Tequila @ 26 Dec 2012, 16:22 hat geschrieben:Nein, natürlich wird es noch mehr wie 1,1 + 1,2 Mrd. werden. Würde mich auch absolut nicht wundern, wenn wir V&R's 10 Mrd. erreichen oder gar überschreiten werden.
Ich frage mal vielleicht etwas provokant zu der Frage, ob es nun 1,2 Mrd. oder doch etwas mehr werden ganz offen:
Na und?
Auch in der Vergangenheit sind neue Verkehrsinfrastrukturprojekte schon teurer und teils auch deutlich teurer geworden, als zuerst geplant. Doch heute profitieren allein von den auch teuerer gewordenen NBS in Deutschland jeden Tag viele Bahnfahrer und sind heilfroh, dass man diese gebaut hat. Zwischen Frankfurt und Köln hat man den Flugverkehr nahezu genau so eingestellt wie zwischen Nürnberg und München, was nicht zuletzt auch der Umwelt gut tut.
Zudem muss man an der Stelle auch mal ganz ehrlich sagen, dass die ständigen Kostenexplosionen bei Großprojekten in Deutschland ein Ergebnis des Systems sind. Die politischen Gremien stimmen einem Projekt auf Grund von bereits veralteten Kostenkalulationen zu, was v.a. von der sog. standardisierte Bewertung herkommt. Die Verträge werden z.B. auf Preisniveau 2010 gemacht und dieses Preisniveau wird dann offiziell als Projektkosten an die Öffentlichkeit kommuniziert. Mit dem Bau beginnt man aber erst 2012/13, so dass hier schon wieder automatisch Preissteigerungen entstehen. Dann kommen noch die üblichen Umplanungen während des Baus wegen neuer Vorschriften und die Prozesskosten wegen Klagen dazu, was auch wieder zusätzlich kostet. Und wenn das ganze dann so ca. 2020/21 fertig ist, dann haben sich die Baupreise durch die Inflation freilich nochmal weiter erhöht, so dass man am Ende immer weit über den "offiziellen" Projektkosten auf Preisstand 2010 rauskommt, was ja wohl logisch ist.
Deshalb wäre es aus meiner Sicht viel zielführender, nicht immer pauschal die Deutsche Bahn als Bauherrin wegen der obligatorischen Kostensteigerungen anzugreifen, sondern eher mal das System der Kostenkalulationen als Ganzes in Frage zu stellen! Warum werden die Projektkosten allgemein nicht realistisch mit der Inflation bis zum geplanten Fertigstellungstermin genannt und auch so als offizielle Projektkosten an die Öffentlichkeit kommuniziert? Warum ist die standardisierte Bewertung ein solch unflexibles, in sich falsches, bürokratisches Monster, dass mit seinen Prämissen des Öfteren ganz offensichtlich unrealistische Daten ausspuckt? Was kann man an diesem Verfahren verbessern? Warum scheut sich die Politik, realistische - also höhere - Projektkosten von vorn herein zu akzeptieren?
Das sollte und müsste man sich wirklich mal fragen, anstatt es sich sehr leicht zu machen und die Schuld immer nur und nur bei der DB zu sehen. Diese hat freilich auch ihren gewissen Anteil dran - genauso wie die, die durch ihre Proteste und übermäßigen Klagen die Kosten künstlich hochtreiben wollen. Und das wirft eine erneute Frage auf: Sind Protestkosten auch Projektkosten?