Der Süden vom Norden

Eure Reportagen und Reiseberichte finden hier ihren Platz, gerne auch Bilder abseits von Gleisen
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Entenfang @ 11 Jan 2016, 17:06 hat geschrieben: In Halden gibt es eine kurze Raucherpause. Zwei Norweger machen mich auf die Festung Fredriksten aufmerksam, die im Abendlicht leuchtet.

Ob ich mit einem Interrail-Ticket unterwegs bin? Na klar.
Woher ich denn komme? Deutschland.
Oh. Die Temperatur fällt sofort um einige Grade. Ich wurde bereits vorgewarnt, dass die Deutschen bei einigen Norwegern nicht wahnsinnig beliebt sind.
Danke für deinen tollen Bericht, nochmals.

Was mich interessiert, ist zwar jetzt schon etwas her, aber ist dir das öfter passiert oder waren das Einzelfälle?
In Schweden habe ich nie negative Erfahrungen gemacht. Norwegen will ich noch hin, war ich aber noch nie. Mir ist aber bekannt dass z. B. weit über 50% der Hurtigruten-Reisenden deutsche Bürger sind, die leben ja davon.

Du warst doch der selbe Mensch wie vorher, wieso kann sich da die Stimmung verschlechtern? Das ist ja auch irgendwo Rassismus den die hier betreiben.
Sind das wirklich so viele die da so eine negative Einstellung haben. Woher kommt das?
Ich nehme mal an das kommt von der Besetzungszeit, aber was hast du damit zu tun?
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Beitrag von Entenfang »

DSG Speisewagen @ 19 Jan 2016, 22:53 hat geschrieben:Was mich interessiert, ist zwar jetzt schon etwas her, aber ist dir das öfter passiert oder waren das Einzelfälle?
In Schweden habe ich nie negative Erfahrungen gemacht. Norwegen will ich noch hin, war ich aber noch nie. Mir ist aber bekannt dass z. B. weit über 50% der Hurtigruten-Reisenden deutsche Bürger sind, die leben ja davon.
Ich wurde von Bekannten diesbezüglich vorgewarnt, die schon sehr oft in Norwegen waren. Tatsächlich war es das einzige Mal, wo es mir aufgefallen ist. Ich hatte mit Schlimmerem gerechnet. Ein bisschen wurde ich aber schon an die Franzosen erinnert, denn manchmal hatten wir das Gefühl, dass der Gesprächspartner jedes Wort versteht und trotzdem auf Englisch antwortet. Dass es in Norwegen sehr viele deutsche Touristen gibt, ist korrekt. Man hört auf Schritt und Tritt deutsche Sprachfetzen.
Du warst doch der selbe Mensch wie vorher, wieso kann sich da die Stimmung verschlechtern?
Vielleicht kennst du es ja, dass man sich mit jemandem unterhält, irgendwas Falsches sagt und plötzlich scheint die Temperatur im Raum um 10° gefallen zu sein.
Sind das wirklich so viele die da so eine negative Einstellung haben. Woher kommt das?
Ich will den Norwegern absolut nichts unterstellen, wie gesagt habe ich persönlich es nur dieses eine Mal erlebt. Eigentlich sind "die Skandinavier" deutlich freundlicher, weniger formell und zuvorkommender als "die Deutschen." Du verstehst wahrscheinlich, wie das gemeint ist.
Es ist vermutlich noch auf die Besatzungszeit zurückzuführen. Natürlich ist das sinnlos, aber ist es nicht ebenso sinnlos, was z.B. die Franzosen veranstalten?



Tag 12 Bergen

Heute Morgen fiel die Wahl auf einen Besuch in Griegs Haus. Nur wie hinkommen? Nach einigem Suchen ist die richtige Position der großen Haltestelle…
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…am Ole-Bulls-Platz gefunden, nicht zuletzt mithilfe dieser Übersichtskarte.
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Hier übt der aus Bergen stammende Violinist bis heute auf seiner Geige.
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Auf Empfehlung des bekannten Ole Bull konnte sein Neffe Edvard Grieg am Leipziger Konservatorium Musik studieren.
Bis zur Abfahrt bleiben noch ein paar Minuten.
Das Gebäude von Rikstelegraf und Rikstelefon mit Pavillon davor
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Nach einer Viertelstunde steigen wir an einer Haltestelle an der Schnellstraße aus. Nachdem wir die Unterführung durchquert haben, landen wir in einem Wohngebiet mit großzügigen Häusern und Booten.
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Da wir keine Karte für dieses Gebiet haben, fragen wir schließlich nach dem Weg und erfahren, dass wir falsch gelaufen sind. So haben wir halt einen kleinen Spaziergang gemacht.
Für die Abgelegenheit des Museums ist ganz schön viel los. In dieser Allee sind wir bereits kurz vor dem Ziel.
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Beitrag von Entenfang »

Grieg hatte keine eigenen Kinder und war auch nicht besonders kinderlieb. Beim Geschrei der zahlreichen Neffen und Nichten konnte er sich nicht auf das Komponieren konzentrieren. Nicht zuletzt auch um die Geräusche der Natur aufzuschnappen, hat er sich daher oft im Garten aufgehalten.
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Der Ausblick über die Bucht kann sich sehen lassen.
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Heute würde Grieg wohl auch in seinem Garten keine Ruhe mehr finden, denn das Rauschen der nahen Schnellstraße ist deutlich zu vernehmen.
Dem Mittagskonzert im Konzertsaal mit Blick auf das Meer zu lauschen entpuppt sich als sehr gute Entscheidung.
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Anschließend verbringen wir noch ein paar Minuten direkt am Wasser.
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Nun ist es an der Zeit, zur Bushaltestelle zurückzulaufen. An der stadteinwärtigen Haltestelle gibt es -im Gegensatz zur stadtauswärtigen Haltestelle - einen Hinweis auf den Fußweg zu Griegs Haus. Wenige Augenblicke später rollt auch schon ein Bus an die Haltestelle, dessen Liniennummer an der Haltestelle gar nicht auftaucht. Da aber Sentrum draufsteht, fahren wir trotzdem mit und kommen wieder dort heraus, wo wir losgefahren sind.

