baden-Württemberg und Hessen für Berliner Größenwahn? Da fängts doch schon an.
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Beitrag von Fichtenmoped »

JeDi @ 7 Aug 2012, 22:47 hat geschrieben: Warum zahlen dann Bayern, Baden-Württemberg und Hessen für Berliner Größenwahn? Da fängts doch schon an.
Weil sie es MÜSSEN?

Und sie wollen dagegen Vorgehen: http://www.focus.de/finanzen/news/wirtscha...aid_789633.html

Das Problem ist, das Bayern Jahrelang kassiert hat, aber aufgrund des Strukturwandels es geschafft hat in die Rolle eines Geberlandes zu schlüpfen. Nur kam dann die Wiedervereinigung und Bayern (und alle anderen Geberländer auch!) musste schlagartig mehr Geld abdrücken. Deswegen hat Bayern in den letzten Jahren deutlich mehr einbezahlt als es in den Jahren zuvor bekommen hat. Ohne Wiedervereinigung wäre es bis heute etwas anders. Aber das liegt an der Berechnungsgrundlage!
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Autobahn @ 7 Aug 2012, 21:36 hat geschrieben: damit sich Dein Bruder einen A 8 von Audi oder einen SLK von Mercedes leisten kann?
Der Vergleich ist schon von daher völliger Schwachsinn, weil Griechenland nun wirklich kein Luxusleben führt.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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autolos
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Beitrag von autolos »

Boris Merath @ 8 Aug 2012, 00:08 hat geschrieben: Der Vergleich ist schon von daher völliger Schwachsinn, weil Griechenland nun wirklich kein Luxusleben führt.
Das habe ich anders in Erinnerung: Hohe Pensionen, ein gewaltiger Staatsapparat, keine Steuermoral - man mag für weitere Informationen einfach mal nach den Veröffentlichungen der letzten Jahre googeln. Man hat - auch nach Euro-Einführung - massiv über die Verhältnisse gelebt und viel mehr Geld ausgegeben, als man selber hatte bzw. erwirtschaftet hat.
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JNK
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Beitrag von JNK »

JeDi @ 7 Aug 2012, 22:47 hat geschrieben: Warum zahlen dann Bayern, Baden-Württemberg und Hessen für Berliner Größenwahn? Da fängts doch schon an.
Warum zahlt NRW 2 Milliarden Umsatzsteuer in den Länderfinanzausgleich?
Warum haben es Sachsen(2006) und Sachsen-Anhalt (2007-2009, 2012) geschafft einen ausgeglichen Haushalt zu erreichen?
http://www.zeit.de/2011/52/Haushalt-Sachsen-Anhalt
http://www.lvz-online.de/nachrichten/mitte...nd-a-65647.html

Warum zwinge ich meinem Hartz IV beziehenden Bruder den Kauf von Panzern auf, nur weil er an der Stadtgrenze wohnt?

Fragen über Fragen - und die Antwort sind selten einfach.
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autolos
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Beitrag von autolos »

146225 @ 7 Aug 2012, 20:07 hat geschrieben: Genau den Egoismus, den medial die Bild-Zeitung und politisch Gestalten wie Söder vertreten: "Wir" sind natürlich ausschließlich die Guten, und deshalb dürfen "wir" allen anderen auch vorschreiben, wie sie ihre Probleme in den Griff zu bekommen haben, sonst geben "wir" aber nix mehr. "Wir" bezahlen ja auch das Meiste?! Oder etwa nicht?

Sorry, aber diese Ansicht zu bedienen ist... sagen wir neutral, fragwürdig, weil sie ignoriert, daß am deutschen Wesen wirklich nicht Europa genesen kann. Wir haben ein überreguliertes Dickicht an Steuervorschriften, die wir selbst nicht mehr in Gänze verstehen und befolgen können und verschwenden damit jedes Jahr Unsummen an Geld, aber wir wollen anderen vorgeben können, wie sie ihre Steuer- und Finanz- und Verwaltungspolitik zu gestalten haben? Wir werfen anderen die selbe schäbige Korruption und denselben Pfusch vor, der bei uns leider auch schon Alltag ist? Nur so zur Erinnerung: Mappus war nicht der Regionalhäuptling von Sizilien und "BBI" ist nicht der neue Flughafen von Athen. Es dürfte kein Zweifel bestehen: Diese Beispiele könnte man noch geraume Zeit fortsetzen. Und von solch einem "Niveau" (wo?) aus wollen wir anderen unsere Weltsicht aufdiktieren? Irgendwie kann ich da ganz gut verstehen, daß das anderswo, wiederum freundlich formuliert, auf Bedenken trifft.

Die Entmündigung von Parlamenten und Völkern ist tatsächlich eine beklagenswerte Realität im Europa unserer Tage, und zwar nicht nur in Deutschland. Soweit in Ordnung. Aber das lösen wir nicht über das singuläre Thema der Wirtschafts- und Fiskalpolitik, sondern nur durch einen länderübergreifenden gesellschaftlichen Willen zur Zusammenarbeit! Nur wo Engagement gezeigt wird, wird es auch gehört und kann verändern. Oder meinst Du, daß auf ein Mal zu wichtigen Themen in Deutschland auf allen Ebenen mehr Volksabstimmungen erfolgen, nur "Weil wir Schummel-Griechenland aus dem Euro werfen!" ?? Nein? Na also!

