Mahlzeit,
ropix @ 31 Dec 2004, 00:56 hat geschrieben:Nanana - die 17 zwischen HBF Nord und HBF, die Osttangente - alles offiziell als Neubaustrecken bezeichnet - schon vergessen? Aja und da wäre ja auch noch die BW-Zufahrt. Und das wirklich neugebaute Teilstück der Sl18 an der Westendstraße
die Antwort auf die Frage nach der letzten Neubaustrecke hängt davon ab, was man unter dem Begriff
Neubaustrecke versteht. So löblich ich es finde, dass einige der schlimmsten Stilllegungssünden wiedergutgemacht wurden (17er: Hauptbahnhof - Hackerbrücke - Romanplatz, 15er/25er: Ostfriedhof - Max-Weber-Platz), sollte meiner Meinung nach eine Neubaustrecke folgende Kriterien erfüllen:
- Es findet eine
Fahrgastbeförderung statt. Betriebsstrecken fallen dann aus dem Schema, wenn sie überhaupt keine Fahrgastbeförderung durchführen, auch bei Einrück- und Ausrückfahrten nicht. Die am 16.02.04 eröffnete Betriebsstrecke vom Haidenauplatz zum Betriebshof Einsteinstraße leistet keine Fahrgastbeförderung und zählt nach dieser Definition nicht als Neubaustrecke. Außerdem ist es eine Umleitungsstrecke (siehe weiter unten), sodass ein weiteres Kriterium nicht erfüllt wird.
- Es ist
keine Reaktivierung einer vorübergehend oder - nach ursprünglichen Vorstellungen - dauerhaft stillgelegten Trambahnstrecke, sondern eine
Strecke auf neuem Terrain. Für stillgelegte Strecken existieren zum Teil noch Betriebsgenehmigungen, sodass die bürokratischen Hürden weit geringer sind als bei einer Trasse, auf der noch nie eine Trambahn fuhr. Bisher hat es München (ich schreibe das mal verallgemeinernd für alle Verantwortlichen aus Politik, MVG usw.), nachdem man von dem Gedanken abgekommen war, die Trambahn komplett einzustellen, und vielfältige Neubaupläne schmiedete, noch nicht unter Beweis gestellt, eine Strecke - gegen entsprechende Widerstände (Anwohner, Initiativen etc.) - bauen zu können, die auf neuem Gebiet fuhr. Hiervon ausgenommen sind nur die oben genannte Betriebsstrecke Einsteinstraße sowie wenige Meter Gleis für provisorische Wendeschleifen (beispielsweise die inzwischen wieder abgebaute Wendeschleife Hanauer Straße oder die am 14.09.2004 eröffnete provisorische Wendeschleife Pelkovenstraße). Selbstverständlich ist der bauliche Aufwand einer Reaktivierung in aller Regel fast genauso hoch wie eine wirkliche Neubaustrecke, da im Allgemeinen alles neu gebaut werden muss. Da aber meist die Trasse freigehalten wurde, ist hier aber schon ein Vorteil zu sehen, man hat weniger bauliche Hindernisse "wegzuräumen" als bei einer völligen Neutrassierung. Dies ist ein weiteres Argument dafür, Reaktivierungen nicht als Neubaustrecken durchgehen zu lassen. Bei Sanierungen bestehender Strecken ist übrigens zum Teil auch ein beträchtlicher baulicher Aufwand zu leisten. So wurden lobenswerterweise die letzten Jahre eine ganze Reihe an Trambahnstrecken saniert, wobei neue Schiene verlegt, gegebenenfalls auch die Oberleitungen ausgetauscht, die Haltestellen neu gestaltet wurden usw. In diesem Zusammenhang würde man aber kaum von Neubaustrecken sprechen.
- Das Thema
Umleitungsstrecken ist das wohl schwierigste. Kann eine Umleitungsstrecke überhaupt eine Neubaustrecke darstellen? Manche Umleitungsstrecken schaffen zwar neues Fahrgastpotenzial, da sie sehr weit von der ursprünglichen Trasse abweichen. Sie weisen dann auf den ersten Blick alle Merkmale einer Neubaustrecke auf.
Letztendlich kommen die Bewohner aber nicht in den Genuss der Tram, weil man die Gebiete als trambahnwürdig erachtete, sondern aus anderen, zwingenden Gründen.
Bestes Beispiel ist der 24er und die am 30.09.1973 eröffnete Umleitungsstrecke Michaelibad - Hechtseestr. - Kirchseeoner Str. - Rosenheimer Str. Diese wurde gebaut, da die Bad Schachener Straße wegen U-Bahn-Bau (U8 Scheidplatz - Neuperlach Süd) gesperrt werden musste. Die Strecke erschloss in Ramersdorf völlig neues Fahrgastpotenzial und gilt (nach meiner bisherigen Definition) als
letzte Neubaustrecke überhaupt. Die Umleitungsstrecke wäre übrigens fast am Einspruch der Anwohner in der Hechtseestraße gescheitert. Erst als man diesen versicherte, dass die Trambahn mit der Eröffnung der U8 (1980) wieder wegkommt, kam es zu dieser Einigung. Die Betriebsgenehmigung kann man daher durchaus als befristet ansehen (es waren nur acht Jahre!). Wenn man einen extrem strengen Maßstab anlegt (dafür werde ich wahrscheinlich jetzt virtuell gesteinigt), würde auch diese Strecke auf Grund der limitierten Betriebsgenehmigung nicht als Neubaustrecke gelten.
Um die
wirklich letzte Neubaustrecke zu klassifizieren, müssen wir noch zwei Tage zurückgehen (da es nur zwei Tage sind, werden einige jetzt hoffentlich wieder von der virtuellen Steinigung abrücken

): Am 28.09.1973 wurde der 24er von Neuperlach Nord 800 Meter nach Süden verlängert, bis Neuperlach Zentrum. Dies war eine "echte" Neubaustrecke, die tatsächlich alle Kriterien erfüllt, nämlich als zusätzliches Merkmal die gewollte Anbindung der etwas südlicher liegenden Wohngebiete in Neuperlach, die Strecke übernahm also eine wirkliche Erschließungsfunktion.
Damit ist der 23er tatsächlich (ich gebe zu, nach meinen Kriterien, die nicht der Weisheit letzter Schluss sein müssen) die erste Neubaustrecke seit über 30 Jahren.
ropix @ 31 Dec 2004 @ 01:32 hat geschrieben:Vor längerer Zeit hieß es wohl noch so ((Zitat von:
www.u-bahn-freak.de)):
Je nach Dauer des Verfahrens kann voraussichtlich im Frühjahr 2005 mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Die Inbetriebnahme der neuen Trambahnlinie ist zwischen Ende 2005 und Frühjahr 2006 vorgesehen.
Es gefällt mir gar nicht, dass der Zeitplan entfernt wurde, da dies darauf hindeuten könnte, dass sich die MVG mental vom geplanten Eröffnungszeitplan verabschiedet hat, was immer das auch bedeuten mag

.
ropix @ 31 Dec 2004, 00:56 hat geschrieben:Das ((Verschiebung um ein Jahr wegen Einbeziehung Verkehrsberuhigung Ungerer Straße)) wurde aber von der Stadt niedergeschmettert mit der Begründung erst die Tram - dann verkehrsfluss begutachten. So ists auch richtig
Dass sich die Stadt offenbar nicht auf eine Verschiebung einlässt, ist sehr positiv zu sehen.

Aber erst die anrückenden Baumaschinen werden mich davon überzeugen, dass man es ernst meint...