Nachmittagsknipsen am Busbahnhof, der das Flair eines dunklen Parkhauses hat:
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211 biegt über den breiten Autobahnzubringer zum Busbf ab. Zum Glück genießt die Tram an allen Kreuzungen eine Vorrangschaltung.
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Beitrag von Entenfang »

Anschließend fahren wir noch nach Fantoft, um eine typisch norwegische Stabkirche zu besichtigen. Doch wieder müssen wir an der Tramhaltestelle nach dem Weg fragen, erst nach einigen Minuten Fußweg gibt es plötzlich Hinweisschilder.
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Das besondere an den Stabkirchen: Sie bestehen komplett aus Holz. Außen…
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…wie innen. Es duftet angenehm nach frischem Holz.
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Die Stabkirche Fantoft hat eine recht bewegte Geschichte hinter sich. 1851 trat ein Gesetz in Kraft, welches vorschrieb, dass mindestens 30% der Gemeindemitglieder in ihrer Kirche Platz finden mussten. Für viele der recht kleinen Stabkirche bedeutete es das Aus, sie landeten als Brennholz in den Öfen. Diese Kirche hatte Glück, ein Geschäftsmann kaufte sie und versetzte sie von ihrem ursprünglichen Ort am Sognefjord an ihren heutigen Platz.
Doch den Brandanschlag eines Black-Metal-Musikers im Jahre 1992 überlebte sie nicht. Sie brannte komplett ab und wurde 1993 nach alten Plänen rekonstruiert.
Die schwarze Färbung des Holzes ist übrigens nicht auf einen weiteren Brand zurückzuführen, sondern stammt vom Teer zur Abdichtung des Daches.

Auf dem Rückweg mache ich einen kleinen Umweg über die Obusstrecke. Dazu steige ich in Sletten in den Bus um. Auch wenn das Verkehrszeichen vor Dampfloks warnt, dürfte die Variobahn mit diesen kaum noch Gemeinsamkeiten haben…
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Hier nochmal ein Überblick über die Gestaltung der Tramhaltestellen.
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Auf einem langen Abschnitt sind die Obuslinie 2 und die Buslinie 3 auf derselben Strecke unterwegs und bieten einen 5-Minuten-Takt. Nur ist es halt dieseln unter Oberleitung.
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In Gegenrichtung wird dem Obus bei der Abfahrt von der Haltestelle Fridalen großzügig Vorrang gewährt
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Es folgt ein kurzer Tunnel unter dem Krankenhaus.

Fotostop am Kalvedalsveien
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Da es zu wenige Fahrzeuge für die etwa 7 km lange Strecke gibt, sind auf einigen Kursen konventionelle Busse im Einsatz, so auch am Stadttor.
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Irgendwie verstehe ich den Fahrzeugeinsatz nicht so wirklich. Andernorts werden mit großem Aufwand eine Handvoll Akkubusse getestet und im existierenden Obusbetrieb gibt es nicht genügend elektrische Fahrzeuge.
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Beitrag von Entenfang »

Nach einigen Bildern zur blauen Stunde…
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…sitze ich bereits im Obus zum Bahnhof, als ich den tollen Abendhimmel im Westen bemerke. Also steige ich gleich wieder aus.
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Da murmelt jemand etwas hinter meinem Rücken. Ich bin so auf das Knipsen konzentriert, dass ich gar nicht bemerkt habe, dass ein Mann hinter mir steht. Warum ich denn den Selbstauslöser benutze?
Uff. Wie sagt man Belichtungszeit auf Englisch? Und wie verwackeln?

Nach einem Busbild möchte ich mich noch der Tram widmen.
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219 hat die Endstation Byparken erreicht und wird in wenigen Minuten in die andere Richtung zurückfahren.
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Es dauert nicht lange, da spricht mich wieder jemand an. Was ich denn hier fotografieren würde? Ob es denn in Deutschland keine Light Rail geben würde? Der mittelalte Mann findet die Bybanen zu normal, die in Texas wäre viel interessanter. Außerdem gefällt ihm die Farbe nicht.
Ich finde sie eigentlich ok, die Haltestellen bestechen durch elegante Schlichtheit und der Innenraum scheint weitgehend ohne Teufel im Detail zu sein. Na gut, vielleicht ist die Türverteilung nicht optimal, aber der Mittelteil ist wohl eher für die Langstreckenfahrgäste gedacht. Derzeit dauert eine Fahrt über die komplette Strecke 32 Minuten.
Die Variobahnen laufen nicht unruhig, fairerweise muss man aber natürlich anmerken, dass sich die Gleisgeometrie der großzügig trassierten Bybanen erheblich von der Tramlinie 19 durch das Münchner Zentrum unterscheidet. Das kostenlose WLAN funktioniert, ist aber relativ langsam. Auf den Bildschirmen läuft ausschließlich Eigenwerbung von Skyss, verantwortlich für den ÖPNV der Region. Dazu gehören Sprüche wie „Don´t worry, be Appy“. Besonders gut gefallen mir die Wortbeschreibungen wie in einem Wörterbuch. Auch wenn ich natürlich nicht alles verstehe, sind mir die mit Bildern verdeutlichten Situationen alle wohlbekannt. Der seteokkupant beispielsweise drückt eifrig an seinem Smartphone herum und blockiert seinen Nebensitz mit einem Rucksack, während die Bahn bis auf den letzten Platz gefüllt ist und einem Fahrgast beim Stehen sogar Obst aus dem gerissenen Einkaufsbeutel kullert. Auch der Döner-mit-großem-Softdrink-Menü-Esser wird in einem ähnlich lustigen Clip thematisiert.
In allen Bussen und Bahnen weisen Piktogramme auf ein Verbot von Hamburger, Eis und Softdrinks hin. Infolgedessen sind die öffentlichen Verkehrsmittel angenehm sauber und insbesondere im Hinblick auf Sitzblockaden ist man hier äußerst diszipliniert. Bisher habe ich in Norwegen noch kein einziges Gepäckstück auf einem Sitz gesehen. Außerdem scheint man hier weniger Probleme mit Artgenossen der Gattung Homo Sapiens zu haben. Bevor jemand steht, werden tatsächlich erst nahezu 100% aller Sitzplätze belegt.

