Oder es wird heute der Lohn der besser verdienenden Arbeitnehmer dadurch finanziert, dass die geringverdienenden Kollegen ausgebeutet werden. Alles eine Sache des Blickwinkels.Caesarion @ 25 Sep 2013, 02:21 hat geschrieben: Jeder Arbeitsplatz für 8,50€ , den eine Firma ohne Gesetz unterhalb des Mindestlohnes bezahlen würde, wird auf Kosten anderer Arbeitnehmer finanziert.
Was aber nicht zulässig ist. Mal davon abgesehen - Überstunden kosten auch Geld. Und wenn sie von anderen besser vedienenden Kollegen gemacht werden, sicherlich auch mehr als Billiglohn.Es kann sein, dass die Arbeitsstelle aufgelöst wird und die Arbeit von den anderen Überstunden erledigt wird usw.
Das ist jetzt eine enorme Verdrehung der Tatsachen.autolos @ 25 Sep 2013, 08:50 hat geschrieben:Wem es seine eigenen Fähigkeiten, von seinem Einkkommen zu leben, verdient die Unterstützung der gesamten Gesellschaft. Ein gesetzlicher Mindestlohn ersetzt Sozialleistungen, ist also für die betroffennen Arbeitgeber eine Art Sondersteuer.
Du tust ja gerade so, wie wenn es eine Gnade wäre, dass ein Arbeitgeber Mitarbeiter für Billiglohn einstellt. Der Arbeitgeber von Billiglohnkräften als Wohltäter? Das ist ja nun wirklich absurd.
Billiglohnkräfte werden (abgesehen von Ausnahmefällen z.B. bei Behindertenwerkstätten o.ä.) doch nicht aus Mildtätigkeit eingestellt, sondern weil die Arbeitgeber in einer Branche sich in einem ruinösen Wettbewerb befinden, in dem die Lohnkosten immer weiter gedrückt werden müssen.
Und genau das Gegenteil ist der Fall - nicht der Mindestlohn ist eine Sondersteuer für arme Arbeitgeber. Beim Aufstocken sieht es doch vielmehr so aus:
Bäckerei A beschäftigt Mitarbeiter zu fairen Tarifen, und zahlt Gewerbesteuern. Fleischerei B beschäftigt Mitarbeiter zu Dumpinglöhnen. Die Mitarbeiter der Firma B müssen aufstocken, um zu überleben. Wer zahlt jetzt die Mitarbeiter der Firma B? Steuern fallen nicht vom Himmel, sondern müssen gezahlt werden. Hier zahlt also die Firma A indirekt über ihre Steuern einen Teil des Lohns der Mitarbeiter der Firma B!
Und weil durch die Dumpinglöhne der Fleischerei und die hohen Steuern für die Bäckerei das Fleisch billiger und das Brot teurer wird, kaufen die Leute auch noch mehr Fleisch und weniger Brot.
Das ist doch Enteignung der Firma A und Wettbewerbsverzerrung in Reinform.
Und wenn Du mir jetzt erzählst, dass ein Fleischer eine so geringe Wertschöpfung hat, dass man ihn einfach nicht angemessen bezahlen könne, und der Staat den armen Fleischer, der wegen schlimmen Schicksalsschlägen nicht in der Lage ist sein eigenes Geld zu verdienen (bei 40-Stunden-Woche), dann kann ich nur noch entgeistert den Kopf schütteln.
Wenn jemand von seinem Lohn nicht leben kann, sondern aufstocken muss, dann ist das sowohl systematische Ausbeutung des Arbeitnehmers, als auch systematische Ausbeutung des Staates (und damit aller ehrlichen Steuerzahler).Nur weil von linken Wortführern ein Zerrbild von rücksichtslosen und raffgierigen Unternehmern gezeichnet wird, leben wir nicht in einem Land, in dem abhängig beschäftigte systematisch ausgebeutet werden.
Wenn die Produktivität eine höhere Bezahlung nicht erlaubt, ist das Produkt zu billig, ganz einfach. Alternativ ist die (willkürliche) Festlegung, welcher Mitarbeiter welchen Anteil an der Produktivität hat, total daneben.Es gibt sicher Fälle, in denen die Produktivität der Angestellten oder Arbeiter eine höhere Bezahlung ohne weiteres rechtfertigt, aber es gibt eben auch die anderen Fälle.
Natürlich gibt es die. Es gibt immer Gewinner und Verlierer. Momentan sind die Verlierer die Billiglohnarbeitskräfte, und die Gewinner die "Geiz ist geil"-Kunden. Mit Mindestlohn sind die Billiglohnarbeitskräfte immer noch Verlierer (sie bekommen ja nur den Mindestlohn, und sind damit nach wie vor Geringverdiener), nur ist das Gefälle zwischen Gewinner und Verlierer nicht mehr ganz so groß.Es wird also mit Sicherheit Verlierer eines gesetzlichen Mindestlohns geben.
Dazu ein sehr treffendes Zitat von Bertold Brecht:
Armer Mann trifft reichen Mann und sehn sich an. Da sprach der Arme zum Reichen: "Wär ich nicht arm, wärst Du nicht reich!“