Und ein letztes noch: Wer glaubt, europäische Solidarität ließe sich von heute auf morgen abstellen bzw. man könnte vor den Problemen eines europäischen (Nachbar-)Landes die Augen verschließen, weil "das billiger ist", den wird die harte Realität schneller das Gegenteil lehren, als es ihm in seiner Selbstgefälligkeit lieb ist. Europa ist nicht nur Zahlen und Wirtschaft. Es ist die beste Chance, die dieser Kontinent in diesen Zeiten hat. Lassen wir sie nicht durch Engstirnigkeit zerstören.
Danke für den Beitrag, aber was soll er uns sagen? Soll das heißen, es sollen weiterhin hunderte Milliarden Euro nach Italien, Griechenland, Spanien usw. überwiesen werden, ohne sicherzustellen, dass dies mal endet? Die massive Geldmengenausweitung wird zu hoher Inflation führen und auch in Deutschland zu steigenden Preisen und Entwertung von Sparguthaben führen. Aber vielleicht willst Du das ja, damit alle wieder vermehrt auf die Almosen staatlicher Bürokratie angewiesen sind und nicht mehr selbstbewußte Bürger sich auch der staatliche Bürokratie und den sie tragenden Parteien entgegenstellen. Die griechischen Regierungen haben jahrelang ihre europäischen Partner belogen und wurden trotzdem laufend gewählt. Das Volk war offenbar vom Leben auf Pump angetan. Es ist doch klar, dass dort jetzt auch die Hauptlast getragen werden muss, um die finanziellen Folgen des vorangegangenen süßen Lebens zu beseitigen. Helfen gerne, aber bitte keine dauerhafte Alimentierung, die Gesamteuropa in den Ruin treibt.
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Beitrag von 146225 »

autolos @ 8 Aug 2012, 09:17 hat geschrieben: Danke für den Beitrag, aber was soll er uns sagen? Soll das heißen, es sollen weiterhin hunderte Milliarden Euro nach Italien, Griechenland, Spanien usw. überwiesen werden, ohne sicherzustellen, dass dies mal endet?
Weißt Du, wieviel Mittel Italien aus den diversen Rettungsschirmen etc.pp. bisher von Deutschland tatsächlich bekommen hat? Nein? Dann lass Dich überraschen: nix. Null Euro. Ja, das passt nicht ins selbstgerechte Bild vom verschwendungssüchtigen, arbeitsscheuen faulen Südländer, aber Italien spielt trotz aller Probleme die es ohne Zweifel hat, in einer ganz anderen Liga als Griechenland. Wären Italiener engstirnig denkende Menschen und würden Norden und Süden trennen, wäre Norditalien für sich gesehen eine Wirtschaftsmacht mit einem BIP rund 20 bis 25% über dem Durchschnitt der EU-27. Bella Italia hat also durchaus die Chance, sich selbst zu helfen, und Monti ist wohl in wenigen Monaten mehr dazu gelungen als Berlusconi in Jahr(zehnt)en.
Die massive Geldmengenausweitung wird zu hoher Inflation führen und auch in Deutschland zu steigenden Preisen und Entwertung von Sparguthaben führen.
Ist vermutlich durchaus so möglich, aber: Die Zerstörung des Euros, so sehr manche darüber auch jubeln würden, gäbe es auch nicht zum Nulltarif, sondern auch nur um den Preis eines massiven wirtschaftlichen Einbruches mit denselben Folgen. Also bitte dann doch die solidarische vor der egoistischen Lösung.

Aber vielleicht willst Du das ja, damit alle wieder vermehrt auf die Almosen staatlicher Bürokratie angewiesen sind und nicht mehr selbstbewußte Bürger sich auch der staatliche Bürokratie und den sie tragenden Parteien entgegenstellen.
Klare Ansage: Ein "Selbstbewußtsein", welches auf wahlweise Neid, Minderwertigkeitskomplexen, Abwertung oder Überlegenheitsgefühlen bis hin zur Arroganz beruht, ist verzichtbar. Wenn ich als Europäer nicht bereit bin, Griechen, Portugiesen, Malteser, Bulgaren oder Letten genauso als Partner zu akzeptieren und zu respektieren wie ich es (vielleicht) mit Österreich oder den Niederlanden tue, dann mache ich etwas grundfalsch.
Es ist doch klar, dass dort jetzt auch die Hauptlast getragen werden muss, um die finanziellen Folgen des vorangegangenen süßen Lebens zu beseitigen.
Ich glaube immer noch nicht, daß diejenigen die dies lauthals propagieren unter den Bedingungen des Durchschnittsgriechen leben möchten - ganz abgesehen davon, daß uns das bei unserer eigenen Schuldenlast durchaus auch in Deutschland mal blühen könnte.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ 146225

Du verwechselst da etwas, Europa und die Währung "EURO". Die Europäische Union hat Jahrzehnte lang ohne den Euro funktioniert. Zwar gab es innerhalb der EU eine feste Verrechnungseinheit, die European Currency Unint (ECU), der aber erlaubte Kursschwankungen bis 3 Prozent in jeder Richtung. Auch Abwertungen waren möglich. Für die Nicht-Euro Länder gilt sie heute noch, ist aber im Begriff durch den Euro abgelöst worden.