Unterbrechen wir mal den Text wieder mit einem Bild am Bahnhof.
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Warum man die Tramhaltestelle am Bahnhof nicht Bahnhof sondern Nonneseter genannt hat und die nahegelegene Obushaltestelle weder ausgeschildert noch in irgendeiner Weise erkennen lässt, dass sie nur einen kurzen Fußweg vom Bahnhof entfernt ist, wird wohl das Geheimnis der Betreiber bleiben.
Ebenfalls interessant wäre es zu erfahren, warum zwar viele Regionalbusse auf dem Weg vom Fischmarkt zum Busbahnhof sogar die Tramtrasse am Bahnhof mitbenutzen, dort aber nicht anhalten und warum die DFI anscheinend nur in der nachmittäglichen HVZ Echtzeitinfos anzeigt (sonst nur ein wenig informatives Abfahrt alle x Min.).
Überhaupt scheint der Bahnhof etwas stiefmütterlich behandelt zu werden. Vielleicht ist die Uhr aber auch nur in Reparatur.
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Damit geht ein abwechslungsreicher Tag zu Ende, an dem es zwar durchgehend bedeckt war, aber nicht geregnet hat. Gewisse Ähnlichkeiten der Bybanen mit den französischen Trambetrieben lassen sich nicht abstreiten.
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Entenfang @ 21 Jan 2016, 00:19 hat geschrieben: Ein bisschen wurde ich aber schon an die Franzosen erinnert, denn manchmal hatten wir das Gefühl, dass der Gesprächspartner jedes Wort versteht und trotzdem auf Englisch antwortet.
Das muss aber nicht unbedingt Böswilligkeit sein. Bei meinem letzten Norwegenurlaub hat sich der Ferienhausvermieter auch nach ein paar Sätzen auf deutsch dann entschuldigt, dass er jetzt auf englisch weiter spricht, da er zwar deutsch gut versteht, aber sich mit dem Sprechen sehr schwer tut, was ich absolut nachvollziehen kann.
Beste Grüße usw....
Christian


Die drei Grundsätze der öffentlichen Verwaltung in Bayern:
1. Des hamma no nia so gmacht
2. Wo kamat ma denn da hi
3. Da kannt ja a jeda kemma
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Entenfang @ 21 Jan 2016, 00:19 hat geschrieben:
Ich wurde von Bekannten diesbezüglich vorgewarnt, die schon sehr oft in Norwegen waren. Tatsächlich war es das einzige Mal, wo es mir aufgefallen ist. Ich hatte mit Schlimmerem gerechnet. Ein bisschen wurde ich aber schon an die Franzosen erinnert, denn manchmal hatten wir das Gefühl, dass der Gesprächspartner jedes Wort versteht und trotzdem auf Englisch antwortet. Dass es in Norwegen sehr viele deutsche Touristen gibt, ist korrekt. Man hört auf Schritt und Tritt deutsche Sprachfetzen.
Ich sage übrigens immer dass ich aus Bayern komme, damit kommt man immer gut durch.
Die Norweger können ja meist perfekt Englisch, da ist das kein Problem und selbst wenn er deutsch versteht, vielleicht kann er sich damit nicht gut ausdrücken. Da habe ich kein Problem.
Schwieriger ist es bei den Franzosen die sich auch dem Englischen verweigern und nur französisch sprechen wollen, was ich bis auf die gängisten Wörter nicht kann.
Ich will den Norwegern absolut nichts unterstellen, wie gesagt habe ich persönlich es nur dieses eine Mal erlebt. Eigentlich sind "die Skandinavier" deutlich freundlicher, weniger formell und zuvorkommender als "die Deutschen." Du verstehst wahrscheinlich, wie das gemeint ist.
Es ist vermutlich noch auf die Besatzungszeit zurückzuführen. Natürlich ist das sinnlos, aber ist es nicht ebenso sinnlos, was z.B. die Franzosen veranstalten?
In Deutschland kommt es schwer auf die Region an, denn da kann man die Rheinländer schwer mit den Leuten in der sächsischen Schweiz vergleichen.
Aber generell sind die Skandinavier ziemlich locker und das trotz des oftmals schlechten Wetters. Ich finde das klasse.

Was die Besatzungszeit angeht verstehe ich jeden der das miterlebt hat und entsprechend sauer ist, aber doch keinen bei dem das nicht ist, sonst müssten sie ja auch auf die Schweden und Dänen sauer sein oder andere auf irgend wen weil irgendwann mal jemand was gemacht hat.

In Tschechien z. B. gibt es nur noch sehr wenige die diesbezüglich negativ eingestellt sind. Da erlebe ich fast nur freundliche Menschen und man kommt gut zurecht. Eigentlich sind sie auch den Bayern sehr nahe was die Mentalität betrifft.

Jedenfalls sollten wir im Sinne eines vereinten Europas doch alle miteinander klar kommen, wie eine große Familie. Da gibt es überall auch schwarze Schafe, aber insgesamt sind wir doch am besten als Team.

Und vielen Dank nochmals für den Bericht. Das bestärkt mich umso mehr auch mal nach Norwegen zu fahren, nur kann man Skandinavien nicht jedes Jahr machen, zumindest nicht als Eisenbahner. ;)
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Beitrag von Bayernlover »

Nur, dass Norwegen eben nicht zum vereinten Europa gehört. Und sich die Norweger teilweise ähnlich aufführen wie die Schweizer.

Trotzdem ein tolles Land. Bin immer wieder gern dort.
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von Entenfang »

Tag 13 Bergen -> Aalesund

Viel zu früh am Morgen ist es Zeit, aufzustehen. Dass ich als einer der ersten das Frühstücksbuffet stürme, dürfte wohl ein sehr seltenes Schauspiel sein.
Bei leichtem Regen bringt uns die Tram zum Busbahnhof.
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Jemand schickt ein Paket mit, um Punkt 8 verlässt der Bus mit einer einstelligen Fahrgastzahl die Parklücke. Die Frau, die gerade angerannt kommt, darf auch noch mit.
Der Sitzabstand ist für die bevorstehende knapp zehnstündige Fahrt einigermaßen akzeptabel. Nach dem Verlassen des Großraumes Bergen endet das kurze Stück Autobahn, auf dem sich der morgendliche Berufsverkehr stadteinwärts quält.
Nach knapp zwei Stunden Fahrt durch den tristen Morgen…
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…müssen wir zum ersten Mal auf die Fähre.
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Eine andere Fahrerin übernimmt ab hier. Sie ist ziemlich zackig unterwegs.
Stellenweise ist die Landstraße keine 6 m breit, auf einem längeren Abschnitt wird sie gerade ausgebaut. Da die Straße wegen der Baustelle noch stärker eingeengt ist, wird der Verkehr mit wechselnder Richtung an der Engstelle vorbeigeleitet und durch eine Ampel gesichert. Während erstaunlicherweise sogar die Motorradfahrer brav an ihrer Position in der Schlange warten, fährt die Busfahrerin einfach auf dem freien Fahrstreifen des Gegenverkehrs an den wartenden Fahrzeugen vorbei bis zur Ampel. Da sich Gegenverkehr nähert, muss sie an die Seite fahren und kann daraufhin die Ampel nicht mehr sehen. Als kein Gegenverkehr mehr in Sichtweite ist, fährt sie einfach weiter, obwohl die Ampel vermutlich noch rot zeigt. Ein LKW verlässt vor uns eine Baustellenausfahrt und fährt ebenfalls in unsere Richtung. Doch da nähert sich wieder Gegenverkehr. Durch geschicktes Ausnutzen jedes Millimeters können sowohl der LKW als auch unser Bus den Gegenverkehr an einer breiteren Stelle passieren lassen. Und weiter geht´s.
Bald folgt die nächste Baustelle, wieder stauen sich die Fahrzeuge. Dieses Mal fährt sie aber nicht einfach vorbei, denn wegen einer Kurve ist die Straße nicht bis zur Ampel einsehbar. Bald rollt der Verkehr weiter und die Ampel kommt in Sicht. Sie schaltet von Grün auf Gelb und von Gelb auf Rot. Weitere drei Autos fahren trotzdem vorbei, dann hält ein Bauarbeiter schließlich mit Handzeichen weitere Fahrzeuge vom Einfahren ab. Hier geht es ein bisschen zu wie in Dresden. Dort fahren auch alle bei Rot mit dem Unterschied, dass es niemanden interessiert.

