Schnellfahrstrecke Berlin-München

Strecken und Fahrzeuge von DB Fernverkehr und anderen als DB Fernverkehr.
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Jogi
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Beitrag von Jogi »

Wildwechsel @ 30 Jan 2016, 19:55 hat geschrieben:Der Frankenwald würde sich sinnvollerweise für eine IC-Linie anbieten, ...
Ab voraussichtlich 2023 soll da eine IC-Linie verkehren, die u.a. wohl auch in Kronach hält (im FV-Zielkonzept war noch von 2030 die Rede), und ab Nürnberg nach Stuttgart bzw. Karlsruhe durchgebunden werden soll.
Wildwechsel @ 30 Jan 2016, 19:55 hat geschrieben:... und deutlich langsamer als Fliegen ist München-Berlin per Zug künftig auch nicht.
Vor ein paar Jahren hieß es, allein auf dem Punkt-zu-Punkt-Verkehr München-Berlin will die Bahn ihre Marktanteile verdoppeln.

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146225 @ 30 Jan 2016, 20:56 hat geschrieben:Vor allem dient die Strecke ja auch noch "so ein bisschen" dem Zwischenortsverkehr - Nürnberg, Erfurt, HalLeipzig sind jetzt auch nicht alles nur vereinzelte Gehöfte entlang der Strecke.
Auch Bamberg & Erlangen nicht zu vergessen, in Franken gibt's mehr als Bier und lustigen Dialekt ;)
146225 @ 30 Jan 2016, 20:56 hat geschrieben:Und man darf nicht ganz jene vergessen, die auf ihrem Weg von der neuen Trasse profitieren - sinnvolle Anschlüsse in Bamberg vorausgesetzt, dürfte künftig von "meinem" Heilbronn aus der schnellste Weg zu vielen Zielen östlich der Nord-Süd-SFS schon über die neue SFS via Erfurt führen.
Allein für die Anreise nach Bamberg brauchst Du, wohl weißlich egal, ob die heutige RE-Umsteigeverbindung über Würzburg oder mit dem neuen IC Tübingen-Bamberg, ab Heilbronn immer noch zweieinhalb Stunden. Grob überschlagen auf Grundlage des heutigen Fahrplans sind es in Bamberg etwas großzügige Umsteigezeiten von ca. einer Viertelstunde. Hinzu kommen dann nochmal eine gute halbe Stunde nach Erfurt, was in die Landeshauptstadt wohl etwas weniger als dreieinhalb Stunden Fahrzeit über Bamberg ausmacht.
Die Alternative ist wie gehabt über Mannheim und Frankfurt nach Erfurt zu fahren (ab 2017 zweistündlich direkt zwischen MA und EF) oder über Würzburg und Fulda, was in gut vier Stunden von statten gehen sollte.

In Erfurt wird dann sowieso der gleiche 30er-Knoten erreicht (ICE-Korrespondenz), so dass Dir ab 2017 bis zur Ibn des durchgehenden IC die Alternativen verschiedene Vor- und Nachteile bieten: Über Mannheim geht's ggf. mit nur einmal umsteigen, dafür ist man länger unterwegs und hat den Wackelanschluss mit kurzer Umsteigezeit drin. Über Bamberg ist es (etwas) schneller, dafür muss zweimal umgestiegen werden, wobei die Umsteigezeiten in Würzburg und Bamberg mit jeweils etwa einer Viertelstunde etwas großzügiger sind. Und etwas günstiger dürfte diese Variante im NormalFlexpreis sein.
146225 @ 30 Jan 2016, 20:56 hat geschrieben:Das dürfte auch aus einer Reihe weiterer Städte/Regionen so richtig sein.
Jo. Selbst Coburg bekommt mit den neuen RE eine bessere Anbindung nach Süden. Erfurt ist (etwas) schneller erreichbar aus Richtung Westen und bekommt neue Direktverbindungen nach Südwestdeutschland. Von Magdeburg nach Süddeutschland kann in Halle umgestiegen werden, statt wie bisher außenrum über Braunschweig zu fahren. In Bamberg müsste aus dem 30er-Regio-Knoten ganz guten in den FV nach Norden umgestiegen werden können.

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Baureihe 401
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Beitrag von Baureihe 401 »

andreas @ 30 Jan 2016, 21:40 hat geschrieben:
Martin H. @ 30 Jan 2016, 20:24 hat geschrieben: Und der neue Berliner Flughafen macht jetzt auch mit im Rennen um die längste Anfahrt mit der Bahn.

http://mobil.berliner-zeitung.de/berlin/ba....14122/page-114
dann könnte man doch, ähh, einen Transrapid, äh, vom HBF zum Flughafen, äh, bauen und dann ist man, wenn man äh, am
HBF eingecheckt hat, ähh, ja schon quasi auf Mallorca....
Jaja der Transrapid...nur München Hbf - München Flughafen wäre er natürlich lachhaft gewesen, aber ein Transrapid München - München Flughafen - Nürnberg - Leipzig - Berlin hätte Sinn gemacht. Dann wäre das Flugzeug tatsächlich ausgestochen worden.
Fahrberechtigt auf den Baureihen 101, 111, 120, 143, 146, 1016/1116, 401, 402, 403/406, 423-426, 440, 442, 445 und diversen Steuerwagen.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Martin H. @ 30 Jan 2016, 20:24 hat geschrieben: Und der neue Berliner Flughafen macht jetzt auch mit im Rennen um die längste Anfahrt mit der Bahn.

http://mobil.berliner-zeitung.de/berlin/ba....14122/page-114
Mann mann, das ist echt ein Schildbürgerstreich.
Intermodale Verknüpfung in Deutschland .. ein Trauerspiel.