Aus Wikipedia:
Der Wert der Europäischen Währungseinheit war durch einen so genannten Währungskorb festgelegt, der mit Hilfe von exakt spezifizierten Mengen der nationalen Währungen der Mitgliedstaaten der EU definiert war. Die Gewichte der einzelnen Währungen in diesem Korb richteten sich nach verschiedenen gesamtwirtschaftlichen Kriterien, so etwa dem nationalen Anteil am Bruttosozialprodukt der Europäischen Gemeinschaft, dem Anteil des jeweiligen Staates am EG-Binnenhandel und der Bedeutung der jeweiligen nationalen Währung als Reservewährung. Die Gewichte wurden alle fünf Jahre überprüft und gegebenenfalls angepasst. Die Summe der Währungen im Korb wurde dabei der schon zuvor bestehenden Europäischen Rechnungseinheit (ERE) gleichgesetzt, die wiederum Anfang der 1970er Jahre in Parität zum Dollar festgelegt worden war
http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4is...A4hrungseinheit

Im Falle Griechenlands würde das bedeuten, das die Drachme im Verhältnis zum ECU massiv abgewertet werden müsste oder das Land eine Währungsreform bräuchte, um die Staatspleite abzuwenden. Dies würde die europäischen Partner nicht belasten, allenfalls die Menschen, die griechische Staatsanleihen gekauft haben. Die Chance, das jemand eine Anleihe in Drachmen kauft, ist jedenfalls geringer, als die Möglichkeit, griechische Staatsanlei( c )hen in Euro los zu werden. Zumindest bei institutionellen Anlegern. Denn das ist das ganze Drama. Diese Anleger spekulieren darauf, dass die Währungsunion dafür gerade steht. Das kann bei der Politik des Landes nicht gut gehen.

Siehe dazu auch: http://de.wikipedia.org/wiki/W%C3%A4hrungsreform

Zwar hat Deutschland auch zu hohe Staatsschulden - was ich kritisiere - aber hier steht noch eine gewisse Wirtschaftsleistung dahinter, die ich in Griechenland vermisse. Darüber hinaus dürfen Bund und Länder nur Schulden aufnehmen, um die Infrastruktur zu fördern, nicht aber um Personal oder Pensionen zu finanzieren, auch nicht für Sozialleistungen und laufende Kosten. Das dies leider nicht immer so haarscharf getrennt wird, ist mir auch bekannt. Das Theater mit dem Länderfinanzausgleich hast Du sicher mitbekommen. Das Land Berlin ist das Griechenland Deutschlands. Wie sagte doch Wowi: "Arm, aber sexy!". Doch von seinem Sex-Appeal habe ich nichts.
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Beitrag von 146225 »

Autobahn @ 8 Aug 2012, 21:36 hat geschrieben: @ 146225

Du verwechselst da etwas, Europa und die Währung "EURO". Die Europäische Union hat Jahrzehnte lang ohne den Euro funktioniert. Zwar gab es innerhalb der EU eine feste Verrechnungseinheit, die European Currency Unint (ECU), der aber erlaubte Kursschwankungen bis 3 Prozent in jeder Richtung. Auch Abwertungen waren möglich. Für die Nicht-Euro Länder gilt sie heute noch, ist aber im Begriff durch den Euro abgelöst worden.
Nein, ich verwechsle da nichts, und das mit der ECU ist mir auch bekannt. Aber: So viel oder so wenig das manch einer wahr haben möchte, ist doch der Euro eine absolute Grundlage des Europas, wie wir es derzeit erleben und ein Bruch der Gemeinschaftswährung wird nicht nur mal eben die Wiedereinführung der einen oder anderen nationalen Währung bedeuten, sondern im schlimmsten Fall auch andere Errungenschaften des heutigen Europas gefährden.
Im Falle Griechenlands würde das bedeuten, das die Drachme im Verhältnis zum ECU massiv abgewertet werden müsste oder das Land eine Währungsreform bräuchte, um die Staatspleite abzuwenden. Dies würde die europäischen Partner nicht belasten, allenfalls die Menschen, die griechische Staatsanleihen gekauft haben. Denn das ist das ganze Drama. Diese Anleger spekulieren darauf, dass die Währungsunion dafür gerade steht. Das kann bei der Politik des Landes nicht gut gehen.
Richtig, eine neue Drachme wäre im Prinzip vollständig wertlos im internationalen Vergleich. Das bedeutet, Importe von Gütern aller Art aus Ländern mit Währungen wie €, CHF, GBP oder US-$ wären für Griechenland dann mehr oder weniger unbezahlbar. Kann das Land ohne Importe in einer modernen Welt funktionieren? Ich glaube nicht. Leutchen wie Du wollen also Griechenland auf Jahre hinaus in bitterste Armut und einen Lebensstandard vermutlich irgendwo unterhalb Bulgariens festnageln - Hauptsache: Es kostet uns nix.

Verdammt, wie zynisch ist das eigentlich? Wie verdorben kann man sein, um sich immer nur zum Nutzen des eigenen Geldsäckels über das Schicksal anderer zu erheben?
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Beitrag von autolos »

@146225

Um Deine Aussage mal kurz so zusammenzufassen, wie ich es verstehe: Immer weiter hunderte Mrd nach Griechenland, Italien (ich erinnere hier daran, dass die EZB bereits Staatsanleihen gekauft hat), Spanien pumpen, dabei in Kauf nehmen, dass sich dort wegen der laufenden Alimentierung nichts ändern, darauf hin weitere hunderte Mrd. dorthin überweisen, die dann aber schon soviel Zinsen kosten, wie heute in bspw. Italien. Dort ändert sich weiterhin nichts, also weitere hunderte Mrd., dummerweise sind EU-Euro-weit die Zinsen jetzt einheitlich schon bei 10 % angelangt, Tendenz steigend. ABER, all das ist unbedingt und unausweichlich nötig, denn ohne diese Solidarität droht der Zerfall der EU und langfristiges Elend in ganz Europa ist immer noch besser. Dass in der Zwischenzeit sämtliche Regeln demokratischer Rechtsstaatlichkeit über Bord geworfen wurden und wir alle in einer Art zentralbürokratische Diktatur leben, ist auch immer noch das geringere Übel.