Die norwegischen Fernbusse ähneln vom Betriebsablauf den kroatischen. Zu- und Ausstieg ist an der Bushaltestelle jedes Bauernhofs möglich, später füllt sich der Bus mit Schülern. Auch wird in jedem größeren Ort ein Umweg zum ZOB gefahren und dort für wenige bis viele Minuten eine Pause eingelegt. Auf so einer langen Fahrt sind die Pausen immer eine gute Gelegenheit, mal aufzustehen und sich ein wenig die Beine zu vertreten.

Wir nähern uns Förde…
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…wo wir den Gegenkurs treffen.
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Kilometer für Kilometer legt der Fjordekspressen zurück.
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Als Münchner ist es doch immer wieder faszinierend zu sehen, dass die Supermärkte hier unter der Woche selbst im kleinsten Kaff oft bis 21 Uhr, manche sogar bis 23 Uhr geöffnet haben.

In Sandane übernimmt ein anderer Busfahrer, kurz darauf folgt die nächste Fähre.
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Auf den etwa 15 Minuten dauernden Überfahrten kriegt man vom kühlen Wind wenigstens wieder einen klaren Kopf…
Wir durchfahren einige Tunnels von fragwürdiger Sicherheit, manche sind einfach nur eine drei Kilometer lange, in den blanken Fels geschlagene Röhre, in der es gelegentlich mal einen Feuerlöscher und einen Notruf gibt. Das Überholen scheint in Tunnels erlaubt zu sein, ansonsten könnte ich mir nicht vorstellen, warum man ein Überholverbot explizit direkt vor dem Tunnelportal aufhebt. Vermutlich kann man sich die schlechten Sicherheitsvorkehrungen erlauben, weil auf diesen Landstraßen sehr wenig Verkehr ist.
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Beitrag von Entenfang »

In Nordfjordeid folgt eine 20-minütige Pause.
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Da kann man noch zum Wasser spazieren.
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Am Stadtrand fahren wir auf einen Busbetriebshof, wo nach einem kurzen Schwätzchen der nächste Fahrer übernimmt.
Bald folgt ein landschaftlich unglaublich schöner Abschnitt entlang eines Wildbachs mit türkisfarbenem Wasser, das durch ein einsames Tal plätschert.
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Irgendwie sind aus 109 wieder 134 km geworden, die noch vor uns liegen. Aber warum brauchen wir für diese Strecke noch fast vier Stunden?

Zwei junge Männer in komischer Kleidung warten an einer Bushaltestelle und winken. „We actually want to go in the direction of Aalesund (natürlich falsch ausgesprochen) but we have no money.“ Wenn das keine Deutschen sind…
„No money, no drive“, antwortet der Busfahrer, knallt die Tür zu und setzt die Fahrt fort.

Es dauert nicht mehr lange, da warten wir auf die Fähre nach Volda.
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Im Ort wird wieder eine ausgiebige Pause eingelegt.
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Die ständigen Umwege und Pausen kosten viel Zeit und nach acht Stunden haben wir allmählich genug.
Dabei ist die Landschaft wirklich sehr schön anzuschauen. Diese Sprungschanze ist ein echter Hingucker.
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Es folgt noch eine vierte Fähre.
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Während es unterwegs immer mal wieder geregnet hat, scheint es an der Küste klar zu sein.
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Beitrag von Entenfang »

Nach einer weiteren halben Stunde haben wir unser Ziel endlich erreicht. Erster Eindruck: Neubaugebiete mit vielen hässlichen Blocks, die nach einem Brand zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederaufgebaute Altstadt leicht schäbig, aber dennoch sehr schön.
Über dem Festland hängen nach wie vor dicke Wolken, doch auf dem Meer ist es klar und es regnet nicht. Nach dem Abendessen bekommen die Wolken allmählich Farbe. Höchste Zeit, die 419 Stufen zum Fjellstua zu erklimmen.
Der Countdown läuft…
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Der herrliche Sonnenuntergang ist zweifelsohne jede einzelne Stufe wert.
Blick über Aalesund zum Meer
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In der Gegenrichtung tritt ein interessantes Phänomen auf. Normalerweise erstrahlen die Berggipfel im letzten Licht, doch aufgrund der Wolkendecke wandert das Licht vom Fuß zum Gipfel.
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Während sich die Sonne dem Horizont nähert,…
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…zeigen sich die Berge wieder in klassischer Beleuchtung.
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Bei diesem Spektakel werden auch die Kreuzfahrtpassagiere ihre Freude haben.
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Als die Sonne schließlich im Meer versinkt…
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…liegen nur noch die Spitzen im letzten Licht.
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Abendrot über dem Meer
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Beitrag von Entenfang »

Ein letzter Lichtstreifen am Horizont
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Während die meisten Fotografen aus dem eisigen Wind geflohen sind, bricht die blaue Stunde an.
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Beitrag von chris232 »

Meine Erfahrung in Norwegen war: Dort, wo wenige Touristen sind, wird man umso herzlicher empfangen. Dort, wo es zugeht wie am Gardasee, wird man auch behandelt wie am Gardasee.
Eisenbahnen sind in erster Linie nicht zur Gewinnerzielung bestimmt, sondern dem Gemeinwohl verpflichtete Verkehrsanstalten. Sie haben entgegen dem freien Spiel der Kräfte dem Verkehrsinteresse des Gesamtstaates und der Gesamtbevölkerung zu dienen.
Otto von Bismarck

Daher hat die Bahn dem Gemeinwohl und nicht privaten Profitinteressen zu dienen, begreifen Sie es doch endlich mal!
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Beitrag von Entenfang »