Vermutlich nehmen die Augsburger in Zukunft den ICE über die NBS Ulm/Stuttgart21/Mannheim zum Frankfurter Flughafen als nach MUC zu zuckeln. Von den indiskutablen Umstiegswegen in MH ganz zu schweigen.
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Lobedan
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Beitrag von Lobedan »

rautatie @ 28 Jan 2016, 17:41 hat geschrieben:die in den Beiträgen erwähnte relativ schwache Auslastung des ICE über Fulda kann ich bestätigen, die ist mir auch aufgefallen. Ich dachte, der Zug wäre wegen des 2-Stunden-Taktes viel voller, aber es war überall reichlich Platz. Ich vermute, da haben einfach die Fahrgäste von den Halten auf der Frankenwaldbahn gefehlt. Und z.B. auf dem Streckenabschnitt Fulda - München gibt es ja bereits die "normalen" ICEs (als wir von Berlin kommend in Fulda eintrafen, mussten wir gleich zwei andere ICEs nach München vorlassen. Kein Wunder, dass in unseren Zug kaum jemand eingestiegen ist).
218 466-1 @ 29 Jan 2016, 18:05 hat geschrieben:Umleiterzüge sind fast immer ziemlich leer.
Ich hatte heute Nachmittag das Vergnügen Erfurt-Ingolstadt im Umleiterzug und konnte nichts von schlechter Auslastung berichten. Sonntag mag vielleicht nicht den Durchschnitt zeigen, aber einen freien 2er, geschweige denn 4er habe ich mit meiner Begleitung nicht gefunden und auch sonst war es recht voll. Ab Würzburg zogen einige Fahrgäste sogar das Stehen vor.
Die Unterwegshalte hatten auch recht üppigen Fahrgastwechsel, in Erfurt stieg schon mehr zu als dort sonst in den Durchschnittszug der Linie 50 einsteigt. Fulda ebenfalls recht ordentlich.

Auffällig waren jedoch die mehr als üppigen Fahrplanreserven. Abfahrt in Erfurt mit +12, Fulda +8, Ankunft in Würzburg dann pünktlich und das, obwohl Fulda-Würzburg laut Anzeige nur mit 200 km/h gefahren wurde.
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218 466-1
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Beitrag von 218 466-1 »

Erste duchgängige Zugfahrt Ebensfeld - Erfurt.
Und wie man sieht, kann es BR 218 durchaus mit den ICE's aufnehmen und fährt auf einigen Abschnitten sogar noch schneller. 106 Km in nur 19 Minuten! :D :ph34r:

GSM-R Messfahrt:
https://www.youtube.com/watch?v=Hxxu_8lKjws

Führerstandsmitfahrt:
https://www.youtube.com/watch?v=sSjCTOrP5JY
Keine Alternative zum Transrapid MUC
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AndiFant

Beitrag von AndiFant »

auch das Beschleunigungsvermögen der BR218 hat mich fast umgehauen ;)
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Beitrag von Jogi »

Auf der, wohl von den Landtags-Grünen initiierten, Regionalkonferenz "Mobilität verbindet" in Coburg stellte am vergangenen Samstag der Konzernbevollmächtigte der DB für Bayern, Klaus-Dieter Josel, das Betriebskonzept der VDE8 für die Anbindung Coburgs vor: DB-Präsentation "Vom Fahrplan 2018 und der Inbetriebnahme der VDE 8 profitiert ganz Deutschland" (PDF, gruene-fraktion-bayern.de)

Auf Folie 7 werden die (erwarteten) Entwicklungen der Marktanteile dargestellt. Bei 10 Prozent Marktzuwachs werden folgende Verschiebungen der Anteile (!) erwartet:
  • MIV sinkt von 30 auf 25 Prozent,
  • Flugzeug sinkt von 50 auf 35 Prozent und
  • Bahn steigt von 20 auf 40 Prozent.
Nach 2017 solle die Bahn "bevorzugtes Verkehrsmittel" werden.

Auf Folie 8 werden die geplanten ("Planungsstand" - Verschiebungen im Minutenbereich sind also noch möglich) Fahrzeiten der in Coburg haltenden ICE präsentiert. Die Züge sollen alle über Leipzig fahren.
Fahrtrichtung München -> Berlin:
  • 04.40 / 13.48 / 19.56 ab München
  • 05.47 / 14.55 / 21.05 ab Nürnberg
  • 06.49 / 15.52 / 22.16 ab Coburg
  • 07.24 / 16.24 / 22.51 an Erfurt
  • 09.27 / 18.20 / 00.45 an Berlin (vrmtl. Hbf)
Für die mittägliche Fahrt wird noch eine nicht näher begründete alternative Fahrtlage angegeben, die drei Stunden früher liegt (München ab 10.48, Coburg ab 12.52, Berlin leicht später an 15.28).