Aus meiner Sicht ist ein Ende mit Schrecken allemal besser. Kurzfristig mag ein Zerfall des Euro schwerwiegende Folgen haben, aber langfristig wird er wieder zu einer Normalisierung der Verhältnisse führen. Die Südländer haben lange Jahre wegen des Euro niedrige Zinsen gezahlt, die Zeit aber nicht genutzt, sich zu konsolidieren. Heute erwarten sie, dass ihnen andere dieses, ja, dieses süße Leben weiter finanzieren. Heute macht jeder den anderen für das Elend verantwortlich, aber wir haben die Probleme heute hauptsächlich, weil es den Euro gibt. Schaffen wir ihn ab!
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JNK
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Beitrag von JNK »

@autolos: Du bist also dezidiert der Meinung, dass in den betroffenen Staaten keinerlei Reformen durchgeführt worden und es den Leute so blendend geht wie vor 5 Jahren?
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autolos
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Beitrag von autolos »

JNK @ 9 Aug 2012, 09:25 hat geschrieben: @autolos: Du bist also dezidiert der Meinung, dass in den betroffenen Staaten keinerlei Reformen durchgeführt worden und es den Leute so blendend geht wie vor 5 Jahren?
Die Reformen, die dort durchgeführt wurden, reichen bei weitem nicht aus, die bestehenden Probleme dort zu lösen. Solange andere Eurostaaten immer wieder aushelfen, wird sich das auch nicht ändern. Ohne Euro stünde zudem ein zusätzliches Instrument zur Verfügung, die wirtschaftliche Lage in den Ländern zu verbessern.

Die Lebenssituation in Griechenland war von (u.a.) Staatsausgaben geprägt, die sich das Land nicht leisten konnte. Da den Griechen damals schon bekannt war, dass sie sich den Zutritt zum Euro ergaunert hatten und auch dramtisch auf Pump lebten, ist es auch besonders eine Aufgabe der Griechen, wieder Boden unter die Füße zu kriegen. Helfen tut man ja gerne, aber nicht um einen defizitfinanzierten Lebensstil durch neue Defizite in anderen Ländern beibehalten zu können. Die Staatsschuldenkrise lässt sich halt nicht mit Staatsschulden losen, sondern nur mit weniger Staatsschulden. Außerdem ist es doch erkennbar, dass das zusätzlich geschöpfte Geld in Griechenland (aber auch in Italien) nach Deutschland und England wandert und dort angelegt wird und nicht in Investitionen in den Südländern verwendet wird.
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Autobahn
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Beitrag von Autobahn »

@ 146225

Du hast nicht verstanden, was ich gesagt habe. Die Europäische Union hat Jahrzehnte lang ohne den Euro funktioniert. Und sie funktioniert auch in den Nicht-Euro-Ländern bestens. Griechenland hat sich mit falschen Zahlen den Zutritt zum Euro-Raum erschlichen.

Die Ausgaben für Staatsbedienstete und Renten übersteigen die griechischen Steuereinnahmen. Und Du findest es richtig, das die anderen Euro-Länder für alle Zeiten das bezahlen sollen.

Ich habe geschildert, was im Falle der europäischen Verrechnungseinheit ECU (die keine Währung war) mit der Drachme gemacht werden müsste. Durch den erschlichenen Beitritt zum Euro wird es schwieriger, aber nicht ganz unmöglich.

Die Importe, die Griechenland jetzt bezieht, werden mit den Krediten der anderen Euro-Länder bezahlt. Ein Währungsreform bedeutet aber immer einen Neuanfang. Also wird eine neue Drachme nicht wertlos sein und Deine Befürchtungen daher unbegründet.

Ich habe schon damals nicht verstanden, warum Italien, Portugal und Spanien in den Euro-Raum (Währung, nicht Europäische Union!) aufgenommen wurden und ich habe auch bei einigen ehemaligen Ostblockstaaten gewisse Zweifel, ob sie tatsächlich reif für die gemeinsame Währung sind.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Und wie behebt das das Schuldenproblem? Die Schulden lauten auf Euro, nicht auf Drachme. Wenn man die Schulden auf Drachme umschreibt und dann die Drachme abwertet, ist das genau das selbe wie wenn man sagen würde man halbiert (oder was auch immer) die Schulden.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Fichtenmoped »

Boris Merath @ 9 Aug 2012, 15:23 hat geschrieben: Und wie behebt das das Schuldenproblem? Die Schulden lauten auf Euro, nicht auf Drachme. Wenn man die Schulden auf Drachme umschreibt und dann die Drachme abwertet, ist das genau das selbe wie wenn man sagen würde man halbiert (oder was auch immer) die Schulden.
Eben - eine Rückkehr zu den alten Währungen MUSS mit einem Schuldenschnitt geschehen. Wie der aussieht? Keine Ahnung' ein Spaziergang wird das nicht! Nur zur Errinnerung: Der Übertritt von DM zum Euro war eine Währungsumstellung - der Übergang von Euro zu neuen Nationalwährungen wäre eine Währungsreform! Mit all den hässlichen Nebenerscheinungen.

