autolos @ 6 Jan 2016, 13:46 hat geschrieben: Stark verkürzt gesagt: Wettbewerb führt dazu, dass jemand besser sein will als andere. Das führt zu Innovationen, Kostensenkungen und einer Leistungserbringung mit verringertem Ressourceneinsatz. Ohne Wettbewerb - sei es bspw. in privaten oder staatlichen Monopolen - entfällt jeglicher Anreiz zu Verbesserungen.
Das sind alles Märchen. In der Theorie mag das so sein, ist aber nicht so.
Kostensenkungen finden doch nur da statt wo man jemanden hart trifft, z. B. beim Personal, also das McKinsey-1x1 der menschenverachtenden aber einfachen Methoden, das zieht immer.
Verringerter Ressourceneinsatz heißt auf die Eisenbahn übertragen doch nur: Keine Reserven, keine Bereitschaften, verzögerte Wartung, fremdvergabe möglichst vieler Aufgaben was die Leistungen nochmals verzögert usw.
Dass der Markt nicht funktioniert sieht man auch daran dass die Gesetze von Angebot und Nachfrage nicht funktionieren. Bei der Eisenbahn gibt es einen riesigen Personalmangel, aber wo sind die Reaktionen darauf? Massive Gehaltserhöhungen, Anreize schaffen mit Sozialleistungen usw. um die Stellen attraktiv zu machen?
Wahrscheinlich hast du das aus dem Gehirnwäschebuch für angehende BWLer, denn das mag in der Theorie alles gut klingen, praktisch funktioniert es nicht. Genauso wie Sozialismus ist der Wirtschaftsradikalismus gegen die Menschlichkeit und einen angemessenen Lebensstandard für alle.
Dieses System das da erwähnt wird ist eines das über Leichen geht, denn Bezahlen müssen es z. B. die Angestellten und wer das gut findet, dem klebt auch Blut an seinen Händen!
Das wird auf Dauer eh nicht gut gehen, da das Gesamtvolumen des Vermögens begrenzt ist. Wenn aber immer weniger immer mehr haben, hat der Rest immer weniger. Das zeigt ja dass das eine Blase ist die irgendwann platzt.
Führungskräfte müssen deutlich mehr verdienen, da wird keiner was sagen, aber die Schere klafft immer weiter und da wird es unverständlich, gerade da ja das Volumen begrenzt ist. Daher bräuchte es eben feste Regeln, denn der freie Markt kann nicht funktionieren, das ist eine Welt des Stärkeren, wo der Mächtige alles haben will. Genau das ist es was in der Geschichte der Menschheit viele Kriege und viel Leid provoziert hat.
Die Schweiz ist nebenbei das allerbeste Argument gegen die Wettbewerbsjünger, denn dort funktioniert der Personenverkehr besser als sonstwo in Europa, ganz ohne Wettbewerb und der Staat macht genaue Vorgaben, nur so funktioniert es.
Ist bei uns im SPNV übrigens auch so, die Aufgabenträger müssen alles genau vorschreiben, denn es wird aus Kostengründen nur genau das umgesetzt. Wahnsinnig innovativ. Ohne die staatlichen Aufgabenträger würde kein Zug keinen Meter fahren und keiner würde etwas machen. Das ist also die marktgerechte Innovation.
Es geht einzig um Gewinnmaximierung, Kostenreduzierung unterhalb der Führungsebene wo Kosten egal sind, Rendite auf Kosten der Allgemeinheit und der Beschäftigten. Für welche Unternehmen oder welche Branche man arbeitet ist doch egal, hauptsache die Karriere vorantreiben. Förderung des Egoismus pur.
Vielleicht war das damals unter der sozialen Marktwirtschaft besser, aber heute mit hochgezüchteten, arroganten Theoretikern ohne jegliches Herzblut für die Sache funktioniert das kaum noch.