Fahrtrichtung Berlin -> München:
  • 04.10 / 12.32 / 19.39 ab Berlin
  • 06.12 / 14.33 / 21.33 ab Erfurt
  • 06.49 / 15.06 / 22.06 ab Coburg
  • 07.52 / 16.02 / 23.07 an Nürnberg
  • 09.01 / 17.13 / 00.16 an München
Ab 2019 sollen auch ICE 4 in Coburg halten. Verallgemeinert dürfte dann die BR 412 den ICE-T auf der VDE 8 ablösen.
Naheliegend wäre ein Fahrtlage der drei (!) Sprinter zwischen Spree und Isar in der Nähe der in Coburg haltenden Züge.

Die weitere Einbindung Coburgs (F9) an die VDE 8 erfolgt mittels Umstieg in Bamberg. Stündlich soll es in 3:40 Stunden nach Berlin gehen; zweistündlich (neuer RE) in 2:30 Stunden nach München.

Wie bekannt soll Ende 2023 die IC-Linie Karlsruhe--Nürnberg durch den Frankenwald nach Leipzig verlängert werden (F10). Als Grund für diesen Zeitpunkt werden ein neues RV-Konzept sowie die Auslieferung neuer IC-Züge (was auch immer das genau heißen soll... :huh:) genannt. Neben den heutigen FV-Halten sollen auch Kronach und Ludwigsstadt bedient werden.

---

Auf der Landtags-Grünen-Dokumentationsseite der Regionalkonferenz sind auch weitere Präsentationen abrufbar zu diesen Themen:
Perspektiven für die Reaktivierung der [fränkischen] Höllentalbahn (Frank Sell)
"Sachsentakt 21" - Ein Masterplan für ein mobileres Sachsen (Katja Meier)
Bahnkonzepte für die Zukunft - 23 Jahre nach der Bahnreform (Claus Weselsky)
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Beitrag von Markus »

Jogi @ 27 Sep 2016, 11:56 hat geschrieben: [*]Flugzeug sinkt von 50 auf 35 Prozent und
[*]Bahn steigt von 20 auf 40 Prozent
Das Ziel wird man erreichen, nachdem wohl air berlin bald als Wettbewerber ausscheidet. Das dann höhere Preisniveau kommt der Bahn entgegen.
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Bayernlover
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Beitrag von Bayernlover »

Die Strecken ab DUS und TXL sollen aber wohl erhalten bleiben. 3:56h sind als Konkurrenz erst dann ernstzunehmen, wenn der BER mal fertig ist.
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Beitrag von 143 »

Jogi @ 27 Sep 2016, 11:56 hat geschrieben: [*]Flugzeug sinkt von 50 auf 35 Prozent und
[*]Bahn steigt von 20 auf 40 Prozent
Ich halte das für ziemlich übertrieben. Wenn man die Reisezeit von Tür zu Tür betrachtet komme ich mit der Bahn auf mindestens 5, eher 6 Stunden. Das wäre fast doppelt so lang als mit dem Flieger. Und genau so lange wie mit dem Auto. Preislich spricht auch nichts für die Bahn.
Ich würde prognostizieren, daß die Bahn bestenfalls 30 % Anteil erreichen wird. Bevorzugtes Verkehrsmittel wird das Flugzeug bleiben. Gilt insbesondere für Geschäftsreisende, die am selben Tag wieder zurück möchten.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Gerade wenn man in Coburg hält, sind die gewünschten Verschiebungen im Modal Split Wunschdenken.
Abgesehen von der verlorenen Zeit, wird das Angebot gefühlt weniger wertig, wenn in Coburg gehalten wird.
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Markus
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Beitrag von Markus »

Ja, das Flugzeug wird für Geschäftsreisende das Verkehrsmittel Nr. 1 bleiben. Dies hängt aus meiner Sicht auch mit den teilweise strengen Reisekostenrichtlinien zusammen.

Vor 2 Wochen habe ich für meine Frau, unser Baby und mich für den Neujahrstag 3 One-way-Tickets von Berlin-Tegel nach München bei LH gebucht. Nach langen Diskussionen haben wir uns gegen die Bahn entschieden, weil die Zugfahrten (Nordbrandenburg nach in den Münchner Süden) zu lang sind und die Sanitäranlagen in Zug & Bahnhöfen nicht so gut sind wie es sein müsste. Preislich waren die 3 Tickets teurer als 2. Klasse, aber billiger als 1. Klasse (jeweils Sparpreise). Wir hatten uns zu gar überlegt Business Class zu fliegen, dann hätten wir aber 100 € mehr gezahlt als 1. Klasse Bahn. Das war uns dann doch zuviel.

Wir hätten aber einen Nachtzug gebucht, wenn es ginge...
Für nächsten Sommer hätte ich gerne einen Autoreisezug gebucht. :( Diese mindestens 7-Stunden Autobahn-Fahrten sind ganz schön anstrengend.
Für Wochenendtrips war bisher das Flugzeug unser Verkehrmittel Nr. 1.
Vielleicht ändert sich das nächstes Jahr. Mal schaun.
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Beitrag von Markus »

Bayernlover @ 27 Sep 2016, 12:56 hat geschrieben: Die Strecken ab DUS und TXL sollen aber wohl erhalten bleiben. 3:56h sind als Konkurrenz erst dann ernstzunehmen, wenn der BER mal fertig ist.
Air berlin wird als Fluggesellschaft nicht dauerhaft überleben. Darauf traue ich mich mittlerweile wetten. Zumnindest nicht in dieser Konstellation, höchstens als Tochtergesellschaft einer großen EU-Gesellschaft.
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Metropolenbahner
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Beitrag von Metropolenbahner »

143 @ 27 Sep 2016, 13:08 hat geschrieben:
Jogi @ 27 Sep 2016, 11:56 hat geschrieben: [*]Flugzeug sinkt von 50 auf 35 Prozent und
[*]Bahn steigt von 20 auf 40 Prozent
Ich halte das für ziemlich übertrieben. Wenn man die Reisezeit von Tür zu Tür betrachtet komme ich mit der Bahn auf mindestens 5, eher 6 Stunden. Das wäre fast doppelt so lang als mit dem Flieger.
Kommt halt darauf an, wo Deine Tür ist.