Tag 14 Aalesund

Bei strahlendem Sonnenschein beginnt der Tag mit einem Spaziergang zum Busbahnhof. Wir suchen noch Infos für die morgige Weiterfahrt. Es gibt jedoch nur Schnellrestaurants, aber keinen Schalter und in den zahlreichen, wild durcheinander ausgehängten Fahrplänen, Infos zu Fahrplanänderungen und Werbung gibt es keinen Hinweis auf die Busverbindung nach Aandalsnes. Ein Hauch von Osteuropa ist hier zu spüren. Na gut, es ist zu sauber.
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Durch die schöne Stadt gehen wir Richtung Hafen, wo sich die Touri-Info befindet.
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„We would need some information on how to go to Aandalsnes.“ „By car?“ Neinnein. Die freundliche Dame zieht einen Busfahrplan aus der Schublade, in dem sogar die Anschlusszüge zur Weiterfahrt eingetragen sind. Das war einfach.
Ein Glück, dass wir gestern nicht vom Hafen auf den Fjellstua hoch sind. Sonst hätte es noch einen Bonus von 53 Stufen gratis dazugegeben.
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Im Stadtmuseum erfahren wir, dass Aalesund im Januar 1904 bei einem Feuer völlig zerstört wurde. Es gab wohl nur ein einziges Todesopfer zu beklagen, aber 10.000 der 12.000 Einwohner wurden obdachlos. Ein Großteil floh aus der Stadt, um bei Verwandten unterzukommen. Auch durch großzügige ausländische Hilfe wurde die Stadt in Windeseile wieder aufgebaut – heute ist es der Stadtkern im Jugendstil, der Aalesund so interessant macht.
Ein interessantes Ausstellungsstück in dem kleinen Museum, das wir komplett für uns alleine haben, ist das Sky-Light.
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Es schafft eine Sitzgelegenheit auf Deck und lässt Tageslicht unter Deck gelangen. Ist das nicht praktisch?

Die Geschwindigkeitsbestimmung an Bord eines Schiffes wird ausführlich erklärt. In Prä-GPS-Zeiten wurde ein Gewicht, das am Ende eines aufgerollten Seils mit Knoten in regelmäßigen Abständen befestigt war, von Bord des fahrenden Schiffes ins Wasser geworfen. Nach einer bestimmten Zeit wurde die Anzahl der durch den Widerstand des Wassers abgerollten Knoten gezählt. Daraus konnte die Geschwindigkeit berechnet werden. Dieses Verfahren gab der Geschwindigkeit von Schiffen die Einheit Knoten, die bis heute üblich ist.

Ebenfalls spannend ist das Rettungsboot vom Beginn des 20. Jahrhunderts.
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Da sich die Neuerung des gedeckten Rettungsboots nicht durchsetzen wollte, demonstrierte der Erfinder die Widerstandsfähigkeit dieses Bootes, indem er mit einem Begleiter den Atlantik auf einer über fünf Monate dauernden Reise in diesem Gefährt überquerte.

Nun verlassen wir das staubige Museum und genießen den sonnigen Tag.
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Beitrag von Entenfang »

Blick zum Fjellstua
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Am Hafen
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Blick zu einer der zahlreichen vorgelagerten Inseln
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Und weiter durch die Stadt.
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Entenfang
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Beitrag von Entenfang »

Von wenigen Ausnahmen abgesehen…
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…ist der komplette Stadtkern vom Wiederaufbau nach dem Brand erhalten geblieben.
Sogar ein Parkhaus wurde dem Jugendstil nachempfunden.
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Weitere Bilder vom Hafen
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Die Wanderung zum Abend führt uns auf den Sukkertoppen (Zuckerhut). Frammr.no schlägt alle halbe Stunde einen Bus vom Zentrum zur Hessa School vor, wo sich der Ausgangspunkt der Wanderung befindet. Während der Bus durch die Stadt nach Westen fährt, leert er sich allmählich. Das Stadtbild wandelt sich und wird durch holzverkleidete Häuser geprägt. Nach einer Brücke auf die nächste Insel umrunden wir die nächste Halbinsel auf kleinen Straßen, die von großzügigen Häusern gesäumt wird. Einige Bewohner nutzen den schönen Tag zum Hecke schneiden. Irgendwann hält der freundliche Busfahrer schließlich an und weist uns auf die richtige Haltestelle hin (Eine Anzeige im Bus ist leider Fehlanzeige…) Nur eine Frau mit Rollator fährt noch weiter. Für die Abgelegenheit kann man sich über die Busanbindung wirklich nicht beschweren. Tagsüber im Takt 30, abends bis nach 23 Uhr im Takt 60. Der Fahrpreis von 4€ pro Richtung entspricht unserem Preisniveau.

Der steinige Weg steigt stetig an.
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Unsere Straßenschuhe sind definitiv das falsche Schuhwerk. Unterwegs werden wir von einigen Joggern überholt, manch einer geht mit dem Hund Gassi.
Blumiges am Wegesrand
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Während dem Aufstieg legen wir gelegentlich Fotostops ein, um die grandiose Aussicht zu genießen.
Die im Norden vorgelagerten Inseln…
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…sind durch einen Straßentunnel mit Aalesund verbunden. Da die Fjorde in der Regel sehr tief sind, wird die Straße zur Überwindung des Höhenunterschiedes auf einer Insel in einem Spiraltunnel geführt. Dabei wird fast eine komplette 360°-Drehung durchfahren.

Die Innenstadt von Aalesund im Detail
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Nach wiederholten Warnungen setzen sich die Hurtigruten mit lautem Tuten in Bewegung.

Für den groben Überblick:
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In der Mitte links die Innenstadt mit Fjellstua
Der Bus hat uns durch das links liegende Industriegebiet, über die Brücke am linken Bildrand, aus dem Bild heraus und in der linken unteren Ecke wieder herein und um die komplette Halbinsel in der Mitte rechts zum rechten Bildrand gefahren, von wo aus wir dann hochgewandert sind.
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Beitrag von Entenfang »

Die Hurtigruten umrunden die Hessa-Insel und nehmen Kurs auf das offene Meer…
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…und werden beim Vorbeifahren abgelichtet.
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Leicht märchenhaft mutet der Blick nach Westen an.
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Etwas weniger spektakulär als gestern verschwindet die Sonne schließlich im Meer. Die letzten Sonnenstrahlen beleuchten die Häuserfassaden in Aalesund
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Die blaue Stunde verbringe ich am Hafen.
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Auf dem Weg durch die Stadt…
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…zur Erhöhung am Stadtmuseum.
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Beitrag von Bayernlover »

Oh, ich freue mich auf mehr mehr mehr :)

Übrigens: Es ist die Hurtigruten (Einzahl) - auf norwegisch ist das die Singular-Endung, wie bei Banen auch (Die Bahn, nicht die Bahnen).
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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Beitrag von P-fan »

Nun verlassen wir das staubige Museum und genießen den sonnigen Tag.
Auf dem danach folgenden Foto (Tag 14) über dem Zwiebelturm der Mond? Ca. am 2. September?
Symmetrische Fahrpläne: Voraussetzung für gute Anschlüsse in beiden Richtungen Symmetrieminute
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Wildwechsel
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Beitrag von Wildwechsel »

Entenfang @ 23 Jan 2016, 23:21 hat geschrieben: wird die Straße zur Überwindung des Höhenunterschiedes auf einer Insel in einem Spiraltunnel geführt. Dabei wird fast eine komplette 360°-Drehung durchfahren
Fast 360°, das ist ja gar nichts ;) Warst Du schon mal in Drammen, ziemlich im Süden von Norwegen? Ein Tunnel dort auf den Aussichtsberg hinauf heißt nicht umsonst Spiralen, er bringt es auf etwa 2300°.

