Mei, manchmal wenn ich diese Diskussion lese, frage ich mich, ob der eine oder andere auch mal so weiter denkt. Stellen wir uns vor, die Läden könnten vom Gesetz her aufmachen, wann sie wollen. Würden sie das überhaupt tun? Ich kenne zahlreiche Läden, die könnten bis 20 Uhr öffnen, machen aber trotzdem um 18 Uhr zu. Warum? Zum einen: Die Leute wollen auch mal heim oder einkaufen. Klingt komisch, ist aber so. Zum anderen rechnet es sich meistens gar nicht. Sicherlich würden auch bis 22 Uhr Leute kommen, aber die Frage ist: Was bringen die für Umsätze? Wenn ich in meinen Supermarkt schaue, sieht man tagsüber viele beim Wocheneinkauf, wo pro Wagen meist 40 bis 150 Euro Umsatz gemacht wird, vor allem zu den Zeiten, wo auch der Besuch der Postagentur lohnt. Ab 18:30 Uhr kommen fast nur noch die, die ihr "Feierabendbier" kaufen. Selbst wenn gefühlt schon "ganz viele" Leute im Laden sind, ich würde schätzen in der Stunde 19-20 Uhr ist der Umsatz einer gut gehenden Edeka-Filiale vielleicht noch 100 Euro, der Gewinn warscheinlich einstellig. Da rentiert sich fast die Aushilfe an der Kasse nicht mehr.
Oder hört man von Seiten der Gewerbetreibenden, dass sie unbedingt bis mindestens 22 Uhr öffnen wollen? Vereinzelt, in bestimmten Lagen in zwei, drei, vier Großstädten Bayerns. Die größeren Läden/Innenstädte wollen viel lieber den Sonntag, da stehen sie wirklich in Konkurrenz mit dem Onlinehandel, wenn man das so sehen möchte. Und sonntags könnte ich mir vorstellen, dass wirklich relevante Umsätze möglich wären, so wie heute, wo die Läden samstags nicht um 13 Uhr zumachen. Jedenfalls müssen sie nicht, viele tun's trotzdem. Ich muss sagen, seit man sich mit dem "langen Samstag" nicht mehr beschäftigen muss, seit nicht alle Läden unter der Woche um 18 Uhr zumachen und die Post nicht mehr nur quasi montags und donnerstags von 9:37 bis 11:13 Uhr geöffnet hat, habe ich eigentlich nichts zu meckern.
Trapeztafelfanatiker @ 23 Dec 2017, 16:56 hat geschrieben:Teilweise machen die Märkte ja um 6:30 Uhr auf. Was ist denn zu einer Zeit wo jeder normale Mensch schläft (wenn er frei hat, sonst kann er ja eh nicht einkaufen) besser als an 23 Uhr, wo man wenigstens ausgeruht ist? Die frühen Öffnungszeiten scheinen keinen zu stören, dabei ist das eher gesundheitsschädlich für die Arbeitnehmer/innen als eine Öffnungszeit bis 22 Uhr z. B.
Och, so um 6:30 Uhr ist die Zeit, da müht sich DB Regio die ganzen Pendler wegzuschaufeln (Pfaffenhofen -> München: 05:57, 06:11, 06:19, 06:29, 06:47, 06:55), die haben da alle schon gefrühstückt oder tun dies "to go", und viele Schüler stehen auch schon an der Haltestelle, manche Schulbusse bzw. die einige Linienverbindung des Tages fährt sogar schon über eine halbe Stunde (Münchsmünster 05:50 -> Pfaffenhofen 06:50, Schulbeginn 07:15 Uhr!). Unser Bäcker macht um 04:30 Uhr auf, auch die Supermärkte machen kurz nach 6 Uhr schon gute Umsätze, wäre ja blöd, das der Tankstelle allein zu überlassen. Handwerker sind schon auf Achse, die meisten Landwirte mit Viehwirtschaft sowieso. Das sind die normalen Verhältnisse im Stammland der CSU und der Mehrheit der bayerischen Bevölkerung. Wie gesagt früh morgens = Umsätze, abends legen die Leute eher die Füße hoch und schauen Krimis. Ich glaube nicht, dass es dran liegt, dass kein Personal so spät arbeiten will, sondern dass schlicht die Nachfrage spät abends für die allermeisten Läden viel zu gering wäre.
Wäre das anders, hätten die bayerischen Unternehmer und Ladenbesitzer ihre Parteispezl schon überzeugen können, mal was in die Richtung zu machen.