Außerdem kommt bei München das Spezialthema Flughafenanbindung dazu. Aus der Innenstadt bist Du schnell am Bahnhof, aber bis Du am Flughafen bist, bist Du mit dem ICE auch schon in Ingolstadt.
Dazu noch Check-In und Warten aufs Gepäck in Berlin ... wenn BER irgendwann mal aufmachen sollte ebenfalls ~30 Minuten Bahnfahrt ins Berliner Zentrum ... wobei der ICE aber nicht nur am Hbf hält, sondern auch an Südkreuz / Spandau / Gesundbrunnen ... die Haustür also statistisch gesehen oft näher liegen dürfte.

Davon abgesehen sehe ich jetzt aber auch keinen Riesenunterschied den man groß diskutieren müsste, wenn die Bahn von 20-40% Marktanteil ausgeht und Du von bestenfalls 30% redest ;)
Um die paar Prozentpunkte Unterschied erklären zu können, reichen schon einige Sonderfaktoren, z.B. Urlaubs-/Ferien-/Messezeiten.
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Beitrag von Bayernlover »

Das meiste Aufkommen dürften Geschäftsreisende generieren, für die gibt's weder Gepäck noch Check-in, sondern nur Siko und ab dafür. Realistisch betrachtet braucht man mit dem Flugzeug von Innenstadt zu Innenstadt 4h, also ähnlich lang wie die Bahn. Kommt halt immer drauf an, wo man hin will. Und wie zuverlässig das jeweilige Verkehrsmittel ist und natürlich auf die Uhrzeit. Abends um 8 wird man kaum noch zu erträglichen Zeiten reisen können.
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Beitrag von Metropolenbahner »

Iarn @ 27 Sep 2016, 13:29 hat geschrieben: Gerade wenn man in Coburg hält, sind die gewünschten Verschiebungen im Modal Split Wunschdenken.
Na klar, genau deshalb will man auch nur 3x in Coburg halten.

@Jogi:
Wie bekannt soll Ende 2023 die IC-Linie Karlsruhe--Nürnberg durch den Frankenwald nach Leipzig verlängert werden (F10). Als Grund für diesen Zeitpunkt werden ein neues RV-Konzept sowie die Auslieferung neuer IC-Züge (was auch immer das genau heißen soll...
Das heißt, dass die DB dafür gerne einen Obolus haben möchte, den sie aber erst bekommen kann, nachdem der aktuelle Nahverkehrsvertrag ausgelaufen ist. Zufälligerweise ist das Vertragsende im Falle FTX frühestens Dez. 2023:
http://beg.bahnland-bayern.de/de/wettbewer...rbsprojekte.pdf
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Beitrag von Jogi »

Die "Zeit" hat einen lesenswerten Artikel online gestellt, der sich mit negativen Folgen der HGV-Fixierung der 1990er befasst: "Der Zug ist abgefahren".

Als Aufhänger wird die weitgehende Abbindung Jenas vom SPFV genommen, was schließlich in diese Sternchenfrage mündet:
Ist es für das Land besser, wenn man in Rekordzeit von einer Metropole in die andere kommt? Oder wenn man länger braucht – aber dafür mehr Menschen etwas davon haben?
Eine Antwort gibt es dann auf Seite 2 des Artikels:
Seit Jahren beschreiben Wissenschaftler die Spaltung, die entsteht, wenn Teile der Bevölkerung immer besser angebunden werden – und andere abgehängt. Der US-Ökonom Raj Chetty von der Harvard-Universität hat erforscht, dass die Ungleichheit in Städten steigt, wenn es keine U-Bahnen gibt, die ärmere mit reicheren Vierteln verbinden. Der New Yorker Demokratieforscher Ian Buruma sagt, der neue Klassenkampf finde nicht mehr zwischen Reichen und Armen statt, sondern zwischen gebildeten Großstadt-Eliten und schlecht vernetzten Provinzlern. Die deutsche Demografin Claudia Neu hat für dieses Phänomen einen Begriff geprägt: territoriale Ungleichheit. In Frankreich haben Studien gezeigt, dass die Entkopplung ganzer Regionen vom Bahn- und Versorgungsnetz den Aufstieg des Front National begünstigt hat. Auch in Deutschland spielt der ungleiche Zugang zu Infrastruktur den Populisten in die Hände: Laut Umfragen sind für AfD-Anhänger nicht nur die Flüchtlinge ein wichtiges Thema, sondern auch Verkehr und Infrastruktur.
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Alles klar, einfach die SFS abreißen, dann macht es auch sofort "Puff" und die AfD ist auf der Stelle verschwunden... :ph34r:
Sorry der Artikel ist nicht den Speicherplatz wert den er verschwendet.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam
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DSG Speisewagen
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Dieses schwarz-weiß ist einfach lächerlich. Natürlich braucht es Schnellfahrstrecken, aber es bräuchte auch einen Ausbau des Bestandsnetzes und der Kapazitäten. Wäre das Netz nicht so stark unterfinanziert wäre das auch weniger das Problem. Natürlich fehlen auch die klaren Ziele und Vorgaben.

