mapic @ 16 Jun 2013, 18:28 hat geschrieben:Ich bin auch der Meinung, dass heute eigentlich jeder einigermaßen Hochdeutsch können sollte. Aber den betreffenden Leuten einfach so pauschal Arroganz vorzuwerfen, halte ich auch für deutlich übertrieben.
Und wie eine Bayrisch-Förderung in der Schule aussehen soll, würde mich auch mal interessieren.

Gibts dazu Details?
Naja, das ist ja eigentlich ganz einfach: Man muss es nur zulassen, dass die Kinder ihren Dialekt auch sprechen dürfen, selbst zu meiner Zeit gab's es das noch reichlich, dass Lehrer schlicht und einfach 'ne Art Hochdeutschpflicht ausgerufen hatten, selbst Lehrer, denen das selbst schwer fällt durchzuhalten. Und spätestens, wenn ich als (unter anderem) hochdeutsch aufgewachsenes Vorstadtkind beim Referat automatisch immer eine Note besser bekommen habe, nur weil ich nahezu akzentfrei Hochdeutsch kann und das auch offen so gelobt wurde, dann braucht man sich nicht wundern, wenn sich die (auf dem Dorf große Mehrheit der) Dialekt-Kinder runtergebuttert fühlen, wie von irgendwelchen zugereisten "Besatzern"... da braucht man sich dann im Übrigen auch nicht wundern, wenn die eine gewisse Ablehnung gegen Hochdeutsch entwickeln.
In Bayern ist mit bayerischen Dialekten zu rechnen, so wie in Tschechien mit tschechisch zu rechnen ist und ich finde das auch gut. Natürlich soll jedes Kind Hochdeutsch können, aber es muss nicht so getan werden als wäre Hochdeutsch was besseres und die Dialekte etwas, was man bekämpfen muss, so wie es in den Schulen jahrzehntelang war. Das ist Arroganz, wenn man meint, der Bevölkerung ihre Sprache/Sprachfärbung irgendwie von außerhalb irgendwie ändern zu müssen. Das ist Kulturgleichmacherei. Und ich bin auch der Meinung, richtig Deutsch kann eigentlich nur, wer neben Hochdeutsch auch noch einen Dialekt hat - oder wie ich eben zwei.

Diese regionale Vielfalt der Sprache gehört zur deutschen Kultur einfach dazu.
GSIISp64b @ 16 Jun 2013, 18:36 hat geschrieben:Wenn man schon zweisprachig erzieht, dann doch bitte mit einer zweiten Sprache, die auch tatsächlich praktischen Nutzwert hat - englisch zum Beispiel.
Aha. Dann sollen also albanische Eltern in Deutschland ihren Kindern statt albanisch als zweite Sprache lieber Englisch mitgeben, mit Albanisch kann man ja in der Welt draußen nichts anfangen!? Das kannst du gerne tun, aber ich glaube du unterschätzt den "Nutzen" eines Dialekts oder einer regionalen Sprache für's Leben extrem. Ein Dialekt kann ein wichtiges Identifikationsmerkmal sein, vor allem auch für einen selber.
Zum einen ist es natürlich im Alltag unheimlich sinnvoll, wenn ein Kind seine Spielkameraden im Münchner Sandkasten versteht. Wenn der eine sagt "I gib da fei glei a Watsch!" nutzen dir Englischkenntnisse sehr wenig.

Auch später ist das nicht schlecht, wenn man sich häufig oder dauerhaft in einem bestimmten Sprachraum aufhält, besonders wenn dort natürlich der Dialekt sehr verbreitet ist. Das kommt bezüglich Integration nicht gut, wenn du dich der einheimischen Sprachform auch nach Jahren völlig verweigerst...
Caesarion @ 16 Jun 2013, 18:35 hat geschrieben:Her damit! Wenn es nach mir gehen würde, würde das Kultusministerium auch eine einheitliche baierische Schriftsprache auf dem Weg bringen, damit den Kindern auch diese beigebracht werden kann. Zweisprachige Erziehung sozusagen.
Das wäre aber auch wieder Gleichmacherei, denn die Realität ist nicht so. Dialekte sind nunmal verschieden, Oberbayerisch ist in Ingolstadt anders als in München oder Rosenheim. Wenn du dir ein Standardbayerisch einfallen lässt, dann eliminierst du damit quasi die anderen Formen. Das ist das Problem mit der "Einheitlichkeit". Wenn dann müsste man es machen, wie in anderen Sprachen, z.B. in Skandinavien und die unterschiedlichen Versionen offiziell verschriftlichen und ob das Sinn macht?
GSIISp64b @ 16 Jun 2013, 20:00 hat geschrieben:2. Mir scheißegal.
3. Mir scheißegal.
Ich fürchte wegen dieser ignoranten Haltung hat man in Bayern das Wörtchen "Saupreiß" erfunden. :rolleyes: