Verehrte Leser, leider hat unser Reisebericht zurzeit etwa zwei Tage Verspätung. Grund hierfür ist die hohe Streckenauslastung. Der vor uns liegende Blockabschnitt ist jetzt wieder frei und wir setzen den Bilderbogen in Kürze fort. Bitte beachten Sie: Da es sich um ein stark ermäßigtes Angebot handelt, können keine Leserrechte geltend gemacht werden. Wir bitten um Entschuldigung.
Tag 13 Sintra & Cabo da Roca
Einer der Must-do-Tagesausflüge von Lissabon führt nach Sintra. Mit dem Bus fahren wir zur Metro, doch die letzten 200 m dauern über fünf Minuten, weil die Straße hoffnungslos zugestaut ist. Die 28er sind vollgestopft wie eh und je, zwei junge Männer fahren auf der Trittstufe mit. Die S-Bahnen nach Sintra fahren vom Bahnhof Rossio ab, der frühere Hbf Lissabons. Durch die neuen Bahnhöfe Santa Apolonia und Oriente hat er stark an Bedeutung eingebüßt. Jetzt noch schnell eine Fahrkarte für die S-Bahn kaufen, dann…
Moment mal.
Ist das etwa die Schlange vor den Schaltern und Automaten? Leider ja. Obwohl an der CP-Verkaufsstelle im Untergeschoss dick und fett steht, dass hier keine Fahrkarten nach Sintra verkauft oder Infos gegeben werden, frage ich nach, ob man an den Automaten in der Metrostation auch Fahrkarten für die S-Bahn aufladen kann. Man kann und zwar mittels Zapping, das Aufladen eines Guthabens, von dem anschließend je nach Fahrtstrecke etwas abgebucht wird.
Der hilfreiche Auskunftsmitarbeiter in der Metro verrät mir, dass die Fahrt 1,80€ kostet. Man muss zwischen festgelegten Beträgen auswählen und ich entscheide mich für 5€, um für die Rückfahrt nicht wieder aufladen zu müssen.
Bis ich wieder zurück im Bahnhof bin, ist die Schlange erstaunlich weit fortgeschritten. Ich hätte nicht gedacht, dass wir die 20 Minuten später als eigentlich geplante S-Bahn noch mit Anstellen erwischt hätten.
Mit Spannung halte ich meine Karte an die Bahnsteigsperre, die mit einem gutmütigen Piep den Weg freigibt. Da auf dem ZZA des nächsten Zuges Melecas und nicht Sintra steht, wird er von allen Touristen verschmäht, obwohl es unterwegs schlanken Anschluss an eine S-Bahn nach Sintra gibt. Behauptet zumindest der DB Navigator.
Wir passieren endlose Hochhaussiedlungen. Im Vierer schräg gegenüber sitzen zwei junge Frauen. Beide haben ihre Lippen dunkelrot geschminkt, für ihren Geschmack aber wohl noch nicht dunkelrot genug. Eine zieht den Lippenstift einige weitere Male über die Lippen der anderen. Dann nimmt sie ein Tuch, um wieder einen Teil davon abzuwischen. Anschließend trägt sie noch mehr auf, um es wieder abzuwischen. Dieses Spielchen geht die nächste Viertelstunde mit weiter, manchmal zur Abwechslung mit offenem Mund oder verrenktem Kiefer.
Die Hochhaussiedlungen nehmen kein Ende. Lissabon wirkt irgendwie größer als München, obwohl die Stadt aufgrund massiver Abwanderung ins Umland weniger als 600.000 Einwohner besitzt.
Auf einer Teilstrecke fahren die Linie, in der wir sitzen und die nach Sintra parallel. Irgendwann beschließen wir, umzusteigen. Wenige Minuten später rollt der Anschlusszug bahnsteiggleich heran.

Die S-Bahnhöfe müssen kürzlich modernisiert und auf den aktuellen Stand gebracht worden sein.
Immer noch stehen Hochhäuser entlang der Bahnstrecke. Erst kurz vor Sintra wird die Bebauung lockerer. Nach dem Aussteigen überprüfen wir am Automaten unser Guthaben, welches tatsächlich noch 3,20€ beträgt.
Sintra ist zwar ein hübscher Ort, doch rund um den bekannten Palacio Nacional reihen sich nur Touri-Buden aneinander. Schon von weitem ist der königliche Palast an den charakteristischen Schornsteinen der Küche erkennbar. Vom 15. bis 19. Jahrhundert war er nahezu durchgehend bewohnt.
Es herrscht so viel Verkehr, dass an einer Kreuzung mit Vorfahrtsschildern zusätzlich Verkehrspolizisten aktiv sind. Sie bemühen sich darum, die Busse halbwegs zügig voranzubringen. Die Linie 434 fährt in die Nähe des auf dem nächsten Berg gelegenen Palacio de Pena und den Ruinen des Castelo dos Mouros. An der Haltestelle hat sich eine lange Schlange gebildet. Kein Wunder, denn auf den Linienbussen wird mit Hin- und Rückfahrt für 5€ geworben. Die Sightseeingbusse, die auf derselben Route fahren, erfreuen sich keiner großen Beliebtheit, weil sie mehr als das Dreifache kosten.
Wir entscheiden uns für eine Wanderung, die zuerst durch enge Gassen mit weiteren Touri-Buden führt. Schnell weiter.
Bald erhalten wir einen Blick über den Palacio Nacional und die Gegend um Sintra.
Die Landschaft am Berghang ist wirklich wunderschön.
Reste des äußeren Mauerrings um das Castelo dos Mouros