Wichtig ist es eben Jena und andere Städte mit einem sekundären Produkt anzubinden, wie es ein IR sein könnte oder eben einer separaten IC-Linie. Wenn der Bund seiner Verantwortung für den Fernverkehr nachkommen würde und ein Konzept inkl. Linienvorgaben hätte, wäre man da schon weiter und könnte mit Übergang auf die SFS schon eine Ersatzlinie anbieten die auch Fernverkehrskomfort bietet und Direktverbindungen wie Berlin - Jena behinhaltet.

Es fehlen aber immer noch wichtige Netzergänzungen und die wohl wichtigste fehlt sogar wieder im neuen BVWP: Nürnberg - Würzburg. Die zweigleisige Strecke ist ein einziges Betriebshindernis und ständig wird der ICE dort ausgebremst. Hier bräuchte es dringend NBS-Abschnitte.
Also braucht es in Zukunft SFS um die Lücken zu schließen wie Nürnberg - Würzburg.
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Bayernlover »

Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Zusammenhang aber nicht. Mit Infrastruktur kommen Arbeitsplätze, mit Arbeitsplätzen kommen Perspektiven und mit Perspektiven kommen die Leute nicht auf dumme Gedanken (vereinfacht ausgedrückt).
Für mehr Administration. Gegen Sittenverfall. Für den Ausschluss nerviger Weiber.
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rautatie
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Beitrag von rautatie »

DSG Speisewagen @ 7 Nov 2016, 14:53 hat geschrieben: Wichtig ist es eben Jena und andere Städte mit einem sekundären Produkt anzubinden, wie es ein IR sein könnte oder eben einer separaten IC-Linie.
Ja, so sehe ich das auch. Ich würde es z.B. eine gute Lösung finden, wenn man die ICEs über die Schnellstrecke schicken würde, aber einzelne ICs über die Saalebahn wie bisher (muss ja nicht jede Stunde sein). Stattdessen macht man vermutlich den radikalen Schnitt und schickt über die Frankenwald- und Saalebahn nur noch Regionalzüge, die überdies mehrfach gebrochen sind.
Wo ist das Problem?
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Beitrag von Jogi »

Balduin @ 7 Nov 2016, 14:18 hat geschrieben:Alles klar, einfach die SFS abreißen, dann macht es auch sofort "Puff" und die AfD ist auf der Stelle verschwunden... :ph34r:
Bisschen kurz dargestellt ;)

Auch wenn über die Kette im zitierten Absatz trefflich gestritten werden kann - die Maus beißt keinen Faden daran ab, dass mit der Eröffnung der VDE8 Jena nahezu gänzlich vom SPFV abgekoppelt wird. Und Jena ist nunmal einer der wenigen regionalen Leuchttürme mit wirtschaftlichem Erfolg in Neufünfland. Dass diese Prosperität auch auf die gute Mobilität und damit auch auf der guten SPFV-Anbindung aufbaut, dürfte unstrittig sein. Der Sprung zum AfD-Erfolg ist dagegen wirklich etwas kurz gehalten resp. klammert andere Faktoren zu stark aus - ich hab den im Wesentlichen deshalb mit zitiert, weil im Satz vorher der FN erwähnt wurde.

Vom Stundentakt runter auf zwei Züge am Tag ist eine gewaltige Fallhöhe, die die wirtschaftliche Entwicklung beeinflussen dürfte und die im Wesentlichen mit zwei Antworten weggewischt wurden:

Zum einen werde Thüringen einen Express-Verkehr bestellen und so die überregionale Anbindung Jenas sicherstellen. Nach Erfurt schaut's ganz gut, bleibt aber im Wesentlichen beim Status Quo; nach Leipzig eher nicht, bekanntlich spielt Abellio ab Weißenfels die RB, so dass sich die Fahrzeit nach Leipzig von gut einer Stunde (ICE ca. 1:05 bis 1:10 h) auf knapp zwei Stunden (SE) verlängert, hinzu kommt außerdem die Reduktion auf eine nur noch zweistündlich umsteigefreie Verbindung; nach Süden gibt's bekanntlich den FTX mit gar nicht so viel längerer Fahrzeit, dafür mit - für eine solch lange Strecke - indiskutabler Ausstattung (die Reihensitze auf den Podesten mit gefühlt 40 cm Sitzabstand :angry: - das so etwas verbaut werden darf...).

Zum anderen wurde neben dem "Ersatz" durch den Knoten Erfurt und die verbleibenden FV-Leistungen verwiesen: Die Bahn hat schon lange angekündigt, zwei ICE-Paare zwischen Jena und Berlin fahren zu lassen - das spricht für eine Ausrichtung auf Pendler zwischen Jena und Leipzig; für "Besucher" (Städtetouris, Forschung) sind die eher uninteressant. Dann hat sich vor einigen Jahren die zweite Tarifintegration (nach Norddeich--Bremen) rauskristallisiert, indem drei IC2-Zugpaare zwischen NRW und Gera fahren und auch die Zubringerfunktion nach Erfurt übernehmen.