Nachtrag: Ich finde es eh interessant, was die Norweger da so alles in ihre Felsen sprengen: Im Fedaheitunnelen, Kvinesdal, gibt es einen kompletten höhenfreien Abzweig von einer Schnellstraße im Tunnel. Kann man, wenn man nicht wie ich 2013 extra einen Abstecher dorthin macht, auch per Streetview abfahren.
Beste Grüße usw....
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Beitrag von Valentin »

Die Bilder sind erstklassig, es ist eine Freude den Reisebericht zu lesen. :)
Entenfang @ 23 Jan 2016, 22:20 hat geschrieben: Die Geschwindigkeitsbestimmung an Bord eines Schiffes wird ausführlich erklärt. In Prä-GPS-Zeiten wurde ein Gewicht, das am Ende eines aufgerollten Seils mit Knoten in regelmäßigen Abständen befestigt war, von Bord des fahrenden Schiffes ins Wasser geworfen. Nach einer bestimmten Zeit wurde die Anzahl der durch den Widerstand des Wassers abgerollten Knoten gezählt. Daraus konnte die Geschwindigkeit berechnet werden. Dieses Verfahren gab der Geschwindigkeit von Schiffen die Einheit Knoten, die bis heute üblich ist.
Mit dem schweren Bleigewicht wurde die senkrechte Tiefe in Faden gemessen. Zur horizontale Geschwindigkeitsschätzung wurde ein als Bremse an eine Knotenschnur befestigtes schwimmfähiges Holzbrett ins Wasser geworfen.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Wildwechsel @ 24 Jan 2016, 13:41 hat geschrieben: Nachtrag: Ich finde es eh interessant, was die Norweger da so alles in ihre Felsen sprengen: Im Fedaheitunnelen, Kvinesdal, gibt es einen kompletten höhenfreien Abzweig von einer Schnellstraße im Tunnel. Kann man, wenn man nicht wie ich 2013 extra einen Abstecher dorthin macht, auch per Streetview abfahren.
Man kann ganz Europa per Streetview begutachten und sich touristische Ziele anschauen die man vielleicht selbst begutachten will. Selbst kleinste Dörfer in Spanien oder sonstwo kann man virtuell durchwandern. Nur das rückständige Deutschland mit seiner bekannten Hysterie ist ein großer weißer Fleck. Keiner kapiert welch großer touristischer Wert das alles hat.

Hat jemand hier schon Erfahrungen mit Hurtigruten? In den nächsten 2-3 Jahren will ich das mal in Angriff nehmen. Wie ist so die Atmosphäre?
Soll ja nicht das klassische Kreuzfahrtschiff sein, was ich gut finde, denn das mag ich nicht.

Die Bilder sind natürlich wie immer top.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Entenfang »

Oha. Da hat sich einiges getan. :)
Bayernlover @ 23 Jan 2016, 23:36 hat geschrieben:Übrigens: Es ist die Hurtigruten (Einzahl) - auf norwegisch ist das die Singular-Endung, wie bei Banen auch (Die Bahn, nicht die Bahnen).
Das macht Sinn, danke für den Hinweis.
Auf dem danach folgenden Foto (Tag 14) über dem Zwiebelturm der Mond? Ca. am 2. September?
Tag 14 entspricht dem 3. September. Habe nochmal alle Bilder von dem Tag durchgeklickt und festgestellt, dass der Mond noch auf einigen weiteren Bildern zu sehen ist. Unter anderem auch hier und hier. Jetzt musst du aber auch erklären, welche besondere Konstellation ich zufällig verewigt habe ;)

@Wildwechsel: In Drammen bin ich nur auf der Fahrt von Oslo nach Voss durchgefahren. Und ja, die Norweger haben interessante Ingenieurbauwerke bei Bahn und Straße. Wobei ich mit Letzterem aufgrund vorwiegender Fortbewegung auf Schienen weniger in Kontakt gekommen bin.

@Speisewagen: Dass es in Deutschland kein Google Street View gibt, ärgert mich auch immer wieder. Sowohl für den Verkehrsexperten als auch den Fuzzi in mir wäre es von unschätzbarem Wert und würde manche Ortsbegehung überflüssig machen. Mit Fotostellensuche auf Google Street View kann man aber auch ziemlich reinfallen, wie sich in Voss gezeigt hat...
Oh, ich freue mich auf mehr mehr mehr :)
Dem komme ich gerne nach :)


Tag 15 Aalesund -> Trondheim

Nach dem fast völlig wolkenlosen gestrigen Tag könnte der Kontrast zum heutigen Morgen kaum größer sein. Wolken hängen an den umliegenden Bergen und es regnet.
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Blick zum Sukkertoppen
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Bis die Koffer gepackt sind, lässt es nach und wir spazieren durch die Stadt.
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Die holzverkleideten Häuser etwas außerhalb des Zentrums
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Beeren am Wegesrand
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Eine Katze beäugt kritisch die vorbeigehenden Fremden
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Eine Möwe im Hafen
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Beitrag von Entenfang »

Allmählich ist es an der Zeit, uns zum Busbahnhof zu begeben.
Zuerst hält ein Nettbus-Reisebus am Bussteig, auf dessen Abfahrtstafel auch Aandalsnes steht. Da auf dem Bus aber ein anderes Ziel steht, fragen wir nach. Nein, der nach Aandalsnes kommt gleich.
Da nähert sich auch schon ein weiterer Reisebus, ich hatte eher mit einem Regionalbus für die Fahrt von 2 h 10 min gerechnet.
In den nächsten 20 Minuten geht es langsam durch den weitläufigen Ort, dann etwas schneller über eine gut ausgebaute Landstraße.
Wer unaufmerksam ist oder zu schnell fährt, wird auf den gut ausgebauten Abschnitten mit einem unangenehmen Geräusch und Rütteln bestraft. Die Rumble Strips gibt es in zwei Varianten: Entweder die Fahrbahnmarkierung besteht aus unzähligen einzelnen Streifen oder in den entsprechenden Bereich sind Wellen in den Asphalt gefräst und die Markierung durchgängig aufgebracht.
Während auf der Strecke Bergen-Aalesund das Abfahren von der Landstraße zu den auf Parkplätzen oder Auffahrten gelegenen Haltestellen durch Lowtech gelöst wird (langsamer fahren, und wenn keiner in der einsehbaren Haltestelle wartet und niemand aussteigen will, einfach auf der Landstraße weiterfahren), gibt es hier an einigen Stellen Hightech-Einsatz.
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An der Haltestelle gibt es eine Haltewunschtaste für jede Richtung. Nach dem Betätigen leuchten zwei weiße Lichter auf, die von der Straße einsehbar sind.