Das Problem: Der Euro und die ganzen Rettungspakete sind auf Vertragsbrüchen aufgebaut! Wollen wir ein demokratisches, rechtsstaatliches Europa - oder eine von den "Märkten" gelenkte Diktatur?
Eine Auflösung des Euros (NICHT der EU!) ist für die Bevölkerung langfristig besser, ein Verbleiben im Euro zerreißt langfristig die EU. Denn einerseits werden die wirtschaftlichen Ungleichgewichte durch Transferzahlungen eben NICHT abgebaut, andernseits sähen Transferleistungen auch Zwietracht! Vor allem in den Zahlerstaaten: Warum sollen "WIR" zahlen, wenn die "Anderen" nicht wirklich sparen (machen sie und dadurch sind sie schon in einer wirtschaftlichen Depression). Andernseits sehen die Empfängerländer ständig die Spardiktate und so weiter. Ich errinnerebloß an die Nazi-Vergleiche und Bilder von Angie in Naziuniform. DAS ist der Anfang...

Aber jetzt erstmal was zur Auflockerung: http://www.imagebanana.com/view/egqham3y/3...618491214_n.jpg
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Beitrag von Autobahn »

Boris Merath @ 9 Aug 2012, 15:23 hat geschrieben: Und wie behebt das das Schuldenproblem? Die Schulden lauten auf Euro, nicht auf Drachme. Wenn man die Schulden auf Drachme umschreibt und dann die Drachme abwertet, ist das genau das selbe wie wenn man sagen würde man halbiert (oder was auch immer) die Schulden.
Bei einer klassischen Währungsreform wird der Wert der neuen Währung zu den anderen Währungen neu festgelegt (außer es ist eine Binnenwährung wie die Mark der DDR). Für die einzelnen Posten (Bargeld, Guthaben, Schulden, Hypotheken usw.) gibt es unterschiedliche Umstellungsfaktoren.

Im Falle Griechenlands sind die Staatsschulden das größte Problem. Sie sind uneinbringlich. Um die inländischen Banken geschäftsfähig zu halten, muss die griechische Zentralbank ihnen einen Teil der Altgeldguthaben gutschreiben bzw. frisches Geld geben. Das sind dann keine Staatsschulden, die Zentralbank bestimmt damit die Geldmenge.

Damit wird ein Neuanfang möglich.

Die ausländischen Banken und Versicherung haben zwar Forderungen an Griechenland, können diese aber ebenfalls nicht realisieren. Entweder sie haben Geduld und warten, bis sich Griechenland wieder erholt, oder sie müssen diese Forderungen abschreiben. Das letzte ist wahrscheinlicher. Damit nicht das ganze EU-Bankensystem zusammenbricht, müssen also die jeweiligen Staaten ihr Banken stützen. Das ist dann aber ein einmaliger Vorgang und nicht, wie jetzt, eine ständige Maßnahme.
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Beitrag von JeDi »

Jetzt will man mal wieder die TrainOSE privatisieren - also das EVU der griechischen Staatsbahn:

Einige Hintergrund-Infos

Ob sich da wohl ein Käufer findet? Die Staatsbahnkrise ist doch wohl wirklich Hausgemacht...
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Beitrag von Auer Trambahner »

Der nächste Wackelkandidat: Die FAZ über die Eurokriese in Slowenien.
Der mit dem Ölkännchen tanzt!
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Beitrag von Auer Trambahner »

Der mit dem Ölkännchen tanzt!
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Beitrag von Boris Merath »

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Beitrag von 146225 »

Auer Trambahner @ 16 Jul 2014, 20:11 hat geschrieben: Griechenland bandelt kräftig mit China an:

faz.net chinesischer praesident xi-jinping zu kurzbesuch auf rhodos
Was zu erwarten war, wenn der Rest von Europa nur kurzfristig in € und ct denkt.
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Boris Merath
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Beitrag von Boris Merath »

Exemplarisch für viele andere Zeitungen, die quasi identisch berichten, hier ein Zitat aus der Zeit:
"Wir kriegen sogar von höchster Stelle nur noch Anerkennung", sagte Schäuble am Samstag mit Blick auf die jüngsten Äußerungen von US-Präsident Barack Obama, der Athen zu einer Fortsetzung der Reformpolitik ermahnt hatte.
Zusammen mit vielen anderen Äußerungen und Zeitungsartikeln komme ich zu folgendem Organigramm:
1) US-Präsident Barack Obama ist Vorgesetzter der deutschen Bundesregierung.
2) Deutschland und Frankreich sind Vorgesetzte der EU.
3) Griechenland ist kein souveräner Staat, sondern hat zu tun was die EU sagt.

Aber kommen wir mal zu dem aktuellen Finanzbedarf von Griechenland. Griechenland braucht schon wieder dringend neue Hilfskredite. Nur wofür braucht Griechenland denn schon wieder viele Milliarden? Schmeißen die das Geld so schlimm zum Fenster raus?

Nein, keineswegs. Griechenland braucht vor allem deswegen neues Geld von der Troika, damit es die Schulden an die Troika zurückzahlen kann.
Und Griechenland muss den Kredit an den IWF unbedingt deswegen fristgerecht zurückzahlen, weil es sonst keine neuen Kredite vom IWF mehr bekommt. Es handelt sich also scheinbar weitgehend gar nicht um neue Kredite, sondern um die Verlängerung bestehender. Konkrete Zahlen, wie viel "Verlängerung" und wie viel "neuer Kredit" ist, habe ich leider bisher nicht gefunden.

Das macht das ganze in meinen Augen besonders schlimm: Die Öffentlichkeit sieht nur, dass Griechenland schon wieder x Milliarden neues Hilfspaket braucht - die Zahlen scheinen astronomisch in die Decke zu schießen. Wer sich nicht näher mit der Thematik auseinandersetzt, denkt schnell, dass wir Griechenland am laufenden Band Geld schenken. Wer beachtet schon, dass es sich dabei nicht um Geschenke, sondern um Kredite handelt?
Aber was doch viel wichtiger ist: Wer beachtet schon, dass die Summe der Kredite, die Griechenland bei anderen Staaten hat, demnach geringer sein müsste, als die Summe der Hilfspakete? Es scheint ja so zu sein, dass mit dem einen Hilfspaket inzwischen ein Teil eines anderen Hilfspakets zurückgezahlt wird.