Das waren lange Zeit die einzigen "offiziellen" FV-Substitute für Jena. Mit der Angebotsoffensive sollte eine IC2-Linie Leipzig-Jena-Nürnberg und weiter bis Karlsruhe verkehren. Gerade diese dürfte der Ersatz sein, auf den sich die meisten einigen könn(t)en: Überregionale Anbindung Jenas an die Knoten Leipzig und Nürnberg (speziell zu diesem stellt der Umweg über Erfurt de facto keine Verbesserung dar: einmal umsteigen notwendig und durch Umweg & NBS-Nutzung erwartbar deutlich teurer) mit Anschluss an weitergehenden FV; gleichbleibende Fahrzeit und FV-Komfort statt StadtExpress. Halt ein FV-Angebot, das seinen Namen verdient (ob das jezt IC2, InterRegio oder Schumis summende Schuhplattler Sause heißt, ist erstmal sekundär) und über die Bevormundung hinausgeht, die lange praktiziert wurde, indem die Anbindung Erfurts gegen die Jenas ausgespielt wurde und sich mit wechselnden Gegenreaktion verstärkt hat.

Es verlangt ja niemand (mehr ernsthaft), die VDE8 einzuebnen und alle Kunstbauten abzubrechen, sondern "nur" einen tauglichen Ersatz bereitzustellen, der über die bisherigen, unbefriedigenden Antworten hinausgeht. Mit der IC-Linie dürfte die Antwort prinzipiell gefunden sein.

Bleibt nur die Frage, was in der sechsjährigen Lücke (Ende 2017 bis 2023) passiert - klar, Jena wird nicht in die Steinzeit zurückfallen, die (Verkehrs-)Politik bleibt trotzdem die Antwort schuldig, warum die wirtschaftliche Entwicklung "einfach so" torpediert wird und warum so ein Ersatz erst kurz vor Torschluss auf die Beine gestellt wurde. Obwohl, eigentlich viel zu spät, denn eigentlich gehört der Ersatz ab Dezember 2017 auf die Schiene. Aber der Zug ist abgefahren.

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rautatie @ 7 Nov 2016, 14:57 hat geschrieben:Ja, so sehe ich das auch. Ich würde es z.B. eine gute Lösung finden, wenn man die ICEs über die Schnellstrecke schicken würde, aber einzelne ICs über die Saalebahn wie bisher (muss ja nicht jede Stunde sein).
Ich konnte mir lange Zeit auch nicht vorstellen, dass es einen derart radikalen Schnitt bei der FV-Anbindung Jenas geben würde. Wenigstens im WE-Verkehr hätte ich ein paar Züge erwartet, die zwischen Leipzig und Nürnberg verkehrten - aber bis auf die zwei ICE-Paare von/nach Berlin kommt wohl wirklich nichts anderes.
rautatie @ 7 Nov 2016, 14:57 hat geschrieben:Stattdessen macht man vermutlich den radikalen Schnitt und schickt über die Frankenwald- und Saalebahn nur noch Regionalzüge, die überdies mehrfach gebrochen sind.
So schlimm wär's dann doch nicht gekommen, die Verlängerung der RE Nürnberg-Lichtenfels bis Jena mit dem Franken-Thüringen-Express war mehr oder weniger explizit als Ersatz für den wegfallenden FV vorgesehen. Auch eine Verlängerung dessen bis Halle stand lange im Raum, ist aber wohl endgültig abgeblasen.

Problematisch bleibt noch die Anbindung an Leipzig, die wird sich deutlich verlängern, so dass es letztlich egal ist, ob man von Jena aus entweder auf direktem Weg, über Erfurt oder über Gera (ja, Gera!) fährt. Es dauert alles drei etwas weniger als zwei Stunden.
Da haben die Besteller geschlafen. Der ZVNL hat nicht wirklich die Mittel/und oder das Interesse, einen Express zwischen Weißenfels und Leipzig zu bestellen; Thüringen hat den zwar bestellt, aber es fehlt eine frühe Ankunft dessen in Leipzig.

Das meinte ich weiter oben mit Bevormundung: Lange hieß es, es wird eine Alternative bestellt werden, aber dann kommt die nicht in gelobter Form oder der Ersatz bedeutet mehr Aufwand für die Nutzer wie etwa das Umsteigen in Erfurt statt bei nahezu gleicher Reisezeit. Die Nutzer sind ja nicht blöd, sondern merken selber, ob das was taugt oder nicht.
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Iarn
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Beitrag von Iarn »

Der Zeit Artikel bezieht sich explizit auf Frankreich. Jetzt sind Strasbourg und Marseille trotz aus exzellenter Anbindung an das französische Hochgeschwindigkeitsnetz ziemlich rechte Hochburgen.
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Balduin
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Beitrag von Balduin »

Iarn @ 7 Nov 2016, 16:36 hat geschrieben: Der Zeit Artikel bezieht sich explizit auf Frankreich. Jetzt sind Strasbourg und Marseille trotz aus exzellenter Anbindung an das französische Hochgeschwindigkeitsnetz ziemlich rechte Hochburgen.
Ich gehe jede Wette ein: Ohne TGV sondern mit einer Verbindung wie anno 1975 sehe es diesen Städten noch düsterer aus und der FN würde das Land schon jetzt regieren (und nicht erst in 5 Jahren)...
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Beitrag von Entenfang »