Unser Busfahrer ist kein echter Profi, jedenfalls würgt er beim Anfahren zweimal beinahe den Motor ab und verschaltet sich immer mal wieder.
Bald beginnt es wieder zu regnen. Auf der Straße sind es bis Trondheim knapp 300 km, mit Umweg und einer Stunde Wartezeit werden wir fast acht Stunden unterwegs sein. Beim heutigen Wetter ist das aber kein Verlust. Ich missbrauche den Getränkehalter für das Mittagessen.
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Das Handy des Busfahrers klingelt, er geht ran und hält es sich mit der linken Hand ans Ohr, während er mit der rechten Hand den Bus über die kurvige Landstraße steuert. Da er keine Bremse anlegt, rollt der Bus an einigen Haltestellen weg.
Während wir Berge, Wasserfälle und Fjorde passieren, schüttet es. Das Handy klingelt wieder. Und nochmal einhändig fahren. Jemand winkt an der Haltestelle, der Busfahrer bremst ab. Der zusteigende Fahrgast will bezahlen, nur widerwillig legt der Fahrer das Handy beiseite. Nach abgeschlossenen Bezahlvorgang nimmt er das Handy wieder in die Hand. Ganz genau kann ich das gefährliche Multitasking nicht beobachten, daher wird es mir ewig ein Rätsel bleiben, wie man gleichzeitig telefonieren, schalten und den Bus über die kurvige Landstraße lenken kann.
Bei einem anderen Fahrgast kassiert er während der Fahrt und fummelt nebenher am Kartenlesegerät herum. Da ist es fast schon nebensächlich, dass der 5 km lange, recht neue Tunnel keinen einzigen Hinweis auf einen Fluchtweg besitzt. Die Strecke scheint zurzeit beschleunigt zu werden, denn abgesehen von mehreren neuen Tunnels wird gerade an einer riesigen Brücke gebaut, die einen Fjord überspannt.
Fünf Minuten nach der planmäßigen Ankunftszeit werden wir allmählich unruhig. Unsere 21 Minuten Umsteigezeit schwinden rapide dahin. Doch schon bald kommen Gleisanlagen in Sicht und nachdem uns noch eine rote Baustellenampel ausgebremst hat, erreichen wir mit +10 den Bahnhof Aandalsnes.
Ein wenig klischeehaft ist das Bild ja schon, dass der Schaffner mit Regenschirm im trüben Regenwetter abgibt…
9775
Ich bin erstaunt, wie voll der Talent ist, die Auslastung liegt deutlich über 50%. Es haben sich zwar einige Touristen auf die Raumabahn verirrt, die Mehrheit der Fahrgäste sind jedoch Einheimische. Bei nur drei oder vier Zugpaaren pro Tag und drei Zwischenhalten auf der 100 km langen Strecke verwundert mich das. Nachdem der wenige Minuten verspätete Gegenzug eingetroffen ist, fahren wir pünktlich ab. Auch wenn das Wetter schlecht ist und sich die Fenster nicht öffnen lassen, macht die Fahrt Spaß.
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In hohem Tempo geht es durch das Raumatal, vorbei an einer mächtigen Felswand, bewaldeten Berghängen und zahlreichen Wasserfällen. Mit viel Pfeifen werden unzählige, technisch nicht gesicherte BÜ von Feldwegen überquert. Stellenweise wird die Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h wohl voll ausgefahren. Die Strecke ist für die wenigen Züge ziemlich gut ausgebaut. Es gibt einige Ausweichstellen, doch die meisten Ausweichgleise besitzen keine Signale und sind nicht blank geschliffen. Auch wenn Aandalsnes einen wichtigen Hafen mit umfangreichen Gleisanlagen besitzt, sieht es nicht so aus, als würde hier GV in nennenswertem Umfang stattfinden.
Türkisblaues Wasser plätschert durch das Tal.
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In zwei 180°-Tunneln windet sich die Strecke den Hang hinauf. Allmählich lässt der Regen nach. Vielleicht ist es uns mal wieder gelungen, dem Regen davonzufahren. Nach einer Stunde und 20 Minuten ist die Fahrt leider schon wieder vorbei. In Dombaas werden die Türen auf beiden Seiten geöffnet, links für die Umsteiger nach Oslo, rechts zum Hausbahnsteig. Bis zur Abfahrt unseres Zuges nach Trondheim bleibt noch über eine Stunde, also reichlich Zeit für Fotos und einen kleinen Spaziergang in den überschaubaren Ort.
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Es ist unangenehm kalt, ich habe Winterjacke, Schal und Mütze an. Aus den Schornsteinen steigt Rauch auf. Die Wandersaison ist hier Anfang September längst vorbei. Leichter Nieselregen setzt ein, während wir im beheizten Warteraum zusammen mit zahlreichen weiteren Fahrgästen auf den Zug nach Trondheim warten.
Wenige Minuten vor der Abfahrt strömen alle auf den Bahnsteig, doch da wird auch schon verkündet, dass der Zug verspätet ist. Wieviel verstehen wir jedoch nicht. Ein Deutscher, der in Norwegen lebt, schnappt unser Gespräch auf. +10. „Warum sollte es hier auch anders sein wie daheim?“ Er erzählt noch, dass er bereits aus dem Osloer Bahnhof geschmissen wurde, weil dieser nachts für einige Stunden schließt, offiziell um ihn zu reinigen. „In Deutschland undenkbar.“
Ich vermute eher, dass man den zahlreichen Obdachlosen im Osloer Bahnhofsviertel keinen gemütlichen Schlafplatz bieten möchte. Was die bessere Sauberkeit von Bahnhöfen und Zügen angeht, schließe ich mich sofort an. Und ein beheizter Warteraum ist in Norwegen selbstverständlich…
Da rollt der lokbespannte Zug auch schon an den Bahnsteig und mit +10 setzen wir unsere Fahrt fort.
Die Landschaft ist in graues Halbdunkel getaucht und es regnet fast ununterbrochen. Dennoch gibt es einige schöne Ausblicke über die karge Hochebene, auf der das Thermometer 8°C anzeigt.
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Auch die im Tal schwebenden Wolken sind sehenswert. Fast komme ich mir vor, als würde ich mit dem Zug über den Wolken fliegen.
Als wir unten ankommen, zeigt das Thermometer erschreckenderweise nur 10°C an. Trondheim erreichen wir mit +8 zur blauen Stunde. Bis die Koffer im Trockenen und die Kamera draußen ist, wird die Lok schon wegrangiert.
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Mit einem fotolosen Spaziergang im strömenden Regen beenden wir den heutigen Tag.
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Beitrag von Wildwechsel »