Sehr interessant finde ich dabei folgenden Artikel:
http://www.n-tv.de/wirtschaft/Athens-Aderl...le14861381.html

Unter diesen ganzen Gesichtspunkten finde ich die Äußerungen von Varoufakis absolut verständlich, der die Griechenlandrettung durch die Hilfspakete als großen Fehler bezeichnet. Durch die Rettung wurde Griechenland nicht geholfen - es wurde nur den Banken geholfen, indem das Risiko für die faulen Kredite von staatlicher Seite übernommen wurde.
Und Deutschland braucht sich da auch nicht hinstellen und unschuldig tun - Deutschland lebt schließlich seit Jahrzehnten massiv auf Pump, ohne dass es jemals einen Plan gegeben hätte wie an das eigentlich mal zurückzahlen will.

Vorallem sehe ich in dem ganzen auch eine große Gefahr für den Frieden in Europa. In den dominanten Ländern wird die Bevölkerung aufgehetzt gegen die Länder, denen es finanziell nicht so gut geht. Die oben genannten "Details" werden von der Presse kaum vermittelt, entsprechend sehen auch die Stammtischmeinungen aus.
Die Bevölkerung in den Ländern, denen es nicht gut geht, sieht dagegen nur, dass ihr Land fremdregiert ist. Griechenland ist momentan eigentlich keine Demokratie, sondern ein okkupiertes, fremdbestimmtes Land - wenn auch okkupiert durch wirtschaftliche Zwänge, nicht durch Militär.
Das mag für uns hier im komfortablen Deutschland nicht so offensichtlich sein - für die Griechen dagegen sind die Auswirkungen nicht zu übersehen. Andere Länder entscheiden momentan zum Beispiel darüber, ob Griechenland kranke Menschen noch behandeln darf, oder ob sie sterben müssen. Wen wundert es, dass immer größere Teile der griechischen Bevölkerung sich dagegen auflehnen?

Auf Dauer entsteht so ein großer Hass in der Bevölkerung - ein Hass der "Geberländer" auf die bösen Pleitegriechen, und ein Hass der "Nehmerländer" darauf, dass sie in ihrem eigenen Land keine Entscheidungsbefugnis mehr haben. Beides ist bei der aktuellen Politik und Presseberichterstattung nachvollziehbar - stellt in meinen Augen aber eine große Gefahr dar für den Frieden in Europa dar. Und ich halte es für sehr bedenklich, dass die Politik diese Gefahren offenbar völlig ausblendet.
Bis zur vollzogenen Anbringung von ausreichenden Sandstreuapparaten an allen Maschinen haben die Bahnwärter bei aufwärtsgehenden Zügen auf stärkeren Steigungen die Schienen ausgiebig mit trockenem Sand zu bestreuen und für die Bereithaltung eines entsprechenden Vorrathes zu sorgen.

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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 19 Apr 2015, 17:36 hat geschrieben:
Nein, keineswegs. Griechenland braucht vor allem deswegen neues Geld von der Troika, damit es die Schulden an die Troika zurückzahlen kann.
Große Teile ja, aber Griechenland kann mit den Hilfsgeldern immerhin ein Teil der Verwaltung, und rudimentäre Sozialleistungen bezahlen, was ohne die Hilfsgelder nicht Möglich wäre.



Unter diesen ganzen Gesichtspunkten finde ich die Äußerungen von Varoufakis absolut verständlich, der die Griechenlandrettung durch die Hilfspakete als großen Fehler bezeichnet. Durch die Rettung wurde Griechenland nicht geholfen - es wurde nur den Banken geholfen, indem das Risiko für die faulen Kredite von staatlicher Seite übernommen wurde.
Was erwartet Varoufakis, Spenden? Aus Sicht der Geber-länder war es sicherlich ein Fehler. Was für Optionen hat Athen? Ich glaube es ist nicht möglich einem Staat 3 stellige Milliarden Beträge zu leihen/schenken ohne das man über seine Verpflichtungen diskutiert.
Und Deutschland braucht sich da auch nicht hinstellen und unschuldig tun - Deutschland lebt schließlich seit Jahrzehnten massiv auf Pump, ohne dass es jemals einen Plan gegeben hätte wie an das eigentlich mal zurückzahlen will.
Korrekt. Und es kann sein das Deutschland (das gilt für die USA, oder andere SPEND, SPEND, SPEND Länder auch) in 30, oder 50 Jahren so dasteht wie Griechenland heute. Vor allem da, ähnlich wie in Griechenland, ein beängstlich großer Teil der Bürger, nicht nur in in Deutschland, den Staat als eine Art Piñata betrachtet wo man möglichst viel herausschlagen kann. Was in Deutschland positiver läuft ist das zumindest Teile der Politik nicht mehr bereit sind Wahlen zu gewinnen in dem man Ambrosia verspricht. Einige setzen sich öffentlich für unpopuläre Gürtel-enger-schnallen Politik ein.
In den dominanten Ländern wird die Bevölkerung aufgehetzt gegen die Länder, denen es finanziell nicht so gut geht.
Aber auch umgelehrt. Zum Beispiel die ganze Kriegsschuld von Deutschland die in Griechenland wieder zum kochen gebracht wird. Apropos: Hat Griechenland eigentlich je für die Verbrechen von Alexander der Große bezahlt? Da müssten eigentlich Forderungen bis nach Indien bestehen.

