146225 @ 20 Aug 2012, 05:47 hat geschrieben:Kann in Bayern, wer die Verdichtungsräume, zuallererst natürlich München, besser nach Wählern abfischt, nicht auch über die Landklientel siegen
Das ist möglich.Das setzt aber Sensibilität und Interesse vor allem für die Bevölkerung abseits der Ballungsräume voraus.
Die hat Ude aber nicht.
Wer sich nicht entblödet,
Aschaffenburg nach Oberfranken zu verlegen, hat außerhalb Münchens zurecht ein Problem, wenn er Ministerpräsident werden will.
146225 @ 20 Aug 2012, 05:47 hat geschrieben:Darüber hinaus: Seehofer wird doch bis zur Wahl sein Wissen und seine Meinungen je nach Windrichtung noch mehrere Dutzend mal ändern ...
Man kann es auch anders ausdrücken:
Horst Seehofer besteht im Bierzelt, Christian Ude nicht.
Der Ingolstädter Modelleisenbahnfan ist nur ein FJS im Westentaschenformat, weiß aber dennoch wie der Hase läuft. Gegen einen Ude oder gar einen Pronold reicht das locker.
Ob er nach der übernächsten Wiesn wieder mit der FDP oder mit den Freien Wählern oder alleine regiert, wird ihm ziemlich egal sein, wenn die erste Vier vor dem Komma aussagekräftig ist. Und das wird sie.
Wenn's nötig ist, macht er auch noch Opposition gegen die Koalition, in der seine Partei im Bund sitzt. Darin ist er seit vier Jahren geübt.
Und er macht es nicht mal gut. Seehofer regiert selbst eine inhaltlich schwache Koalition, die ständig streitet und sich von einer ernstzunehmenden Opposition im Handstreich auseinandernehmen ließe. Man verfolge nur die Hasenfußtaktik in der Bildungspolitik...
Aber für die bayerische SPD reicht's halt. Peter Fahrenholz hat es in der SZ neulich
ziemlich auf den Punkt gebracht:
Gerne lässt Seehofer durchblicken, es gebe in München einen, der in jede Falle hineinlaufe, die man ihm aufstelle. Gemeint ist Ude.
Und Ude hat – selbst in München – das Problem, daß nur seine Eingeweihten (wahrscheinlich nicht mal die) wissen, in welchen Fragen – außerhalb der 2. Stammstrecke und 3. Startbahn, worin sich beide einig sind – er eine andere Position als Seehofer vertritt.
Horst Seehofer konnte nur Einer gefährlich werden:
Sepp Daxenberger von den Grünen. Eine Figur. Geerdet, anerkannt auf dem Land und in der Stadt.
Aber der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag wäre ihm nicht gefährlich geworden, weil Daxenberger 2014 Landrat von Traunstein/Siegsdorf werden wollte.
Vor einem Jahr schrieb ich in meinem Blog unter der Überschrift
»Der urbane Bürger-King und das Land«
Um auf den Land anzukommen, reicht es eben nicht, in Lederhosen eine gute Figur abzugeben und gut anzapfen zu können, was er zweifelsohne kann. Er wird in Kuhfladen treten müssen und in strukturschwachen Regionen wie rund um Hof erklären müssen, was er anders und vor allem besser machen will als die derzeitige Landesregierung. Er muss eine Berechenbarkeit garantieren können, die der launenhafte Seehofer, der nicht einsehen will, daß die Zeiten eines Franz-Josef Strauß lange vorbei sind, nicht bietet.
Sepp Daxenberger, der viel zu früh verstorbene bayerische Vorzeige-Grüne, der der CSU – im Gegensatz zur SPD – das Fürchten lehrte, beherrschte diese Klaviatur hervorragend und wirkte dabei noch authentisch, was ihn so beliebt machte.
Ihn kann er nicht mehr befragen. Er kann sich jedoch Renate Schmidt zur Seite nehmen, die die die letzte Sozialdemokratin bayernweit war, die noch wusste, wie man Erfolg wenigstens buchstabiert. Wer sich vom Ministerpräsidenten beim politischen Aschermittwoch in Passau als „Krampfhenne“ beschimpfen lassen musste, hat es zu etwas gebracht.
Ein Jahr später – Ude hat davon nichts, aber auch gar nichts beherzigt.
Ich bin kein Politikerberater und will mich nicht als Besserweiiser aufspielen.
Aber Ude hat sich im vergangenen Jahr nur als arroganter wie störrischer Großstädter gezeigt, der sich außerhalb Münchens nicht auskennt und wohl auch nicht auskennen will.
Wer jetzt einwirft, daß der Wahlkampf so früh begonnen hat:
Es war die SPD, die sich von Ude inthronsieren ließ. Oder umgekehrt. (Seehofer war und ist es egal...)
(Meine Fresse; ich sehe gerade, daß sich
Daxenbergers Todestag vorgestern zum zweiten Mal gejährt hat.)