Jogi @ 7 Nov 2016, 13:14 hat geschrieben: Die "Zeit" hat einen lesenswerten Artikel online gestellt, der sich mit negativen Folgen der HGV-Fixierung der 1990er befasst: "Der Zug ist abgefahren".
Man sollte nicht vergessen, dass das Planfeststellungsverfahren in den Jahren 1994 - 1997 durchgeführt wurde. Damals stand man noch vollständig auf der Rennstrecken-Philosophie. Außerdem ist die Zielstellung des VDE 8 nicht eine Anbindung möglichst vieler Menschen zu ITF-konformen Kantenzeiten sondern eine konkurrenzfähige Fahrzeit zwischen Berlin und München, die mit 403 mit Halt in Halle, Erfurt und Nürnberg unter vier Stunden liegen soll.

Naürlich ist es nicht gut, dass man sich um kein vernünftiges Ersatzkonzept für die Altstrecke bemüht hat. Aber HGV hat auf langsamen Bummelstrecken nichts verloren, selbst wenn dann aufstrebende Städte ihren FV-Anschluss verlieren.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Entenfang @ 8 Nov 2016, 20:27 hat geschrieben: Man sollte nicht vergessen, dass das Planfeststellungsverfahren in den Jahren 1994 - 1997 durchgeführt wurde. Damals stand man noch vollständig auf der Rennstrecken-Philosophie. Außerdem ist die Zielstellung des VDE 8 nicht eine Anbindung möglichst vieler Menschen zu ITF-konformen Kantenzeiten sondern eine konkurrenzfähige Fahrzeit zwischen Berlin und München, die mit 403 mit Halt in Halle, Erfurt und Nürnberg unter vier Stunden liegen soll.
Diese 4 Stunden werden aber nur von den wenigsten Zügen annähernd erreicht, was schon schwach ist wenn man schon so baut.

Der größte Skandal ist jedoch dass diese Strecke längst fertig sein könnte, aber die Schröderregierung den Bau einfach gestoppt hat, während für zwei Autobahnen durch den Thüringer Wald (hier hätte eine Bündeltrasse gereicht, aber ist ja die heilige Straße) die Kosten total egal waren und man munter weitergebaut und gebohrt hat. Deutsche Verkehrspolitik wie man sie kennt...
Trassengebühren halbieren! Schwerverkehrsabgabe ab 3,5t für Lkw und Busse einführen! Infrastrukturausbau, Knotenausbau, Kapazitätsausbau! Verminderter Mehrwertsteuersatz für alle Zugfahrkarten! Fahrgastrechte für alle Verkehrsträger gleich!
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Beitrag von Entenfang »

DSG Speisewagen @ 8 Nov 2016, 19:43 hat geschrieben: Der größte Skandal ist jedoch dass diese Strecke längst fertig sein könnte, aber die Schröderregierung den Bau einfach gestoppt hat, während für zwei Autobahnen durch den Thüringer Wald (hier hätte eine Bündeltrasse gereicht, aber ist ja die heilige Straße) die Kosten total egal waren und man munter weitergebaut und gebohrt hat. Deutsche Verkehrspolitik wie man sie kennt...
In der Tat wurde der Bau der SFS zeitweise gestoppt, was auf das merkwürdige Finanzierungskonzept zurückzuführen war. Sie sollte mit den normalen Mitteln für das deutsche Eisenbahnnetz finanziert werden. Irgendwann hat man dann festgestellt, dass selbst wenn dafür 75% des jährlichen Budgets verwendet, der Bau wohl bis 2040 dauern würde und man die ersten Brücken schon wieder neu bauen müsste. 2006 gab es dann eine neue Vereinbarung mit dem Ziel einer möglichst zügigen Fertigstellung.
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Beitrag von 146225 »

Entenfang @ 8 Nov 2016, 19:27 hat geschrieben: Naürlich ist es nicht gut, dass man sich um kein vernünftiges Ersatzkonzept für die Altstrecke bemüht hat. Aber HGV hat auf langsamen Bummelstrecken nichts verloren, selbst wenn dann aufstrebende Städte ihren FV-Anschluss verlieren.
Von HGV spricht auch (hier) keiner, aber dass ein "B-Fernverkehr" zu lange vernachlässigt wurde und jetzt bis 2028 schrittweise (doch wieder nicht) kommt, ist auch kein Ruhmesblatt.
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Beitrag von Jogi »