Die oben genannten "Details" werden von der Presse kaum vermittelt, entsprechend sehen auch die Stammtischmeinungen aus.
Ich finde es wird sehr häufig in den Medien erwähnt das die Banken eher zu gut wegkommen bei der ganzen Sachen.
Die Bevölkerung in den Ländern, denen es nicht gut geht, sieht dagegen nur, dass ihr Land fremdregiert ist. Griechenland ist momentan eigentlich keine Demokratie, sondern ein okkupiertes, fremdbestimmtes Land - wenn auch okkupiert durch wirtschaftliche Zwänge, nicht durch Militär.
Das mag für uns hier im komfortablen Deutschland nicht so offensichtlich sein - für die Griechen dagegen sind die Auswirkungen nicht zu übersehen. Andere Länder entscheiden momentan zum Beispiel darüber, ob Griechenland kranke Menschen noch behandeln darf, oder ob sie sterben müssen. Wen wundert es, dass immer größere Teile der griechischen Bevölkerung sich dagegen auflehnen?
Spanien, Italien, Ireland, und Iceland sind auch nicht gut auf die Griechenland zu sprechen. Spanien ist eher sogar noch härter gefallen als Griechenland. Die haben ihre Wirtschaft komplett umgekrempelt und können jetzt wieder Wachstum vorweisen. Klar ist aber aber das es eher 10 Jahre+ dauern wird bis die Staaten den Standard wiedererlangen den sie mal hatten. Sie hätten die Reformen die jetzt schlagartig fällig werden, langsam über Jahrzehnte einführen müssen. Aber damit gewinnt man keine Wahlen....


Im Endeffekt, denke ich, werden die westlichen Länder 2015 ihre Hilfsleistungen einstellen. Das Gespenst "Grexit" verliert sowohl in der Finanzwelt, als auch in der Politik zunehmends an furcht. Selbst wenn dadurch französische, oder deutsche Banken pleite gehen, und einige Geberländer Probleme haben, weil sie dann die Hilfsgelder komplett abschreiben müssen, sind diese Probleme eher leichter zu managen als Griechenland zu managen. Griechenland bekäme durch ein Grexit mehr Unabhängigkeit, aber das Leben wird eher härter.
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Beitrag von Fichtenmoped »

Tja, die Reparationsforderungen sind ein ganz heißes Eisen. Was aber eher die Finger unserer Bundesregierung verbrennen wird, als die der Griechen. Warum?
Bei der Londoner Schuldenkonferenz 1953 wurde die Reparationsfrage auf später bis zum Abschluss eines Friedensvertrages verschoben.
Der Friedensvertrag wurde 1990 dann als "2+4-Vertrag" geschlossen, bei dem Griechenland nicht beteiligt war. Griechenland hat diesen Vertrag zwar zur Kenntnis genommen (was blieb sonst übrig?) - aber war niemals Partner dieses Vertrages.
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Beitrag von Galaxy »

Fichtenmoped @ 19 Apr 2015, 21:37 hat geschrieben:Tja, die Reparationsforderungen sind ein ganz heißes Eisen. Was aber eher die Finger unserer Bundesregierung verbrennen wird, als die der Griechen. Warum?
Bei der Londoner Schuldenkonferenz 1953 wurde die Reparationsfrage auf später bis zum Abschluss eines Friedensvertrages verschoben.
Der Friedensvertrag wurde 1990 dann als "2+4-Vertrag" geschlossen, bei dem Griechenland nicht beteiligt war. Griechenland hat diesen Vertrag zwar zur Kenntnis genommen (was blieb sonst übrig?) - aber war niemals Partner dieses Vertrages.
Ich würde argumentieren Griechenland hat konkludent zugestimmt.

Die internationale Gemeinschaft betrachtet das Thema wie eine heiße Kartoffel. Macht das Schule müssen Länder wie England und Frankreich, Schweden und Dänemark usw. schauen was für Schäden sie sich jeweils in den letzen paar hundert Jahren zugefügt haben.

Abgesehen davon was können die Griechen tun? Sie können die Deutsche Schule, und das Deutsche Archäologische Institut beschlagnahmen. Das wäre Schade, aber verglichen mit den Milliarden die Griechenland dem Bund sowieso schon kostet eigentlich Peanuts. Theoretische könnte Griechenland deutsche Bürger, und Firmen enteignen, aber: Da wir glücklicherweise das Zeitalter des Nationalismus im Großen und Ganzen hinter uns haben, und die Menschen zunehmends zu Weltbürgern werden, hat Griechenland das Problem das viele Deutsche mehrer Pässe haben, und viele deutsche Unternehmen können mindestens einen ausländischen Investor vorweisen. Griechenland würde sich isolieren.
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Beitrag von Boris Merath »

Galaxy @ 19 Apr 2015, 22:47 hat geschrieben: Ich würde argumentieren Griechenland hat konkludent zugestimmt.
Ich kann also nen Kredit aufnehmen, und dann 70 Jahre danach verkünden, dass ich keine Lust habe zurückzuzahlen - und wenn die Bank sich dann nicht meldet, dann ist der Kredit weg?
Das wäre Schade, aber verglichen mit den Milliarden die Griechenland dem Bund sowieso schon kostet eigentlich Peanuts.
Was kostete Griechenland denn dem Bund bisher?
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Beitrag von Galaxy »