DSG Speisewagen @ 24 Jan 2016, 22:31 hat geschrieben:Hat jemand hier schon Erfahrungen mit Hurtigruten? In den nächsten 2-3 Jahren will ich das mal in Angriff nehmen. Wie ist so die Atmosphäre?
Soll ja nicht das klassische Kreuzfahrtschiff sein, was ich gut finde, denn das mag ich nicht.
2007 bin ich damit von Bergen nach Kirkenes (also einfache Strecke) gefahren. Kurzfazit: Viel zu viele tolle Landschaftseindrücke in viel zu kurzer Zeit, man kann das alles gar nicht im Kopf behalten. :) Das landschaftliche Highlight für mich waren der Trollfjord und Raftsund auf den Lofoten. Egal wie kurz die Nacht dadurch wird, egal wie kalt es draußen ist, da steht man einfach auf Deck. Und irgendwie hatte ich währenddessen das hier als Ohrwurm im Kopf. Ansonsten, es gibt viele fakultative Ausflüge und Besichtigungen, die man dazu buchen kann oder auch nicht, ganz wie man möchte. Die einzige "Animation", die man an Bord hat, ist die Polartaufe (und den Spaß macht man einfach mit), ansonsten wird man in Ruhe gelassen. Die Ladetätigkeit (auch nachts, ist ja ein Frachtschiff) habe ich nur am Rande mitgekriegt und als nicht sonderlich störend empfunden. Essenstechnisch muss niemand verhungern, da ist für jeden reichlich und Gutes dabei, und man kann auch mal ausgefallene Dinge probieren (z.B. Wal, schmeckt wie Ziege mit Erdnuss, zäh und salzig, muss ich nicht nochmal haben).
Beste Grüße usw....
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Beitrag von P-fan »

Tag 14 entspricht dem 3. September. Habe nochmal alle Bilder von dem Tag durchgeklickt und festgestellt, dass der Mond noch auf einigen weiteren Bildern zu sehen ist. Unter anderem auch hier und hier. Jetzt musst du aber auch erklären, welche besondere Konstellation ich zufällig verewigt habe
An sich keine besondere Konstellation, nur dass der hier festgehaltene abnehmende Mond in dieser Jahreszeit einen relativ hohen Bogen am Himmel beschreibt und daher auffälliger ist als zu anderen Zeiten.
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Beitrag von Entenfang »

Gestern habe ich euch das Bild in Aandalsnes vorenthalten. Bitte einfach das bereits ganz zu Beginn gezeigte Bild...
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...gedanklich statt der kryptischen 9775 einsetzen ;)


Tag 16 Trondheim

Nach einem Bild des NSB Type 92-Triebwagens auf einer der zahlreichen beweglichen Brücken...
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...steht der Nidaros-Dom zur Besichtigung an.
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Im 11. Jahrhundert wurde mit dem Bau begonnen, im Laufe des 12. Jahrhunderts die Pläne mehrfach geändert. (Schon damals hatte man wohl seine Probleme mit Großprojekten…) Im 16. Jahrhundert nach mehreren Feuern schwer beschädigt, lag der Dom fast zwei Jahrhunderte in Ruinen, bevor er für Krönungszeremonien wieder aufgebaut wurde. Doch aufgrund endloser Streitigkeiten ums liebe Geld, aber auch um die Baupläne, verzögerte sich die Rekonstruktion und gilt erst seit 2001 als abgeschlossen.
Die tiefen Töne der riesigen Orgel bringen den Dom in Schwingung – fast kann man das Gebäude zittern spüren. Hoffentlich wird es dadurch nicht wieder zu einer Ruine…

Nach mehreren Schauern werfen wir einige Blicke in die Stadt…
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…und statten der Touri-Info einen Besuch ab. Ich kaufe eine 24h-Karte, Netzplan gibt es nur noch online.
So fahrradfreundlich die Stadt auch ist, der ÖPNV gewinnt keinen Preis. Die Netzabdeckung in der Innenstadt ist ziemlich gering, der schematische Netzplan extrem unübersichtlich. Die Tram ist gar nicht eingetragen.

Gegen Abend geht es entlang dem Fluss Nidelva…
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…zur Festung Kristiansten.
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Beitrag von Entenfang »

Verglichen mit Bergen und Aalesund ist die Aussicht enttäuschend.
Blick über die Innenstadt nach Nordwesten…
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…nach Süden zur Universität…
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…und nach Südosten zum Industriegebiet.
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Der kalte Wind vertreibt uns schnell wieder von der Anhöhe. Auf dem Rückweg inspiziere ich noch den Fahrradaufzug.
Bergstation
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Talstation
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Man bleibt auf dem Fahrrad sitzen und stellt seinen Fuß auf das Metallteil mit dem Berührverbotschild. Das bewegt sich dann nach oben. Die Benutzung kostet nichts, ist aber nur tagsüber in den Sommermonaten möglich – sofern die Technik nicht streikt wie zu dem Zeitpunkt, als ich den Aufzug angeschaut habe.


Schönen Altbau gibt es in der Nedre Bakklandet…
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…und natürlich die bekannte Häuserzeile am Nidelva.
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Altstadtbrücke
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Beitrag von Entenfang »

Nachtfototour in der Altstadt…
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…und im ehemaligen Hafengebiet, jetzt Kneipenviertel Solsiden
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Beitrag von Südostbayer »

Sehr schöne Bilder und unterhaltsame Texte!

Bayernlover @ 24 Jan 2016, 00:36 hat geschrieben:Übrigens: Es ist die Hurtigruten (Einzahl) - auf norwegisch ist das die Singular-Endung
Einzahl ist schon richtig, aber "...en" ist strenggenommen der bestimmte Artikel. "Die Hurtigruten" ist also eigentlich "Die die Hurtigrute" ;)
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