Entenfang @ 8 Nov 2016, 20:27 hat geschrieben:Man sollte nicht vergessen, dass das Planfeststellungsverfahren in den Jahren 1994 - 1997 durchgeführt wurde. Damals stand man noch vollständig auf der Rennstrecken-Philosophie.
Sicher richtig (und von dem Grundsatzproblem der überlangen Zeit zwischen Planung, Bau und tatsächlichem Betrieb gar nicht gesprochen), aber es entschuldigt den Bockmist nicht, den die Poltik in Thüringen durch ihre "Erfurt-Fixierung" und Bevormundung angerichtet hat.
Entenfang @ 8 Nov 2016, 20:27 hat geschrieben:Außerdem ist die Zielstellung des VDE 8 nicht eine Anbindung möglichst vieler Menschen zu ITF-konformen Kantenzeiten sondern eine konkurrenzfähige Fahrzeit zwischen Berlin und München, die mit 403 mit Halt in Halle, Erfurt und Nürnberg unter vier Stunden liegen soll.
S.o. Das Ziel, eine (more or less) zeitgemäße HGV-Verbindung zwischen Berlin und Bayern herzustellen, wird an sich nicht in Frage gestellt. Heute gleich gar nicht mehr, nachdem man inzwischen so weit gekommen ist. Dass in der Zeit dazwischen Alternativvorschläge und -gutachten nachgeliefert werden, die sowieso und überhaupt viiiiiel besser sind als die festgestellten Pläne, wie das in der "Zeit" erwähnte Gutachten aus Sachsen, das bei einer Führung durch Sachsen viele Milliarden nicht nur aus Sachsen in Sachsen gespart hätte und man nur 20 Minuten länger in Sachsen durch das schöne Sachsen gefahren wäre, ist nun nichts wirklich Neues ;) (Vieregg & Rössler wollen ja auch von was leben :lol:). Auch wenn die Alternativen die formulierten Ziele vielleicht nicht erreichen, auch wenn die Planfeststellung schon angelaufen oder gar beendet ost.
Entenfang @ 8 Nov 2016, 20:27 hat geschrieben:Naürlich ist es nicht gut, dass man sich um kein vernünftiges Ersatzkonzept für die Altstrecke bemüht hat.
Nicht bemüht... Für mich sieht das so aus, dass im Landesverkehrsministerium Jena und Erfurt gegeneinander ausgespielt wurden. Um auf jeden Fall die ICE-Anbindung Erfurts zu erhalten, hat die Landespolitik es jahrelang partout vermieden, irgendeine alternative Anbindung für Jena bei DB Fernverkehr zu fordern oder gar irgendetwas zu fördern, was über den neuen SE hinausginge. Aus der Warte hat man bewusst in Kauf genommen, die Stadt vom überregionalen Verkehr mindestens deutlich schlechter zu stellen, was (wie beschrieben) an der Anbindung Jenas an Leipzig besonders deutlich wird. Von Ende 2017 bis Ende 2023 wird man zwei Stunden brauchen, egal auf welcher Strecke. Aktuell geht es mit dem ICE in gut eine Stunde.

Das Ziel der Landes(-innen- & verkehrs-)poltik sollte es aber sein, eine möglichst gute Verkehrsanbindung seine Wirtschaftszentren zu haben? Selbst der Ba-Wü-Verkehrsminister Hermann hat sich für die touristische Anbindung Konstanz mit zwei Zugpaaren in der Woche eingesetzt... Und in Erfurt hat man sich mit zwei Zugpaaren am Tag zu Frieden gegeben? Welchen Grund sollte es sonst geben, außer dem stündlichen ICE bloß gar keinen Fahrgast abzuluchsen, der vielleicht doch den Frankenwald schaukeln könnte?
Entenfang @ 8 Nov 2016, 20:27 hat geschrieben:Aber HGV hat auf langsamen Bummelstrecken nichts verloren, selbst wenn dann aufstrebende Städte ihren FV-Anschluss verlieren.
Dieses "Missverstehen" meine ich mit der Bevormundung un dem gegenseitigen Ausspielen.

In der langen und breiten Diskussion gab es sicher Stimmen, die eine Trasse über Jena statt Erfurt vorgeschlagen haben samt ICE-Halt. Über einzelne Rufe dürften sie aber kaum rauskommen sein. Allgemeiner war da schon die Forderung nach einem adäquaten FV-Angebot nach Ibn der ICE-Strecke. Und hier beginnt das Missverstehen: Diese Forderung ist nicht gleichbedeutend mit einem Umlegen der ICE-Strecke von Erfurt nach Jena und/oder einem Abbrechen der bisherigen Soda-Brücken.

Diese Fixierung à la "Bist du nicht für mich, bist du gegen mich" hat jahrelang eine Lösung dieses Konflikts blockiert anstelle im Dialog andere Lösungsalternativen zu diskutieren. Kommt der Dialog nicht in Gang, kommt halt so was bei raus wie jetzt: sechsjährige Lücke, eine ICE-Anbindung zu "nachfragestarken" Zeiten von Bahnens Gnade und ein Express-Ersatz, der gerade mal auf Teilstrecken "expressig" ist.

Der Clou an dem Ganzen ist ja mitterweile, dass selbst die DB erkannt hat, dass die Tagesrand-Anbindung vielleicht doch ein bisschen wenig ist und Potential ungenutzt liegen lässt. Ablesbar an der Vorverlegung der neuen IC-Linie von 2030 auf 2023 als frühestmöglicher Zeitpunkt (Auslaufen FTX-Vertrag).

Aber Erfurt hat seine ICE-Anbindung. Und "[g]anz Thüringen wird von dieser Entwicklung profitieren". Nur in Jena sind'se zu doof, das zu erkennen.
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Beitrag von DSG Speisewagen »

Hat denn die Region Jena so wenig politischen Einfluss? Schließlich dürfte es eine der erfolgreichsten Städte Thüringens sein und die höchste oder zweithöchste Wirtschaftskraft vor/nach Erfurt haben.
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