Boris Merath @ 19 Apr 2015, 23:40 hat geschrieben:Ich kann also nen Kredit aufnehmen, und dann 70 Jahre danach verkünden, dass ich keine Lust habe zurückzuzahlen - und wenn die Bank sich dann nicht meldet, dann ist der Kredit weg?
Wenn die Bank in den Jahren nichts unternimmt um ihr Geld wieder zubekommen, hast Du gute Karten. Man muss aktive für seine Rechte kämpfen. Das ist der Grund warum z.B. Walt Disney so aggressive gegen Kindergärten vor geht die Mickey Mouse an die Wand malen. Würden die das nicht tun sind irgendwann ihre Markenrechte flöten.
Was kostete Griechenland denn dem Bund bisher?
Ist eine gute Frage, die sich wahrscheinlich nicht akkurat beantworten lässt. Das Deutsche Finanzministerium ist der Ansicht das das Geld mit Zinsen zurückbezahlt wird. Also im Prinzip gewinnt man sogar. Aber wahrscheinlich ist das Geld weg. Dann ist Deutschland auch an EU und IMF beteiligt und trägt Schäden davon wenn diese Institutionen ihr Geld nicht mehr bekommen. Dann ist dar die Tatsache das die EZB, im Irrglauben der miesere Herr zu werden, Geld druckt, und damit entwertet. Damit sind deine eigenen Ersparnisse betroffen, was auch den Bund betreffen kann sollte damit dein versteuerbares Einkommen betroffen ist.
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Beitrag von Fichtenmoped »

Galaxy @ 19 Apr 2015, 22:47 hat geschrieben:
Fichtenmoped @ 19 Apr 2015, 21:37 hat geschrieben:Tja, die Reparationsforderungen sind ein ganz heißes Eisen. Was aber eher die Finger unserer Bundesregierung verbrennen wird, als die der Griechen. Warum?
Bei der Londoner Schuldenkonferenz 1953 wurde die Reparationsfrage auf später bis zum Abschluss eines Friedensvertrages verschoben.
Der Friedensvertrag wurde 1990 dann als "2+4-Vertrag" geschlossen, bei dem Griechenland nicht beteiligt war. Griechenland hat diesen Vertrag zwar zur Kenntnis genommen (was blieb sonst übrig?) - aber war niemals Partner dieses Vertrages.
Ich würde argumentieren Griechenland hat konkludent zugestimmt.

Die internationale Gemeinschaft betrachtet das Thema wie eine heiße Kartoffel. Macht das Schule müssen Länder wie England und Frankreich, Schweden und Dänemark usw. schauen was für Schäden sie sich jeweils in den letzen paar hundert Jahren zugefügt haben.

Abgesehen davon was können die Griechen tun? Sie können die Deutsche Schule, und das Deutsche Archäologische Institut beschlagnahmen. Das wäre Schade, aber verglichen mit den Milliarden die Griechenland dem Bund sowieso schon kostet eigentlich Peanuts. Theoretische könnte Griechenland deutsche Bürger, und Firmen enteignen, aber: Da wir glücklicherweise das Zeitalter des Nationalismus im Großen und Ganzen hinter uns haben, und die Menschen zunehmends zu Weltbürgern werden, hat Griechenland das Problem das viele Deutsche mehrer Pässe haben, und viele deutsche Unternehmen können mindestens einen ausländischen Investor vorweisen. Griechenland würde sich isolieren.
Eben weil die Reparationsforderungen einen Präzedenzfall schaffen könnten, ziert sich unsere Regierung wie eine alte Jungfer. Und das Verträge nach über 70 Jahren noch existieren und gerne eingehalten werden sieht man an unserer Kirchensteuer.

Der Dreh- und Angelpunkt wird der Friedensvertrag sein, der 1953 als Grundlage für die Reparationszahlungen gelegt wurde. Man könnte auch von arglistiger Täuschung sprechen, dass der 2+4-Vertrag anstatt eines Friedensvertrages geschlossen wurde. Von wem ist diese Bezeichnung eigentlich ausgegangen? Und bis 1990 waren die Reparationsforderungen schwebend, von einer Erlöschung der Ansprüche kann da keiner sprechen.

In anderen historischen Konflikten wurden ja entsprechende Verträge inkl. Reparationszahlungen geschlossen. Und wie lange durfte nochmal Deutschland für den 1.WK zahlen?
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Beitrag von Galaxy »

Fichtenmoped @ 20 Apr 2015, 05:14 hat geschrieben:
Man könnte auch von arglistiger Täuschung sprechen, dass der 2+4-Vertrag anstatt eines Friedensvertrages geschlossen wurde. Von wem ist diese Bezeichnung eigentlich ausgegangen?
Der vollständige Name des Vertrags ist: "Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf Deutschland "2 + 4 Vertrag."" 2+4 Vertrag regelt ja nicht nur das Verhältnis zwischen den 2 mit den 4, sondern auch die 4 Untereinander. 2+4 ist der Grund warum Obama nicht einfach in Air Force One steigen kann um Merkel in Berlin zu besuchen, sondern er brauch für den Flug (alle Flüge in das Ex-DDR Gebiet) die diplomatische Freigabe aus Moskau, da Air Force One als Kriegswaffe deklariert ist.
  Und bis 1990 waren die Reparationsforderungen schwebend, von einer Erlöschung der Ansprüche kann da keiner sprechen.
Es war klar das der Vertrag das traurige Kapitel WW2 abschließt. Der Tag an dem 2+4 in Kraft ging, war der Tag an dem das 3 Reich unterging. Es lebte bis dahin in der form eines okkupierten Staats in Berlin weiter. Griechenland, oder andere Länder, hätte damals das Thema Reparationen in den Raum werfen können. Haben sie aber nicht.
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